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Woche 22

Sonntag

Der eine Jugendliche bestellt sich seinen Bürostuhl selber im Internet und bezahlt ihn vom eigenen Konto. Liebe Freunde, es ist so großartig junge Menschen in ihr Erwachsenenleben zu begleiten. Und es sind Meilensteine. Nun weiß der Junge schon mal wie das geht. Und nein, er muss den Stuhl natürlich nicht selber bezahlen – nur falls da jemand auf komische Ideen kommt.

Der 3D-Drucker läuft und druckt ein vom Jugendlichen in Blender selbst konstruiertes Modell. Freunde … am Wochenende lernen die Jugendlichen mehr als in soundsoviel Wochen Schule. Leider muss ich das immer und immer wieder konstatieren. Es ist schrecklich. Vor einem Jahr waren wir in Wutöschingen. Es wäre eine Chance gewesen. Aber es wurde nicht. Da war die Familie nämlich schon ganz kaputt.

Wir haben außerordentliches Sonntagstreffen mit der Lerngruppe. Es ist lustig und lehrreich.

Die Nachbarin gibt mir Einweisung für den Blumengießdienst. Ja, und wir sprechen über unsere familiäre Situation. Viele Fragen, die mir die Nachbarin stellt, bleiben unbeantwortet und ich muss immer wieder konstatieren: es ist so wie es ist. Nein, es ist nicht gut. Die Jungs sind großartig. Wir machen das Beste draus. Ihrer Meinung, dass die Jungs jetzt doch schon groß wären und eine Trennung der Eltern keinen Schaden anrichtet, muss ich immer wieder und vehement widersprechen. Ich bin kein Apokalyptiker. Ja, der Mensch ist auch resilient gebaut, sonst wäre er in der Evolution nicht so weit gekommen. Aber müssen wir ihn deswegen wirklich misshandeln? Im unten verlinkten Video geht es zwar um abwesende Väter. Wir können aber davon ausgehen, dass eine abwesende Mutter ähnliche Schäden verursacht. Lest auch gerne die Kommentare unter dem Video. Es ist sogar erwiesen, dass bei Kindern Trennungsschäden entstehen, wenn sich die Eltern trennen, wenn die Kinder bereits ausgezogen sind. Nur etwas schön zu reden, weil es einem grade nicht so in den Kram passt ist genau der gerade Weg ins Verderben. Nein, wir können ja ruhig weiter CO2 in großem Stil verbrauchen – die anderen machen das ja auch. Ich hau mir da immer wieder mit der flachen Hand gegen die Stirn. Denn genau so geht Wahnsinn.

Einfach eine Tragödie auszublenden weil sie einem grade nicht passt oder nicht schön erscheint, ist nicht die ideale Lösung – so zumindest meine Erkenntnis. Wir könnten ja sonst beliebiges Handeln einfach als ideal ansehen. Hä? Wollen wir das wirklich?

Für unsere Situation ist die Richtung entschieden und es gilt das Prinzip der Schadensbegrenzung. Aber wer selber vor der Frage steht, ob er seinen Kindern diesen Schmerz antun will oder nicht, darf gerne nochmal drüber nachdenken. Und mich auch gerne konsultieren. Sobald ich die Prüfung erfolgreich bestanden habe, darf ich auch offiziell helfen. Vorher darf ich nur als Lebensberater für gesunde Menschen arbeiten. Das ist relativ langweilig.

Und immer öfter kann ich in Diskussionen auch Inhalte aus meiner Ausbildung beisteuern. Ich erwerbe langsam Fachwissen. Unsere Intensivlerngruppe trifft sich für eine Stunde. Wir haben viel Spaß und lernen gemeinsam. Dank der fliegenden Leitung funktioniert die Videoverbindung auch ohne Funktionsstörung in den Elementarfunktionen. Feriengäste kommen, um sich die Ferienwohnungen anzuschauen. Für das kommende Wochenende kündigt sich Besuch an.

Ich mache aus 8 Kilo Äpfeln in 3,5 Stunden 22 Gläser Apfelmus. Ist das viel? Ich habe keine Ahnung. Kommt Zimt ins Apfelmus? Nein, ich packe keinen Zimt ins Apfelmus. Es gibt nämlich Menschen, die mögen keinen Zimt und dann ist es schwierig den Zimt wieder raus zu bekommen. Außerdem habe ich reife und aromatische Äpfel und wenn das Apfelmus nach Zimt schmeckt, schmeckt man die Äpfel nicht mehr. Weil ich kein verschimmeltes Apfelmus mag, werden die Gläser im Backofen sterilisiert. 90°C, so steht in einem Youtube Rezept, soll man den Backofen einstellen. Ich glaube das nicht und stelle 120°C ein. Zur Sicherheit lege ich noch ein Thermometer mit den Backofen. Was zeigt dieses Thermometer an? Es zeigt 100°C an. Das ist gut zu wissen. Ich mache das auch anders als im Rezept beschrieben. Die Deckel werden nur leicht aufgelegt und nicht zugeschraubt. Erst als die Gläser nach ca. 45 Minuten wieder aus dem Backofen kommen werden sie verschraubt. Mal sehen …

Und was macht jetzt die Spätzlepresse? Ja, genau. Das war so. Ich hatte da so eine Idee. Und nachdem alle Bauvorhaben für eine Schnellmusmaschine gescheitert sind, hatte ich die Idee mit der Spätzlepresse. Ich habe dann erst einmal mit KI Tools gesucht. Keines dieser KI Tools kannte den Spätzlepresse-Trick. Egal. Er wird einfach ausprobiert. Und … was soll ich sagen? Aus dem Trick wird ein Tipp. Ein Geheimtipp für euch liebe Leserinnen.

Vor lauter Action bin ich nicht zum Klavier spielen gekommen. Krass …

Es gibt Geburtstagsbolognese aus der Tiefkühltruhe. Wie praktisch.

Der Spi der Nytro darf hier trocknen – er war etwas klamm. Die Schwimmwesten spüle ich noch kurz in der Waschmaschine mit klarem Wasser, dann dürfen die auch bei uns trocknen.

Montag

Keine besonderen Ereignisse. Die Vorbereitungen laufen für …

Dienstag

Der besondere Tag. Es ist Papstgeburtstag. Fürs ganze Land. Dieser Tag muss gefeiert werden. Wir wünschen dem Papst viel Glück und Gesundheit. Wir wünschen ihm, dass er sein ganzes Leben, aber mindestens die nächsten vierzig oder achzig Jahre glücklich wird damit wie er die Welt sieht. Wir wünschen ihm, dass er glücklich wird damit, wie er die Welt behandelt und wir wünschen ihm, dass er glücklich wird damit wie er sich selbst sieht und behandelt. Kein Mensch ist frei von Irrtümern. Auch der Papst nicht. Aber jeder Mensch soll auf seine ganz persönliche Weise glücklich werden. Und noch eins: ich tue alles was in meiner Macht steht, dass dem Papst dies möglich ist und wird und werde dies auch immer tun. Ich bin kein gläubiger Mensch. Aber an eines glaube ich unerschütterlich, auch im größten Leid: dass die Welt und der Mensch und der Papst im Grunde gut ist. 🙏.

Der obige Absatz gilt einem fiktiven Papst. Denn jeder weiß es: der jetzige Papst ist nicht der richtige Papst. Es ist ein fiktiver Geburtstag eines fiktiven Menschen. Jeder darf sich dabei angesprochen fühlen – oder auch nicht. Aber einmal im Jahr muss ja auch Papstgeburtstag sein. Und da eignet sich der 15. Oktober ganz besonders gut. Und noch eins – ich muss Pünktchen wiederholen: es ist mir dabei überhaupt nicht lächerlich zumute. Pünktchen ist ein großes Vorbild für mich. Auch und vielleicht weil sie ein Kind ist und die Wahrheiten der Welt auf einen Punkt bringt.

Aber warum, so fragt ihr euch vielleicht, feiert der Typ jetzt Papstgeburtstag wo er doch weder an Gott noch an die heilige Kirche glaubt? Lasst es euch kurz erklären. Zum einen gilt: man muss die Feste feiern wie sie fallen. Den eigenen Geburtstag zu feiern ist ja etwas doof: man lässt sich feiern. Zum anderen bin ich der Ansicht, dass man auch die Feiertage anderer Religionen oder Glaubensrichtungen oder Menschen feiern kann. Ein Beispiel. Ich habe einige Jahre mit einem Menschen zusammengewohnt, der im Iran geboren ist. Das persische Neujahrsfest ist ungefähr am Frühlingsanfang. So haben wir einfach mehrmals im Jahr Neujahr gefeiert. Wo ist das Problem? Man kann auch für abwesende oder tote Menschen feiern. Seit über 2000 Jahren wird der fiktive Geburtstag eines Mannes gefeiert, der irgendwann vermutlich an ein Kreuz genagelt wurde. Wir müssen weg kommen von diesem Kästchendenken. Wirklich. Wir wollen keinen Menschen verurteilen, der anders denkt oder anders glaubt als wir selbst. Wir wollen auch keine Menschen verurteilen, die auf Irrwegen unterwegs sind. Heilung ist möglich! Davon bin ich ganz tief überzeugt, sonst würde ich diese Ausbildung nicht machen. Es gibt ehemalige Nazis, die sagen: das war ein Fehler diesem Glauben anzuhängen. Es gibt geheilte Alkoholikerinnen und es gibt Menschen, die bei den Zeugen Jehovas ausgestiegen sind … und dafür verurteilt werden. Nein. Es wird niemand verurteilt. Ja, es muss gestattet sein Irrwege zu benennen. Wir müssen sprechen dürfen über Lehrer, die ihre Arbeit schlecht machen und Schaden in der Welt anrichten. Aber wir werden sie niemals dafür verurteilen. Wir müssen sprechen dürfen über jemanden, der seine Gesundheit und sein Hirn mit Alkohol ruiniert. Wir werden ihn niemals dafür verurteilen. Deswegen feiern wir Papstgeburtstag. Weil es auch ein Fest ist.

Ich hoffe ich habe mich irgendwie verständlich ausgedrückt. Sonst schreibt gerne in die Kommentare was ihr darüber denkt.

Ich rufe beim Notar an. Auf meine E-Mail hat er nicht geantwortet. Das scheint so ein Prinzip zu sein. Ich höre wieder ewiglang „… Ihre Verbindung wird gehalten …“ – es scheint dort etwas mecklenburgisch zuzugehen. Schließlich geht dann doch wieder jemand dran. „Ja, alle Unterlagen sind vorhanden … ich kann Ihnen auch nicht so genau sagen wann Sie mit dem Vertrag rechnen können … es ist ja etwas komplizierter …“. Ja. Sorry. Ich kann ihr jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen …

Zum Geburtstag gibt es ein besonderes Festmenü. Hähnchenbrustgeschnetzeltes in Kokosmilch mit Reis und Tomatensalat. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. Aber vorher wird noch der Komet angeschaut – wir lassen keine Attraktion aus. Jetzt fragt ihr bestimmt, weshalb wir keine Tischdecke aufgelegt haben. Die Frage verstehe ich. Und sie ist sogar wirklich gut. Die Antwort ist aber recht einfach: es gibt keine passende Tischdecke. Welche Farbe sollten wir nehmen? Weiß? – Wohl eher unpassend. Schwarz? Passt auch nicht so wirklich. Irgendetwas zwischen Schwarz und Weiß? Schwarzweiß kariert? Nicht wirklich. Schwarz und weiß gleichzeitig? Gibt es glaube ich nicht. Also. Wir lassen das mit der Tischdecke und freuen uns des Lebens.

Ich chatte mit F., A. und K. Ist das anstrengend? Ja. Irgendwie schon. Es ist auch ein bisschen irrsinnig. Diese ganze Whatsapp Kacke hat wirklich der Teufel gesehen. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass die Welt ohne Whatsapp eine bessere Welt wäre.

Mittwoch

Die Jungs müssen später in die Schule. Wir können ausschlafen. Wie schön ist das denn? Wir wünschen dem Herrn Lehrer zwar gute Genesung, freuen uns aber über den späteren Schulstart. Und sind uns jetzt ganz unsicher, ob die Genesungswünsche oder die Freude die Oberhand haben … Ein Junge bekommt eine Sportbefreiung auf einer Postkarte mit.

Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Weiter machen. Ich bekomme ein neues Leselicht. Lichtkacheln. Bei der Montage bin ich etwas unachtsam … Blöd. Aber naja. Kann passieren. Ich schaue mal, ob ich es repariert bekomme.

Die Sportlehrerin hat sich über die Postkarte gefreut. Lässt sie mir ausrichten.

Die Instensivlerngruppe trifft sich. Ich treffe mich zuerst mit M. Wir unterhalten uns über Schweizer Kunden, über den Hieber und das Leben selbst. Nachher spielt E. Prüfungsprobandin, ich spiele den Prüfer. E. besteht. Es ist eine tolle Truppe.

Abends schaue ich noch Schulungsvideos zu F0 sekundäre Demenz mit Andre.

Donnerstag

Morgens geht der Riesenmond über dem Maisfeld unter. Ich sehe das auf dem Rückweg von der Bushaltestelle. Das sieht super aus, lässt sich aber mit dem Händi nur schwer fotografieren.

Ich bin müde. Schulmüdigkeit nimmt auch zu. Morgens ist es dunkel. Es ist Zeit, dass die Uhrverdrehung kommt. Wir könnten alle einmal mehr etwas positive Impulse gebrauchen. Wir halten uns wacker. Das ist keine Frage. Die Belastung für alle ist aber auch enorm. Wir werden so einiges mitnehmen für die Zukunft aus dieser Zeit.

Freitag

Die Jungs haben für ihren Urlaub im Harz gepackt. Ich habe ein freies Wochenende vor mir. Auch schön!

Mir spielt es folgenden Text in meine Timeline bei Mastodon:

Wenn Du findest, andere sollen leiden, weil es Dir nicht geschadet hat, dann hat es Dir mit ziemlicher Sicherheit doch geschadet

Franca Parianen, Hirn- und Hormonforscherin

Damit hat sie einen neuen Follower.

Der Beitrag wird bis jetzt immerhin 109mal geteilt. Sollte man meinen. Doch der Mensch wäre ja nicht Mensch, wenn er zwar den Beitrag teilen könnte, sich dann aber anders verhält. Es gäbe sonst keinen Mord, keinen Totschlag, keinen Diebstahl, nichts was in den zehn Geboten verboten wird und keine emotionale Entbehrung. Auf jeden Fall sehr cool.

Die Jungs fahren für ein langes Wochenende ins Harz oder in den Harz. Ich weiß es nicht genau. Sehr cool. Für mich ein freies Wochenende. Also doppelt cool. Ich packe dann erst mal die neuen Werkzeuge für den Freischneider aus. Der Griff vom Freischneider wird notdürftig mit abgeflexten Schrauben und Gaffa befestigt. Es folgen noch Draußenarbeiten. Es werden Äste mit der Astschere abgeschnitten und schließlich mit dem zweiblättrigen Mulchwerkzeug ein paar Brombeeren abgeschnetzelt. Die Saunabaustelle wird freigelegt. Das Werkzeug funktioniert ganz gut.

