Archiv für den Monat: September 2024
Woche 19 – Herbstanfang – Bilder für alle
Sonntag
Wunderschönes Spätsommerwetter. Auf dem Volleyballplatz ist es sogar zu warm um zu spielen. Ich lese „Warum noch lernen?“. Ich habe heute einiges vor und mache davon fast nichts. Die Feriengäste bekommen was vom etwas zu stark gebackenen Kuchen ab. Ich gehe raus und sitze am See. Es ist einfach wahnsinnig schön.
Montag
Dienstag
Donnerstag
Samstag
Die ersten zwei Bilder zeigen übrigens die fertige Butterdose. Es gibt noch kein Bild der fertigen Dose.
Woche 18 – für alle
Der Sonntag
Endlich einmal wieder ein richtiger Sonntag. Kein Besuch. Keine Feriengäste. Kein Geburtstag. Einfach nur Sonntag. Wie cool ist das denn. Wir genießen den Tag von Anfang bis Ende in vollen Zügen.
Ich arbeite einige Zeit im Bett. Lese etwas und mache dies und jenes. Es ist sehr gemütlich. Ich bin aber auch ein bisschen neugierig auf den Bananenkuchen. Bananenquark war die letzte Zeit nicht mehr so angesagt. Also hab ich gestern so ein Freestyle Rezept mit drei Bananen gemacht. Auweia – und man entdeckt doch immer wieder neue Küchentricks. Wie viel hundert Marmorkuchen habe ich schon gemacht? Aber wie man eine Form einfach und perfekt vorbereitet, das habe ich erst gestern so richtig gecheckt. Das Problem ist ja bei der Kranzform immer: wie bekommt man die Semmelbrösel in die Mitte der Form. Wenn man die Form dreht, dann fallen sie entweder zu tief oder sie fallen raus. Wenn man die Form so schüttelt, dass sie hoch fliegen, dann fliegen auch immer zu viele raus und wenige bleiben kleben. Und dabei ist der Trick so einfach, dass ihr mich vermutlich dafür auslachen werdet. Also – ich sag’s euch. Man muss die Brösel in die Mitte machen, wenn man sie in die Form rein schüttet. Dann geht es ganz einfach. Es bleiben alle die hängen, die hängen bleiben sollen. Der Rest fällt in die Form und damit kann man dann Form und Rand ausbröseln. Voll easy. Und der Bananenkuchen? Fällt aus der Form, als gäb’s kein morgen mehr.
Ich habe den Zucker deutlich reduziert von 250 g auf 100 g. Da ja Bananen drin sind, geht es auch mit weniger Zucker. Ich hatte nur drei Bananen. Vier standen im Rezept. Aber drei sind auch gut. Ich habe 100 g mehr Mehl genommen und dafür auch Wasser in den Teig geschüttet. Es wurde ein Kuchen, der uns allen gut schmeckt. Die Hälfte ist schon fast weg.
Dann Weckle aufbacken und mit den Jugendlichen frühstücken. So lustig. Wenn sie jetzt diskutieren, dann versuchen sie wie Erwachsene zu diskutieren. Es ging um KI oder um Tronald Dump – ich weiß es nicht mehr. Oder um eine Brücke. Spielt auch keine Rolle. Aber die Diskussionen, die sind lustig. Es erinnert ein wenig an die Flugversuche eines jungen Schwans. Sie üben sich. So wertvoll! Schade, dass sie so wenig Vorbilder haben. Da der präfrontale Kortex sich jetzt erst ausbildet, werden sie das Sozialverhalten von Alleinerziehenden verinnerlichen und hoffentlich nicht allzu sehr adaptieren.
Weiterhin ist heute Werkstatttag. Es muss ja noch das andere Schatzkästlein fertig gemacht werden. So schwierig sieht der Plan gar nicht aus. Es ist dann ausgesprochen spannend, was man dann mit sich und mit dem Plan, mit den Werkzeugen und dem Material so alles erlebt. Ich schleife die Seitenteile, fräse die Zinken. So eine Zinkenfräse ist echt was Feines. Selbstgebastelte Vorrichtungen sind eh am besten. Meine Werkstatt ist zwar mini, aber es ist dann doch einiges möglich. Dann werden die Seiten verleimt.
Insgesamt brauche ich heute vier Fräser. Den Standard 8 mm Fräser, den Nutfräser in 16 mm, um die Absätze zu fräsen. Dann den 6 mm Radius Fräser und den Bündigfräser. Besonders interessant wird es mit den Radien an den Ecken. Wie krieg ich die nur hin? Ich schau mir dafür erst mal ein paar YT Videos an. Zunächst will ich aber den Absatz am Boden fräsen. Ich rechne alles genau aus. Dann wird die Fräse eingestellt und dann wird losgefräst …. – oppsa, gerade noch fast rechtzeitig gemerkt, dass ich die Längsseite eingefräst hatte statt der Querseite. Auweia – was machen wir denn jetzt? Kurze Überlegung. Dann wird beschlossen, dass die ganze Dose einfach 6 mm kürzer wird.
Bis zum Verleimen geht eigentlich alles gut. Dann habe ich eine Idee, die sich im Nachhinein als nicht so gut herausgestellt hat. Das gibt es manchmal und das ist genau das, was ich an dieser Art von Tätigkeit so sehr schätze. Ich prüfe meine Ideen in der Praxis und schärfe dadurch meinen Verstand. Also … Ich nehme mir neues Schleifpapier für den Bandschleifer. Tendziell möchte ich eher etwas mehr Material abtragen. Der gewiefte Experte greift sich jetzt schonmal vorsorglich an den Kopf. Aber wie auch immer. Ich schleife gründlich. Alle Seiten. Erst mit 80er, dann mit 120er, dann mit 150er. 180er habe ich nicht, dann schleife ich noch mit 240er. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe das Ding komplett schief geschliffen. Ouuuu Mann! Wie blöd ist das denn? Man kann mit dem Bandschleifer einfach nicht kontrolliert schleifen. Basta. Es ist nicht wirklich schlimm. Das Schatzkästchen hat jetzt einfach eine etwas individuelle anthroposophische Form. Was soll’s. Es bleibt jetzt so. Das ist Individualität und keine Perfektion. Wo ist das Problem?
Ansonsten. … Fräsen ist einfach der geilste Chize. Ich habe zwar echt Respekt vor dem schnell rotierenden scharfen Fräswerkzeug. Fräsen eröffnet aber komplett neue Möglichkeiten zur Holzbearbeitung. Ich merke, wie die Uhr rast, will aber fertig werden. Also noch die Kanten machen. Die mache ich mit dem 6 mm Radius Fräser. Echt schick. Und schnell gemacht. Dann noch ölen. Alles, was nicht mit dem Lebensmittel in Kontakt kommt, wird mit Leinöl geölt. Die Auflagefläche bekommt etwas Olivenöl ab. Insgesamt wirkt das Schatzkästchen wohl etwas klobig. Vielleicht mach ich eines Tages nochmal eines aus dünnerem Holz.
Auwei – 18.30 Uhr. Ich wollte doch Lauchquiche machen. Erstmal ein Rezept suchen. Die soll 50 Minuten in den Ofen. Egal … mache ich halt etwas schneller. Küche ist ähnlich wie Werkstatt. Ein bisschen kreativ, ein bisschen handwerklich. Aber doch etwas mehr Toleranz. Ob da jetzt etwas zu wenig Salz dran ist, spielt erstmal nicht so die große Rolle. Das kann man nachsalzen. Ein bisschen länger oder kürzer im Ofen, das passt schon alles.
Lauchquiche … neues Problem … die Form … In meinem Elternhaus wurde die Quiche auch gerne in einer Springform gemacht. Das finde ich nicht mehr ganz so hübsch. Ich habe lieber dünne Quiche. Statt 140 g Butter habe ich noch einen Butterrest mit 160 g. Das passt gut, dann kommen einfach auch 100 g mehr Mehl in den Teig. Ich habe ja auch 1,5 Stangen Lauch. Im Rezept steht eine Stange Lauch und es steht auch nicht drin wie groß die Stange sein soll. Und die Form? Wartet … Und die Backzeit? Aaah, das ist einfach. Ich dünste den Lauch vor, dann kann deutlich kürzer gebacken werden. Also Lauch schnibbeln, ab in den Topf. Für die Sauce verwende ich Joghurt und Schmand. Das steht so auch nicht im Rezept. Der Joghurt muss aber verwertet werden. Im Moment isst bei uns keiner Joghurt und er ist offen. Dann kommen noch weitere Kühlschrankreste in die Quiche. Und die Form? Hm. Da muss ich mir was ausdenken. Jonathan meint, dass ich ja die Auflaufform verwenden könnte. Die ist aber zu klein. Also erst einmal Teig ausrollen. Und dann? Einfach zack auf ein Backblech legen. Einfach so groß wie der Teig ist. Wie einfach ist das denn? Die Füllung ist auch so stabil, dass sie nicht weg läuft. Vorher noch Brösel auf den Teig streuen. Ich mag keine durchgeweichte Quiche. Das ist der Riesenvorteil wenn ich selber in der Küche stehe. Ich kann es so machen, wie es mir gefällt. Dann ab in den Ofen und die Temperatur 20°C höher stellen als im Rezept angegeben. Spart mir alles etwa eine Viertelstunde. Und schmeckt allen. Die Jungs fragen, ob man das auch kalt essen kann. Natürlich kann man!
Montag
Ist fast unspektakulär. Aber nur fast. Nach der Fahrt zur Bushaltestelle gibt es erstmal Morgenroutine. Dann etwas arbeiten. Der Postbote kommt. Er bringt fünf Päckchen. WTF … – aber halt, eines ist gar nicht für uns. Das bekommt er gleich wieder mit. Zwei Päckchen sind von der gleichen Bestellung. Ich bekomme eine neue Webcam. So viel, wie ich jetzt Videokonferenz machen muss, muss das jetzt sein. Etwas Büromaterial. Acht Mausefallen. Und ja … Spannung … Spannung … Trommelwirbel … Tusch … Jonathans Drohne kommt wieder. Jetzt heißt es warten, bis Jonathan kommt. Dann habe ich zwar eigentlich Videounterricht. Die neue Videokamera funktioniert. Die Verbindung ist aber auch mit dem PC manchmal schlecht. Wie auch immer.
