Woche 23

Sonntag

Die Jungs sind noch in Ferien, ich habe nochmal einen freien Tag. Naja … nur gefühlt. Denn sie haben ja Ferien und da ist jeder Tag ein freier Tag. Aber ich muss doch zugeben: wenn sie nicht da sind, dann fühlt es sich noch freier an. Wie auch immer … eigentlich hatte ich vor Äpfel zu verarbeiten. Eigentlich. Aber wie so oft im Leben, nicht nur bei den großen Plänen, so kommt auch bei den kleinen Plänen oft alles ganz anders. Ich hatte Besuch. Was für ein schöner Sonntag! Wie ausgeschnitten aus einem Bilderbuch. Es war doch relativ warm, zumindest eine Jacke brauchte man nicht. Nach dem Frühstück und einer Hausbesichtigung sind wir nach Wendorf gefahren und haben einen Spaziergang an der Ostsee entlang gemacht. Wie schlicht. Wie schön. Es ist schon erstaunlich. Ich hatte mir das zehn Jahre lang gewünscht. Und jetzt kommt einfach Besuch und wir spazieren an der Ostsee entlang. So einfach. Danach noch einen Latte Macchiato auf der Terrasse des Bernsteinschlosses mit Blick auf die Bucht. Und dann noch schnell auf die Seebrücke gelaufen … ein hübsches Foto vom Absegeln der WOW gespottet. In Tressow noch schnell Brokkoli Blätterteigtaschen mit Gurkensalat gebastelt. Das ist ein schönes Bilderbuch.

Ich lerne viel über Tierschutz. Ich lerne den Unterschied zwischen Tierrechtlern und Tierschützern kennen. Der Tag verfliegt wie im Fluge. Aaah – das ist so eine Doppelung. Es müsste heißen „Der Tag vergeht wie im Fluge“ – aber das ist nicht so schön. Tierschutz ist ein sehr spannendes Feld. Aber auch ganz schön belastend. Es müssen Tiere getötet und schwierige Entscheidungen getroffen werden. Und manchmal sitzt man vor Gericht. Wie erschreckend ist es zu hören wie viel Tierleid es gibt. Und welche Formen. Ich lerne das Wort Hoading. Ihr könnt ja mal nachgugeln.

Montag

Heute steht ein Ausflug nach Graal-Müritz an. Immerhin, ich komme bei meiner neuen Aufgabe auch ein bisschen rum. Noch in Lörrach habe ich einen Reiseführer für die Mecklenburgische Ostseeküste gekauft. Gesehen habe ich davon noch sehr wenig. Unterwegs kommt mir so in den Sinn, dass der Aufwand, der in Folge der Spezialoperation entsteht auch nicht ganz unbeträchtlich ist. Um die Folgen zu kompensieren, sind bisher ungefähr 1380 Autokilometer gefahren worden. Das ist das CO2, das durch den Irrsinn in die Welt gepustet wird. Es ist eine nicht unbeträchtliche Menge. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass ich dann doch auch einmal nach Graal-Müritz komme. Auf der Hinfahrt gibt es Scheibenwischer-an-aus-Wetter. Je näher ich dem Ziel komme, desto besser wird das Wetter. Graal-Müritz strahlt den Charme eines morbiden mecklenburgischen Touristenortes aus. Die Parkgebühren sind horrend. Ich bezahle 10 Euro für einen Parkplatz. Es gibt etliche alte abgerockte und ungenutzte Immobilien. Kleine und große. Natürlich ist vieles geschlossen. Um 11 Uhr gibt es nur ein Lokal, in dem man einen Kaffee bekommt. Die Bedienung ist offensiv unfreundlich. Oder unglücklich. Oder beides. Wir treffen uns an der Seebrücke. Der Sandstrand ist beeindruckend. Zwei Schwimmer gehen ins Wasser.