Das Telefon klingelt. N. ruft an. Ich lerne in dieser Lebensphase interessante Menschen mit spannenden Geschichten kennen. N. ist Lehrerin. Eine gute Lehrerin. „Ich hatte in den 37 Jahren noch nie eine blöde Klasse oder blöde Eltern.“ Sagt sie. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Wir können uns sogar über Schule unterhalten. Im Moment des Telefonats trennen uns gefühlt keine 180 Kilometer.

Samstag

Ich lese morgens im Spiegel dies:

Die eigentliche Gefahr liegt nicht darin, dass viele Menschen auf »Fake News« und Fälschungen hereinfallen. Es ist ihnen einfach egal, ob etwas wahr ist oder falsch.

Samira El Ouassil

Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen und nicke innerlich heftig mit dem Kopf. Nur: was sind Fake News und Fälschungen? Wenn wir eine Medaille immer nur von einer Seite angucken, dann sehen wir immer nur eine Seite. Wie können getrost die andere Seite als Fake News abtun. Der eine behauptet, dass seine Seite richtig ist. Der andere behauptet, dass seine Seite richtig ist. Erst wenn wir zulassen, dass wie doch nicht die ganze Medaille sehen, dass die Medaille zwei Seiten hat, dass die andere Seite zumindest existiert – wir müssen sie ja nicht einmal anschauen, können wir abwägen, welche Seite wir bevorzugen oder schöner finden. Noch was Banales: würden wir damit aufhören nur eine Seite als wahr anzuerkennen, hätten wir eine friedliche Welt und ein friedliches Innenleben.

Letzte Nacht hat es im Bad geklappert. Ich bin hin. Die Falle war weg. Ich sah nach. Sah die Maus, konnte sie aber nicht mehr fangen. Am Morgen hat die Falle nochmal geschnappt, die Maus war aber nicht drin.

Ich entschließe mich heute einen Werkstatttag zu machen. Zunächst wird die Absaugung umgebaut. Der Zyklon hat sich dann doch nicht so bewährt. Man musste die Saugleistung ziemlich runter regeln, sonst hätte die Abscheidung nicht richtig funktioniert. Und mit runter geregelter Saugleistung hat der Späneabtransport nicht mehr richtig funktioniert. Also wird auf eine direkte Absaugung mit der Abscheidung in der Kiste umgestellt. Das KG Rohr sollte eigentlich ein Apfelmus-Turbo-Maschine werden. Ich hatte aber den Durchmesser vom Quirl nicht gemessen und falsch eingeschätzt. Der Quirl ist zu groß.

Woche 21

Sonntag

Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre. Es ist sonnig, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ich mache einen Ausflug in den Westen. Es geht nach Hamburg. Dort besuche ich die Leonardo da Vinci Ausstellung – vermutlich habt ihr so etwas schon geahnt. Die Ausstellung ist in drei Teile geteilt. Zunächst geht es um Technik, Mechanik und Konstruktion. Dann gibt es einen künstlerischen Teil mit Gemälden und den krönenden Abschluss bildet eine Multimediainstallation. Alle Teile sind irgendwie halbwegs interessant. In der Mechanikabteilung gibt es Modelle, an denen man spielen kann. In der Kunstabteilungen sind Kunstwerke von Leonardo in Lebensgröße ausgestellt. Auch das Abendmahl gibt es in Lebensgröße und das ist schon beeindruckend. Es sind natürlich nirgends Originale zu sehen, aber das war auch nicht zu erwarten. Die Multimediainstallation ist ein großer Raum, ich schätze mal, dass die längste Seitenausdehnung sicher zwanzig Meter sind – es kann aber auch weniger sein. Alle Wände und der Fußboden werden voll projiziert. Es gibt Sound und im Raum sind ausreichend und großzügig Sitzsäcke verteilt, so dass man wirklich gemütlich chillen kann und das Multimediaspektakel über sich ergehen lassen kann. Mein spontaner Eindruck war: Leonardo hätte das nicht gefallen. Leonardo hat sein Schaffen stets von der funktionalen Seite aufgebaut und gedacht. Bei dem Spektakel war es eher so, dass es um Effekte ging. Aber gut … wir haben doch etwas gelernt, wir haben uns einmal mehr mit Leonardo da Vinci und seiner Zeit beschäftigt. Und das ist ja auch schon mal was. Wir sind dann noch frühstücken gegangen am Altonaer Busbahnhof. Sehr schön in der Sonne. Dann noch einen Spaziergang in Richtung Landungsbrücken. Immerhin lag dort zur allgemeinen Langeweile ein Aida Schiff. Auf dem Rückweg haben wir uns noch im Altonaer Museum die Ausstellung World Press Photo 2024 angeschaut. Da war mehr los als in der Leonardo Ausstellung. Und ja, es ist schon ganz schön beeindruckend, was die Krisenfotografen alles für Bilder einfangen und verbreiten. Dass das die Köpfe nicht aufrüttelt? Wir vermuten, dass durch Fernsehkonsum in den Köpfen bereits durchaus eine Abstumpfung stattgefunden hat … und sind uns auch gar nicht so recht im Klaren darüber, wie wir den Weltenwahnsinn aufhalten wollen.

Ich habe mich an diesem Tag einmal mehr am Weltenwahnsinn beteiligt, habe für 260 Kilometer Autodiesel verfeuert und dafür doch reiche Eindrücke mit nach Tressow gefahren.

Die Jungs haben sich Tieffrierpizza gemacht. Das ist eine wunderbare Taktik. So komme ich um die Tieffrierpizza drumrum und sie haben ihre Tieffrierpizza. Ich mache noch Feuer im Ofen und koche schnelle Spaghetti, wir berichten uns von unserem Tag und dann ist auch schon wieder Zeit für den Feierabend.

Montag

Wochenstart. Schultag. Ich bringe die Jugendlichen zum Bus, danach gehe ich Nüsse sammeln. Der Nachbar berichtet mir davon, dass er Betrugsopfer geworden ist. Die Firma hatte ein seriöses Auftreten. Eine fünfstellige Eurosumme ist weg. Er berichtet von Schlaflosigkeit. Und wieder projiziere ich das Erfahrene auf meinen aktuellen Fokus. Was treibt die Kriminellen dazu kriminell zu sein? Ist nicht jede kriminelle Handlung auch eine Spezialoperation? Anderen Menschen ohne Skrupel Schaden zuzufügen um einen scheinbaren persönlichen Vorteil.

Die Jungs haben bereits bei ihrer Mutter gegessen. So gibt es kleines Resteabendessen und lecker Grießbrei mit Apfelmus.

Das erste Bild zeigt ein recht neues Gadget in unserem Haushalt. Eine Chillimühle. Echt gut. Mit scharfen Chillis. Man muss die Chillis nicht zerbröseln bevor man sie in die Mühle füllt. Sehr praktisch.

Dienstag

Der Dienstag ist recht unspektakulär gefüllt mit Arbeit. Ich schaue mir noch Demenzvideos an. Es ist jetzt wirklich ein trüber Herbsttag. Dementsprechend auch die allgemeine Stimmung. Keine Details hier.

Es gibt Crepes mit Paprika-Wienerle und zum Nachtisch Grießbrei mit Apfelmus.

Mittwoch

Ein Junge bleibt mit Bauchschmerzen erst einmal zuhause.

Der Elektriker kommt, um sich ein paar Sachen anzuschauen.

Abends schreibe ich mal den Notar an, ob sich etwas mit dem Vertrag tut. Es wäre schön dieses Ding vom Schreibtisch und vor allem aus dem Kopf zu haben. Aufräumen, aufräumen, aufräumen …

Donnerstag

Einer geht zur Schule, einer bleibt hier.

Um 9 Uhr trifft sich erstmals der Übungsdonnerstag. Ich schalte natürlich ein. Ich will ja wissen was geht. Ich darf Cohorst machen. Naja … ich mache es, weil sich sonst keiner meldet. Mit der Zeit schalten sich immerhin hundert Teilnehmer zu. Darunter auch mittlerweile bekannte Gesichter. Es geht um das Kapitel F0. Das sind die somatoformen Störungen. Mit denen haben wir zwar als Heilpraktiker nicht so wirklich viel zu tun. Wir lernen aber wie sinnvoll es ist auch darüber Bescheid zu wissen. Erst gibt es etwas Konfusion über das Lernsetting. Es gibt Teilnehmerinnen, die gerne mit einem Skript arbeiten würden. Die Referentin blendet aber schließlich das Skript einfach aus. So ist jegliche Konfusion auch beseitigt. Und dann werden einfach praktische Erfahrungen mit Demenz von Angehörigen von Teilnehmerinnen besprochen. Das ist zwar nicht so scharf am Lernstoff dran. Zunächst denke ich, dass ich da doch etwas fehl am Platze bin. Aber ich war ja Cohorst – einfach aussteigen wäre da einfach nicht drin gewesen. Hin und wieder sind dann aber wirkliche Perlen dabei. So berichtet eine Teilnehmerin über Studien, in denen bewiesen wurde, dass durch Ausgrenzung Schmerzzentren im Gehirn aktiviert werden ohne dass ein physischer Schmerz spürbar wäre. Uppps – kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Ich muss lächeln. Es ist immer wieder interessant die eigenen Erfahrungen bestätigt zu bekommen. Und bestärkt mich sowohl in der Wahl der Ausbildung als auch in der Motivation zumindest irgendwann einmal ein ganz kleines Stückchen jemandem helfen zu können. Bei Demenz, so lernen wir, ist vor allem die Psychoedukation ein wichtiger Baustein. Psychoeduktion bei der beginnenden Demenz. Und Psychoedukation der Angehörigen. Mehr können wir eh nicht leisten. Und ja, auch die verschiedenen praktischen Lebenserfahrungen von Teilnehmerinnen mit Demenzkranken Menschen sind bereichernd. Also … nicht immer gleich abschalten, wenn einem etwas langweilig vorkommt.

Die Ausbildung ist ein kleines Steinchen das eigene ausgegrenzt worden sein zu kompensieren. Es bleibt aber genau dies die Aufgabe Nummer eins. Ich weiß nur eines: ich werde gestärkt daraus hervorgehen. Ich kann nicht anders.

Der Kalender am Eingang wird abgehängt. Trennt euch von Erinnerungen. Trennt euch von Erinnerungen. Ich wiederhole das, weil es wichtig ist. Was lästig ist, kann weg. Nicht immer. Aber wenn es zu nichts nützlich ist, wenn es nur lästig ist, dann kann es weg. Dann muss es weg.

Abends kaufe ich noch zwei Konzertkarten.

Bild 1: Mein heutiger Tipp für alle Muttis, die nicht so recht wissen, wie sie ein gesundes Frühstück für ihre Kinder machen können. Nutellabrot mit Apfelmus ist der aktuelle Hit.

Freitag

Seid dankbar für alles was euch widerfährt. Macht das! Und zwar macht ihr das genau dann, wenn ihr knietief durch die Scheiße watet. Und jetzt hört mir bitte zu. Diese ganze Kacke die ihr erlebt, die ist so wertvoll. Die bildet nämlich die Grundlage für euer neues Leben. So ein Acker kann nur blühen, weil der Landwirt da jede Menge Scheiße drauf verteilt hat. Und weil in jeder Handvoll Erde ungefähr so viel Lebewesen sind als Menschen auf der Erde leben. Und diese Lebewesen haben einen Stoffwechseln und kacken und kacken und kacken. Alles Leben besteht im Grunde genommen aus Scheiße. Ja, ich gebe es zu, es ist nicht angenehm gemobbt zu werden, verlassen zu werden, gemieden und gehasst zu werden. Natürlich ist der Spruch „alles was uns nicht umbringt macht uns stärker“ voll blöde. Aber wir müssen auch den Lauf der Welt und der Dinge akzeptieren. Ja, es ist mühsam die ganze Kacke auf den Acker zu schaufeln. Es ist Arbeit Ordnung in der Seele zu halten, dass die Kacke nicht alles überschwemmt, dass irgendwo noch ein sauberes Plätzchen ist, an dem man Ruhe findet. Aber Hand aufs Hirn: es ist doch unser Leben. Es ist unsere Verantwortung. Es ist unsere Chance etwas daraus zu machen. Es wäre fatal genau diese Chance nicht zu ergreifen. Jeder Gedanke ist wertvoll. Nur ich sag’s euch ehrlich. Ich habe genug Kacke im Moment. Ich könnte auch gut etwas abgeben. Und es wäre auch noch genug um mich herum. Also wenn ich Bedarf an seelischem Mist hätte, dann müsste ich nur mein Händi mit Insta verbinden oder mit Tiktok. Hm. Ok. Das war jetzt ein doofes Beispiel. Denn diese Kacke ist so schlimm, so toxisch, dass da nichts darauf wächst. Es ist tote Kacke.

Also. Das war das Wort zum Freitag.

Der sonstige Freitag verläuft ohne große Ereignisse. Ich ernte 14 Äpfel, steche die Kernhäuser aus und schäle sie. Das Schälen geht am schnellsten. Dreizehn Sekunden pro Apfel macht Spaß, ist aber auch schnell vorbei. Dann noch Kuchen backen. Abends gibt es Brokkoliquiche. Da war ich etwas zu mutig, die Füllung verteilt sich dann doch auf dem Blech. Da ich zeitlich schon etwas spät dran bin, ich habe mir noch ein Schulungsvideo (sehr interessant!) angeschaut, ist der Brokkoli auch noch knackig. Fein ist es trotzdem.

Wir gehen auf die Suche nach Polarlichtern. Erst halten wir die Lichtspiegelung von Wismar für Polarlichter. Echte Polarlichter sehen wir nicht. Es wäre ein schöner Auftakt gewesen. So haben wir auf der einen Seite einen unsichtbaren Kometen und auf der anderen Seite unsichtbare Polarlichter. Auch schön.

Das Tierhaus hat Kletteräste bekommen und es sind weitere Bewohner eingezogen. Der Ameisenbär wollte aus Hamburg mitgenommen werden. Ich kam mir vor wie Mr. Morrison.

Samstag

Heute gibt es feinen Geburtstagskuchen. Mit viel Freude. Die Frage ist, wie groß der Spiegel sein muss, damit sich Peter ganz darin sehen kann.

Ich mache noch Ferienwohnungsarbeit. Dann geht es nach Wismar. Bootshalle aufbauen und mit Freunden feiern.

Ich verlege eine fliegende Leitung, um hier auch per Draht am Internet zu hängen … huiii, wie das flutscht …

Woche 20

Eigentlich ist diese Wochenzählung mittlerweile komplett obsolet. Denn vorbei ist vorbei. Was gibt es da noch zu zählen? Aber gut … einmal angefangen, habe ich jetzt auch nicht wirklich eine neue Idee.

Sonntag

Was für ein Tag …

Zuerst geht es nochmal zum Frühschwimmen. Es ist einfach ein wunderschöner Sonnenaufgang. Also – Badehose an und raus … Das Wasser ist frisch. Weit schwimme ich nicht.

Danach muss der Ofen angemacht werden. Es wird jetzt tatsächlich kälter draußen. Irgendwann muss man dann eben anfangen mit heizen.