Jonathan montiert die neue Drohnenkamera an die Drohne. Ich schalte dann die Videokamera an meiner Konferenz einen Moment aus und stecke die Drohnenbatterie an die Ladung an. Und dann … und dann … und dann … als die Batterie voll ist, geht es raus aufs Feld. Wie komfortabel ist das denn? Ein freies Flugfeld direkt hinterm Haus? Die Spannung steigt. Alles wird vorbereitet. Der Pilot macht sich bereit, setzt die Brille auf. Die Motoren werden gestartet und dann geht es auch gleich los. Ssssssssssssssssssssssssssss – macht es und die Drohne hebt ab und steigt schnell hoch. Fliegt nach Süden – sieht super aus! Dann ruft der Pilot „Die Brille ist aus!!!!!“ Er nimmt die Brille schnell ab und landet die Drohne sicher in etwa 150 Meter Entfernung. Sie wird auch gleich gefunden. Wir schalten dann zur Probe die Brille noch ein paarmal an. Sie schaltet sich nach kurzer Zeit immer wieder aus. Am Akku kann es eigentlich nicht liegen. Aber irgendwas ist komisch. Etwas ernüchtert machen wir uns auf den kurzen Heimweg. Der Plan ist, eine andere Brille zu laden und morgen einen weiteren Versuch zu machen. Jonathan findet aber offenbar die Ursache. Vermutlich liegt es an der eingesteckten SD Karte. Also morgen neuer Versuch.
Eine Anfrage für die große Ferienwohnung für 2025 kommt rein. Ich freue mich sehr, dass schon Buchungen für 2025 kommen. Die Direktbuchung ist allerdings nur für Ferien mit Freunden möglich. Ich antworte auf die Anfrage zunächst per E-Mail. Ich bekomme eine Antwort per E-Mail „…. wir sind aber nur drei Personen …“. Darauf rufe ich bei der anfragenden Person an und wir unterhalten uns ein bisschen.
Dienstag
Die Buchung für 2025 Ferien mit Freunden wird bestätigt „… Danke für Ihren Anruf gestern …“. Ich freue mich noch mehr. Warum schreibe ich euch das? Freunde … liebe Freunde … es ist so wichtig, dass wir miteinander sprechen. Es ist eigentlich das allerwichtigste. Also das ist wieder das Ding mit den Affenbrotbäumen die raus müssen. Das geht nur, wenn wir miteinander sprechen. Wenn ich das schreibe, bin ich wieder so sehr vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt. Viele Menschen haben so die Tendenz alles mit dem Smartphone zu machen – ohne sprechen. Dieser Trend führt geradewegs ins Verderben. Ohne Umweg. Wenn Ferienwohnungen über airbnb oder booking oder novasol oder sonst irgendeinen Dienst gebucht werden, dann wird da überhaupt nichts gesprochen. Das ist der Trend. Ich schwimme einmal mehr gegen den Strom. Es ist schwer gegen den Strom zu schwimmen. Aber es macht auch Freude. Das ist das gleiche Thema wie oben auch schon. Wenn man nicht Teil einer Religion ist, dann ist das Leben einfach schwerer. Manchmal erdrückend schwer. Es ist ein ständiges Resilienztraining. Mir geht es eher so wie Pi in Schiffbruch mit Tiger. Ich bin so ein bisschen mit allen Religionen verbunden aber mit keiner Religion so richtig. Ich achte alle Glaubensrichtungen, auch wenn ich sie nur als einen Übergang in eine Welt sehe, in der jeder Mensch seine ureigene geistige Kraft als den wahren Glauben erkennt und akzeptiert und damit auch jeden anderen Menschen akzeptiert. Momentan entfernt sich alle Welt von dieser Idee und es gibt einen Urwald an Verirrungen. Die einzelnen Glaubensrichtungen grenzen sich scharf voneinander ab und bekämpfen sich. Miteinander sprechen liebe Freunde, das wäre schon mal was.
Hier jagt wirklich ein Tag den andern und ein Ereignis türmt sich auf das andere. Fast ein bisschen viel für mich … Aber der Reihe nach.
Jonathans Drohne fliegt. Das ist wirklich eine ganz ganz spezielle Geschichte, die wir sicher noch in zwanzig Jahren erzählen werden. Angefangen hat es irgendwann Ende Mai. Da haben wir mehrere Bestellungen nach China geschickt. Dann haben wir lang gewartet, dann haben wir noch spezielle Batterien gebraucht, die haben erst um wenige Millimeter nicht gepasst. Dann war schließlich alles bereit … aber im entscheidenden Moment zeigte die Brille kein Bild. Es folgte Fehlersuche, Recherche, Analyse, diverse Überlegungen. Schließlich wurde die Drohne weg geschickt. Sie kam wieder. Wieder standen wir erwartungsvoll am Startplatz. Wieder zeigte die Brille nur Rauschen. Es war zum Verrückt werden. Da wir nicht wussten, ob es an der Drohne oder an der Brille lag, haben wir eine weitere Brille gekauft – mit der Option sie wieder zurück schicken zu können. Doch auch das war nicht erfolgreich. Wieder waren wir kurz davor aufzugeben und haben die Drohne schon als defekt zum Verkauf angeboten. Dann doch nochmal die Drohne zu dem dubiosen Reparaturbetrieb geschickt. Und immerhin eine Diagnose bekommen. Die hieß: Kamera kaputt. Ok, das war ja eher ein kleineres Problem. Ich habe eine Ersatzkamera bestellt. Gestern dann ein erster Probestart, da ging aber die Brille immer aus. Heute dann – Trommelwirbel, Tusch – ich bewundere Jonathan, dass er den Mut nicht verloren hat, auch wenn zwischenzeitlich die Stimmung schon ziemlich am Boden war. Nochmal Trommelwirbel, Tusch – Sssssssssssssssss…sssss – die Drohne fliegt. Jonathan kann sie steuern.
Ich schreibe euch das, weil es wirklich eine tiefe Erfahrung für uns ist. Nicht aufgeben. Alles versuchen was möglich ist.
Apropos alles versuchen … Gestern habe ich beim Notar angerufen. „Die Kollegin spricht gerade. Sie ruft Sie zurück.“ Heute: „Ich habe die Kollegin nicht erreicht …“ – merke, wir sind in Mecklenburg. Ich also das Sprüchlein, dass ich sicher bin, dass die Kollegin doch wirklich viel zu tun hat. Blabla … Und dann? Kein Rückruf. Aber der Vertragsentwurf. Der ist endlich da. Es sind noch wenige Punkte offen. Es ist so schön, wenn mal etwas weiter geht.
Weiter: der Keller in Lörrach ist nicht akut durch Feuchtigkeit gefährdet. Danke an Herrn Indlekofer, der sich den Keller angeschaut hat.
Dann hat sich heute die Intensivlerngruppe der HPP Ausbildung Psychotherapie zu einer ersten Besprechung getroffen. Es ist eine nette Gruppe, auch wenn wir erst zu dritt sind. Und die nächste Baustelle ist auch schon da. Für Videokonferenzen ist die WLAN Verbindung nicht gut genug. Ich muss per Draht ans Netz. Also bestelle ich mal schnell ein 20 m langes Kabel. Das sollte dann idealerweise so installiert werden, dass es optisch wenig stört. Bin mal gespannt, wer das dann macht …
Ich schaue mir noch etwa 20 Lernvideos an. Zwischendrin Abendessen machen. Bei aller Begeisterung für das Leben … ich bin ganz schön platt.
Mittwoch
Es kommen neue Feriengäste. Wir haben die besten Feriengäste. Das ist doch auch wichtig. Oder? Ich habe einen Haufen Arbeit. Und ich habe zu lernen. Das Wichtigste ist aber Klavier spielen. Also ihr seht: langweilig wird mir nicht. Der Haushalt verlottert ein bisschen. Das ist beim Jungshaushalt so und stört keinen.
Die Drohne fliegt und fliegt und fliegt. Die Akkus werden immer wieder neu aufgeladen. Endlich …
Ich lade einen Hänger voll Brennholz und fahre ihn vor den Schuppen. Auweia … müsste ich das alles mit dem Schubkarren transportieren … – so ist schon irgendwie besser. Morgen will ich sägen. Das Holz ist gerade schön trocken.
Meine Intensivlerngruppe trifft sich. Wir sind ein recht unterschiedliches aber doch harmonisches Dreierteam. Ich erzähle in der Lerngruppe, dass ich meine Klienten begleiten will wie ein Bergführer. Sie können sich sicher sein, dass nichts passiert. Ich werde ihnen Anleitungen geben, sie müssen aber selber gehen. Und sie werden dabei positive Erfahrungen und Erlebnisse mit sich und der Umwelt machen. Ich kann einschätzen, was die Klienten im Stande sind zu gehen. Wenn sie dazu noch nicht bereit sind, können wir entsprechende Vorübungen machen. Sie werden neue Perspektiven und Aussichten gewinnen. Und sie können die Wege, die wir gemeinsam gegangen sind, jederzeit auch wieder alleine gehen. Nun, solche Illusionen oder großartigen Ideen hat man am Anfang. Und es ist auch gut und richtig solche Ideen zu haben. Es ist gut so eine Lerngruppe zu haben, um genau solche Ideen zu besprechen und zu reflektieren.
Und dann noch schnell was zu Essen basteln. Ich hab‘ noch Zucchini. Die werden in der Pfanne angebrutzelt. Es gibt Bratwürstchen dazu und eine Currysauce. Schmeckt auch mit Parmesan.
Donnerstag
Ich feier das voll den Kühlschrank aufzumachen. Das Holzdings macht Freude fast so wie der Phoenix. Auch auf dem Tisch. Ich kann gar nicht so wirklich sagen warum. Es ist einfach mega. Zum einen, weil es aus Holz ist. Dass es schick aussieht. Dass es selber gemacht ist. Dass es aus dem Stamm gearbeitet ist. Also gekauft wäre das nicht annähernd so schön. Da wäre es einfach schickimicki. Auch dass es keinen Rand hat. Also dass wenn man die Butter weg macht, dass dann nicht so ein Rand im Weg ist. Hm … könnte man das verkaufen? Ich behaupte mal, dass das in Einzelstücken durchaus verkäuflich wäre. Es würde wohl 80 Euro kosten müssen.