Auch darüber sollte ich ein Buch schreiben. Die Menschen mit denen ich mich treffe erzählen Geschichten, die glaubt einer alleine nicht. Was Menschen einander antun können ist der blanke Horror. Das sind alles Geschichten, die stehen in keiner Zeitung. Es sind Geschichten, die jeden Tag gespielt werden. Diejenigen die es tun, finden es vollkommen normal. Und es gibt die, die es mit sich machen lassen. Da sind in einer Ehe unehelich gezeugte Kinder, die geheim gehalten werden. Kinder, die niemanden haben, der sie betreut, die auf sich selber gestellt sind, weil die Erwachsenen ihrer Karriere nachgehen. Es ist alles etwas absurd. Zurück bleiben verbitterte und enttäuschte Menschen. Und junge Menschen ohne jedes Selbstwertgefühl und ohne jede Perspektive. Es ist viel Alkohol im Spiel. Und das ist noch die Mittelschicht … Ich erzähle meine Geschichte nicht.

Wir lassen es uns gut gehen und genießen Graal-Müritz. Wir spazieren durch die Stadt, wir spazieren am Strand entlang. Wir genießen heißen Sanddornsaft, Eis und Kuchen. Wenn man im Standcafe einen Kaffee trinkt, dann darf man sich auch von der benachbarten Bude ein Fischbrötchen holen und auf der Terrasse des Strandcafes verzehren. Erinnerungen an Graal-Müritz. Es ist schade, dass wir uns über einige Fragen nicht unterhalten können. Migration zum Beispiel. Das ist so ein Reizwort und mir ist dann doch wichtig, dies beim ersten Treffen schon mal abzuklopfen. Ich glaube zwar, dass sie eine gute Lehrerin ist. Ich höre aber wieder viele Floskeln, die mich abschrecken. Da helfen auch keine Argumente. Die DDR lässt grüßen.

N. ist wirklich durch die Kacke gewatet. Ich muss hier Details aussparen, sonst muss ich den Beitrag wieder hinter einem Passwort verstecken. So wirklich helfen kann ich ihr dann auch wieder nicht. Sie betrachtet aber den Menschenladen, den sie „Katalog“ nennt auch als eine Art Selbsthilfegruppe. Auch dies ist eine Sichtweise, die ich teilen kann. Sie meint aber, dass es ihr ja nicht so schlecht gehe, weil sie ja immerhin nicht blind sei. Diese Sichtweise kann ich nicht teilen. Es ist nicht zulässig das Leid zu vergleichen. Es hilft auch nicht weiter. Leid ist etwas subjektiv empfundenes. Und das müssen wir ernst nehmen. Denn daran können wir etwas ändern. Es ist sozusagen die stärkste Stellschraube und das wichtigste Werkzeug das uns zur Verfügung steht. Ich habe erst dieser Tage gelesen, dass Alexej Navalny durchaus wusste, dass er vermutlich umgebracht werden wird, wenn er zurück nach Russland geht. Er ist deswegen für mich kein Märtyrer und ich habe auch dafür nicht wirklich Bewunderung übrig. Aber es zeigt doch, dass ein Mensch durchaus sich auch bewusst Leid aussetzen kann. Die Psyche hat uns schon ganz schön im Griff. Wir haben aber auch mehr Einfluss auf unsere Psyche als wir uns oft zugestehen. Um den Kreis zu schließen: die meisten Trennungen wären unnötig – das ist auch dasjenige, was Paartherapeuten immer wieder betonen – wenn die Menschen die Macht ihrer Psyche erkennen und nutzen würden. Und sie würden davon profitieren und es würde als Nebeneffekt auch weniger CO2 verbraucht. Ich persönlich sehe im Moment keine Chance auf den CO2 Verbrauch zu verzichten und statt dessen zuhause zu sitzen und zu meditieren und Yoga zu machen. Nur noch das als Ergänzung – falls jemand auf solche lustige Ideen kommt. Auch ist es ein großer Unterschied, ob man mit einem Menschen live, in 3D, in Farbe und mit Ton gegenüber sitzt, oder ob man per Whatsapp Textschnippsel austauscht oder per wackeliger Mobiltelefonverbindung verzerrte Sprachbotschaften austauscht. Nach Millionen Jahren Evolution und Sozialisation wäre es vermessen zu glauben, man könne dieses tief und existenziell verwurzelte Verhalten einfach ändern.