Dann wird der Saft sterilisiert. Auf dem Dachboden sind noch 0,5 l Saftflaschen. So ein kostbarer Saft kann nicht wirklich in 1 l Milchflaschen. Ich fülle mal elf kleine Flaschen ab. Dann geht die Mosterei weiter. Zwischendrin will noch Jonathans Drohne repariert werden. Ein Kabelbruch beim Stromversorgungsstecker. Ein Konstruktionsfehler. Ich muss fein löten, obwohl ich eigentlich eher grobmotorisch veranlagt bin. Immerhin fliegt die Drohne jetzt wieder.

Montag

Und nochmal so ein Tag …

Zuerst gehen mal die Jugendlichen auf dem Schulweg „verloren“. Sie versuchen mich anzurufen. Ich bin aber gerade auf dem Klo. Also rufe ich zurück. Schließlich erfahre ich, dass der Bus zu spät gekommen ist und sie den Anschlussbus nicht bekommen haben. Also alles kein Problem.

Dann halbstündiges Telefonat mit einem Kunden über ein schwieriges Projekt. Wir haben aber eine simple Lösung für ein Problem gefunden, mit dem der Kunde vom Kunden einverstanden ist. Es ist mühsam mit Kunden, die einem alles ungefiltert und unreflektiert auf den Tisch knallen was ihnen durchs Hirn geht. Mühsam ist es auch, die Menschen von einfachen Lösungen zu überzeugen, wenn sie kompliziert denken. Umso schöner ist es dann, wenn es auch einmal klappt. Kreativität kann mühsam sein. Hin und wieder auch erfreulich.

Ich überlege hin und her, ob ich der Ex Apfelsaft vor die Tür stelle. Es ist Quatsch hin und her zu überlegen. Samson fände es „komisch“ und da hat er natürlich recht. Ihm fehlt allerdings der Blick des Erwachsenen. Denn es ist alles „komisch“. Um die hin und her Überlegerei zu beenden, stelle ich den Saft vor die Tür. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Ich muss vorwärts kommen. Der Arbeitsdruck hilft.

Dennoch … ich lasse noch nebenher das Panorama vom Samstag laufen und kümmere mich um die Ferienwohnungsseite. Das ist auch Arbeit. Ich fülle die Waschmaschine. Das ist auch Arbeit.

Ich verspreche mir fest: ich werde Sehnsucht und Einsamkeit behandeln. Es sind die Urkrankheiten unserer Gesellschaft, die zur Ichzerstörung und zur Weltzerstörung führen. Woher kommt ein Hang zur Religiosität und zur Spiritualität in Zeiten von Tiktok, Ukrainekrieg und Chatgpt? Es ist Sehnsucht und Einsamkeit. Woher kommt Umweltzerstörung und Krieg? Es ist Sehnsucht und Einsamkeit. Ich gebe zu, das sind alles starke Vereinfachungen. Aber starke Vereinfachungen helfen auch mal die Welt zu verstehen.

Die Kinder muss ich heute nicht abholen. Sie werden von ihrer Mutter gebracht. Auch schön. Und bekloppt natürlich. Nein, es gibt kein Ereignis, was nur „schön“ oder nur „bekloppt“ ist. Es ist immer eine wohldosierte Kombination. Eine Medaille mit zwei Seiten. Erst wenn ein Ereignis einfach nur ein Ereignis ist, dann gibt es dies nicht mehr. Und das kann man von einer Ablieferung von Kindern beim Vater durch die Mutter garantiert nicht sagen. Es wäre eine schlichte Lüge. Wir fokussieren uns aber besser mal auf „schön“. Manchmal ist es klüger sich zu belügen.

Dann habe ich noch Videomarathon. Zuerst eine Unterrichtseinheit. Frau Schmidt hat – wer hätte das gedacht – eine Depression. Und zwar keine leichte, sondern eine mittlere Depression. Das wird recht ausführlich anhand vom ICD 10 besprochen. Dann muss Eva weg. Deswegen schickt sie uns in Übungsgruppen. Ich muss aber auch weg, weshalb ich mich an dieser Stelle ausklinke.

Ich mache schnell Zwiebel-Mais-Flammkuchen warm, mache Tomatensalat dazu und wir essen gemütlich und erzählen uns, was uns so beschäftigt. Natürlich nicht alles. Ein Thema bleibt immer ausgespart. Wir schützen uns gegenseitig. Das ist auch richtig so. Gut ist es nicht. Es ist das Dilemma, welches zwangsläufig ein Trauma erzeugt. Wir können uns nur falsch oder falsch verhalten.

Danach ist noch Transaktionsanalyse. Ich bin ziemlich müde. Dann bekomme ich aber doch wieder einen Motivationsschub durch die Arbeit.

Dienstag

Es wird einiges gearbeitet. Das letzte Stück vom Apfelkuchen ist noch übrig. Immerhin hat er neun Tage gehalten und ist immer noch sehr gut. Der Film „Life of Pi“ (Schiffbruch mit Tiger) kommt an. Wann ich da mal dazu komme? Wir werden sehen. Der 3D-Drucker druckt eine lustige Tasse. Und es gibt panierten Camembert. Schmeckt allen gut, wobei die bearbeiteten Preiselbeeren irgendwie dann doch nicht so der Hit waren.

Abends laufen im Kino Leonardo da Vinci Filme. Aaah … ist doch ganz schön interessant. Und man staunt, wie doch in der Schule auch die interessantesten Themen langweilig gemacht werden können. Ich kann mich nur entsinnen, dass mich die Kunstgeschichte ganz furchtbar gelangweilt hat. Hätten sie erzählt, dass Leonado da Vinci Autodidakt war und seine anatomischen Studien gemacht hat, weil er an der Mechanik und Funktion des Menschen interessiert war, wäre das sicher ein anderer Schnack gewesen. Aber sei’s drum. Irgendwie bin ich ja auch mit der Schule fertig geworden. Und kann mir die interessanten Themen dann noch mit sechzig erschließen.

Leonardos Projekt ein sieben Meter hohes Pferd aus Bronze zu gießen ist nach 17 Jahren Planung und Vorbereitung gescheitert. Nicht weil er einen Fehler gemacht hat, sondern weil die Bronze zu Kriegszwecken verwendet wurde und das Modell zerstört wurde. 17 Jahre hat Leonardo bis zu diesem Zeitpunkt an dem Projekt gearbeitet. Entwürfe gezeichnet, Modelle gemacht und vor allem Berechnungen angestellt. Niemand hat damals geglaubt, dass es möglich wäre so einen Guss herzustellen. Dann ist das Projekt durch äußere Umstände undurchführbar geworden. Ich fühle mit Leonardo. Er soll damals gesagt haben: „Ich werde nicht mehr über das Pferd sprechen.“ Nach allem, was ich über Leonardo da Vinci weiß, dürfte er sehr wohl gewusst haben, wie er mit solchen Tiefschlägen umgeht. Heute nennt man das Kognitive Verhaltenstherapie. Es ist vollkommen sinnlos über etwas nachzutrauern, was unveränderbar ist und was einen behindert. Es gibt kaum etwas sinnloseres. Auch die Jungs hier im Haus haben das schon begriffen. Es ist das einzig Vernünftige einfach nicht darüber zu sprechen. Leonardos Plan wurde übrigens von Ingenieuren überprüft und nachgerechnet. Sie kommen zu dem Schluss: wahrscheinlich hätte es funktioniert.

Mittwoch

Irgendwie rasen die Tage grade nur so dahin. Ich komme kaum zum Schreiben.

In der Firma ist viel Arbeit. Draußen ist zum Glück grusiges Wetter. Am langen Wochenende warten einige Projekte.

Um 16 Uhr ist Lerngruppe. Es ist schon ganz schön gut den Lernstoff auch mit anderen zu besprechen. Meine Internetverbindung lagt, das ist stellenweise etwas mühsam.

So wird in der Küche mal eben schnellschnell gemacht. Zack, Spaghetti aufsetzen, Gorgonzolasauce machen, Tomatensalat machen und Salatsauce machen, dabei wieder Kühlschrankbereinigung – zwei Gläser verschwinden aus dem Kühlschrank. Es ist ja schon der Hammer wie lang das geht. Gut, ich mache es auch nicht so ganz exzessiv. Aber mit jedem überflüssigen Teil, was aus dem Kühlschrank verschwindet, wird er übersichtlicher.

Samson baut in der Zwischenzeit den Sprudler auf. Ab sofort gibt es Tressower Sprudel. Er schmeckt gar nicht mal so übel. Mal schauen, wie lange so eine Patrone hält.

Abends noch eine Stunde in die Werkstatt. Ich brauche einen motorisierten Apfelschäler. Er funktioniert zumindest schon mal. Morgen wird er noch verbessert.

Dann noch etwas mit A. chatten. Das ist immer lustig.

Donnerstag – Tag der Deutschen Einheit

Der Einheitstag oder Tag der Deutschen Einheit war für mich viele Jahre ein Festtag. Es war einer der größten Feiertage des Jahres. Das wandelt sich seit diesem Jahr doch sehr deutlich. Die Einheit hat sich als trennender Faktor entpuppt, auch in meinem ganz persönlichen Leben, Erleben und Empfinden. Und jetzt will ich dich, werter Leser, nicht schon wieder mit gut- und schlecht-Kategorien langweilen. Am Ende des Tages muss man einfach konstatieren: es ist wie es ist. ok, zugegeben, es ist beschissen. Aber nichts ist so beschissen, als dass man nicht doch noch etwas draus machen könnte. Oder zumindest könnte man ja etwas daraus lernen. Ich ziehe einen ganzen Haufen Erkenntnis daraus. Die schwere Erkenntnis ist, dass Ost und West doch mehr trennt als dass es eint. Ich sage es mal etwas vereinfacht: wenn es die Möglichkeit gibt wieder in den Westen zu ziehen, dann würde ich wohl in den Westen ziehen. Schweren Herzens. Denn Mecklenburgs Charme wird mir dann fehlen.

Ich war früh auf. Ich habe mir nachts einen neuen Apfelschäler ausgedacht. Und der wollte auch gebaut werden. Dazu brauche ich: ein Stück vom Eichenstamm, ein Stück Blech von einer Konservendose und eine Schraube. Das war’s schon. Der Rest wird gesägt und gefräst, geflext, ausgeschnitten, gebogen, gebohrt und geschliffen. In der Werkstatt wird ein Testaufbau installiert. Dann einen Apfel holen und Sssssssssst – ist der Apfel geschält, das braucht etwa fünf Sekunden. Einwandfrei! Es gibt eine Apfelschlange am Stück. Es wird noch eine einfache Verbesserung gemacht. Die Ecken der Flügel werden noch abgeschrägt. Und dann? Ich muss noch mehr Äpfel holen. Das Schälen ist dann aber wirklich schnell passiert. Für zehn Äpfel brauche ich drei Minuten und dreißig Sekunden. Ungefähr. Das sind ca. 21 Sekunden pro Apfel. Inklusive manuellem Nachschälen. Wenn man ein bisschen trainiert, sollte das in zehn Sekunden pro Apfel gehen. So sind 4 Kilo Apfelmus schnell gemacht. Ich mache es ohne Zucker. Den Zucker kann man ja auch noch rein machen, wenn man das Apfelmus verbraucht. Die Jungs essen es gern, wir sind alle begeistert.

Livehacks sind was Tolles. Es braucht wenig Material, es braucht Hirnschmalz, man trainiert damit seine grauen Zellen. Es braucht wenig CO2 und andere Ressourcen. Vor allem setzen Livehacks Glückshormone frei. Dagegen ist wenig einzuwenden. Momentan erarbeite ich mir noch Grundlagen für Livehacks auf anderer Ebene. Die werden dringend gebraucht. Ich war zehn Jahre nicht in der Lage die psychosoziale Situation hier im Haus zu stabilisieren und zu verbessern. Das ist die wirkliche Tragik. Ich war nicht einmal mit Hilfe von professioneller Unterstützung dazu in der Lage. Dieses Erlebnis wird nachhaltig zu meinem inneren Antrieb. Denn ganz so schlecht ist jetzt unser Leben hier auch nicht, dass man davor die Flucht ergreifen müsste. Ich könnte mir schlechtere Lebenssituationen vorstellen, in denen Menschen verharren und die sie aushalten. Und einmal wirklich Hand aufs Hirn: wie viele dieser Fehlentwicklungen gibt es tagtäglich und überall? Es ist eine massive Massenepidemie, die aber als solche nicht einmal erkannt wird. Die Betroffenen selbst erkennen sie nicht. Und die Gesellschaft akzeptiert und fördert das Fehldenken und -verhalten.

Nebenher chatte ich etwas mit A. Das ist eine gute Abwechslung. Jonathan fliegt Drohne. Plötzlich macht es „Klack“. Ich denke, er ist in der Dachrinne gelandet. Er ist aber in seinem Zimmer gelandet. Samson macht feinstes Karamel-Popcorn. Das müsstet ihr mal probieren. Ich arbeite und schaue Lernvideos.

Ich mache schnell Kartoffelbrei aus Salatkartoffeln, brate Bratwürstchen und wärme Reste von gestern auf.

Freitag

Ich nutze den frühen Morgen, um in meinen Lernbüchern zu lesen. Diesen Monat ist das Kapitel F0 dran, das sind die organischen Störungen, verschiedene Formen der Demenz und organisch bedingtes Delir. Ich arbeite gerade an einem Glossar, das die Fachbegriffe der Psychologie enthält. Da kommt man doch schnell auf spannende Erkenntnisse. So gehört die Volkskrankheit Depression zu den affektiven Störungen. Affektiv heißt „gefühlsbetont, den Affekt betreffend“. Das Gegenteil dazu heißt kognitiv. Das bedeutet „das Wahrnehmen, Denken, Erkennen betreffend“. Ist also der Zusammenhang doch so einfach, dass Depressionen schlicht durch einen Mangel an Wahrnehmen, Denken und Erkennen verursacht sind? Es gibt doch sehr sehr viele Anzeichen, die genau darauf hindeuten. So wird depressiven Menschen ja empfohlen, sich auf ganz einfache Dinge des Alltages zu konzentrieren. Den fliegenden Vogel zu sehen und zu erkennen, den Sonnenaufgang oder andere Erscheinungen in der Natur. Und wenn ich meine Studien zur aktuellen Situation der Schule anschaue, dann bestätigt sich das auch wieder. Denn die Schule ist eine Hirnfähigkeitszerstörungsanstalt.

Dann geht es zum Einkaufen. Dort ist der Bär los. Ich ergattere schließlich ein Einkaufswägele und mache meine Einkäufe. Unspektakulär. Dann noch das Auto für 1,56 € auftanken. Wir machen Frühstück. Am Nachmittag mache ich endlich mal wieder den Freischneider fit und laufe eine Stunde übers Gelände. Es werden diverse wuchernde Gewächse abgeschnetzelt. Ich lass‘ mich mal überraschen, was aus dem Gelände noch alles wird. Die Postfrau freut sich über ein Glas Apfelmus.

Dann werden noch Lernvideos angeschaut und am Redaktionsassistenten gearbeitet.

Es gibt Kartoffel-Haferflocken-Burger, Ingwer-Blumenkohl aus dem Backofen und Bratwürstchen. Jonathan hat uns Mango-Minz-Joghurt zum Nachtisch gemacht. Sehr fein. Uns kann es richtig gut gehen.