Die Kinder müssen heute zu Hause bleiben. Die genauen Umstände schreiben wir jetzt hier nicht auf, sonst könnte es sein, dass uns jemand das Jugendamt auf den Hals schickt. Das wäre jetzt etwas, was wir gar nicht so gut brauchen könnten. Nicht, weil wir Angst vor’m Jugendamt haben, aber es wäre ein Haufen Schererei. Unnötige Schererei. Ich hab gut zu tun. Erst wird gearbeitet, später dann Brennholz gesägt und um 17.30 Uhr ist schon wieder Unterricht. Vorher noch eben zwei Waschmaschinen Wäsche abhängen. Im Unterricht geht es um den Psychopathologischen Befund. Obwohl es eigentlich eher trockener Stoff ist, ist es doch interessant. Auch die Gruppendynamik im Kurs ist interessant. Dann schnell Abendessen machen. Heute gibt es Resteessen. Weil heute kein Volleyball war, war ich auch nicht einkaufen. Resteessen ist echt mega – wie Firstclassbuffet. Kann man aushalten. Und so viel Arbeit ist es dann auch wieder nicht. Danach gibt es noch Kino. Etwa zwei Minuten Drohneflug, aus zwei Flügen zusammen geschnitten. Krass! Wirklich beeindruckend, was es hier alles gibt. Das glaubt einer allein nicht.
Und nochmal: wir waren sicher dreimal schon fast dabei aufzugeben. Wir haben mehrfach einfach alles auf die Seite gelegt und gesagt: wenn es nicht sein soll, dann soll es nicht sein. Wir haben die Drohne schon als defekt bei Ebay zum Verkauf gestellt. Also: nur nicht immer gleich aufgeben!
Vor vier Monaten sind Jonathan und ich mit der WOW nach Travemünde gefahren. Schön war’s! Nun ist die Segelsaison schon fast wieder rum. Ich bin wenig zum Segeln gekommen. Kein Wunder, denn es war auch ganz schön viel los.
Freitag
Kaufsucht. Kaufsucht behandeln wir natürlich auch. Sie gehört zu den nicht stofflichen Süchten und ist in ICD 10 in F63.8 unter Störung der Impulskontrolle klassifiziert. Ich kaufe derzeit ständig irgendwas. Ein Kubb Spiel, eine Internetkamera, heute habe ich einen Eierschneider, einen kleinen Teigschaber und zwei Schäler gekauft. Die Schäler brauche ich jetzt nicht wirklich, aber sie sahen interessant aus. Außerdem habe ich gerade Gewürze bestellt. Ist das schon Kaufsucht? Interessanterweise sind die Grenzen fließend. Also es gibt kein hartes Kriterium für „1 Päckchen am Tag“ oder „7 Päckchen am Tag“. Als pathologisch gilt es erst, wenn der Kaufimpuls nicht mehr kontrolliert werden kann und mehr gekauft wird, als bezahlt werden kann. Aber wer sagt jetzt, ob der Kaufimpuls kontrolliert oder unkontrolliert erfolgt? Ich behaupte, dass die gesellschaftliche Norm da schon extrem hoch – oder tief, je nachdem von wo man schaut – liegt. Jeder Mitteleuropäer besitzt sehr viel mehr als er braucht. Sagen wir mal ein Zehntel dessen, was wir besitzen würde vollkommen ausreichen. Es gilt aber als vollkommen normal den Schrank voller Klamotten zu haben die man nie anzieht. Oder zwanzig Paar Schuhe zu haben. Statt Kubb könnte man einfach mit Steinen auf ein Ziel werfen. Oder aus alten Konservendosen ein Wurfspiel bauen. Nun … wir werden demnächst eine richtige Chilimühle besitzen. Vor vier Monaten ist ja auch wieder Platz in den Schränken frei geworden. Der muss ja auch irgendwie wieder gefüllt werden.
Zuhause spaziert eine kleine Maus durchs Wohnzimmer. Ich glaub ich seh nicht richtig. Zugegeben, sie spaziert nicht, sie ist offenbar etwas desorientiert. Hilft aber nichts, die Maus muss raus. Also überlege ich, wie ich sie am besten fangen kann. Dann stülpe ich erst einmal eine graue Kiste über die Stelle, an der ich sie zuletzt gesehen habe. Irgendwie bekomme ich sie dann auch raus.
Dann bestelle ich noch so einen Sprudelapparat. Nach reiflicher Überlegung, nicht um meine Kaufsucht zu befriedigen. Seit ein paar Wochen wird der normale Sprudel im Supermarkt nur noch in Plasteflaschen verkauft. Er ist dann auch mit ca. 40 Cent pro Liter ganz schön teuer. Gut, man könnte ja einfach Leitungswasser so trinken. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Also – das Ding ist bestellt.
Der Apfelbaum hat ziemlich viele Äpfel. Ich werde wohl keinen Apfelsaft machen. Es ist einfach zu viel Action alles selber zu machen. Und Bag in Box finde ich furchtbar. Also fange ich schon mal an und hole mir die größten Äpfel, um sie dann morgen zu einem Apfelkuchen zu verarbeiten. Früher wurde immer das Fallobst zu Kuchen verarbeitet. Die Zeiten sind vorbei. Zu mühsam, die ganzen Schadstellen raus zu schneiden …
Heute gibt es Holzfälleressen. Der Salat wird nicht klein geschnibbelt. Die Verkäuferin fragte noch, ob sie extra große Steaks raussuchen soll. Aber die waren eh schon groß. Der Salat wird dann direkt in die Salatsauce getunkt. Dazu gibt es Brötchen mit Butter aus der Holzfällerdose. Läckaaa.
Ich gebe zu, manchmal habe ich auch ein gewisses Motivationsloch. Ich schlafe immer noch zu wenig. Das macht sich auch bei der Konzentration bemerkbar. Bei allem Schönen was ich so erlebe, bleibt die Gesamtsituation belastend und ich muss weiter auf jeden einzelnen Gedanken aufpassen, ob er mir nützt oder ob er weg kann. Aber gut. So ist das eben, wenn man sich aus dem tiefen Tal wieder nach oben zu arbeiten hat. Und nein, es gibt keine Seilbahn. Jeder Schritt muss selber gegangen werden. Und er wird auch gegangen.
Es gibt aber dann doch auch wieder Motivationshilfen von außen. Heute kam ein Buch. Das hatte ich mir gewünscht. Und ich habe es bekommen. Es ist ein ganz besonderes Buch. Bob Blume schreibt „Wozu (noch) lernen“. Da ist jedes Wort, jeder Satz, jeder Gedanke einfach nur ein ganz heftiges Ja. Es ist auch ein Buch, das jeder Mensch gelesen haben muss. In meinem Whatsapp Status habe ich geschrieben, dass es für Eltern, Lehrer, Schüler und andere Menschen ist. Es wäre sogar ein hervorragendes Vorlesebuch, aber dieser Gedanke kann auch erst mal weg. Wir leben in der Podcastzeit. Jeder Mensch ist mit seinem Handy verkabelt oder verbluetootht und hört Podcast. Das ist der Trend. Es gibt derzeit zu viele Trends, die weder zum Wohl des Einzelmenschen noch zum Wohl der Gesellschaft sind.
Abends bin ich nochmal im Kaufrausch … – ich werde berichten…
Samstag
Heute wäre ein idealer Tag, um im Garten Lärm zu machen. Ich wäre aber der Einzige, der Lärm machen würde. Alle anderen Nachbarn mähen weder Rasen noch machen sonst irgendeinen Lärm. Das ist auch nicht so tragisch. Denn mal Hand aufs Hirn … manchmal ist auch einfach so ein bisschen die Luft raus. Das Leben ist schön. Aber auch anstrengend. Vor allem mental. Und dann ist so ein quasi Ruhetag einfach auch mal angebracht. Ich backe den Apfelkuchen, dann machen wir Frühstück. Dabei erzähle ich den Jungs, dass wir früher auch einen Eierschneider hatten. Und schwupps, sind auch wieder drei Eier weg und der Eierschneider wird als „für 1 Euro ganz brauchbar“ klassifiziert, kann also von der „Ich-bin-nur-ein-Kaufrauschprodukt“-liste gestrichen werden. Irgendjemand … stapelt das Holz auf. Nein, sie „müssen“ nicht. Sie machen es. Und dafür bin ich dankbar. Der Apfelkuchen wird unten etwas dunkel …
Ich checke wieder meine Datingapps. Und mache Persönlichkeitsstudien. Und nein, ich erhebe da sicher nicht den Anspruch, dass die Persönlichkeiten in den Datingapps mit meinen Filtereinstellungen irgendwie einen repräsentativen Querschnitt über irgendwas darstellen. Aber es mutet mich doch etwas eigentümlich an, was sich da auf dem Datingmarkt so herumtreibt. Das meiste wird nach links gewischt. Und nein, Hoffnung mache ich mir da auch keine mehr. Ich mache das noch so ein bisschen zum Zeitvertreib und nach der Devise „man kann nie wissen …“. Ich glaube ich habe darüber schonmal geschrieben. Das lassen wir einfach.
Dann geht die Schatzdose nochmal in die Werkstatt. Ich baue hinterm Haus den Maschinentisch auf und dann wird die Dose erst einmal wieder gerade gehobelt. Material ist noch genug da. Sie wirkt dann auch nicht mehr ganz so wuchtig. Dann wird wieder geschliffen. Diesmal mit festgezwingtem (oder heißt es festgezwungenem?) Bandschleifer. Ist irgendwie besser. Und ja, ich hab das Wurmloch freigehobelt. Das sollte eigentlich unsichtbar bleiben. Nun ist es sichtbar. Das ist aber auch nicht schlimm. Wer hat schon eine Butterdose mit Wurmloch? Alle Körnungen durchschleifen, dann die Kanten rund fräsen und die Kanten fein schleifen. Und ölen. Und fertig. Schick.