Mr. Morrison ist natürlich mit seinem Bus unterwegs und auf der Suche nach einem Tier. Er findet aber keines. Ich gehe aber auf der Suche nach einem Tier ins Kaufhaus Stolz und kaufe dort eine Tasse. In Tressow treffe ich dann meinen Nachbarn Michael. Er bringt mir seinen Kärcher vorbei. Ich arbeite mich drei Stunden am verstopften Abflussrohr ab. Ich stehe dann kurz davor aufzugeben. Ich fülle dann das Waschbecken nochmal mit Wasser auf und gehe weg. Als ich zurück komme, ist das Waschbecken leer. Das Wasser muss irgendwo hin sein. Also nochmal mit dem Pömpel arbeiten. Und dann … dann läuft es doch ab. Stinkende, verstopfte Abflussrohre sind echt ein Männerhobby. Das Rohr war verstopft mit einem Zeug, das war wie Beton. Und ja, so ein stinkendes Rohr ist nicht jedermanns oder jederfraus Sache. Mir macht es glücklicherweise nichts aus. Ich sage zu den Jungs: wir ziehen in eine Mietswohnung. Sie sagen: nein. Ich sage: aber dann können wir einfach beim Vermieter anrufen und sagen „Abflussrohr verstopft“ und dann wird es entstopft. Sie sagen: das stimmt. Ich denke an Martin, der mal in Lörrach das Abflussrohr entstopft hat, als wir schon aufgegeben haben. Heute wäre Transaktionsanalyse gewesen. Ich bin zu platt. Ich schreibe ihm die Geschichte vom Abflussrohr. Den Kärcher habe ich dann wieder abgebaut. Die Düse war zu dick, als dass sie durch den Knick gepasst hätte. Schade.

Beim Essen erzählen wir uns von den letzten Tagen. Es sind zwar nur zwei. Trotzdem haben wir einiges erlebt.

Dienstag

Morgens höre ich längere Zeit einen Lastwagen vor der Tür schäppern. Er steht da offenbar eine ganze Zeit. Im Haus ist es noch dunkel. Ich vermutete erst, dass es eine Fehlleitung für die MAG war. Nun vermute ich, dass die Lieferung doch für uns gewesen wäre. Der Junge, der den Bürostuhl bestellt hat, hat dann später mit der Spedition telefoniert und den Liefertermin klar gemacht. Das hätte er vor zehn Jahren wohl kaum gemacht. Jetzt freuen wir uns auf Donnerstag.

Alle arbeiten an ihren Projekten. Wir frühstücken spät. Wer früher Hunger hatte, hat sich früher was zu Essen gemacht. Ferien sind so gechillt. Es sollten öfters Ferien sein. Ich bringe den Kärcher zurück. Ein weiteres Glas Apfelmus macht jemandem eine Freude. Zum Abendessen gibt es Hähnchenbrust mit Paprika und Nudeln, zum Nachtisch Bananenquark. Nachdem ich eine Zeit lang offenbar zu viel Bananenquark gemacht habe musste ich eine Bananenquarkpause einlegen. Jetzt wird er wieder gerne gegessen.

Mittwoch

Irgendwie rast die Zeit schon wieder. Aber so what … Ich kann sie nicht anhalten.

Das Problemprojekt eines Schweizer Kunden macht langsam Fortschritte. Es ist ein zähes Ringen um jeden einzelnen Schritt. Alles etwas kopflos und konzeptionslos. Aber … ich bin Profi. Das muss ich mir immer wieder klar machen. Also … weiter.

