Archiv für den Tag: 26. Januar 2025

Tag 253

Gestern liefen im Kino vier Episoden von Die Paartherapie aus der ARD. Normalerweise würde ich sowas nicht anschauen. Es wurde uns aber von unserer Dozentin Yvonne empfohlen. Ich schätze sie sehr. Sie macht einen wirklich tollen Vortrag! Wir sind immer noch bei F52. Die Frage einer Teilnehmerin war, wann denn die Diagnose aus F52 angezeigt wäre und wann eher nicht – da verwies sie auf diese Serie. Ich bin immer etwas skeptisch bei so pseudoreality TV. Verhalten sich die Menschen dort wirklich authentisch? Ich hab da so meine Zweifel. Denn ich wüsste nicht, dass ich mich authentisch verhalten könnte, wenn ständig eine oder mehrere Fernsehkameras mitlaufen würden. Ob ihr selber rein schauen wollt, müsst ihr natürlich immer selber entscheiden. Hier werden gelegentlich noch weitere Episoden laufen. Was zumindest auffällt ist, dass sie eher im mittleren sozialen Niveau unterwegs sind. Die Wohnungen dort sind schon ganz schön durchgestyled und großzügig.

Einmal mehr wird mir klar: psychische Störungen sind keine Ausnahme. Psychische Störungen sind die Regel. Die Konsumgesellschaft ist befallen wie von einem Virus. Man muss von einer Pandemie, einer echten Seuche sprechen. Oder von einem gut kultivierten Virus. Er wird wirklich gut ernährt durch Wohlstand. Durch Tiktok, Insta & Co. hat der die besten Verbreitungsbedingungen. Und nein, ich bin nicht ausgeschlossen. Ich fühle mich dennoch als Exot. Denn ich würde doch gerne mehr zur Heilung unternehmen. Und zwar ganz dezidiert und ausgesprochen für mich selbst. Allein die Bedingungen sind suboptimal. Für eine Heilung braucht es tatsächlich Menschen. Andere Menschen meine ich. Menschenbegegnungen. Intime Beziehungen. Verbindlichkeit. Vertrauen. Wohlwollen. All diese Vokabeln halt. Bei der Lektüre der Blitzzeitung (lokales Anzeigenblatt) habe ich mal so vor mich hin räsoniert. Innerhalb eines Jahres gab es etwa hundert Anzeigen von jungen, attraktiven Männern, die nach einer Frau suchen. Dagegen gab es null Anzeigen von jungen Frauen, die nach einem Mann suchen. Mecklenburg als Alleinerziehender ist und bleibt eine fette Herausforderung.

Dann habe ich mich gestern ins grautrübe Wetter – es regnete gerade nicht – raus gezwungen. Naja, das stimmt jetzt nicht so ganz. Ich gehe eigentlich schon gerne raus. Da sah ich den Nachbarn. Schnell wieder zurück, einen der letzten Kalender holen, Hallo sagen, Kalender verschenken. Er schenkt mir Wildbratwürste. Freunde … wie geil ist diese Nachbarschaft.

Auf dem Rückweg kommt sogar noch etwas Sonne raus.

Bei allem … – es gibt auch erfreuliche Nachrichten. Sowohl unser Wasser- als auch unser Strombedarf ist gesunken. Und dies, obwohl wir jetzt nicht die großen Strom- und Wassersparer sind.

Zum Mittagessen gibt es Reste. Schulbrot, Nudeln, Reis-Linsen-Bolognese, Bolognese-Pizza mit Schafskäse, Kartoffel-Sellerie-Möhrenbrei. Alles kommt weg. Ich bin begeistert. Abends koche ich eine neue Sauce. Zwiebelsauce. Hab ich noch nie gemacht. Und Spätzle. Und dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren … wir sollten mindestens einer mehr sein. Diese Kleinportionenkocherei und dieses alles immer alleine machen ist der wirklich bekloppteste Käse. Hatte ich nicht extra dafür mal eine gw21 gegründet, um genau das nicht zu haben? Ich sage den Jungs: wir sollten wieder einer mehr werden. Akustisch hören sie mich wohl. Sie hören aber aktiv weg. Ich frage nochmal nach. Nein, sie haben keine Idee, auf welchem Wege wir wieder einer mehr werden könnten. Ich akzeptiere die Gesprächsvermeidung. Ich finde, dass das für Jugendliche eine angemessene Reaktion ist. Ich merke noch was anderes: für sie scheint das vollkommen in Ordnung zu sein. Sie machen mir damit auch nochmal klar: so wie es vorher war, war es spürbar schlechter. Ich habe verstanden. So ein bisschen. Denn es ist ja schon auch schade, wenn Menschen so aufwachsen, dass sie erfahren und denken, dass eine Paarbeziehung immer mit Stress verbunden ist. Ehrlich gesagt ist es tragisch. Das Essen schmeckt uns dennoch. Einer der Jungmatrosen löst das Spiegel Rätsel mit dem Grundstück für die vier Schwestern Bettina, Heike, Carmen und Petra.

Justine Mettraux hat bei der Vendee Globe den respektablen 8. Platz ersegelt. Damit ist sie die schnellste nicht französische Teilnehmerin. Justine Mettraux wuchs mit ihren vier Geschwistern bei ihrem Vater auf. Es scheint nicht das schlechteste Umfeld für segelbegeisterte Mädchen gewesen zu sein. Möglicherweise hatte er aber auch eine Seglerin an seiner Seite – so weit habe ich das Umfeld nicht recherchiert.

Die Steuererklärung wird nicht fertig. Ich muss eine Fristverlängerung beantragen. Auch andere Sachen bringe ich nicht zu Ende. Dafür ist quasi absurd blödes Wetter 😀.

Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum. Den erzähle ich euch jetzt nicht – es war wirklich ein Albtraum. Ich mag Albträume eigentlich ganz gern. Im Traum ist da so richtig was los. Und wenn man aufwacht, dann merkt man ganz schnell: April April, das war alles nur Spaß. Die Erleichterung ist dann groß.