Samstag

Die Drohne kommt wieder in die Werkstatt. Ich muss ein paar Kundensachen machen. Die Kunden drängeln. Und eigentlich sollte ich doch … dies … und … jenes machen.

Ergänzend zum Donnerstag titelt der Spiegel heute

Gründung der DDR vor 75 Jahren
»Der Minderwertigkeits-Komplex ist in vielen Ostdeutschen abgespeichert«

Der Artikel steckt hinter einer Paywall. Lesen muss ich ihn nicht unbedingt. Ich könnte möglicherweise ausführliche Ergänzungen dazu machen. Aus persönlicher Betroffenheit. Und es ist mir gar nicht lächerlich zumute – wie Pünktchen sagen würde.

Dann wird gearbeitet. In der Firma. Und dann bin ich wieder Drohnenmechaniker und dann wird wieder gearbeitet und dann bin ich nochmal Drohnenmechaniker … es gab ein kleines Flugunglück …

Zwischendrin kommt der Postbote. Besser gesagt die Postbotin. Und bringt zwei Vorlesebücher. Wann soll ich die nur lesen? Im Moment sind vier Bücher in Arbeit. Oder sind es fünf?

Dann habe ich mir was zum Essen ausgedacht. Ich bin gespannt, ob es klappt. Überhaupt – die Sache mit dem Essen. Wir akzeptieren uns hier gegenseitig. Ich weiß nicht einmal, ob die Jungs es albern finden, dass ich immer das Essen fotografiere. Und so wirklich kann ich es euch auch nicht sagen. Ich muss etwas dazu erfinden. Essen ist für mich Kultur. Und gutes Essen ist für mich irgendwie wichtig. Tieffriepizza haben wir schon ewig nicht mehr gemacht. Und ich bin gerne in der Küche. Dass ich gerne kreativ bin, behaupte ich jetzt auch einfach mal. Und ja, die Jungs sollen auch etwas Ordentliches essen. Sie sind recht genügsam. Sie essen eigentlich alles. Kartoffeln sind nicht so der Hit. Und Möhren leider auch nicht. Aber da kann man ja kreativ drumrum kochen. Mein Supermarkt ist so lala. Aber manchmal haben sie wirklich gute Sachen im Sonderangebot. Am Freitag war ein Riesenblumenkohl für mich dabei. Und so kleine Tomaten. Und nein, nicht alles, was ich in der Küche zusammenrühre ist auch eine Delikatesse. Ganz sicher nicht. Es wird aber alles gegessen. Ohne murren. Und mit dem Blumenkohl habe ich mir was ausgedacht. Der soll zu einem pikanten Salat werden. Es gibt noch einen halben Fetakäse im Kühlschrank. Der muss weg. Damit die Sauce ein bisschen am Blumenkohl hebt, wird sie mit scharfem Tomatenmark verrührt. Dadurch wird sie etwas dicker. Und feine Zwiebelringe dürfen auch nicht fehlen. Aaaah Leute … ich kann euch sagen … das ist perfekt. Und die Kartoffelbrei-Haferflockenburger werden nochmal aufgewärmt. Dazu gibt es Putengeschnetzeltes. Und das Beste kommt zum Schluss. Jonathan hat Apfelmus-Sahne Nachtisch gemacht. Und ja, auch bei solchen Leckereien bleibt der Platz für den Papst frei. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich unseren Speiseplan öffentlich mache. Wir haben wirklich gern Besuch. Vielleicht besucht uns ja doch mal ein Leser oder eine Leserin – und sei es nur zum Essen. So wird ja zum Beispiel das Nachbarhaus Ende des Jahres frei. Jonathan meinte, da könnte gut eine Familie mit einem 14jährigen Jungen einziehen, der gerne Drohne fliegt und gerne fotografiert.

Ich muss noch Lernvideos für Montag anschauen. Morgen habe ich keine Zeit. Und die Waschmaschine füllen und wieder leeren. Aaaaaah – die Tage sind zu kurz …

Woche 19 – Herbstanfang – Bilder für alle

Sonntag

Wunderschönes Spätsommerwetter. Auf dem Volleyballplatz ist es sogar zu warm um zu spielen. Ich lese „Warum noch lernen?“. Ich habe heute einiges vor und mache davon fast nichts. Die Feriengäste bekommen was vom etwas zu stark gebackenen Kuchen ab. Ich gehe raus und sitze am See. Es ist einfach wahnsinnig schön.

Montag

Dienstag

Donnerstag

Samstag

Die ersten zwei Bilder zeigen übrigens die fertige Butterdose. Es gibt noch kein Bild der fertigen Dose.

Woche 18 – für alle

Der Sonntag

Endlich einmal wieder ein richtiger Sonntag. Kein Besuch. Keine Feriengäste. Kein Geburtstag. Einfach nur Sonntag. Wie cool ist das denn. Wir genießen den Tag von Anfang bis Ende in vollen Zügen.

Ich arbeite einige Zeit im Bett. Lese etwas und mache dies und jenes. Es ist sehr gemütlich. Ich bin aber auch ein bisschen neugierig auf den Bananenkuchen. Bananenquark war die letzte Zeit nicht mehr so angesagt. Also hab ich gestern so ein Freestyle Rezept mit drei Bananen gemacht. Auweia – und man entdeckt doch immer wieder neue Küchentricks. Wie viel hundert Marmorkuchen habe ich schon gemacht? Aber wie man eine Form einfach und perfekt vorbereitet, das habe ich erst gestern so richtig gecheckt. Das Problem ist ja bei der Kranzform immer: wie bekommt man die Semmelbrösel in die Mitte der Form. Wenn man die Form dreht, dann fallen sie entweder zu tief oder sie fallen raus. Wenn man die Form so schüttelt, dass sie hoch fliegen, dann fliegen auch immer zu viele raus und wenige bleiben kleben. Und dabei ist der Trick so einfach, dass ihr mich vermutlich dafür auslachen werdet. Also – ich sag’s euch. Man muss die Brösel in die Mitte machen, wenn man sie in die Form rein schüttet. Dann geht es ganz einfach. Es bleiben alle die hängen, die hängen bleiben sollen. Der Rest fällt in die Form und damit kann man dann Form und Rand ausbröseln. Voll easy. Und der Bananenkuchen? Fällt aus der Form, als gäb’s kein morgen mehr.

Ich habe den Zucker deutlich reduziert von 250 g auf 100 g. Da ja Bananen drin sind, geht es auch mit weniger Zucker. Ich hatte nur drei Bananen. Vier standen im Rezept. Aber drei sind auch gut. Ich habe 100 g mehr Mehl genommen und dafür auch Wasser in den Teig geschüttet. Es wurde ein Kuchen, der uns allen gut schmeckt. Die Hälfte ist schon fast weg.

Dann Weckle aufbacken und mit den Jugendlichen frühstücken. So lustig. Wenn sie jetzt diskutieren, dann versuchen sie wie Erwachsene zu diskutieren. Es ging um KI oder um Tronald Dump – ich weiß es nicht mehr. Oder um eine Brücke. Spielt auch keine Rolle. Aber die Diskussionen, die sind lustig. Es erinnert ein wenig an die Flugversuche eines jungen Schwans. Sie üben sich. So wertvoll! Schade, dass sie so wenig Vorbilder haben. Da der präfrontale Kortex sich jetzt erst ausbildet, werden sie das Sozialverhalten von Alleinerziehenden verinnerlichen und hoffentlich nicht allzu sehr adaptieren.

Weiterhin ist heute Werkstatttag. Es muss ja noch das andere Schatzkästlein fertig gemacht werden. So schwierig sieht der Plan gar nicht aus. Es ist dann ausgesprochen spannend, was man dann mit sich und mit dem Plan, mit den Werkzeugen und dem Material so alles erlebt. Ich schleife die Seitenteile, fräse die Zinken. So eine Zinkenfräse ist echt was Feines. Selbstgebastelte Vorrichtungen sind eh am besten. Meine Werkstatt ist zwar mini, aber es ist dann doch einiges möglich. Dann werden die Seiten verleimt.

Insgesamt brauche ich heute vier Fräser. Den Standard 8 mm Fräser, den Nutfräser in 16 mm, um die Absätze zu fräsen. Dann den 6 mm Radius Fräser und den Bündigfräser. Besonders interessant wird es mit den Radien an den Ecken. Wie krieg ich die nur hin? Ich schau mir dafür erst mal ein paar YT Videos an. Zunächst will ich aber den Absatz am Boden fräsen. Ich rechne alles genau aus. Dann wird die Fräse eingestellt und dann wird losgefräst …. – oppsa, gerade noch fast rechtzeitig gemerkt, dass ich die Längsseite eingefräst hatte statt der Querseite. Auweia – was machen wir denn jetzt? Kurze Überlegung. Dann wird beschlossen, dass die ganze Dose einfach 6 mm kürzer wird.

Bis zum Verleimen geht eigentlich alles gut. Dann habe ich eine Idee, die sich im Nachhinein als nicht so gut herausgestellt hat. Das gibt es manchmal und das ist genau das, was ich an dieser Art von Tätigkeit so sehr schätze. Ich prüfe meine Ideen in der Praxis und schärfe dadurch meinen Verstand. Also … Ich nehme mir neues Schleifpapier für den Bandschleifer. Tendziell möchte ich eher etwas mehr Material abtragen. Der gewiefte Experte greift sich jetzt schonmal vorsorglich an den Kopf. Aber wie auch immer. Ich schleife gründlich. Alle Seiten. Erst mit 80er, dann mit 120er, dann mit 150er. 180er habe ich nicht, dann schleife ich noch mit 240er. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe das Ding komplett schief geschliffen. Ouuuu Mann! Wie blöd ist das denn? Man kann mit dem Bandschleifer einfach nicht kontrolliert schleifen. Basta. Es ist nicht wirklich schlimm. Das Schatzkästchen hat jetzt einfach eine etwas individuelle anthroposophische Form. Was soll’s. Es bleibt jetzt so. Das ist Individualität und keine Perfektion. Wo ist das Problem?

Ansonsten. … Fräsen ist einfach der geilste Chize. Ich habe zwar echt Respekt vor dem schnell rotierenden scharfen Fräswerkzeug. Fräsen eröffnet aber komplett neue Möglichkeiten zur Holzbearbeitung. Ich merke, wie die Uhr rast, will aber fertig werden. Also noch die Kanten machen. Die mache ich mit dem 6 mm Radius Fräser. Echt schick. Und schnell gemacht. Dann noch ölen. Alles, was nicht mit dem Lebensmittel in Kontakt kommt, wird mit Leinöl geölt. Die Auflagefläche bekommt etwas Olivenöl ab. Insgesamt wirkt das Schatzkästchen wohl etwas klobig. Vielleicht mach ich eines Tages nochmal eines aus dünnerem Holz.

Auwei – 18.30 Uhr. Ich wollte doch Lauchquiche machen. Erstmal ein Rezept suchen. Die soll 50 Minuten in den Ofen. Egal … mache ich halt etwas schneller. Küche ist ähnlich wie Werkstatt. Ein bisschen kreativ, ein bisschen handwerklich. Aber doch etwas mehr Toleranz. Ob da jetzt etwas zu wenig Salz dran ist, spielt erstmal nicht so die große Rolle. Das kann man nachsalzen. Ein bisschen länger oder kürzer im Ofen, das passt schon alles.

Lauchquiche … neues Problem … die Form … In meinem Elternhaus wurde die Quiche auch gerne in einer Springform gemacht. Das finde ich nicht mehr ganz so hübsch. Ich habe lieber dünne Quiche. Statt 140 g Butter habe ich noch einen Butterrest mit 160 g. Das passt gut, dann kommen einfach auch 100 g mehr Mehl in den Teig. Ich habe ja auch 1,5 Stangen Lauch. Im Rezept steht eine Stange Lauch und es steht auch nicht drin wie groß die Stange sein soll. Und die Form? Wartet … Und die Backzeit? Aaah, das ist einfach. Ich dünste den Lauch vor, dann kann deutlich kürzer gebacken werden. Also Lauch schnibbeln, ab in den Topf. Für die Sauce verwende ich Joghurt und Schmand. Das steht so auch nicht im Rezept. Der Joghurt muss aber verwertet werden. Im Moment isst bei uns keiner Joghurt und er ist offen. Dann kommen noch weitere Kühlschrankreste in die Quiche. Und die Form? Hm. Da muss ich mir was ausdenken. Jonathan meint, dass ich ja die Auflaufform verwenden könnte. Die ist aber zu klein. Also erst einmal Teig ausrollen. Und dann? Einfach zack auf ein Backblech legen. Einfach so groß wie der Teig ist. Wie einfach ist das denn? Die Füllung ist auch so stabil, dass sie nicht weg läuft. Vorher noch Brösel auf den Teig streuen. Ich mag keine durchgeweichte Quiche. Das ist der Riesenvorteil wenn ich selber in der Küche stehe. Ich kann es so machen, wie es mir gefällt. Dann ab in den Ofen und die Temperatur 20°C höher stellen als im Rezept angegeben. Spart mir alles etwa eine Viertelstunde. Und schmeckt allen. Die Jungs fragen, ob man das auch kalt essen kann. Natürlich kann man!

Montag

Ist fast unspektakulär. Aber nur fast. Nach der Fahrt zur Bushaltestelle gibt es erstmal Morgenroutine. Dann etwas arbeiten. Der Postbote kommt. Er bringt fünf Päckchen. WTF … – aber halt, eines ist gar nicht für uns. Das bekommt er gleich wieder mit. Zwei Päckchen sind von der gleichen Bestellung. Ich bekomme eine neue Webcam. So viel, wie ich jetzt Videokonferenz machen muss, muss das jetzt sein. Etwas Büromaterial. Acht Mausefallen. Und ja … Spannung … Spannung … Trommelwirbel … Tusch … Jonathans Drohne kommt wieder. Jetzt heißt es warten, bis Jonathan kommt. Dann habe ich zwar eigentlich Videounterricht. Die neue Videokamera funktioniert. Die Verbindung ist aber auch mit dem PC manchmal schlecht. Wie auch immer.

Jonathan montiert die neue Drohnenkamera an die Drohne. Ich schalte dann die Videokamera an meiner Konferenz einen Moment aus und stecke die Drohnenbatterie an die Ladung an. Und dann … und dann … und dann … als die Batterie voll ist, geht es raus aufs Feld. Wie komfortabel ist das denn? Ein freies Flugfeld direkt hinterm Haus? Die Spannung steigt. Alles wird vorbereitet. Der Pilot macht sich bereit, setzt die Brille auf. Die Motoren werden gestartet und dann geht es auch gleich los. Ssssssssssssssssssssssssssss – macht es und die Drohne hebt ab und steigt schnell hoch. Fliegt nach Süden – sieht super aus! Dann ruft der Pilot „Die Brille ist aus!!!!!“ Er nimmt die Brille schnell ab und landet die Drohne sicher in etwa 150 Meter Entfernung. Sie wird auch gleich gefunden. Wir schalten dann zur Probe die Brille noch ein paarmal an. Sie schaltet sich nach kurzer Zeit immer wieder aus. Am Akku kann es eigentlich nicht liegen. Aber irgendwas ist komisch. Etwas ernüchtert machen wir uns auf den kurzen Heimweg. Der Plan ist, eine andere Brille zu laden und morgen einen weiteren Versuch zu machen. Jonathan findet aber offenbar die Ursache. Vermutlich liegt es an der eingesteckten SD Karte. Also morgen neuer Versuch.