Heutenachmittag trifft sich wieder die Intensivlerngruppe. Ich habe mal vorgeschlagen, dass wir eine Prüfungseröffnung spielen. Denn jeder Teilnehmer muss sich in der mündlichen Prüfung vorstellen und wird normalerweise nach seiner Motivation gefragt, weshalb er diese Prüfung ablegen will. Dafür braucht man kein zusätzliches Wissen, was wir ja erst noch im Laufe des nächsten Jahres erwerben. Je besser wir diese Eröffnung im Griff haben, desto besser ist unser Einstieg in die Prüfung. Desto mehr werden wir am Prüfungstag unsere Unsicherheit überwinden können. Also los … – was ist denn nun meine Motivation?

Ich war fast mein ganzes Leben lang selbständig. Etwa fünf Jahre war ich angestellt. In den letzten 61 Jahren hatte ich viel Interaktionen mit Menschen. Zunächst natürlich mit Eltern und Geschwistern, später mit Schulkollegen, Lehrern und anderen Bezugspersonen. In meiner Selbständigkeit habe ich auf vielen Ebenen selbstverantwortlich interagiert mit Kunden, Kollegen und Lieferanten. In verschiedenen Familienkonstellationen habe ich interagiert mit Lebenspartnerinnen und Kindern. Als Gründer eines Wohnprojektes habe ich interagiert mit Mitbewohnern. Als Hausbesitzer interagiert man mit Handwerkern. Im Laufe der Zeit wurde mir immer klarer, wieviel Einfluss die Psyche auf unser eigenes Leben und das Zusammenleben der Menschen hat. Immer mehr wurde mir die Komplexität der Psyche eines jeden Menschen bewusst. Die Begleitung meiner Kinder in der Schulzeit macht mir die psychosozialen Einflüsse von Schule und die daraus hervorgehende Not von Kindern und Jugendlichen klar. Ich habe mich mit Hirnforschung (z.B. Maren Urner), mit Entwicklung (z.B. Remo Largo) intensiv beschäftigt. Da ich mein ganzes Leben lang selbständig war, kann ich mir nicht vorstellen irgendwann nicht mehr zu arbeiten, reduziere aber jetzt bereits meine Erwerbstätigkeit als Webentwickler.

Mich reizt es Teil zu haben an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und ich möchte diese verstehen und nutzen, um sie in der Praxis weiter zu entwickeln. Wenn ich Zeit habe, lese ich das Buch von Jeffrey Young zur Schematherapie.

Ob ich im Bereich von Kindern und Jugendlichen oder im Erwachsenenbereich tätig sein werde, kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich werde dies entwickeln, so wie ich auch meine Selbständigkeit nach dem Bedarf entwickelt habe. Ich sehe jedoch in allen Bereichen einen immensen Bedarf an psychotherapeutischer Arbeit.

Währenddessen saust eine Drohne durch den Garten und ums Haus herum.

Der obige Text wird sich im Laufe des nächsten Jahres immer wieder ändern.

Im Praxisinterview der Lerngruppe erlaube ich mir einen Fail. M. mimt einen 50jährigen Manager, frisch geschieden, viel im Ausland unterwegs. Der weigert sich aber komplett meine Fragen zu beantworten. Das Krankheitsbild kenne ich … und habe darauf keine Lust. Ich beende die Therapie. Von meiner Lerngruppe werde ich dann darauf hingewiesen, dass sich hinter so einem Verhalten ziemlich sicher eine psychische Erkrankung verbirgt. Ja. Das kann sein. Nur: in der Prüfung wird so ein Fall nicht vorkommen. Daher kann ich mit diesem Fail sehr gut leben und widme mich lieber Patienten, die auch eine Krankheitseinsicht haben und mit dem Therapeuten kooperieren. Zumindest bis zur Prüfung.