K. schickt mir eine Sprachnachricht. Und dann die Frage: was gibt es zu Essen? Ich habe noch Brokkoli und Champignons. Kann man daraus was kochen? Ich gebe Brokkoli Champignons und Sojasauce ins G0ogle ein und bekomme ein Rezept von Steffen Henssler. Ooooh aaah, da ist auch gleich noch Parmesan dabei, der müsste auch weg. Und eine halbe Zitrone ist auch noch im Kühlschrank. Das passt perfekt. Dazu gibt es Reis und Blattsalat zum in die Salatsauce tauchen. Ich bin ja immer dankbar, wenn die Profis uns zeigen, wie man Kohlstrünke verarbeitet. Nein, Spaß … das mach ich eh schon so. Als Bestätigung ist es aber ganz lustig. Der gekaufte 1-Euro-Schäler ist übrigens ein rechts-links-Schäler. Für Rechtshänder ist mein bisheriger Schäler allerdings besser.
Ich lese im „Warum noch lernen?“ Buch von Bob Blume. Ganz schön cool, was er da so schreibt. Wenn ich eine Exzellenzgruppe „Wir ändern die Welt“ zusammenstellen sollte, dann wäre Bob auf jeden Fall mit dabei. Ich poste eine Empfehlung in Mastodon und bekomme gleich ein paar Likes und mein Beitrag wird auch geteilt. Immerhin erreicht der Beitrag so über 1000 Menschen. Ich muss also dem Verlag und dem Autor gegenüber kein schlechtes Gewissen haben, dass ich ein Leseexemplar bekommen habe. Ich lese das Buch noch fertig, dann schreibe ich noch eine Rezension. Wer das hier liest, dem sei das Buch auch ans Herz gelegt. Es beantwortet viele Fragen, wie das mit der Digitalisierung an Schulen so ist, wie das mit der KI so ist und wozu Schulen doch gut sein könnten. Bob ist Deutschlehrer. Es ist teilweise sehr korrekt geschrieben und mancher Gedankengang ist etwas sperrig beschrieben. Zumindest nach meiner Auffassung.
Morgen ist Wahl in Brandenburg. Eine Partei gilt als Spitzenreiter. Ratet welche.
Geschützt: Woche 18
Woche 17
Sonntag
Die Jungs chillen in verschiedenen Gruppen. Die einen arbeiten etwas am Computer, die anderen arbeiten an ihren Händis im Massenlager. Wie wertvoll ist diese Zeit für diese jungen Menschen? Sie haben einen Raum und Zeit, den sie miteinander zwanglos füllen können. Und das machen sie. Versteht ihr was ich meine? Es braucht so wenig. Es braucht keine riesen Unternehmungen oder ein volles Konsumprogramm. Später geht eine Gruppe noch zum See. Dann muss ich leider schon zum Frühstück mahnen, denn die gemeinsame Zeit ist dann schon wieder vorbei. Um 14.30 Uhr werden sie zum Omageburtstag abgeholt. Sie freuen sich schon auf die Geschenke.
Für mich heißt es, noch etwas aufräumen, eine Waschmaschine Wäsche starten und anschließend aufhängen und mit K. telefonieren.
Der eine Streifen am Himmel ist übrigens eindeutig ein Chemtrail. Passt gut auf euch auf!
Montag
In der Nacht von Sonntag auf Montag fallen die Temperaturen deutlich. Um 1 Uhr gibt es ein heftiges Gewitter, welches allerdings an uns vorüber zieht. Es folgt Blitz auf Blitz. Der Donner bleibt aber fern. Beeindruckend war es dennoch.
Zum Thema „Zeitenwahn“ lese ich in der Ostseezeitung diesen Artikel. Ich schrieb neulich ein paar Zeilen über die Thüringen- und Sachsenwahl. Dieser Artikel ist eine gute Ergänzung dazu. Es ist ja eigentlich schon vollkommen verrückt, wie viele eigentlich gebildete Menschen so einer Nofretete heute auf den Leim gehen, ihr Millionen spenden, sie unterstützen und bejubeln. Was ich auch nicht verstehen kann ist, dass sie als gute Rednerin benannt wird. Ich jedenfalls habe jedesmal so den Reiz eines sich umstülpenden Magens, wenn ich die Frau irgendwo auftreten sehe. Ein guter Redner ist für mich ein Mensch, der glaubhaft wirkt und nicht wie eine aus der Zeit gefallene Sprechbarbiepuppe.
Ich bekomme eine sehr schöne Guten-Morgen-Mail, die mich sehr freut. Die Sparkasse Lörrach hat sich ziemlich ins Zeug gelegt, um uns noch rechtzeitig zum Geburtstag die Kontodaten zu schicken. Dafür habe ich mich bei der Mitarbeiterin bedankt. Sie schreibt:
Guten Morgen lieber Herr Bund,
vielen lieben Dank für Ihre schöne Nachricht ! Ich freue mich jetzt gerade am Montagmorgen riesig, dass Sie Ihre Freude mit mir teilen!
Ich wünsche Ihnen auch einen guten Start in eine neue Woche .
Herzliche Grüße
Lisa Mona
Firmenkundenberatung
Warum schreibe ich euch das jetzt wieder? Ich schreibe das, um zu zeigen, dass Geschäftskorrespondenz nicht nur nach einer bestimmten Manier „Sehr geehrte Damen und Herren … mit freundlichem Gruß“ sein muss, sondern dass es durchaus möglich und sinnvoll ist, auch einmal einen Dank auszusprechen und Freude zu teilen.
Gestern mit K. telefoniert. Und habe ihr erzählt, dass ich mich keiner Gruppierung und keiner Strömung zugehörig fühle, was ein wenig einsam macht. Ich bin weder esoterisch noch spirituell, fühle mich keiner Religion, keinem Glauben und keiner Kirche nahe oder zugehörig. Auch die Trendströmungen Ökologismus und Smartphoneifizierung sind mir fremd. Und ja, dann wirken Menschen, die einfach nur verbalen Dünnschiss aus ihrem Mund heraus lassen auch nicht so besonders anziehend.
Dann noch gute drei Stunden Videomeetings. Einmal für die Ausbildung. Es geht immer noch um Begrüßung und allgemeine Anamnese. Und dann noch Transaktionsanalyse. Ich rücke mich mit meinem Erlebnis vom Wochenende absichtlich nicht ins Zentrum, erzähle aber meine Begegnung mit dem Professor und seiner Frau. Dafür bekomme ich mehrfache Anerkennung, was mir wirklich gut tut. Ich habe ja in den letzten Jahren viel Resilienz aufbauen müssen, um ohne Anerkennung zu leben und mir die Anerkennung nur durch Selbstbestätigung zu geben. Das ist dann schon so, wie wenn die vertrocknete Blume einen gehörigen Schwall Wasser abbekommt. Ich muss dann noch anerkennen, dass die Anerkennung fachlich qualifiziert war. Da alles, was in der Transaktionsanalyse besprochen wird einer strengen Vertraulichkeit unterliegt, darf ich euch jetzt nicht mehr erzählen.
Dienstag
Ich wache mit zwei Träumen auf. Die waren nacheinander. Nicht gleichzeitig. An beide kann ich mich erinnern. Einmal saß ich in einem Zug. Der fuhr in einen Tunnel und hupte. Jemand im Zug sagte „Zusammenstoß“. Der Zug bremste heftig. Es gab keinen Zusammenstoß. Der andere Traum war viel schöner. Ich kam in einen Raum, vielleicht war es ein Café. Darin saßen vielleicht so zwanzig Menschen. Darunter eine besondere Frau. Ich fragte laut, ob ich ihr ein Stück Sahnetorte bringen solle, sie verneinte – lächelnd. Ich ging zu ihr. Wir küssten uns. Sie lächelte. Die anderen Menschen waren erfreut und erstaunt.
Traumdeutung dürft ihr selber machen. Seit ich mich mit Träumen und Hirnfunktionen beschäftige, halte ich Traumdeutung für Kaffeesatzleserei. Nach meiner Kenntnis entstehen Träume aus dem Hintergrundrauschen des erwachenden Hirns, also wenn das Hirn übergeht vom durch das im Schlaf nicht kontrollierte Bewusstsein in den Zustand, wo das Bewusstsein einsetzt. Die zwei Träume könnten unterschiedlicher nicht sein. Gut, beim ersten Traum hätte es auch Rumms machen können. Ich schreibe mir die Träume aber dennoch auf. Es kommt selten vor, dass ich mich an einen Traum erinnern kann.
Manchmal liege ich nachts wach. Dann überlege ich beispielsweise, was es zu Essen geben soll. Es ist schön, für solche Überlegungen Zeit zu haben. Wir haben noch Kartoffeln aus regionalem Anbau. Da könnte ich doch mal wieder Rösti machen. Ich entscheide mich dann aber für ein Kartoffelgratin besonderer Art. Ich nenne es mal Tressower Art. Die Basis ist irgendein Internetrezept und daraus mache ich dann Freestyle „irgendwas“. Die Kartoffeln werden nicht geschält. Wir sind ein Jungshaushalt. Das halten wir aus. Die Kartoffeln werden auch nicht roh in den Ofen gepackt sondern vorgekocht. Und auch die Gratinsauce wird abgewandelt. Ihr müsst dazu wissen, dass die Jungs im Kindergarten eine Abneigung gegen Kartoffeln entwickelt haben. Es gab sie oft. Es gab sie zerkocht und warmgehalten und es war auch sicher irgendeine Billigkartoffel. Dazu gab es Tütensauce aus Senfeiern. Uuuuh – schon beim Gedanken schüttelt es mich. Schon als die Jugendlichen kommen meinen sie: ooh, das riecht aber fein! Da muss ich mir erst einmal den Duft in die Nase ziehen. Und dann werden Kartoffeln gegessen und als „Schmackofatz“ klassifiziert. Es ist ganz einfach.
Abends läuft im Kino die Arte Doku White Power: Europas Rechtsextreme. Ich bin Kinobesitzer und mein einziger Besucher gleichzeitig. Der Film läuft heute aus verschiedenen Gründen. Zum einen will ich einfach mal wieder ins Kino. Zum anderen meint der Kinobesitzer, dass die Besucher ja auch zu zeitgenössischen Themen gebildet werden müssen. Na gut … wenn es denn sein soll. Eine Programmauswahl gibt es für den Besucher nicht. Also zieht er sich diese Doku rein. Zwischenzeitlich sage ich Jonathan: schau! Da sind wir im Fernsehen! Ein bekannter Aussteiger aus der Szene kommt hier aus einem Nachbardorf.