Eine Anfrage für die große Ferienwohnung für 2025 kommt rein. Ich freue mich sehr, dass schon Buchungen für 2025 kommen. Die Direktbuchung ist allerdings nur für Ferien mit Freunden möglich. Ich antworte auf die Anfrage zunächst per E-Mail. Ich bekomme eine Antwort per E-Mail „…. wir sind aber nur drei Personen …“. Darauf rufe ich bei der anfragenden Person an und wir unterhalten uns ein bisschen.

Dienstag

Die Buchung für 2025 Ferien mit Freunden wird bestätigt „… Danke für Ihren Anruf gestern …“. Ich freue mich noch mehr. Warum schreibe ich euch das? Freunde … liebe Freunde … es ist so wichtig, dass wir miteinander sprechen. Es ist eigentlich das allerwichtigste. Also das ist wieder das Ding mit den Affenbrotbäumen die raus müssen. Das geht nur, wenn wir miteinander sprechen. Wenn ich das schreibe, bin ich wieder so sehr vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt. Viele Menschen haben so die Tendenz alles mit dem Smartphone zu machen – ohne sprechen. Dieser Trend führt geradewegs ins Verderben. Ohne Umweg. Wenn Ferienwohnungen über airbnb oder booking oder novasol oder sonst irgendeinen Dienst gebucht werden, dann wird da überhaupt nichts gesprochen. Das ist der Trend. Ich schwimme einmal mehr gegen den Strom. Es ist schwer gegen den Strom zu schwimmen. Aber es macht auch Freude. Das ist das gleiche Thema wie oben auch schon. Wenn man nicht Teil einer Religion ist, dann ist das Leben einfach schwerer. Manchmal erdrückend schwer. Es ist ein ständiges Resilienztraining. Mir geht es eher so wie Pi in Schiffbruch mit Tiger. Ich bin so ein bisschen mit allen Religionen verbunden aber mit keiner Religion so richtig. Ich achte alle Glaubensrichtungen, auch wenn ich sie nur als einen Übergang in eine Welt sehe, in der jeder Mensch seine ureigene geistige Kraft als den wahren Glauben erkennt und akzeptiert und damit auch jeden anderen Menschen akzeptiert. Momentan entfernt sich alle Welt von dieser Idee und es gibt einen Urwald an Verirrungen. Die einzelnen Glaubensrichtungen grenzen sich scharf voneinander ab und bekämpfen sich. Miteinander sprechen liebe Freunde, das wäre schon mal was.

Hier jagt wirklich ein Tag den andern und ein Ereignis türmt sich auf das andere. Fast ein bisschen viel für mich … Aber der Reihe nach.

Jonathans Drohne fliegt. Das ist wirklich eine ganz ganz spezielle Geschichte, die wir sicher noch in zwanzig Jahren erzählen werden. Angefangen hat es irgendwann Ende Mai. Da haben wir mehrere Bestellungen nach China geschickt. Dann haben wir lang gewartet, dann haben wir noch spezielle Batterien gebraucht, die haben erst um wenige Millimeter nicht gepasst. Dann war schließlich alles bereit … aber im entscheidenden Moment zeigte die Brille kein Bild. Es folgte Fehlersuche, Recherche, Analyse, diverse Überlegungen. Schließlich wurde die Drohne weg geschickt. Sie kam wieder. Wieder standen wir erwartungsvoll am Startplatz. Wieder zeigte die Brille nur Rauschen. Es war zum Verrückt werden. Da wir nicht wussten, ob es an der Drohne oder an der Brille lag, haben wir eine weitere Brille gekauft – mit der Option sie wieder zurück schicken zu können. Doch auch das war nicht erfolgreich. Wieder waren wir kurz davor aufzugeben und haben die Drohne schon als defekt zum Verkauf angeboten. Dann doch nochmal die Drohne zu dem dubiosen Reparaturbetrieb geschickt. Und immerhin eine Diagnose bekommen. Die hieß: Kamera kaputt. Ok, das war ja eher ein kleineres Problem. Ich habe eine Ersatzkamera bestellt. Gestern dann ein erster Probestart, da ging aber die Brille immer aus. Heute dann – Trommelwirbel, Tusch – ich bewundere Jonathan, dass er den Mut nicht verloren hat, auch wenn zwischenzeitlich die Stimmung schon ziemlich am Boden war. Nochmal Trommelwirbel, Tusch – Sssssssssssssssss…sssss – die Drohne fliegt. Jonathan kann sie steuern.

Ich schreibe euch das, weil es wirklich eine tiefe Erfahrung für uns ist. Nicht aufgeben. Alles versuchen was möglich ist.

Apropos alles versuchen … Gestern habe ich beim Notar angerufen. „Die Kollegin spricht gerade. Sie ruft Sie zurück.“ Heute: „Ich habe die Kollegin nicht erreicht …“ – merke, wir sind in Mecklenburg. Ich also das Sprüchlein, dass ich sicher bin, dass die Kollegin doch wirklich viel zu tun hat. Blabla … Und dann? Kein Rückruf. Aber der Vertragsentwurf. Der ist endlich da. Es sind noch wenige Punkte offen. Es ist so schön, wenn mal etwas weiter geht.

Weiter: der Keller in Lörrach ist nicht akut durch Feuchtigkeit gefährdet. Danke an Herrn Indlekofer, der sich den Keller angeschaut hat.

Dann hat sich heute die Intensivlerngruppe der HPP Ausbildung Psychotherapie zu einer ersten Besprechung getroffen. Es ist eine nette Gruppe, auch wenn wir erst zu dritt sind. Und die nächste Baustelle ist auch schon da. Für Videokonferenzen ist die WLAN Verbindung nicht gut genug. Ich muss per Draht ans Netz. Also bestelle ich mal schnell ein 20 m langes Kabel. Das sollte dann idealerweise so installiert werden, dass es optisch wenig stört. Bin mal gespannt, wer das dann macht …

Ich schaue mir noch etwa 20 Lernvideos an. Zwischendrin Abendessen machen. Bei aller Begeisterung für das Leben … ich bin ganz schön platt.

Mittwoch

Es kommen neue Feriengäste. Wir haben die besten Feriengäste. Das ist doch auch wichtig. Oder? Ich habe einen Haufen Arbeit. Und ich habe zu lernen. Das Wichtigste ist aber Klavier spielen. Also ihr seht: langweilig wird mir nicht. Der Haushalt verlottert ein bisschen. Das ist beim Jungshaushalt so und stört keinen.

Die Drohne fliegt und fliegt und fliegt. Die Akkus werden immer wieder neu aufgeladen. Endlich …

Ich lade einen Hänger voll Brennholz und fahre ihn vor den Schuppen. Auweia … müsste ich das alles mit dem Schubkarren transportieren … – so ist schon irgendwie besser. Morgen will ich sägen. Das Holz ist gerade schön trocken.

Meine Intensivlerngruppe trifft sich. Wir sind ein recht unterschiedliches aber doch harmonisches Dreierteam. Ich erzähle in der Lerngruppe, dass ich meine Klienten begleiten will wie ein Bergführer. Sie können sich sicher sein, dass nichts passiert. Ich werde ihnen Anleitungen geben, sie müssen aber selber gehen. Und sie werden dabei positive Erfahrungen und Erlebnisse mit sich und der Umwelt machen. Ich kann einschätzen, was die Klienten im Stande sind zu gehen. Wenn sie dazu noch nicht bereit sind, können wir entsprechende Vorübungen machen. Sie werden neue Perspektiven und Aussichten gewinnen. Und sie können die Wege, die wir gemeinsam gegangen sind, jederzeit auch wieder alleine gehen. Nun, solche Illusionen oder großartigen Ideen hat man am Anfang. Und es ist auch gut und richtig solche Ideen zu haben. Es ist gut so eine Lerngruppe zu haben, um genau solche Ideen zu besprechen und zu reflektieren.

Und dann noch schnell was zu Essen basteln. Ich hab‘ noch Zucchini. Die werden in der Pfanne angebrutzelt. Es gibt Bratwürstchen dazu und eine Currysauce. Schmeckt auch mit Parmesan.

Donnerstag

Ich feier das voll den Kühlschrank aufzumachen. Das Holzdings macht Freude fast so wie der Phoenix. Auch auf dem Tisch. Ich kann gar nicht so wirklich sagen warum. Es ist einfach mega. Zum einen, weil es aus Holz ist. Dass es schick aussieht. Dass es selber gemacht ist. Dass es aus dem Stamm gearbeitet ist. Also gekauft wäre das nicht annähernd so schön. Da wäre es einfach schickimicki. Auch dass es keinen Rand hat. Also dass wenn man die Butter weg macht, dass dann nicht so ein Rand im Weg ist. Hm … könnte man das verkaufen? Ich behaupte mal, dass das in Einzelstücken durchaus verkäuflich wäre. Es würde wohl 80 Euro kosten müssen.

Die Kinder müssen heute zu Hause bleiben. Die genauen Umstände schreiben wir jetzt hier nicht auf, sonst könnte es sein, dass uns jemand das Jugendamt auf den Hals schickt. Das wäre jetzt etwas, was wir gar nicht so gut brauchen könnten. Nicht, weil wir Angst vor’m Jugendamt haben, aber es wäre ein Haufen Schererei. Unnötige Schererei. Ich hab gut zu tun. Erst wird gearbeitet, später dann Brennholz gesägt und um 17.30 Uhr ist schon wieder Unterricht. Vorher noch eben zwei Waschmaschinen Wäsche abhängen. Im Unterricht geht es um den Psychopathologischen Befund. Obwohl es eigentlich eher trockener Stoff ist, ist es doch interessant. Auch die Gruppendynamik im Kurs ist interessant. Dann schnell Abendessen machen. Heute gibt es Resteessen. Weil heute kein Volleyball war, war ich auch nicht einkaufen. Resteessen ist echt mega – wie Firstclassbuffet. Kann man aushalten. Und so viel Arbeit ist es dann auch wieder nicht. Danach gibt es noch Kino. Etwa zwei Minuten Drohneflug, aus zwei Flügen zusammen geschnitten. Krass! Wirklich beeindruckend, was es hier alles gibt. Das glaubt einer allein nicht.

Und nochmal: wir waren sicher dreimal schon fast dabei aufzugeben. Wir haben mehrfach einfach alles auf die Seite gelegt und gesagt: wenn es nicht sein soll, dann soll es nicht sein. Wir haben die Drohne schon als defekt bei Ebay zum Verkauf gestellt. Also: nur nicht immer gleich aufgeben!

Vor vier Monaten sind Jonathan und ich mit der WOW nach Travemünde gefahren. Schön war’s! Nun ist die Segelsaison schon fast wieder rum. Ich bin wenig zum Segeln gekommen. Kein Wunder, denn es war auch ganz schön viel los.

Freitag

Kaufsucht. Kaufsucht behandeln wir natürlich auch. Sie gehört zu den nicht stofflichen Süchten und ist in ICD 10 in F63.8 unter Störung der Impulskontrolle klassifiziert. Ich kaufe derzeit ständig irgendwas. Ein Kubb Spiel, eine Internetkamera, heute habe ich einen Eierschneider, einen kleinen Teigschaber und zwei Schäler gekauft. Die Schäler brauche ich jetzt nicht wirklich, aber sie sahen interessant aus. Außerdem habe ich gerade Gewürze bestellt. Ist das schon Kaufsucht? Interessanterweise sind die Grenzen fließend. Also es gibt kein hartes Kriterium für „1 Päckchen am Tag“ oder „7 Päckchen am Tag“. Als pathologisch gilt es erst, wenn der Kaufimpuls nicht mehr kontrolliert werden kann und mehr gekauft wird, als bezahlt werden kann. Aber wer sagt jetzt, ob der Kaufimpuls kontrolliert oder unkontrolliert erfolgt? Ich behaupte, dass die gesellschaftliche Norm da schon extrem hoch – oder tief, je nachdem von wo man schaut – liegt. Jeder Mitteleuropäer besitzt sehr viel mehr als er braucht. Sagen wir mal ein Zehntel dessen, was wir besitzen würde vollkommen ausreichen. Es gilt aber als vollkommen normal den Schrank voller Klamotten zu haben die man nie anzieht. Oder zwanzig Paar Schuhe zu haben. Statt Kubb könnte man einfach mit Steinen auf ein Ziel werfen. Oder aus alten Konservendosen ein Wurfspiel bauen. Nun … wir werden demnächst eine richtige Chilimühle besitzen. Vor vier Monaten ist ja auch wieder Platz in den Schränken frei geworden. Der muss ja auch irgendwie wieder gefüllt werden.

Zuhause spaziert eine kleine Maus durchs Wohnzimmer. Ich glaub ich seh nicht richtig. Zugegeben, sie spaziert nicht, sie ist offenbar etwas desorientiert. Hilft aber nichts, die Maus muss raus. Also überlege ich, wie ich sie am besten fangen kann. Dann stülpe ich erst einmal eine graue Kiste über die Stelle, an der ich sie zuletzt gesehen habe. Irgendwie bekomme ich sie dann auch raus.

Dann bestelle ich noch so einen Sprudelapparat. Nach reiflicher Überlegung, nicht um meine Kaufsucht zu befriedigen. Seit ein paar Wochen wird der normale Sprudel im Supermarkt nur noch in Plasteflaschen verkauft. Er ist dann auch mit ca. 40 Cent pro Liter ganz schön teuer. Gut, man könnte ja einfach Leitungswasser so trinken. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Also – das Ding ist bestellt.

Der Apfelbaum hat ziemlich viele Äpfel. Ich werde wohl keinen Apfelsaft machen. Es ist einfach zu viel Action alles selber zu machen. Und Bag in Box finde ich furchtbar. Also fange ich schon mal an und hole mir die größten Äpfel, um sie dann morgen zu einem Apfelkuchen zu verarbeiten. Früher wurde immer das Fallobst zu Kuchen verarbeitet. Die Zeiten sind vorbei. Zu mühsam, die ganzen Schadstellen raus zu schneiden …

Heute gibt es Holzfälleressen. Der Salat wird nicht klein geschnibbelt. Die Verkäuferin fragte noch, ob sie extra große Steaks raussuchen soll. Aber die waren eh schon groß. Der Salat wird dann direkt in die Salatsauce getunkt. Dazu gibt es Brötchen mit Butter aus der Holzfällerdose. Läckaaa.

Ich gebe zu, manchmal habe ich auch ein gewisses Motivationsloch. Ich schlafe immer noch zu wenig. Das macht sich auch bei der Konzentration bemerkbar. Bei allem Schönen was ich so erlebe, bleibt die Gesamtsituation belastend und ich muss weiter auf jeden einzelnen Gedanken aufpassen, ob er mir nützt oder ob er weg kann. Aber gut. So ist das eben, wenn man sich aus dem tiefen Tal wieder nach oben zu arbeiten hat. Und nein, es gibt keine Seilbahn. Jeder Schritt muss selber gegangen werden. Und er wird auch gegangen.