Es gibt Tortellini mit Kühlschrankresten und zum Nachtisch eine eigene Bananenquark-Apfelmus-Kreation. Die bekommt dann aber nur 3 von 5 Sternen. Das passt so für mich. Immerhin geben mir meine Testesser zu verstehen, dass sie ehrliche Wertungen abgeben. Die besten Apfelmuskreationen sind bisher Apfelmus mit Sahne und Grießbrei mit Apfelmus. Auch Milchreis mit Apfelmus ist gut.

Wir unterhalten uns über 14 Mio. Stellen große Primzahlen und wie diese denn geprüft werden könnten. Eine 14 Mio. Stellen große Zahl ist 14 Kilometer lang, wenn eine Stelle einen Millimeter lang ist.

Donnerstag

Ooooh – schönes Wetter … wie schöön. Ich denke, dass wir als Menschen alle so ein bisschen abhängig sind vom Wetter, dass sich unsere Stimmung ganz naturgemäß aufheitert bei heiterem Wetter und eintrübt bei trübem Wetter. Umso mehr genießen wir heute alle den sonnigen Herbsttag. Alle Drohnen werden in Betrieb gesetzt. Ich starte schon morgens bei Nebel. Lande aber gleich wieder – man sieht nichts außer Nebel. Ob das wirklich ein Bild wert ist?

Die Spedition kündigt eine Lieferung an. Wir kommen mit dem Thema Logistik in Berührung. Es ist wieder ganz lustig. Warum machen die das so und nicht anders? Wir werfen die Sendungsverfolgung und das Livetracking an. Und verbringen dann sicher zehn Minuten wartend an der Tür … wir hören mehrere Lastwagen kommen … Wir unterhalten uns darüber, wie eine Sendung angenommen wird. Und dann ist in wenigen Minuten schon wieder alles vorbei und das ersehnte Paket mit einem platzoptimierten Karton aus China wird ausgepackt. Der Stuhl wird zusammengebaut – ich muss mich um gar nichts kümmern. Doch 🙂 – dass der Chinakarton versorgt wird. Ich will doch auch einen Beitrag leisten. Alle sind glücklich.

Als ich vom Drohnenflug zurück komme, treffe ich den Nachbarn. In dem Moment bekommt er eine Lieferung. Der Fahrer spricht kein Deutsch. Es ist ein dunkles WI-Auto. Bezos wird wieder etwas reicher und kann sich mehr Sprit für seine Yacht kaufen. Ich sage ihm, dass das arme Schweine sind und ich deswegen bei der Firma nichts bestelle. Er sagt, dass die ja sonst gar keine Arbeit hätten. Nun – wir werden uns nicht einig. Ich lenke das Gespräch in eine andere Richtung. Ich erzähle, dass ich bald in den Konsumstreik trete. Dass ich vor Weihnachten nichts mehr bestelle, von Notfällen abgesehen. Aus Rücksicht auf die Päckchenboten. Dass das eigentlich für mich ganz vorteilhaft ist. Ich konsumiere das ganze Jahr mit Ausnahme von Dezember. Die ganze übrige Welt konsumiert hauptsächlich im Dezember. Ich kann gut damit leben.

Die FPV Drohne fliegt und immer wieder stellt sich die Frage nach dem Akkuzustand, insbesondere des als kaputt bewerteten Akkus. Alles fliegt gut … bis …

„Mir ist etwas passiert …“ – Tränen in den Augen. Drohne gewassert. Auweeee. Glücklicherweise konnte die Drohne schnell aus dem Wasser geborgen werden. Sie wird ein paar Stunden auf dem Ofen getrocknet. Die Verbindung war kurzfristig abgerissen und auf der Brille war das Bild nicht mehr zu sehen. Um eine drohende Wasserung zu verhindern, wurde die Drohne dann nach oben gesteuert, kollidierte mit dem Ast eines Baumes … und stürzte dann ins Wasser. Das Manöver wurde offenbar auch mit der Gopro gefilmt. Den Film habe ich allerdings noch nicht gesehen.