Nach jedem Film gibt es auch eine Diskussion unter den Besuchern. Da ich der einzige Besucher bin, diskutiere ich mit dem Kinobesitzer. Der Kinobesitzer fragt mich, ob die Erwartungen, die ich in den Film gesetzt habe erfüllt wurden. Ich habe ein paar sehr gute Stellen im Film gefunden. So haben sich in den 1990er Jahre alle Medien in Wallonien (Südbelgien) zusammengetan. Den Extremisten wird kein Platz in Talkshows angeboten und so wenig wie möglich Sendezeit in den Nachrichten gewährt, was sich unmittelbar in zusammenbrechenden Wahlergebnissen der radikalen Parteien niederschlägt. Ist das nicht einfach? Leider geht der Film viel zu wenig auf die Ursachen und die Bekämpfungsmöglichkeiten ein. Eigentlich überhaupt nicht. Beispielsweise, dass Menschen mit einem besseren Selbstbewusstsein und weniger Angst weniger zu extremen Ansichten tendieren. Es ist belegt, also kein Geheimnis. Da könnten wir einfach fragen: wie können wir Menschen ein besseres Selbstbewusstsein ermöglichen? Also wirklich einfache Fragen stellen. Antworten täte es ja schon geben.
Also: weiterhin ein spannendes Thema. Gesellschaftlich halte ich das Thema für alarmierend und die Tendenz unumkehrbar. Ich gehöre nicht zu den Apokalyptikern. Angst ist immer ein schlechter Berater. Immer! Ich bin der Überzeugung, dass wenn wir ganz nüchtern und sachlich auf das Thema schauen, dann würden sich schon Lösungen anbieten. Nur: das wird nicht gemacht und das ist auch die Aussage des Filmes. Wenn in manchen Landesteilen tatsächlich 70% der Menschen den extremen Thesen zustimmen, wie dies im Film erwähnt wird, dann müssten wir schon recht konsequent sein, um da noch eine Trendwende hin zu bekommen. Im Moment bedienen alle relevanten politischen Parteien nationalistische Narrative. Die Vokabel der „illegalen Migration“ ist perfekt in allen Köpfen implementiert. Auch „Remigration“ wird mehr und mehr zum Alltagswort. Schreibt gerne in die Kommentare, was ihr dazu denkt.
Die Kinder machen Fahrradwerkstatt und richten ihre Fahrräder für den Wandertag. Es ist nicht so sehr viel zu machen. Spinnweben abputzen, Luft kontrollieren, ein bisschen ölen. Bei Jonathan ist noch eine Schaltung einzustellen. Also alles kein Problem. Aber uppps, was ist das? Die Fahrräder werden schon wieder zu klein. Ich staune selbst. Die haben wir doch gerade erst neu gekauft und da konnten sie so gerade eben drauf fahren …
Ich muss mir selbst immer Mühe geben mit der Entwicklung mit zu halten. Das war eigentlich vom ersten Tag so und ist bis heute so geblieben. Einer der Jungs erprobt morgens seine tiefer werdende Stimme und „übt“ tiefe Töne. Es ist absolut einmalig so etwas zu erleben. Die Jungs brauchen in diesem Moment die Sicherheit, dass sie nicht bewertet werden, dass sie genau so sein dürfen wie sie sind. Das heißt, dass für mich ein absolutes Verbot zu irgendwelchen Bemerkungen besteht. Auch innerlich wird nichts bewertet oder geurteilt. Obwohl ich weiß, dass wir Erwachsenen dazu tendieren Kinder und Jugendliche zu kommentieren, zu belehren und zu bevormunden, auch an Stellen, wo es unnötig und kontraproduktiv ist, so beobachte ich mich doch manchmal selber dabei. Es ist wirklich manchmal sehr subtil. Adultismus ist überall, auch in mir. Adultismus ist eine Sau. Wirklich. Adultismus ist nicht einmal hier in meiner Rechtschreibkontrolle enthalten. Es wird mit roten Wellenlinien unterlegt.
Schulbrot – immer mal wieder anders. Auch eine Frage der Kreativität? Ich weiß nicht. Vielleicht. Im Moment ist Toastbrot mit Roggenbrot oder Pumpernickel eine gerne gegessene Variante.
Mittwoch
Der Mittwoch ist recht unspektakulär. Morgens kreative Brotdosen machen, dann arbeiten, dann die Kinder in Barnekow abholen. Heute fahren sie den Rückweg erstmals per Bus. Es sind dann drei Kinder. Das Gastkind ist dann noch eine Stunde bei uns. Es kommen noch Nachbarn kurz vorbei und fragen, ob wir den Ofen an haben. Nein, den haben wir nicht an. Wir haben die Wärme einfach eingesperrt. Es gibt Resteessen. Heute immer noch schmacko.
In Kino läuft heute eine Stasi Doku. Es könnte gut sein, dass uns sowas dann im Laufe der Zeit mit den nationalistischen Parteien erwartet. Frau Faeser dreht auch schon ganz ordentlich an der Schraube. Ein Ausblick in die Zukunft, nur dann eben mit moderneren Methoden à la China. Immerhin mit der Datensammelwut ist Fakebook & Co. den Stasimethoden bereits weit überlegen.
Donnerstag
Ich schau um 6.30 Uhr zum Fenster raus. Die Kinder haben heute Wandertag und müssen erst um 10 Uhr in der Schule sein. Wie praktisch. Der See dampft. Ich gehe zum Frühschwimmen und mache ein paar Bilder mit dem Händi. Danach schaue ich, ob unser Fotograf mit seinem neuen ND Filter schon wach ist.
Der Wandertag entpuppt sich dann auch für mich zum Eventtag. Ich bringe die Jungs mit ihren Rädern zur Schule. Als ich zurück fahre, klingelt mein Händi. Das eine Fahrrad hat Plattluft. Ich fahre also wieder in die Schule. Wir entscheiden, dass wir halt mit dem Auto zum Ausflugsziel fahren. Den Rest organisieren sie dann voll eigenständig. Unterwegs wird das Fahrrad noch zum Velomechaniker gebracht. Der repariert leider nicht sofort. Ich kann das Fahrrad aber abends wieder abholen. Insgesamt war ich dann zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Nachmittags dann Einkaufsfahrt und Jungs vom Volleyball abholen. Heute also insgesamt vier Stunden und fast 100 km in Mecklenburg spazieren fahren für die gute Sache.
Nur ca. 15 Minuten, nachdem ich das Foto von dem Fahrrad gemacht habe, ist das Hinterrad platt.
Freitag
Ich habe Frisörtermin. Wieder besonders, weil ich seit etwa einem halben Jahr Frisörmodell bin. Das heißt, dass der Azubi oder die Azubiene an meinen Haaren herumschnibbeln darf. Das hilft den Azubis. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich das einzige Frisörmodell in Mecklenburg bin. Aber ich bin dadurch schon ganz schön begehrt und lasse meine Haare jetzt möglichst schnell wachsen. Heute hat B. mir die Haare geschnitten. B. ist erst seit einer Woche Azubi. Er hat aber vom ersten bis zum letzten Schnitt alles komplett selber gemacht. Chapeau! Wirklich. Die andere Azubiene des Salons schneidet mit Mühe vielleicht einen kleinen Teil, obwohl sie sicher schon ein Jahr am Start ist. Ich will kein Framing betreiben, aber es ist schon krass, wie unterschiedlich die zwei Azubis sind. Der eine kommt aus Mecklenburg, der andere aus Syrien. Versteht ihr was ich meine? Vielleicht kann der eine besser gedemütigt und nach Vorgabe dressiert werden. Der andere hat ein gesundes Selbstvertrauen. Was hilft nun besser, ein Handwerk zu lernen? Was sagt ihr dazu? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Es wird noch Wäsche in die Waschmaschine gestopft und etwas gearbeitet, dann klingelt auch schon wieder das Telefon und das Kindertaxi setzt sich wieder in Bewegung.
Im Moment bringt die Post immer wieder Päckle. Ich frage mich dann: was hab‘ ich denn da wieder bestellt. Heute war wieder so eins. Es war ziemlich schwer. Aber schon als ich angefangen habe es auszupacken schlug das Herz schneller und ich hab mich wieder erinnert. Es ist ein Kubb Spiel drin. Ouuu Leute … das ist auch wieder so eine Geschichte. Eigentlich wollte ich ja eins selber machen. So richtig. Aus Eichenholz. Ich hab das dann aber doch wieder verworfen. Es wäre sicher zwei Tage Arbeit gewesen. Ich hab dann statt dessen recherchiert. Es ist sowas von verrückt, was man alles über Kubb-Spiele lernen kann. Also Spiele aus Eichenholz sind fast nicht zu bekommen. Gummibaum wird noch empfohlen. Nadelhölzer werden nicht empfohlen. Es gibt aber Wettkampf Kubbs, die sind aus Buche. Und da hab ich dann ein super Spiel gefunden. Es kommt vom Caritasverband Freiburg. Kommt euch der Name bekannt vor? Doch, mir schon. Das war mal ein Kunde von mir. Vor etwa dreißig Jahren. Das Spiel ist wirklich top verarbeitet – sehr schön! Es kommt in einer weißen Stofftasche. Auch schön. Jetzt könnte man es nochmal mit 240er Schleifpapier nachschleifen und ölen. Mal schauen, ob das noch jemand hin bekommt. Es gibt so viel zu tun …
Damit ihr wisst, was in den nächsten Päckle so drin ist. Jonathans Drohne ist wieder auf dem Weg zu uns. Und ich hab zwei Heizlüfter bestellt. Was man damit macht, schreibe ich dann gelegentlich – wenn es denn so weit ist.
In unserer Nachbarschaft wird ein Haus frei. Ende des Jahres. Die Familie zieht nach Groß Krankow. Schade eigentlich. Es sind so nette Nachbarn. Am Donnerstag habe ich noch geholfen dem Mädchen das Fahrradfahren beizubringen.
