Tag 256

Ich habe morgens schon Puls. Der eine Junge ist krank. Er hat Halsweh. Und will trotzdem in die Schule. Weil der Lehrer Lämpel ihn sonst bloßstellt. Vor der ganzen Klasse. Ich sage: No! Absolut No! Wer krank ist, bleibt zu Hause. So einfach ist das. Der Bruder sieht das genau so. Und der Lehrer Lämpel? Der hat überhaupt nichts zu melden. Und davon, dass er sich nicht benehmen kann, lassen wir uns nicht beeindrucken. – Auch nicht, wenn er Lalalala, Bremser oder sonstwie heißt. Und die Demütigungen? – Ja – das ist ein Problem. Es ist wirklich ein Problem. Denn ich kann die Aufgabe nicht lösen. Der Elternrat? Unbrauchbar. Die Schulleitung? Keine Hilfe. Einmal mehr fühle ich mich wie Sabrina: einsam. Schulwechsel? Schafft nur bedingt Abhilfe. Und neue Probleme. Aufstehen, protestieren? Wird nicht viel bringen. Wir sind allein. Wutöschingen – wäre eine Chance gewesen. Das war ungefähr so, wie wenn man mit dem Segelboot unterwegs ist und eine schöne Insel sieht. Kokospalmen, Strand, Sonne. Und dann entscheidet die Crew: diese Insel ist uns nicht schön genug. Und jetzt sind wir schon wieder weit weg davon. Eine andere Insel ist nicht in Sicht. Hm. Wer weiß. Wir fahren etwas durch Nebel. Vielleicht stranden wir ja irgendwo und erleiden Schiffbruch? Das kann auch schnell gehen. Wir wissen es nicht. Boris Herrmann hat gerade 8-Meter-Wellen hinter sich gebracht. Respekt! Er sagt: Ich will nur noch ankommen. Das könnte heute sein. Und ja … ankommen … das wäre schön … ich kann das verstehen.

Die Weltuntergangsuhr – ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt … – läuft weiter in Richtung Katastrophe. So titelt heute ntv. Die Uhr wurde 1947 erfunden. Die Forschenden geben unter anderem den Klimawandel als Katastrophengrund an. Hm. Dürften die Forschenden bitte mal etwas weiter fragen? Wer verursacht den Klimawandel? Und warum verursacht der den Klimawandel? So, wie die das betreiben, wird das natürlich immer weiter gehen. Denn ja, der Trump ist aus dem Klimaabkommen ausgetreten und aus der WHO. Aber warum ist der ausgetreten? Weil er bekloppt ist. Und warum hat der diese Macht? Weil ihn Bekloppte gewählt haben. Warum haben Bekloppte überhaupt Macht? Und was macht die Leute bekloppt? Wir müssen doch Fragen stellen. Und Antworten darauf finden. Wir müssen so eine Weltuntergangsuhr nicht anstarren wie das Kaninchen die Schlange. Denn wir sind keine Kaninchen. … Schön wär’s 😁 … Genau – und wir dürfen auch mal einen blöden Witz machen dürfen, auch wenn die Welt gerade untergeht. Aber bitte nicht weiterhin bekloppt sein und schulterzuckend sagen „der Trump war’s!“. Versteht ihr? Die Beklopptheit zwischen den Ohren muss aufhören. Sofort. Jetzt. Wir müssen die Weltuntergangsszenarien sehr nüchtern betrachten. Nein, nicht gleichgültig. Genau das nicht! Aber nüchtern. Nicht besoffen. Furchtlos. Ohne Angst.

Und was heißt das für mich? Für mich heißt das: Ja, es war bekloppt nach Tressow zu ziehen. Voll bekloppt. Meine ganz persönliche Weltuntergangsuhr ist sogar schon etwas weiter: sie zeigt schon 20 Sekunden nach 12. Die Katastrophe ist bereits eingetreten. Das ist einerseits entspannend, denn nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe. Andererseits ist es auch ganz schön blöd den ganzen Scherbenhaufen erst einmal zusammenzufegen und dann auf den Trümmern irgend etwas Neues daraus zu bauen.

Ich habe Treffen der Intensivlerngruppe. Wir sind offenbar eine der wenigen Gruppen, die sich wirklich regelmäßig trifft, die funktioniert, wo etwas passiert. Berichten die anderen, die auch gelegentlich Kontakt zu anderen Teilnehmern haben. ok … auch nicht schlecht.

Abends laufen wieder drei Folgen Die Paartherapie. Stellenweise ist es etwas ermüdend. Was machen die da eigentlich? Und vor allem warum? Wenn sie sich denn doch so gern haben, warum können sie nicht einfach in Frieden und Freuden, wohlwollend, in guter Kommunikation miteinander leben? Doch die Hirne wollen nicht. Oder können nicht. Oder beides. Ich sehe: manchmal gibt es keine Hindernisse. Keine Hürden. Auch keine Gräben. Es wäre einfach nur ein kleiner Schritt zu tun. Innerlich vielleicht etwas Abstand nehmend von den eigenen festgesetzten Glaubenssätzen. Schon wäre die Welt wieder etwas besser. Und noch eins: wenn die Welt millionenfach nur ein bisschen besser wäre … wäre das nicht eine kleine Revolution?

Und selbst? Wo sind jetzt meine Potentiale, meine Barrieren, meine Blockaden? Auch das ist einfach erklärt. Ich müsste mein Hirn so umprogrammieren, dass es sagt „Alleinerziehend … das ist einfach das Paradies. Das habe ich immer schon gesucht. So ist alles gut!“ – Und genau da sperrt sich meine innere Blockade. Ich gebe zu, ich bin ein kognitiver Mensch. Auch wenn genau so eine Idee meine derzeitigen Probleme vollkommen lösen würde, so ist das für mich schwierig. Denn es ist sowohl gegen meine Natur, also die innerste Menschennatur, die mir genetisch über eine lange Schöpfungsgeschichte und Evolution in die Wiege gelegt wurde, als auch gegen meine Überzeugung. Diese Lebensform hat wirklich der Teufel gesehen. Ich müsste, wie alle anderen Einsamen entsprechende Kompensationsstrategien wie Konsum, Ablenkung, Sucht, Selbsttäuschung usw. entwickeln und leben. Hä? Wie bekloppt ist das denn? Es ist aber so, dass mein Hirn rein organisch nicht anders kann. Ja, ich kann meditieren, ich kann verschiedene Tricks anwenden. Das tue ich ja auch. Das Problem, bzw. die schwierige Herausforderung das Leben wieder in eine gesunde Bahn zu lenken bleibt aber erhalten. Ich könnte das medikamentös lösen. Aber will ich das? Will ich wirklich krankmachend leben und dann Pillen einwerfen?

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