Es ist Einkaufstag. Ich gehe ganz unspektakulär einkaufen. Es gibt Weckle- und Brezel-Abendessen. Das Feuer knistert im Ofen, ich stitche noch das Panorama zusammen. ok … von oben sieht die Welt doch immer noch ein bisschen anders aus.

Ich schreibe hier ja immer wieder über Massenwahn. Da lief mir heute wieder einer über den Bildschirm. Die Ostsee-Zeitung schreibt …

Doch auch knapp sechs Jahre später ist es nun wieder mal so weit. Am 27. Oktober stellen wird die Uhr eine Stunde zurück und schleppen uns spätestens am Montag mit Mini-Jetlag zur Arbeit. Warum muss das – immer noch – sein? Antworten auf Fragen rund um das Abschaffen der Zeit­umstellung.

Ostsee-Zeitung

Au Scheiße … Wirklich. Also nur so viel, für Leute, die so einen Schmarren einfach glauben: von Samstag auf Sonntag wird die Uhr wieder auf Normalzeit (Achtung: nicht Winterzeit!) gestellt. Das wird dadurch bewerkstelligt, dass die Uhr eine Stunde zurück gedreht wird. Dadurch kann man von Samstag auf Sonntag einfach eine Stunde länger schlafen und steht am Sonntag trotzdem zur gleichen Uhrzeit auf. Und sorry liebe Ostsee-Zeitung, ich habe noch nie gehört, dass jemand einen Jetlag bekommt, auch keinen Mini-Jetlag, der einfach eine Stunde später zur Arbeit gehen kann.

Der Artikel ist aber nicht ganz blöde. Er weist nämlich darauf hin, dass es sich bei der Uhrverdrehung nicht um eine Zeitumstellung handelt, wie die meisten Menschen glauben und der Duden glauben machen will.

Jedoch, der Begriff „Zeitumstellung“ ist weitaus geläufiger. Im März 2022 haben 1,22 Millio­nen Menschen bei Google danach gesucht – und nur 60.500 nach dem Wort „Uhr­umstellung“. Auch dem Duden ist die „Zeitumstellung“ geläufig. Er definiert den Begriff als „die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit bzw. von Winter- auf Sommerzeit“. Das Wort „Uhrumstellung“ ist dagegen nicht Bestandteil des Standardwerks.

Ostsee-Zeitung

In der im Artikel möglichen Umfrage stimmen (Stand 25.10., 10.30 Uhr) 85% der Teilnehmer dafür, dass der Unfug abgeschafft wird. 12% sind dafür, dass der Unfug beibehalten wird und 3% sind sich nicht sicher.

Freitag

Ferien, Arbeit und ein Oho …

Ferien sind schön. Nicht nur für die Jungs. Auch für mich. Es herrscht dann im ganzen Haus eine lebendige Atmosphäre. Es wird vollkommen gechillt gearbeitet, gelernt, gespielt. Auf meinem Zettel steht noch „Grundbuchbereinigung“. Ich muss mal wieder beim Notar anrufen. Und – wer hätte das gedacht, nur kurze Zeit später trudelt der Vertrag ein. Ich bitte die Gegenseite, ihr Anwaltsteam in Bewegung zu setzen. Kurze Zeit später bekomme ich einmal mehr eine kuriose E-Mail.

Hier berichte ich nicht weiter, sonst müsste der Beitrag wieder hinter einem Passwort versteckt werden.

Einerseits hätte ich natürlich Lust dies gerichtlich klären zu lassen. Denn so bleibt es einfach ungeklärt. Es ist mir aber egal, was in dem Kacks Vertrag steht. Ich will vor allem, dass dieses Grundbuch bereinigt wird.

Ich überlege mir auch, ob möglicherweise andere Motive hinter diesen kuriosen Nachrichten stecken. Das ist aber alles Spekulation.