Es gibt aber dann doch auch wieder Motivationshilfen von außen. Heute kam ein Buch. Das hatte ich mir gewünscht. Und ich habe es bekommen. Es ist ein ganz besonderes Buch. Bob Blume schreibt „Wozu (noch) lernen“. Da ist jedes Wort, jeder Satz, jeder Gedanke einfach nur ein ganz heftiges Ja. Es ist auch ein Buch, das jeder Mensch gelesen haben muss. In meinem Whatsapp Status habe ich geschrieben, dass es für Eltern, Lehrer, Schüler und andere Menschen ist. Es wäre sogar ein hervorragendes Vorlesebuch, aber dieser Gedanke kann auch erst mal weg. Wir leben in der Podcastzeit. Jeder Mensch ist mit seinem Handy verkabelt oder verbluetootht und hört Podcast. Das ist der Trend. Es gibt derzeit zu viele Trends, die weder zum Wohl des Einzelmenschen noch zum Wohl der Gesellschaft sind.

Abends bin ich nochmal im Kaufrausch … – ich werde berichten…

Samstag

Heute wäre ein idealer Tag, um im Garten Lärm zu machen. Ich wäre aber der Einzige, der Lärm machen würde. Alle anderen Nachbarn mähen weder Rasen noch machen sonst irgendeinen Lärm. Das ist auch nicht so tragisch. Denn mal Hand aufs Hirn … manchmal ist auch einfach so ein bisschen die Luft raus. Das Leben ist schön. Aber auch anstrengend. Vor allem mental. Und dann ist so ein quasi Ruhetag einfach auch mal angebracht. Ich backe den Apfelkuchen, dann machen wir Frühstück. Dabei erzähle ich den Jungs, dass wir früher auch einen Eierschneider hatten. Und schwupps, sind auch wieder drei Eier weg und der Eierschneider wird als „für 1 Euro ganz brauchbar“ klassifiziert, kann also von der „Ich-bin-nur-ein-Kaufrauschprodukt“-liste gestrichen werden. Irgendjemand … stapelt das Holz auf. Nein, sie „müssen“ nicht. Sie machen es. Und dafür bin ich dankbar. Der Apfelkuchen wird unten etwas dunkel …

Ich checke wieder meine Datingapps. Und mache Persönlichkeitsstudien. Und nein, ich erhebe da sicher nicht den Anspruch, dass die Persönlichkeiten in den Datingapps mit meinen Filtereinstellungen irgendwie einen repräsentativen Querschnitt über irgendwas darstellen. Aber es mutet mich doch etwas eigentümlich an, was sich da auf dem Datingmarkt so herumtreibt. Das meiste wird nach links gewischt. Und nein, Hoffnung mache ich mir da auch keine mehr. Ich mache das noch so ein bisschen zum Zeitvertreib und nach der Devise „man kann nie wissen …“. Ich glaube ich habe darüber schonmal geschrieben. Das lassen wir einfach.

Dann geht die Schatzdose nochmal in die Werkstatt. Ich baue hinterm Haus den Maschinentisch auf und dann wird die Dose erst einmal wieder gerade gehobelt. Material ist noch genug da. Sie wirkt dann auch nicht mehr ganz so wuchtig. Dann wird wieder geschliffen. Diesmal mit festgezwingtem (oder heißt es festgezwungenem?) Bandschleifer. Ist irgendwie besser. Und ja, ich hab das Wurmloch freigehobelt. Das sollte eigentlich unsichtbar bleiben. Nun ist es sichtbar. Das ist aber auch nicht schlimm. Wer hat schon eine Butterdose mit Wurmloch? Alle Körnungen durchschleifen, dann die Kanten rund fräsen und die Kanten fein schleifen. Und ölen. Und fertig. Schick.

K. schickt mir eine Sprachnachricht. Und dann die Frage: was gibt es zu Essen? Ich habe noch Brokkoli und Champignons. Kann man daraus was kochen? Ich gebe Brokkoli Champignons und Sojasauce ins G0ogle ein und bekomme ein Rezept von Steffen Henssler. Ooooh aaah, da ist auch gleich noch Parmesan dabei, der müsste auch weg. Und eine halbe Zitrone ist auch noch im Kühlschrank. Das passt perfekt. Dazu gibt es Reis und Blattsalat zum in die Salatsauce tauchen. Ich bin ja immer dankbar, wenn die Profis uns zeigen, wie man Kohlstrünke verarbeitet. Nein, Spaß … das mach ich eh schon so. Als Bestätigung ist es aber ganz lustig. Der gekaufte 1-Euro-Schäler ist übrigens ein rechts-links-Schäler. Für Rechtshänder ist mein bisheriger Schäler allerdings besser.

Ich lese im „Warum noch lernen?“ Buch von Bob Blume. Ganz schön cool, was er da so schreibt. Wenn ich eine Exzellenzgruppe „Wir ändern die Welt“ zusammenstellen sollte, dann wäre Bob auf jeden Fall mit dabei. Ich poste eine Empfehlung in Mastodon und bekomme gleich ein paar Likes und mein Beitrag wird auch geteilt. Immerhin erreicht der Beitrag so über 1000 Menschen. Ich muss also dem Verlag und dem Autor gegenüber kein schlechtes Gewissen haben, dass ich ein Leseexemplar bekommen habe. Ich lese das Buch noch fertig, dann schreibe ich noch eine Rezension. Wer das hier liest, dem sei das Buch auch ans Herz gelegt. Es beantwortet viele Fragen, wie das mit der Digitalisierung an Schulen so ist, wie das mit der KI so ist und wozu Schulen doch gut sein könnten. Bob ist Deutschlehrer. Es ist teilweise sehr korrekt geschrieben und mancher Gedankengang ist etwas sperrig beschrieben. Zumindest nach meiner Auffassung.

Morgen ist Wahl in Brandenburg. Eine Partei gilt als Spitzenreiter. Ratet welche.

Geschützt: Woche 18

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Woche 17

Sonntag

Die Jungs chillen in verschiedenen Gruppen. Die einen arbeiten etwas am Computer, die anderen arbeiten an ihren Händis im Massenlager. Wie wertvoll ist diese Zeit für diese jungen Menschen? Sie haben einen Raum und Zeit, den sie miteinander zwanglos füllen können. Und das machen sie. Versteht ihr was ich meine? Es braucht so wenig. Es braucht keine riesen Unternehmungen oder ein volles Konsumprogramm. Später geht eine Gruppe noch zum See. Dann muss ich leider schon zum Frühstück mahnen, denn die gemeinsame Zeit ist dann schon wieder vorbei. Um 14.30 Uhr werden sie zum Omageburtstag abgeholt. Sie freuen sich schon auf die Geschenke.

Für mich heißt es, noch etwas aufräumen, eine Waschmaschine Wäsche starten und anschließend aufhängen und mit K. telefonieren.

Der eine Streifen am Himmel ist übrigens eindeutig ein Chemtrail. Passt gut auf euch auf!

Montag

In der Nacht von Sonntag auf Montag fallen die Temperaturen deutlich. Um 1 Uhr gibt es ein heftiges Gewitter, welches allerdings an uns vorüber zieht. Es folgt Blitz auf Blitz. Der Donner bleibt aber fern. Beeindruckend war es dennoch.

Zum Thema „Zeitenwahn“ lese ich in der Ostseezeitung diesen Artikel. Ich schrieb neulich ein paar Zeilen über die Thüringen- und Sachsenwahl. Dieser Artikel ist eine gute Ergänzung dazu. Es ist ja eigentlich schon vollkommen verrückt, wie viele eigentlich gebildete Menschen so einer Nofretete heute auf den Leim gehen, ihr Millionen spenden, sie unterstützen und bejubeln. Was ich auch nicht verstehen kann ist, dass sie als gute Rednerin benannt wird. Ich jedenfalls habe jedesmal so den Reiz eines sich umstülpenden Magens, wenn ich die Frau irgendwo auftreten sehe. Ein guter Redner ist für mich ein Mensch, der glaubhaft wirkt und nicht wie eine aus der Zeit gefallene Sprechbarbiepuppe.

Ich bekomme eine sehr schöne Guten-Morgen-Mail, die mich sehr freut. Die Sparkasse Lörrach hat sich ziemlich ins Zeug gelegt, um uns noch rechtzeitig zum Geburtstag die Kontodaten zu schicken. Dafür habe ich mich bei der Mitarbeiterin bedankt. Sie schreibt:

Guten Morgen lieber Herr Bund,

vielen lieben Dank für Ihre schöne Nachricht ! Ich freue mich jetzt gerade am Montagmorgen riesig, dass Sie Ihre Freude mit mir teilen!

Ich wünsche Ihnen auch einen guten Start in eine neue Woche .

Herzliche Grüße

Lisa Mona
Firmenkundenberatung

Warum schreibe ich euch das jetzt wieder? Ich schreibe das, um zu zeigen, dass Geschäftskorrespondenz nicht nur nach einer bestimmten Manier „Sehr geehrte Damen und Herren … mit freundlichem Gruß“ sein muss, sondern dass es durchaus möglich und sinnvoll ist, auch einmal einen Dank auszusprechen und Freude zu teilen.

Gestern mit K. telefoniert. Und habe ihr erzählt, dass ich mich keiner Gruppierung und keiner Strömung zugehörig fühle, was ein wenig einsam macht. Ich bin weder esoterisch noch spirituell, fühle mich keiner Religion, keinem Glauben und keiner Kirche nahe oder zugehörig. Auch die Trendströmungen Ökologismus und Smartphoneifizierung sind mir fremd. Und ja, dann wirken Menschen, die einfach nur verbalen Dünnschiss aus ihrem Mund heraus lassen auch nicht so besonders anziehend.

Dann noch gute drei Stunden Videomeetings. Einmal für die Ausbildung. Es geht immer noch um Begrüßung und allgemeine Anamnese. Und dann noch Transaktionsanalyse. Ich rücke mich mit meinem Erlebnis vom Wochenende absichtlich nicht ins Zentrum, erzähle aber meine Begegnung mit dem Professor und seiner Frau. Dafür bekomme ich mehrfache Anerkennung, was mir wirklich gut tut. Ich habe ja in den letzten Jahren viel Resilienz aufbauen müssen, um ohne Anerkennung zu leben und mir die Anerkennung nur durch Selbstbestätigung zu geben. Das ist dann schon so, wie wenn die vertrocknete Blume einen gehörigen Schwall Wasser abbekommt. Ich muss dann noch anerkennen, dass die Anerkennung fachlich qualifiziert war. Da alles, was in der Transaktionsanalyse besprochen wird einer strengen Vertraulichkeit unterliegt, darf ich euch jetzt nicht mehr erzählen.

Dienstag

Ich wache mit zwei Träumen auf. Die waren nacheinander. Nicht gleichzeitig. An beide kann ich mich erinnern. Einmal saß ich in einem Zug. Der fuhr in einen Tunnel und hupte. Jemand im Zug sagte „Zusammenstoß“. Der Zug bremste heftig. Es gab keinen Zusammenstoß. Der andere Traum war viel schöner. Ich kam in einen Raum, vielleicht war es ein Café. Darin saßen vielleicht so zwanzig Menschen. Darunter eine besondere Frau. Ich fragte laut, ob ich ihr ein Stück Sahnetorte bringen solle, sie verneinte – lächelnd. Ich ging zu ihr. Wir küssten uns. Sie lächelte. Die anderen Menschen waren erfreut und erstaunt.

Traumdeutung dürft ihr selber machen. Seit ich mich mit Träumen und Hirnfunktionen beschäftige, halte ich Traumdeutung für Kaffeesatzleserei. Nach meiner Kenntnis entstehen Träume aus dem Hintergrundrauschen des erwachenden Hirns, also wenn das Hirn übergeht vom durch das im Schlaf nicht kontrollierte Bewusstsein in den Zustand, wo das Bewusstsein einsetzt. Die zwei Träume könnten unterschiedlicher nicht sein. Gut, beim ersten Traum hätte es auch Rumms machen können. Ich schreibe mir die Träume aber dennoch auf. Es kommt selten vor, dass ich mich an einen Traum erinnern kann.

Manchmal liege ich nachts wach. Dann überlege ich beispielsweise, was es zu Essen geben soll. Es ist schön, für solche Überlegungen Zeit zu haben. Wir haben noch Kartoffeln aus regionalem Anbau. Da könnte ich doch mal wieder Rösti machen. Ich entscheide mich dann aber für ein Kartoffelgratin besonderer Art. Ich nenne es mal Tressower Art. Die Basis ist irgendein Internetrezept und daraus mache ich dann Freestyle „irgendwas“. Die Kartoffeln werden nicht geschält. Wir sind ein Jungshaushalt. Das halten wir aus. Die Kartoffeln werden auch nicht roh in den Ofen gepackt sondern vorgekocht. Und auch die Gratinsauce wird abgewandelt. Ihr müsst dazu wissen, dass die Jungs im Kindergarten eine Abneigung gegen Kartoffeln entwickelt haben. Es gab sie oft. Es gab sie zerkocht und warmgehalten und es war auch sicher irgendeine Billigkartoffel. Dazu gab es Tütensauce aus Senfeiern. Uuuuh – schon beim Gedanken schüttelt es mich. Schon als die Jugendlichen kommen meinen sie: ooh, das riecht aber fein! Da muss ich mir erst einmal den Duft in die Nase ziehen. Und dann werden Kartoffeln gegessen und als „Schmackofatz“ klassifiziert. Es ist ganz einfach.

Abends läuft im Kino die Arte Doku White Power: Europas Rechtsextreme. Ich bin Kinobesitzer und mein einziger Besucher gleichzeitig. Der Film läuft heute aus verschiedenen Gründen. Zum einen will ich einfach mal wieder ins Kino. Zum anderen meint der Kinobesitzer, dass die Besucher ja auch zu zeitgenössischen Themen gebildet werden müssen. Na gut … wenn es denn sein soll. Eine Programmauswahl gibt es für den Besucher nicht. Also zieht er sich diese Doku rein. Zwischenzeitlich sage ich Jonathan: schau! Da sind wir im Fernsehen! Ein bekannter Aussteiger aus der Szene kommt hier aus einem Nachbardorf.

Nach jedem Film gibt es auch eine Diskussion unter den Besuchern. Da ich der einzige Besucher bin, diskutiere ich mit dem Kinobesitzer. Der Kinobesitzer fragt mich, ob die Erwartungen, die ich in den Film gesetzt habe erfüllt wurden. Ich habe ein paar sehr gute Stellen im Film gefunden. So haben sich in den 1990er Jahre alle Medien in Wallonien (Südbelgien) zusammengetan. Den Extremisten wird kein Platz in Talkshows angeboten und so wenig wie möglich Sendezeit in den Nachrichten gewährt, was sich unmittelbar in zusammenbrechenden Wahlergebnissen der radikalen Parteien niederschlägt. Ist das nicht einfach? Leider geht der Film viel zu wenig auf die Ursachen und die Bekämpfungsmöglichkeiten ein. Eigentlich überhaupt nicht. Beispielsweise, dass Menschen mit einem besseren Selbstbewusstsein und weniger Angst weniger zu extremen Ansichten tendieren. Es ist belegt, also kein Geheimnis. Da könnten wir einfach fragen: wie können wir Menschen ein besseres Selbstbewusstsein ermöglichen? Also wirklich einfache Fragen stellen. Antworten täte es ja schon geben.