Dann ist schon wieder Zeit zum Kochen. Es gibt Brokkoli mit Putengeschnetzeltem und Reis und Tomatensalat. Es ist Tomatenzeit. Tomatensalat kommt bei uns gut an. So werde ich noch ein paar Variationen ausprobieren. Es muss ja nicht gleich langweilig werden. Ich könnte einen Rezepteblog aufmachen. Den Jungs schmeckt es bislang immer sehr gut. Und mir auch.
Ich höre das in letzter Zeit immer wieder: „Kinder müssen doch …“ Heute ist mir endlich eingefallen, warum das Quatsch ist. Wenn Kinder „müssen“, dann muss es ja auch ein Mittel geben, um das „müssen“ durchzusetzen. Laut UN Kinderrechtskonventionen ist aber sowohl körperliche als auch psychische Gewalt gegen Kinder unzulässig. Damit hat sich das „müssen“-Thema eigentlich schon erledigt. Nicht so für die meisten Erwachsenen. „Man kann ihnen auch einfach das Taschengeld streichen“ – oder irgend so ein banaler Unfug kommt den Adultisten dann gerne ins Hirn. Ich sage dann gerne „Stopp, stehengeblieben. …“ und versuche eine alternative Sichtweise ins Spiel zu bringen. Die meisten Adultisten lassen mich dann nicht einmal ausreden, sondern fallen mir schon bei der Einleitung ins Wort. Schade eigentlich, sie könnten so viel lernen.
Samstag
Endlich Samstag! Es wird erst mal ausgeschlafen. Dann wird gemütlich gefrühstückt und die Wäsche für die Ferienwohnung hergerichtet. Draußen ist windig und etwas ungemütlich. Gestern hat es nochmal ordentlich gegossen. Also bleibt das Brennholz einmal mehr liegen. Die Ferienwohnungshelfer kommen. Als sie fertig sind, schauen wir auf den Kalender. Und wieder durchzuckt es mich, wie von einem Blitz getroffen. Das erzähle ich euch dann im Oktober.
Es wird Werkstatttag. Werkstatt aufräumen. Eine neue Fräsvorrichtung bauen. Ooooooh. Und dann … da war doch noch was … Es war ein Geschenk. Ein wirklich kreatives Geschenk. Für mich. Ich glaube ich hab noch nie so ein schönes, kreatives, selbst gebasteltes Geschenk bekommen. Am 19. Mai wurde es dann zerstört. Sie hat wirklich ein Geschenk, was sie für mich gemacht hat mutwillig zerstört. Ich fand dann Reste davon in der Brennholzkiste. Das nenne ich eine gründliche Arbeit. Wenn schon zerstört wird, dann auch richtig! Ich bin an dieser Stelle durchaus resilient gefühlstaub. Ich habe die Reste dann erst mal gerettet. Heute war der Tag, an dem ich das Geschenk dann restauriert habe. Und ja, ich frage mich tatsächlich in so einem Moment: was geht eigentlich in den Menschen vor? Ich hoffe durch meine Ausbildung etwas mehr zu erfahren. Das Geschenk heißt jetzt Phoenix. Vieles, was sonst noch an diesem und den vorhergehenden Tagen und Wochen und Monaten mutwillig und in vollstem Bewusstsein zerstört wurde ist kaputt. Und ja … habt ihr mal Kriegsbilder angeschaut? Abgesehen vom Siegesjubel gibt es auch viel Schönes im Krieg. Es macht keinen Sinn an der Zerstörung zu verzweifeln. Das Leben ist schön! Das ist das Einzige was zählt. Es muss 1999 gewesen sein. Da war ich in Basel. Im Theater. „Gleichgültigkeit gegenüber dem Krieg“ – Szenische Bilder zu Musik von Heinrich Schütz. Ein Kunde hat mir die Karten geschenkt. Es war wirklich unglaublich. Ich glaube die Aufführung dauerte drei Stunden ohne Pause. Und nicht einen Moment wich die Aufmerksamkeit von der Darbietung. Es gab einen unendlichen Flüchtlingstreck. Ohne Anfang und ohne Ende. Ein Hubschrauber knatterte mit ohrenbetäubendem Lärm über die Bühne. Und natürlich grenzenloses Leid und Zerstörung. Meine Begleitung meinte damals danach: „Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen“ – um dann sofort zu merken, dass diese Aussage auch missverständlich aufgefasst werden kann. Diesen Trost müssen wir in der totalen Zerstörung erkennen und wahrnehmen. Es ist der Anfang für den Neuaufbau. Ich sag euch: der Schock sitzt hier noch so tief, dass darüber nach wie vor nicht gesprochen wird. Von niemandem. Dennoch arbeiten wir jeden Tag am Neuaufbau.
Ich versuche gerade eine Intensivlerngruppe für meine Ausbildung aufzubauen. Es soll auch Raum für philosophische Betrachtungen geben. Und ein bisschen Blick nach rechts und links schweifen lassen, nicht nur stur starr auf das Lehrbuch. Und wie’s der Zufall so will, eine Frau aus Lörrach schreibt mich an. Wie lustig. Diese Ausbildung ist ein Teil des Neuaufbaus.
Das Essen ist von gestern. Allerdings nicht ganz. Ich habe Sorge, dass es nicht reicht. Ich habe immer Sorge, dass es nicht reicht. Wenn dann doch mal ganz überraschend der Papst oder die Päpstin zum Essen kommt und es reicht nicht, dann wird er oder sie noch Jahre später davon erzählen „da war ich dann dort beim Essen … aber es gab nicht genug für mich – das sind schlechte Menschen, die haben Krieg und Zerstörung verdient und sollen in der Hölle braten!“ – Alles schon erlebt. Sowas sitzt tief. Also wird noch eine halbe Stange Lauch in die Sauce geschnitzt. Es kommt noch ein halber Kohlrabi rein. Und Ingwer. Und Knoblauch. Und Chili aus der Mühle. Und dann? Dann isst Jonathan doch erst mal seine Avocado auf. Und es bleibt wieder ein Rest.
Die neue Fräsvorrichtung macht genau das was sie soll. Morgen kann ich weiter am Puppenwagen bauen. Oder doch wieder ein Schmuckkästchen?
Ich mache mir Gedanken über meine Position. Ja, sie ist einsam. Sie ist so einsam, dass ich mich manchmal als ein Verschwörungstheoretiker gegen die ganze Welt fühle. Dabei fühle ich mich wissenschaftlichen Erkenntnissen verbunden. Ich glaube an die Kraft der Liebe. Nicht die Liebe von oder zu Gott, nicht die romantische Liebe und auch nicht die Selbstliebe. Sondern diese ganz reale Kraft, die jeder einzelnen unserer Zellen innewohnt. Denn jede dieser Zellen ist einmalig im ganzen Universum. Also eher so die Liebe, die Erich Fromm und andere beschreiben. Und ich fühle mich einer ganzheitlichen empathischen und liebevollen Welt verbunden, die auch mal einen Diskurs aushält ohne gleich zusammen zu brechen und ins Chaos zu stürzen. Ich könnte gut ein Alles-für-Deutschland Anhänger sein, denn die finden so eine heile Welt ja auch ganz toll. Für mich gilt aber nicht nur das Ergebnis. Genauer gesagt gilt das Ergebnis so gar nicht. Für mich gilt mehr „der Weg ist das Ziel“. Da heißt, wenn der Weg nicht intelligent, klug und ethisch ist, dann kann ja am Schluss auch nichts Gescheites dabei raus kommen. So werde ich wohl weiter von einer Gemeinschaft träumen, die am Ende des Tages auch wirklich zur Erfüllung führt. Es wird schlicht niemand mitgehen, weil alle vor allem mit sich selber, ihrer Selbstverwirklichung und der Pflege ihrer Neurosen und Phobien beschäftigt sind. Die Extremismusanhänger haben es da sehr viel leichter. Sie glauben fest an eine bessere Welt, wenn nur endlich diese neue Regierung an der Macht ist. Die Regierung, die die Welt in Ordnung bringt, alle Ausländer raus wirft und die „alte“ Gesellschaftsordnung wieder herstellt. Oder es gibt die, die damit beschäftigt sind ihre Ängste und Traumata zu pflegen. Die dann vor einer neuen Gesellschaft lieber die Flucht in die Einsamkeit ergreifen und sich dort wohl fühlen oder so tun als ob sie sich wohl fühlen.
Warum schreibe ich das alles?
Ich verbringe die letzten Tage und Wochen und Monate viel mit schreiben. Auch diesen Blog hier. Warum mache ich das eigentlich?
Zum einen für die Kinder. Eines Tages werden sie vielleicht fragen: wie war das eigentlich damals, als sich unsere Mutter von uns getrennt hat? Sie werden hier nicht alle Antworten finden. Aber sie werden etwas finden über das Leben, wie ich es erlebt habe. Möglicherweise hilft ihnen dies bei der Verarbeitung. Denn machen wir uns nichts vor: einen Dutsch werden sie eh weg kriegen. Das ist heute schon klar spürbar. Und tut weh. Und ja, ich würde schon auch gerne mal in das Tagebuch meines Vaters gucken, wie er denn die Zeit so erlebt hat. Es würde sicher viel Erfreuliches und viele Erfolge, viele Bauprojekte, viel über Freizeit und den Garten drin stehen. Möglicherweise wäre aber doch auch das ein oder andere Erhellende zwischen den Zeilen zu lesen. Vielleicht hätte er ja auch einen Blog geschrieben – wir wissen es nicht. Er ist vor fast dreißig Jahren gestorben. An einem Herzinfarkt.
Ich schreibe für Freunde. Es gibt doch wirklich Menschen, die Anteil an meinem Leben nehmen. Da ist so ein Blog das richtige Medium, um ein bisschen Alltag zu dokumentieren.
Vor allem schreibe ich für mich. Ich lese gelegentlich selbst Einträge aus der Vergangenheit. Es ist so eine Art Pflege der Erinnerung. Wenn ich es lese, werden die Erlebnisse wieder wach.