Ich rette mich auch mit folgendem Gedanken. Ich denke mir, dass jemand zu mir in die Praxis kommt und mir eine abenteuerliche Geschichte erzählt von einer Frau, die ihm vorgegeben hat ihn zu lieben … (gestrichen) … Wie würde ich mich verhalten? Was würde ich diesem Mann raten? Was würde ich ihm wünschen? Ich würde ihm wünschen, dass er das Licht der Zukunft sieht. Ich würde ihm wünschen, dass er abschließen kann mit der Vergangenheit, die er nicht ändern kann. Ich würde ihm wünschen, dass er sich mit sich versöhnen kann. So muss ich feststellen, dass mir die Ausbildung bereits jetzt hilft mein Leben und mich besser zu verstehen.

Mir spült es auf Mastodon plötzlich einen neuen Hashtag in die Timeline: #frauenalltag … Au wei. Also jetzt wird Mastodon auch vom Hassvirus befallen. Ich entfolge mal zwei dieser Poster. Wie tragisch ist das denn? So ein Mist. Was habe ich hier seit zehn Jahren? Wird diese Pauschalverurteilung irgend jemandem nützen? Mit Vernunft kämen wir weiter. Wir könnten Streit und Kriege vermeiden. Könnten. Wenn wir wollten.

Lufbild im Herbst

Samstag

Es ist Apfelsamstag. Eigentlich wollte ich zehn Kilo Äpfel zu Apfelmus kochen. Nur: es sind so viele Äpfel … Also koche ich 20 Kilo. Gibt 54 Gläser.

Kerngehäuse ausstechen dauert etwas eine halbe Stunde pro fünf Kilo Äpfel. Schälen ebenfalls. Kleinschneiden und säubern ebenso. Kochen und abfüllen auch noch mal. Ich bin also etwa acht Stunden am Start. Das macht dann 8,8888 Minuten pro Glas. Wenn ich also ein Glas Apfelmus verschenke, verschenke ich 8,888 Minuten meiner kostbaren Lebenzeit. Zuzüglich ein Glas und etwas Strom.

Danach bin ich etwas platt. Wir brauchen aber auch noch Abendessen. Da wir ja Apfelmus gerade haben, koche ich Milch auf und schütte Grieß rein – allerdings zu wenig. Der Brei wird etwas flüssig … kommt trotzdem gut an.

Wenn ich mich mit anderen Menschen vergleiche … egal, ob bei einem dieser Treffen oder mit Nachbarn oder beim Blick auf das eigene Leben, so mache ich wirklich alles falsch. Nicht nur Grießbrei. Wenn ich aber in einer Gesamtschau genau auf dieses eigene Leben blicke, dann bin ich bei weitem nicht so bekloppt, wie mir dies ehemalige Lebenspartnerinnen glauben machen wollen. Ja, es läuft bei uns auch nicht alles glatt. Aber selbst unter schwierigsten Bedingungen gibt es doch Anzeichen, dass ich eben doch nicht vollkommen verrückt bin. Ich kann mir kein schöneres Leben vorstellen – wenn man von dem einen oder anderen Erlebnis … absieht. Die Jungs ticken vollkommen richtig. Sie kommen und sagen entweder „kann ich was helfen“ oder sie schauen, was sie tun können. Nicht ständig und nicht den ganzen Tag. Aber sie machen es. Wenn ich sie um etwas bitte, dann wird das sofort ausgeführt. Sie interagieren – nicht immer, aber immer öfter – konstruktiv miteinander. Sie sagen auch untereinander manchmal Bitte und Danke. Was mich nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass ich einerseits finde, dass ich vollkommen in Ordnung bin, dass die Welt um mich herum aber mehr und mehr verrückt spielt. A. hat Angst vor Keimen. N. hat Angst vor Migration. Viele andere sind auf der Suche nach einem Phantasieleben. Bei alldem zersplittert die Gesellschaft mehr und mehr und verwickelt sich in Kriege. Momentan starrt die ganze Welt auf den 5. November. Ja, das ist Amerika – werden jetzt einige sagen. Nein Freunde, das ist die Wirklichkeit. Spezialoperationen sind die Wirklichkeit. Danke für Nichts.

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