Also: weiterhin ein spannendes Thema. Gesellschaftlich halte ich das Thema für alarmierend und die Tendenz unumkehrbar. Ich gehöre nicht zu den Apokalyptikern. Angst ist immer ein schlechter Berater. Immer! Ich bin der Überzeugung, dass wenn wir ganz nüchtern und sachlich auf das Thema schauen, dann würden sich schon Lösungen anbieten. Nur: das wird nicht gemacht und das ist auch die Aussage des Filmes. Wenn in manchen Landesteilen tatsächlich 70% der Menschen den extremen Thesen zustimmen, wie dies im Film erwähnt wird, dann müssten wir schon recht konsequent sein, um da noch eine Trendwende hin zu bekommen. Im Moment bedienen alle relevanten politischen Parteien nationalistische Narrative. Die Vokabel der „illegalen Migration“ ist perfekt in allen Köpfen implementiert. Auch „Remigration“ wird mehr und mehr zum Alltagswort. Schreibt gerne in die Kommentare, was ihr dazu denkt.

Die Kinder machen Fahrradwerkstatt und richten ihre Fahrräder für den Wandertag. Es ist nicht so sehr viel zu machen. Spinnweben abputzen, Luft kontrollieren, ein bisschen ölen. Bei Jonathan ist noch eine Schaltung einzustellen. Also alles kein Problem. Aber uppps, was ist das? Die Fahrräder werden schon wieder zu klein. Ich staune selbst. Die haben wir doch gerade erst neu gekauft und da konnten sie so gerade eben drauf fahren …

Ich muss mir selbst immer Mühe geben mit der Entwicklung mit zu halten. Das war eigentlich vom ersten Tag so und ist bis heute so geblieben. Einer der Jungs erprobt morgens seine tiefer werdende Stimme und „übt“ tiefe Töne. Es ist absolut einmalig so etwas zu erleben. Die Jungs brauchen in diesem Moment die Sicherheit, dass sie nicht bewertet werden, dass sie genau so sein dürfen wie sie sind. Das heißt, dass für mich ein absolutes Verbot zu irgendwelchen Bemerkungen besteht. Auch innerlich wird nichts bewertet oder geurteilt. Obwohl ich weiß, dass wir Erwachsenen dazu tendieren Kinder und Jugendliche zu kommentieren, zu belehren und zu bevormunden, auch an Stellen, wo es unnötig und kontraproduktiv ist, so beobachte ich mich doch manchmal selber dabei. Es ist wirklich manchmal sehr subtil. Adultismus ist überall, auch in mir. Adultismus ist eine Sau. Wirklich. Adultismus ist nicht einmal hier in meiner Rechtschreibkontrolle enthalten. Es wird mit roten Wellenlinien unterlegt.

Schulbrot – immer mal wieder anders. Auch eine Frage der Kreativität? Ich weiß nicht. Vielleicht. Im Moment ist Toastbrot mit Roggenbrot oder Pumpernickel eine gerne gegessene Variante.

Mittwoch

Der Mittwoch ist recht unspektakulär. Morgens kreative Brotdosen machen, dann arbeiten, dann die Kinder in Barnekow abholen. Heute fahren sie den Rückweg erstmals per Bus. Es sind dann drei Kinder. Das Gastkind ist dann noch eine Stunde bei uns. Es kommen noch Nachbarn kurz vorbei und fragen, ob wir den Ofen an haben. Nein, den haben wir nicht an. Wir haben die Wärme einfach eingesperrt. Es gibt Resteessen. Heute immer noch schmacko.

In Kino läuft heute eine Stasi Doku. Es könnte gut sein, dass uns sowas dann im Laufe der Zeit mit den nationalistischen Parteien erwartet. Frau Faeser dreht auch schon ganz ordentlich an der Schraube. Ein Ausblick in die Zukunft, nur dann eben mit moderneren Methoden à la China. Immerhin mit der Datensammelwut ist Fakebook & Co. den Stasimethoden bereits weit überlegen.

Donnerstag

Ich schau um 6.30 Uhr zum Fenster raus. Die Kinder haben heute Wandertag und müssen erst um 10 Uhr in der Schule sein. Wie praktisch. Der See dampft. Ich gehe zum Frühschwimmen und mache ein paar Bilder mit dem Händi. Danach schaue ich, ob unser Fotograf mit seinem neuen ND Filter schon wach ist.

Der Wandertag entpuppt sich dann auch für mich zum Eventtag. Ich bringe die Jungs mit ihren Rädern zur Schule. Als ich zurück fahre, klingelt mein Händi. Das eine Fahrrad hat Plattluft. Ich fahre also wieder in die Schule. Wir entscheiden, dass wir halt mit dem Auto zum Ausflugsziel fahren. Den Rest organisieren sie dann voll eigenständig. Unterwegs wird das Fahrrad noch zum Velomechaniker gebracht. Der repariert leider nicht sofort. Ich kann das Fahrrad aber abends wieder abholen. Insgesamt war ich dann zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Nachmittags dann Einkaufsfahrt und Jungs vom Volleyball abholen. Heute also insgesamt vier Stunden und fast 100 km in Mecklenburg spazieren fahren für die gute Sache.

Nur ca. 15 Minuten, nachdem ich das Foto von dem Fahrrad gemacht habe, ist das Hinterrad platt.

Freitag

Ich habe Frisörtermin. Wieder besonders, weil ich seit etwa einem halben Jahr Frisörmodell bin. Das heißt, dass der Azubi oder die Azubiene an meinen Haaren herumschnibbeln darf. Das hilft den Azubis. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich das einzige Frisörmodell in Mecklenburg bin. Aber ich bin dadurch schon ganz schön begehrt und lasse meine Haare jetzt möglichst schnell wachsen. Heute hat B. mir die Haare geschnitten. B. ist erst seit einer Woche Azubi. Er hat aber vom ersten bis zum letzten Schnitt alles komplett selber gemacht. Chapeau! Wirklich. Die andere Azubiene des Salons schneidet mit Mühe vielleicht einen kleinen Teil, obwohl sie sicher schon ein Jahr am Start ist. Ich will kein Framing betreiben, aber es ist schon krass, wie unterschiedlich die zwei Azubis sind. Der eine kommt aus Mecklenburg, der andere aus Syrien. Versteht ihr was ich meine? Vielleicht kann der eine besser gedemütigt und nach Vorgabe dressiert werden. Der andere hat ein gesundes Selbstvertrauen. Was hilft nun besser, ein Handwerk zu lernen? Was sagt ihr dazu? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Es wird noch Wäsche in die Waschmaschine gestopft und etwas gearbeitet, dann klingelt auch schon wieder das Telefon und das Kindertaxi setzt sich wieder in Bewegung.

Im Moment bringt die Post immer wieder Päckle. Ich frage mich dann: was hab‘ ich denn da wieder bestellt. Heute war wieder so eins. Es war ziemlich schwer. Aber schon als ich angefangen habe es auszupacken schlug das Herz schneller und ich hab mich wieder erinnert. Es ist ein Kubb Spiel drin. Ouuu Leute … das ist auch wieder so eine Geschichte. Eigentlich wollte ich ja eins selber machen. So richtig. Aus Eichenholz. Ich hab das dann aber doch wieder verworfen. Es wäre sicher zwei Tage Arbeit gewesen. Ich hab dann statt dessen recherchiert. Es ist sowas von verrückt, was man alles über Kubb-Spiele lernen kann. Also Spiele aus Eichenholz sind fast nicht zu bekommen. Gummibaum wird noch empfohlen. Nadelhölzer werden nicht empfohlen. Es gibt aber Wettkampf Kubbs, die sind aus Buche. Und da hab ich dann ein super Spiel gefunden. Es kommt vom Caritasverband Freiburg. Kommt euch der Name bekannt vor? Doch, mir schon. Das war mal ein Kunde von mir. Vor etwa dreißig Jahren. Das Spiel ist wirklich top verarbeitet – sehr schön! Es kommt in einer weißen Stofftasche. Auch schön. Jetzt könnte man es nochmal mit 240er Schleifpapier nachschleifen und ölen. Mal schauen, ob das noch jemand hin bekommt. Es gibt so viel zu tun …

Damit ihr wisst, was in den nächsten Päckle so drin ist. Jonathans Drohne ist wieder auf dem Weg zu uns. Und ich hab zwei Heizlüfter bestellt. Was man damit macht, schreibe ich dann gelegentlich – wenn es denn so weit ist.

In unserer Nachbarschaft wird ein Haus frei. Ende des Jahres. Die Familie zieht nach Groß Krankow. Schade eigentlich. Es sind so nette Nachbarn. Am Donnerstag habe ich noch geholfen dem Mädchen das Fahrradfahren beizubringen.

Dann ist schon wieder Zeit zum Kochen. Es gibt Brokkoli mit Putengeschnetzeltem und Reis und Tomatensalat. Es ist Tomatenzeit. Tomatensalat kommt bei uns gut an. So werde ich noch ein paar Variationen ausprobieren. Es muss ja nicht gleich langweilig werden. Ich könnte einen Rezepteblog aufmachen. Den Jungs schmeckt es bislang immer sehr gut. Und mir auch.

Ich höre das in letzter Zeit immer wieder: „Kinder müssen doch …“ Heute ist mir endlich eingefallen, warum das Quatsch ist. Wenn Kinder „müssen“, dann muss es ja auch ein Mittel geben, um das „müssen“ durchzusetzen. Laut UN Kinderrechtskonventionen ist aber sowohl körperliche als auch psychische Gewalt gegen Kinder unzulässig. Damit hat sich das „müssen“-Thema eigentlich schon erledigt. Nicht so für die meisten Erwachsenen. „Man kann ihnen auch einfach das Taschengeld streichen“ – oder irgend so ein banaler Unfug kommt den Adultisten dann gerne ins Hirn. Ich sage dann gerne „Stopp, stehengeblieben. …“ und versuche eine alternative Sichtweise ins Spiel zu bringen. Die meisten Adultisten lassen mich dann nicht einmal ausreden, sondern fallen mir schon bei der Einleitung ins Wort. Schade eigentlich, sie könnten so viel lernen.

Samstag

Endlich Samstag! Es wird erst mal ausgeschlafen. Dann wird gemütlich gefrühstückt und die Wäsche für die Ferienwohnung hergerichtet. Draußen ist windig und etwas ungemütlich. Gestern hat es nochmal ordentlich gegossen. Also bleibt das Brennholz einmal mehr liegen. Die Ferienwohnungshelfer kommen. Als sie fertig sind, schauen wir auf den Kalender. Und wieder durchzuckt es mich, wie von einem Blitz getroffen. Das erzähle ich euch dann im Oktober.

Es wird Werkstatttag. Werkstatt aufräumen. Eine neue Fräsvorrichtung bauen. Ooooooh. Und dann … da war doch noch was … Es war ein Geschenk. Ein wirklich kreatives Geschenk. Für mich. Ich glaube ich hab noch nie so ein schönes, kreatives, selbst gebasteltes Geschenk bekommen. Am 19. Mai wurde es dann zerstört. Sie hat wirklich ein Geschenk, was sie für mich gemacht hat mutwillig zerstört. Ich fand dann Reste davon in der Brennholzkiste. Das nenne ich eine gründliche Arbeit. Wenn schon zerstört wird, dann auch richtig! Ich bin an dieser Stelle durchaus resilient gefühlstaub. Ich habe die Reste dann erst mal gerettet. Heute war der Tag, an dem ich das Geschenk dann restauriert habe. Und ja, ich frage mich tatsächlich in so einem Moment: was geht eigentlich in den Menschen vor? Ich hoffe durch meine Ausbildung etwas mehr zu erfahren. Das Geschenk heißt jetzt Phoenix. Vieles, was sonst noch an diesem und den vorhergehenden Tagen und Wochen und Monaten mutwillig und in vollstem Bewusstsein zerstört wurde ist kaputt. Und ja … habt ihr mal Kriegsbilder angeschaut? Abgesehen vom Siegesjubel gibt es auch viel Schönes im Krieg. Es macht keinen Sinn an der Zerstörung zu verzweifeln. Das Leben ist schön! Das ist das Einzige was zählt. Es muss 1999 gewesen sein. Da war ich in Basel. Im Theater. „Gleichgültigkeit gegenüber dem Krieg“ – Szenische Bilder zu Musik von Heinrich Schütz. Ein Kunde hat mir die Karten geschenkt. Es war wirklich unglaublich. Ich glaube die Aufführung dauerte drei Stunden ohne Pause. Und nicht einen Moment wich die Aufmerksamkeit von der Darbietung. Es gab einen unendlichen Flüchtlingstreck. Ohne Anfang und ohne Ende. Ein Hubschrauber knatterte mit ohrenbetäubendem Lärm über die Bühne. Und natürlich grenzenloses Leid und Zerstörung. Meine Begleitung meinte damals danach: „Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen“ – um dann sofort zu merken, dass diese Aussage auch missverständlich aufgefasst werden kann. Diesen Trost müssen wir in der totalen Zerstörung erkennen und wahrnehmen. Es ist der Anfang für den Neuaufbau. Ich sag euch: der Schock sitzt hier noch so tief, dass darüber nach wie vor nicht gesprochen wird. Von niemandem. Dennoch arbeiten wir jeden Tag am Neuaufbau.

Ich versuche gerade eine Intensivlerngruppe für meine Ausbildung aufzubauen. Es soll auch Raum für philosophische Betrachtungen geben. Und ein bisschen Blick nach rechts und links schweifen lassen, nicht nur stur starr auf das Lehrbuch. Und wie’s der Zufall so will, eine Frau aus Lörrach schreibt mich an. Wie lustig. Diese Ausbildung ist ein Teil des Neuaufbaus.

Das Essen ist von gestern. Allerdings nicht ganz. Ich habe Sorge, dass es nicht reicht. Ich habe immer Sorge, dass es nicht reicht. Wenn dann doch mal ganz überraschend der Papst oder die Päpstin zum Essen kommt und es reicht nicht, dann wird er oder sie noch Jahre später davon erzählen „da war ich dann dort beim Essen … aber es gab nicht genug für mich – das sind schlechte Menschen, die haben Krieg und Zerstörung verdient und sollen in der Hölle braten!“ – Alles schon erlebt. Sowas sitzt tief. Also wird noch eine halbe Stange Lauch in die Sauce geschnitzt. Es kommt noch ein halber Kohlrabi rein. Und Ingwer. Und Knoblauch. Und Chili aus der Mühle. Und dann? Dann isst Jonathan doch erst mal seine Avocado auf. Und es bleibt wieder ein Rest.

Die neue Fräsvorrichtung macht genau das was sie soll. Morgen kann ich weiter am Puppenwagen bauen. Oder doch wieder ein Schmuckkästchen?