Und auch dies: ich schreibe, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Eine Trennung ist wie der Tod eines vertrauten Menschen. Nur eben irrationaler. Denn er ist ja gar nicht tot. Das muss das Hirn erst einmal verpackt kriegen und sich neu strukturieren. Es müssen sich neue Vernetzungen bilden. Die alten Vernetzungen bleiben als Narben zurück. Das dauert. Die Experten geben verschiedene Zeitspannen an. Die einen sagen, es dauert so lange wie die Beziehung gedauert hat, andere sagen, es dauert bis ins nächste Leben, andere sagen, es wäre nach drei Tagen vorbei. Irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen. Sokrates sagt: Alles, was wir in Worte fassen können, können wir hinter uns lassen. Genau. Der war auch nicht blöd. Und darum geht es: etwas in Worte fassen, um es hinter uns zu lassen. Die Vergangenheit soll uns bereichern. Nie belasten.
In der Psychologie heißt diese Veränderung Anpassungsstörung. Sie dauert nach ICD-10 etwa ein halbes Jahr, wobei hier nur die Zeit der krankhaften Symptome gerechnet wird. Es ist ja so wie bei einer Coronaerkrankung. Da kann man vielleicht nach zehn oder 14 Tagen wieder auf Arbeit. Aber wirklich fit ist man dann noch lange nicht.
Deswegen schreibe ich. Manchmal habe ich auch eine Idee. Die fließt dann, wenn ich sie der Veröffentlichung für würdig befinde auch in die Geschichte ein.
Reicht das? Ich finde das reicht.
Woche 16
Sonntag, 1. September
Ich gebe zu, das mit der Wochenzählung ist nicht ganz korrekt. Aber egal.
Ich gehe spät Frühschwimmen. Das Wasser kühlt langsam ab. Dennoch ist es noch wunderschön. Es ist der letzte Ferientag. Wir lassen’s uns nicht anmerken. Er wird ausgekostet, so gut es geht.
Vor 10 Jahren …
Wir waren im Fieber. Es ging darum, unsere neue Wohnung schön und funktionsfähig zu machen. Dazu kamen neue Feriengäste, die auch noch Betreuung brauchten. Wir waren zwar motiviert, aber schon auch ganz schön kaputt. Rückblickend wäre uns zu wünschen gewesen eine Sekunde inne zu halten. Inne zu halten, um zu reflektieren, was wir da angefangen haben und was die wirklichen Herausforderungen sind. Diese eine Sekunde wäre unsere Chance gewesen. Die Keimbahn, also der Beginn einer Sache ist sowas von ausschlaggebend für den weiteren Verlauf. Die Affenbrotbäume sind noch quasi unsichtbar.
Ich hatte heute heute (also nicht vor 10 Jahren) ein längeres Gespräch mit einer Freundin, die uns nach Tressow begleitet hat. Sie hat immer wieder betont wie entscheidend ein Ortswechsel ist für eine persönliche Weiterentwicklung. Also wenn das auch mal erlaubt sein darf: das wäre die Chance gewesen. Hätte, könnte, wäre ist vorbei. Es ist die Gelegenheit zu sagen: wir müssen auch auf die Affenbrotbäume aufpassen.
Heute: Wahl in Sachsen und Thüringen. Ich muss das kurz hier los werden. Es ist zu 100% schräg. Wirklich. Zwei ganze Bundesländer wählen vollkommen spooky. Vollkommen irrational. Zufällig sind diese Bundesländer in Ostdeutschland. Und kurioserweise wird eine Bekloppte zweistellig gewählt, ohne die keine Regierung möglich ist. Stopp. … Merkt ihr was? Sachsen und Thüringen hat gewählt. Wenn dort nun Regierungen gebildet werden, wird eine Durchgeknallte das Zünglein an der Waage sein. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Und: Wahlen sind kein Zufall. Es sind ganz konkrete Menschen die dort ihre Kreuze auf papiernen Stimmzetteln hinterlassen. Wenn ihr weitere Informationen nicht verpassen wollt, bleibt gerne dran.
Montag
Ooohjeeee – 1. Schultag. Kurz gesagt: Schule, so wie sie ist, müsste eigentlich verboten werden. Wegen Gefährdung des Kindeswohls. Und das ist kein Witz. Nur … wie auch in anderen suboptimalen Lebenssituationen, es gibt derzeit nicht wirklich eine Alternative. Deswegen wieder: wir tragen es mit Fassung und machen das Beste draus. Wie viel, so frage ich mich, wäre gewonnen, wenn wir nur die schlimmsten Mankos in der Gesellschaft beseitigen würden. Also nur die Mankos, die existentiell sind, die kein Geld kosten, die nicht weh tun, die niemanden benachteiligen und die schnell umsetzbar wären? 🤔. Wäre das nicht ein sinnvoller Anfang? Ich meine so allgemein … zur Rettung der Welt. Oder so.
Abschied. Die Grenzacher verlassen uns schon wieder. Wehmut. Ich vermisse sie jetzt schon. Aber das geht in Ordnung. Das sind Gefühle, die ihre Berechtigung haben und es ist schön diese Gefühle zu haben. Und dann dreht sich die Welt wieder weiter. Es war so schön, euch in der neuen Lebenssituation ein paar Tage hier zu haben. Das tat gut.
Vor 11 Jahren …
Hätte mir vor 11 Jahren ein Hellseher oder Wahrsager erzählt, dass ich genau in 11 Jahren an diesem Ort als Alleinerziehender zwei Kinder nach den Sommerferien ermuntern werde in eine adultistische Schule zu gehen, so hätte ich ihm vermutlich nicht geglaubt und 11 Jahre mit einem mulmigen Gefühl gelebt … – und es wäre alles genau so gekommen wie es gekommen ist. Ha. Es gibt also doch ein Schicksal. Das wäre damit jetzt bewiesen. Nein! Diese Bilder sollen auch eines zeigen: die Erinnerung trügt. Denn in der Erinnerung hatten wir den ganzen Urlaub schönes Wetter. Wie man hier sieht, ist das nicht der Fall.
Was der Hellseher oder Quacksalber aber nicht wusste ist, dass ich am gleichen Tag mit meiner Ausbildung zum HPP, das steht für Heilpraktiker Psychotherapie, beginnen werde. Das war heute. Auch davon werde ich immer wieder mal berichten. Denn es ist ein interessantes Ausbildungsfeld.
Dienstag
Krank und alleinerziehend? Das ist eine doofe Kombination, zumal wenn keine helfenden Hände wie Omas oder Opas zur Verfügung stehen. Ich fühle mich krank. Erschöpft. Irgendein Sommervirus. Es war alles einfach ein bisschen viel die letzten Tage, Wochen und Monate. Der Körper verlangt nach Pause.
Weil es aber schon fast fertig ist, mache ich das Schmuckkästchen noch ganz fertig. Nett sieht es aus, auch wenn doch ein paar Schnitzer drin sind. Es wird seinen Dienst tun.
Den Rest des Tages mache ich viel Pause. Abends gibt es Milchreis.
Mittwoch
Es geht mir etwas besser. Wir fahren zum Kieferorthopäden. Wir sind dort persönlich bekannt und mit allen per Du. Ich gehe nicht mit zur Behandlung. Das Kind ist jetzt fast 14, da muss kein Wolfgang mehr mit gehen. Dann noch ein paar Sachen einkaufen. Geburtstagsvorbereitungen. Dann nochmal Pause. Es ist heiß.
Vor 10 Jahren waren wir ähnlich kaputt. Es gab einiges, was mir ehrlich Sorgen bereitet hat. Der Marder verursachte schlaflose Nächte – auch bei den Kindern. Dieser Start hat seine Spuren hinterlassen. Ich dachte auch an eine Rückabwicklung. Nur: wo sollten wir hin?
Donnerstag
Belegungswechsel in der Ferienwohnung. Ich habe endlich mal wieder Putzdienst. Ich montiere hier mal den Sonnenschutz. Zusätzlich stürmt es. Ich muss den Sonnenschutz noch sichern. Lustig … früher kamen vor dem Geburtstag der Kinder noch Päckle an. Die Zeiten haben sich geändert. Wir können was draus lernen.
Die Busverbindung klappt nicht. Der 250er ist zu spät, der 12er wartet nicht. Ich schreibe an das Busunternehmen. Das antwortet prompt. Jetzt sind wir mal gespannt, ob die Verbindung in Zukunft klappt.
Gleich mal wieder einkaufen. Auch für den Geburtstag.
Freitag
Gestern war wieder eine Einführungslektion meiner Ausbildung. Es wurden Lerngruppen gebildet. Ich bin natürlich zu spät gekommen. Ich hatte Fahrdienst. So wurde ich von Dirk begrüßt: „Wolfgang … – bist du aus einer Gruppe raus geflogen oder kommst du erst später?“ – Ich „Ich komme zu spät. Ich hatte Kinderfahrdienst.“ – Dirk: „Ich teile dich jetzt einer Gruppe zu und dort sagst du genau das gleiche was du mir gesagt hast“. In der Gruppe sind wir zu viert. Ich hatte dann noch kurz Zeit mich vorzustellen, dann ging es schon wieder im Hauptkanal weiter. Ich merke immer mehr: das war die richtige Entscheidung. Ich bin da auf einem guten Weg. Es gibt viel zu lernen. Auch Kleinigkeiten werden besprochen. Wie werde ich einen Klienten begrüßen? Auf was ist dabei zu achten? Alles wird dann geübt und besprochen. Sehr cool zumindest virtuell unter Menschen zu sein.
Heute stolpere ich über den Spiegel Artikel über die neueste Statistik des Statistischen Bundesamtes Zahl der Kindeswohlgefährdungen erreicht neuen Höchststand. Ich fühle mich einmal mehr bestätigt aktiv dagegen zu arbeiten. Und wieder eine Vision … wenn wir wirklich alles dagegen täten, dass diese Epidemie sich umkehrt bzw. sogar besiegt wird wie die Pocken. Was wäre das? Es käme einer echten Revolution gleich. Meine These ist tatsächlich, dass die nächste wirklich verändernde Entdeckung auf sozialem Felde sein wird. Theoretisch ist das ja ein Klacks. Es müssten nur alle Menschen vernünftig werden. Also weg mit den Knoten und Affenbrotbäumen in den Hirnen. Ein bisschen träumen darf man ja noch. Aber nochmal: es wäre eine Revolution, die im ersten Schritt nur und ausschließlich in den Köpfen stattfinden würde. Wäre das nicht gigantisch?