Ich mache mir Gedanken über meine Position. Ja, sie ist einsam. Sie ist so einsam, dass ich mich manchmal als ein Verschwörungstheoretiker gegen die ganze Welt fühle. Dabei fühle ich mich wissenschaftlichen Erkenntnissen verbunden. Ich glaube an die Kraft der Liebe. Nicht die Liebe von oder zu Gott, nicht die romantische Liebe und auch nicht die Selbstliebe. Sondern diese ganz reale Kraft, die jeder einzelnen unserer Zellen innewohnt. Denn jede dieser Zellen ist einmalig im ganzen Universum. Also eher so die Liebe, die Erich Fromm und andere beschreiben. Und ich fühle mich einer ganzheitlichen empathischen und liebevollen Welt verbunden, die auch mal einen Diskurs aushält ohne gleich zusammen zu brechen und ins Chaos zu stürzen. Ich könnte gut ein Alles-für-Deutschland Anhänger sein, denn die finden so eine heile Welt ja auch ganz toll. Für mich gilt aber nicht nur das Ergebnis. Genauer gesagt gilt das Ergebnis so gar nicht. Für mich gilt mehr „der Weg ist das Ziel“. Da heißt, wenn der Weg nicht intelligent, klug und ethisch ist, dann kann ja am Schluss auch nichts Gescheites dabei raus kommen. So werde ich wohl weiter von einer Gemeinschaft träumen, die am Ende des Tages auch wirklich zur Erfüllung führt. Es wird schlicht niemand mitgehen, weil alle vor allem mit sich selber, ihrer Selbstverwirklichung und der Pflege ihrer Neurosen und Phobien beschäftigt sind. Die Extremismusanhänger haben es da sehr viel leichter. Sie glauben fest an eine bessere Welt, wenn nur endlich diese neue Regierung an der Macht ist. Die Regierung, die die Welt in Ordnung bringt, alle Ausländer raus wirft und die „alte“ Gesellschaftsordnung wieder herstellt. Oder es gibt die, die damit beschäftigt sind ihre Ängste und Traumata zu pflegen. Die dann vor einer neuen Gesellschaft lieber die Flucht in die Einsamkeit ergreifen und sich dort wohl fühlen oder so tun als ob sie sich wohl fühlen.

Warum schreibe ich das alles?

Ich verbringe die letzten Tage und Wochen und Monate viel mit schreiben. Auch diesen Blog hier. Warum mache ich das eigentlich?

Zum einen für die Kinder. Eines Tages werden sie vielleicht fragen: wie war das eigentlich damals, als sich unsere Mutter von uns getrennt hat? Sie werden hier nicht alle Antworten finden. Aber sie werden etwas finden über das Leben, wie ich es erlebt habe. Möglicherweise hilft ihnen dies bei der Verarbeitung. Denn machen wir uns nichts vor: einen Dutsch werden sie eh weg kriegen. Das ist heute schon klar spürbar. Und tut weh. Und ja, ich würde schon auch gerne mal in das Tagebuch meines Vaters gucken, wie er denn die Zeit so erlebt hat. Es würde sicher viel Erfreuliches und viele Erfolge, viele Bauprojekte, viel über Freizeit und den Garten drin stehen. Möglicherweise wäre aber doch auch das ein oder andere Erhellende zwischen den Zeilen zu lesen. Vielleicht hätte er ja auch einen Blog geschrieben – wir wissen es nicht. Er ist vor fast dreißig Jahren gestorben. An einem Herzinfarkt.

Ich schreibe für Freunde. Es gibt doch wirklich Menschen, die Anteil an meinem Leben nehmen. Da ist so ein Blog das richtige Medium, um ein bisschen Alltag zu dokumentieren.

Vor allem schreibe ich für mich. Ich lese gelegentlich selbst Einträge aus der Vergangenheit. Es ist so eine Art Pflege der Erinnerung. Wenn ich es lese, werden die Erlebnisse wieder wach.

Und auch dies: ich schreibe, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Eine Trennung ist wie der Tod eines vertrauten Menschen. Nur eben irrationaler. Denn er ist ja gar nicht tot. Das muss das Hirn erst einmal verpackt kriegen und sich neu strukturieren. Es müssen sich neue Vernetzungen bilden. Die alten Vernetzungen bleiben als Narben zurück. Das dauert. Die Experten geben verschiedene Zeitspannen an. Die einen sagen, es dauert so lange wie die Beziehung gedauert hat, andere sagen, es dauert bis ins nächste Leben, andere sagen, es wäre nach drei Tagen vorbei. Irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen. Sokrates sagt: Alles, was wir in Worte fassen können, können wir hinter uns lassen. Genau. Der war auch nicht blöd. Und darum geht es: etwas in Worte fassen, um es hinter uns zu lassen. Die Vergangenheit soll uns bereichern. Nie belasten.

In der Psychologie heißt diese Veränderung Anpassungsstörung. Sie dauert nach ICD-10 etwa ein halbes Jahr, wobei hier nur die Zeit der krankhaften Symptome gerechnet wird. Es ist ja so wie bei einer Coronaerkrankung. Da kann man vielleicht nach zehn oder 14 Tagen wieder auf Arbeit. Aber wirklich fit ist man dann noch lange nicht.

Deswegen schreibe ich. Manchmal habe ich auch eine Idee. Die fließt dann, wenn ich sie der Veröffentlichung für würdig befinde auch in die Geschichte ein.

Reicht das? Ich finde das reicht.

Woche 16

Sonntag, 1. September

Ich gebe zu, das mit der Wochenzählung ist nicht ganz korrekt. Aber egal.

Ich gehe spät Frühschwimmen. Das Wasser kühlt langsam ab. Dennoch ist es noch wunderschön. Es ist der letzte Ferientag. Wir lassen’s uns nicht anmerken. Er wird ausgekostet, so gut es geht.

Vor 10 Jahren …

Wir waren im Fieber. Es ging darum, unsere neue Wohnung schön und funktionsfähig zu machen. Dazu kamen neue Feriengäste, die auch noch Betreuung brauchten. Wir waren zwar motiviert, aber schon auch ganz schön kaputt. Rückblickend wäre uns zu wünschen gewesen eine Sekunde inne zu halten. Inne zu halten, um zu reflektieren, was wir da angefangen haben und was die wirklichen Herausforderungen sind. Diese eine Sekunde wäre unsere Chance gewesen. Die Keimbahn, also der Beginn einer Sache ist sowas von ausschlaggebend für den weiteren Verlauf. Die Affenbrotbäume sind noch quasi unsichtbar.

Ich hatte heute heute (also nicht vor 10 Jahren) ein längeres Gespräch mit einer Freundin, die uns nach Tressow begleitet hat. Sie hat immer wieder betont wie entscheidend ein Ortswechsel ist für eine persönliche Weiterentwicklung. Also wenn das auch mal erlaubt sein darf: das wäre die Chance gewesen. Hätte, könnte, wäre ist vorbei. Es ist die Gelegenheit zu sagen: wir müssen auch auf die Affenbrotbäume aufpassen.

Heute: Wahl in Sachsen und Thüringen. Ich muss das kurz hier los werden. Es ist zu 100% schräg. Wirklich. Zwei ganze Bundesländer wählen vollkommen spooky. Vollkommen irrational. Zufällig sind diese Bundesländer in Ostdeutschland. Und kurioserweise wird eine Bekloppte zweistellig gewählt, ohne die keine Regierung möglich ist. Stopp. … Merkt ihr was? Sachsen und Thüringen hat gewählt. Wenn dort nun Regierungen gebildet werden, wird eine Durchgeknallte das Zünglein an der Waage sein. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Und: Wahlen sind kein Zufall. Es sind ganz konkrete Menschen die dort ihre Kreuze auf papiernen Stimmzetteln hinterlassen. Wenn ihr weitere Informationen nicht verpassen wollt, bleibt gerne dran.

Montag

Ooohjeeee – 1. Schultag. Kurz gesagt: Schule, so wie sie ist, müsste eigentlich verboten werden. Wegen Gefährdung des Kindeswohls. Und das ist kein Witz. Nur … wie auch in anderen suboptimalen Lebenssituationen, es gibt derzeit nicht wirklich eine Alternative. Deswegen wieder: wir tragen es mit Fassung und machen das Beste draus. Wie viel, so frage ich mich, wäre gewonnen, wenn wir nur die schlimmsten Mankos in der Gesellschaft beseitigen würden. Also nur die Mankos, die existentiell sind, die kein Geld kosten, die nicht weh tun, die niemanden benachteiligen und die schnell umsetzbar wären? 🤔. Wäre das nicht ein sinnvoller Anfang? Ich meine so allgemein … zur Rettung der Welt. Oder so.

Abschied. Die Grenzacher verlassen uns schon wieder. Wehmut. Ich vermisse sie jetzt schon. Aber das geht in Ordnung. Das sind Gefühle, die ihre Berechtigung haben und es ist schön diese Gefühle zu haben. Und dann dreht sich die Welt wieder weiter. Es war so schön, euch in der neuen Lebenssituation ein paar Tage hier zu haben. Das tat gut.

Vor 11 Jahren …

Hätte mir vor 11 Jahren ein Hellseher oder Wahrsager erzählt, dass ich genau in 11 Jahren an diesem Ort als Alleinerziehender zwei Kinder nach den Sommerferien ermuntern werde in eine adultistische Schule zu gehen, so hätte ich ihm vermutlich nicht geglaubt und 11 Jahre mit einem mulmigen Gefühl gelebt … – und es wäre alles genau so gekommen wie es gekommen ist. Ha. Es gibt also doch ein Schicksal. Das wäre damit jetzt bewiesen. Nein! Diese Bilder sollen auch eines zeigen: die Erinnerung trügt. Denn in der Erinnerung hatten wir den ganzen Urlaub schönes Wetter. Wie man hier sieht, ist das nicht der Fall.

Was der Hellseher oder Quacksalber aber nicht wusste ist, dass ich am gleichen Tag mit meiner Ausbildung zum HPP, das steht für Heilpraktiker Psychotherapie, beginnen werde. Das war heute. Auch davon werde ich immer wieder mal berichten. Denn es ist ein interessantes Ausbildungsfeld.

Dienstag

Krank und alleinerziehend? Das ist eine doofe Kombination, zumal wenn keine helfenden Hände wie Omas oder Opas zur Verfügung stehen. Ich fühle mich krank. Erschöpft. Irgendein Sommervirus. Es war alles einfach ein bisschen viel die letzten Tage, Wochen und Monate. Der Körper verlangt nach Pause.

Weil es aber schon fast fertig ist, mache ich das Schmuckkästchen noch ganz fertig. Nett sieht es aus, auch wenn doch ein paar Schnitzer drin sind. Es wird seinen Dienst tun.

Den Rest des Tages mache ich viel Pause. Abends gibt es Milchreis.

Mittwoch

Es geht mir etwas besser. Wir fahren zum Kieferorthopäden. Wir sind dort persönlich bekannt und mit allen per Du. Ich gehe nicht mit zur Behandlung. Das Kind ist jetzt fast 14, da muss kein Wolfgang mehr mit gehen. Dann noch ein paar Sachen einkaufen. Geburtstagsvorbereitungen. Dann nochmal Pause. Es ist heiß.

Vor 10 Jahren waren wir ähnlich kaputt. Es gab einiges, was mir ehrlich Sorgen bereitet hat. Der Marder verursachte schlaflose Nächte – auch bei den Kindern. Dieser Start hat seine Spuren hinterlassen. Ich dachte auch an eine Rückabwicklung. Nur: wo sollten wir hin?

Donnerstag

Belegungswechsel in der Ferienwohnung. Ich habe endlich mal wieder Putzdienst. Ich montiere hier mal den Sonnenschutz. Zusätzlich stürmt es. Ich muss den Sonnenschutz noch sichern. Lustig … früher kamen vor dem Geburtstag der Kinder noch Päckle an. Die Zeiten haben sich geändert. Wir können was draus lernen.

Die Busverbindung klappt nicht. Der 250er ist zu spät, der 12er wartet nicht. Ich schreibe an das Busunternehmen. Das antwortet prompt. Jetzt sind wir mal gespannt, ob die Verbindung in Zukunft klappt.

Gleich mal wieder einkaufen. Auch für den Geburtstag.

Freitag

Gestern war wieder eine Einführungslektion meiner Ausbildung. Es wurden Lerngruppen gebildet. Ich bin natürlich zu spät gekommen. Ich hatte Fahrdienst. So wurde ich von Dirk begrüßt: „Wolfgang … – bist du aus einer Gruppe raus geflogen oder kommst du erst später?“ – Ich „Ich komme zu spät. Ich hatte Kinderfahrdienst.“ – Dirk: „Ich teile dich jetzt einer Gruppe zu und dort sagst du genau das gleiche was du mir gesagt hast“. In der Gruppe sind wir zu viert. Ich hatte dann noch kurz Zeit mich vorzustellen, dann ging es schon wieder im Hauptkanal weiter. Ich merke immer mehr: das war die richtige Entscheidung. Ich bin da auf einem guten Weg. Es gibt viel zu lernen. Auch Kleinigkeiten werden besprochen. Wie werde ich einen Klienten begrüßen? Auf was ist dabei zu achten? Alles wird dann geübt und besprochen. Sehr cool zumindest virtuell unter Menschen zu sein.

Heute stolpere ich über den Spiegel Artikel über die neueste Statistik des Statistischen Bundesamtes Zahl der Kindeswohlgefährdungen erreicht neuen Höchststand. Ich fühle mich einmal mehr bestätigt aktiv dagegen zu arbeiten. Und wieder eine Vision … wenn wir wirklich alles dagegen täten, dass diese Epidemie sich umkehrt bzw. sogar besiegt wird wie die Pocken. Was wäre das? Es käme einer echten Revolution gleich. Meine These ist tatsächlich, dass die nächste wirklich verändernde Entdeckung auf sozialem Felde sein wird. Theoretisch ist das ja ein Klacks. Es müssten nur alle Menschen vernünftig werden. Also weg mit den Knoten und Affenbrotbäumen in den Hirnen. Ein bisschen träumen darf man ja noch. Aber nochmal: es wäre eine Revolution, die im ersten Schritt nur und ausschließlich in den Köpfen stattfinden würde. Wäre das nicht gigantisch?

Morgen ist Kindergeburtstag. Doppelt. Eigentlich für mich vierfach … – aber das ist eine andere Geschichte. Ja, als Alleinerziehender hat man die doppelte Verantwortung. Zum Glück habe ich Helfer. Samson macht die Zitronenrollen, Jonathan macht die Festorganisation. Das ist schon sehr luxuriös. Der Beitrag enthält wieder zu viel Persönliches für die Öffentlichkeit, weshalb ich ihn hinter einem Passwort verstecken muss.

Zu den Bildern: Das Erste ist vom Frühschwimmen am Sonntag. Dann die zwei gedruckten Zitronenpressen, die insbesondere bei der Herstellung der Zitronenrollen gute Dienste leisten. Am Sonntag gibts Crepes. Jonathan macht den perfekten Crepe! Ein Bild vom Wartezimmer beim Kieferorthopäden. Im Moment der Hit: Tomaten mit Basilikum. Dann gibt es Blätterteig mit Putenschnetzel. Leider etwas ausgelaufen, aber ungewöhnlich schmackhaft. Am Freitag spüle ich das ganze Geschirr von Hand. Die Spülmaschine ist leer. Wir brauchen aber am Samstag die Teller. Da ist es Quatsch dafür die Spülmaschine laufen zu lassen. Es gibt Hähnchenbrustgeschnetzteltes mit Paprikasauce und Reis. Samstag wieder Frühschwimmen. Dann der Zwillingskuchen, noch ohne Puderzucker.