Morgen ist Kindergeburtstag. Doppelt. Eigentlich für mich vierfach … – aber das ist eine andere Geschichte. Ja, als Alleinerziehender hat man die doppelte Verantwortung. Zum Glück habe ich Helfer. Samson macht die Zitronenrollen, Jonathan macht die Festorganisation. Das ist schon sehr luxuriös. Der Beitrag enthält wieder zu viel Persönliches für die Öffentlichkeit, weshalb ich ihn hinter einem Passwort verstecken muss.
Zu den Bildern: Das Erste ist vom Frühschwimmen am Sonntag. Dann die zwei gedruckten Zitronenpressen, die insbesondere bei der Herstellung der Zitronenrollen gute Dienste leisten. Am Sonntag gibts Crepes. Jonathan macht den perfekten Crepe! Ein Bild vom Wartezimmer beim Kieferorthopäden. Im Moment der Hit: Tomaten mit Basilikum. Dann gibt es Blätterteig mit Putenschnetzel. Leider etwas ausgelaufen, aber ungewöhnlich schmackhaft. Am Freitag spüle ich das ganze Geschirr von Hand. Die Spülmaschine ist leer. Wir brauchen aber am Samstag die Teller. Da ist es Quatsch dafür die Spülmaschine laufen zu lassen. Es gibt Hähnchenbrustgeschnetzteltes mit Paprikasauce und Reis. Samstag wieder Frühschwimmen. Dann der Zwillingskuchen, noch ohne Puderzucker.
Geschützt: Geburtstag!!!
Ein Schmuckkästchen aus der Holzwerkstatt
Dies ist ein Sonderbeitrag. Er handelt von einem Schmuckkästchen. Schmuckkästchen sind beliebte Stücke, die Lehrlinge als Gesellenstücke herstellen. Lehrlinge sind in einem Alter, in dem sie vielleicht so ein Schmuckkästchen ganz gut brauchen können, nicht um es selbst zu verwenden, sondern um es zu verschenken und damit jemanden eine Freude machen. Und die Welt ein wenig besser machen.
Mein Schmuckkästchen ist zugegebenermaßen etwas größer. Und noch etwas ist anders. Ich folge dem Trend der Zeit und mache es für mich. Ich mache mir ein Schmuckkästchen und mache mir damit eine Freude. Das Schmuckkästchen ist auch nicht für Gold- und Silberschmuck oder eine Perlenkette. Es ist für einen anderen Zweck. Es ist aber auch ein besonderes Kästchen und ich muss all meine Handwerkskünste zusammen schmeißen, um es halbwegs fertig zu bekommen. Einiges geht nämlich schief. Zuerst war das Brett zu klein und die Hobelmaschine zu schwach. Dann habe ich schief gesägt, habe nicht richtig geleimt und dann habe ich mich auch noch vermessen und verfräst. Am Ende ist es dann doch noch fertig geworden. Es waren meine ersten Zinkenverbindungen. Wirklich Zeit habe ich mir nicht genommen und meine Werkstattausstattung ist zwar nicht schlecht, aber weit von dem entfernt, was einem Geselle zum Ende einer Lehrzeit zur Verfügung steht.
Das Schmuckkästchen ersetzt erstmal zwei Joghurteimerle. Waaas? Schmuck in Joghurteimerle? OK – mal Hand aufs Hirn … warum eigentlich nicht? Bevor der Schmuck in der Gegend herum fliegt, weshalb soll man ihn nicht auch mal in Joghurteimerle versorgen? Joghurteimerle haben ein paar sehr bestechende Eigenschaften. Sie sind 100% ökologisch, weil es sich um Second-Use-Gegenstände handelt. Sie sind preiswert. Sie sind hygienisch und sie sind verschließbar. Zugegeben, wenn ich einen hätte, würde ich meinen Ehering auch eher nicht in einem Joghurteimerle aufberwahren. Wenn es der Ehering der Ex wäre, vielleicht schon eher. Gut, diesen Gewissenskonflikt habe ich glücklicherweise nicht.
Als ich am 20. Mai die Küche inspiziert habe, lagen ein paar Küchenwerkzeuge wild auf der Arbeitsplatte. Die steckten vorher in so Tongefäßen drin. Die Tongefäße hatte Wipke gefertigt. Wipke, die aus ihrem Grab steigen würde und die Welt in Ordnung bringen würde, wenn sie wüsste, was hier am 19. Mai und den Wochen und Monaten und Jahren davor geschehen ist. Wipke hat den Konflikt nicht gescheut. Und Wipke hat auch die Offenheit und das Gespräch nicht gescheut. Und sie hatte ethische Grundsätze. So lange sie gelebt hat, hat sie uns wohlwollend begleitet und sogar besucht. Sie war für die Kinder so etwas wie eine Tante. Vielleicht ist es ja gut, dass sie die Entwicklung nicht miterleben musste. Wir wissen es nicht. Jedenfalls waren die Tongefäße weg und die Küchenwerkzeuge haben sehr kurzfristig eine neue Aufbewahrung benötigt. Hierfür waren Joghurteimerle ideal. Sie waren vorhanden, sie sind hygienisch und sie sind preiswert. In Töpferarbeiten bin ich jetzt nicht so der Held. So habe ich mir einfach eine Holzaufgabe daraus gemacht.
Die ersten Schritte habe ich ja schon beschrieben. Jetzt geht’s weiter.
Hier seht ihr die Verleimung der Zinkenverbindung. Wie gesagt, ich habe keine Ahnung. Der Dunning-Kruger Effekt ist hier auch am Start. Aber es muss ziemlich schnell gehen. Den Boden hatte ich auf Maß eingefräst. Überhaupt leistet die Fräse richtig gute Dienste. Es musste schnell gehen, da Zinkenverbindungen ja passgenau sein. Und wenn die Teile mal passgenau gefügt sind, zieht der Leim auch schnell an. Da lässt sich dann auch nichts mehr verwackeln oder korrigieren.
Hier habe ich die verleimten Seitenteile dann auf den Boden geleimt. Na gut … ganz 100%ig passt es nicht. Da empfehle ich euch dann einfach es so hinzunehmen wie es ist. Auch im wirklichen Leben. Nach Perfektion zu streben ist gut. Aber manchmal ist es einfach so, dass es nicht 100% passt. Daran zu verzweifeln ist nicht der richtige Weg, denn Verzweiflung führt zu nichts, außer in den Tod. Der Gebrauchswert ist zu 0% gemindert, wenn es nicht 100% passt. Und nochmal Hand auf’s Hirn: ein bisschen Individualität gehört auch dazu. Man darf das sehen, dass es kein Profi gemacht hat. Das tut dem Ding überhaupt keinen Abbruch. Wenn ich es perfekt will, dann kann ich es aus China kaufen. Die haben dort Maschinen, die machen so Zeug im Sekundenbruch. Also – weiter im Text.
Jetzt ist es also verleimt. Es ist bombenstabil. Wirklich. Dass mein Fräser etwas zu kurz war, habe ich glaube auch schon geschrieben. Deswegen gehen die Zapfen auch nicht ganz durch. Da nerve ich die Nachbarn noch ein bisschen und hoble einfach alles bündig.
Im Halbschatten des Kirschbaumes ist besonderes Licht. Dann wird geschliffen was das Zeug hält. Ich schleife mal ausnahmsweise bis zum Korn 240. Und die Kanten werden gefast. Wieder leistet die Fräse allerbeste Dienste, denn damit sind die Kanten ruckzuck gemacht.
Dann muss nur noch geölt werden. Frisch geölt sieht natürlich am besten aus. Es sieht dann fast noch besser aus als lackiert – besonders bei dem hübschen Licht.
Das fertige Kästchen. Die Abtrennbretter sind nur eingesteckt und lassen sich gegebenenfalls auch entfernen, falls man das Kästchen mal für größeren Schmuck verwenden will.
Vorher – auch praktisch. Und das ist ja das Verrückte da dran. Man braucht nicht zwangsweise irgendein fancy Zeug aus dem Factuxkatalog oder vom Ökoversand. Joghurteimerle erfüllen den gleichen Zweck wie Zeug, was man für hunderte von Euro kaufen kann. Und ja, ich habe selber gestaunt, dass es funktioniert, weil Joghurteimerle ja nur etwa 15 Gramm pro Stück wiegen. Es funktioniert aber trotzdem, weil der Schmuck, den man da rein stellt, dann das ganze System beschwert und stabilisiert. Es ist nie so ein Eimerle umgefallen. Versteht ihr was ich meine? Manchmal tut es ein ganz schlichtes und schnelles Provisorium.
Nachher. Wipke würde es gefallen.
Leute … es wartet so wahnsinnig viel Arbeit auf mich. Ich mache hier jetzt keine Liste. Nur so viel … für die Firma muss ich wieder mehr arbeiten, ich muss für die Ausbildung lernen, ich muss Klavier spielen – fürs Hirn, ich muss mich um die Ferienwohnungen und die Gäste kümmern, ich muss zum Frühschwimmen und ich muss meine Alltagsarbeit machen. Und auf der Liste stehen noch zwanzig oder dreißig Projekte. Wenn man so viel Arbeit hat, ist es ein Luxus, sich die Zeit für so ein Kästchen zu nehmen.
Noch was … Thema Affenbrotbäume. Warum mir die Werkstattarbeit so wichtig ist. Gestern hatte ich noch andere Menschen eingeladen. Zum Kaffee trinken. Wir kommen super klar. Wir können sogar Diskurse führen, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Sie sind der Ansicht, dass in der Gesellschaft doch so viel schief läuft und dass Kinder einfach mehr Druck bräuchten. So Affenbrotbäume in den Hirnen halt. Sie sind weit verbreitet. Sie sitzen fest. Sehr fest sogar. So fest, dass nicht einmal wissenschaftliche Erkenntnisse akzeptiert werden. Argument: „… da ist ja die Frage, wer solche Studien in Auftrag gibt.“ Andere Argumente dagegen wiegen schwer „… ich habe es ja auch geschafft.“ – Aber was hat das jetzt mit Werkstattarbeit zu tun? In der Werkstatt gibt es keine Beliebigkeit. Zu kurz ist zu kurz. Ohne wenn und aber, ohne Studie, ohne Glaube und ohne Meinung. Es passt. Oder es passt nicht. Man stellt Überlegungen an und kann das dann direkt prüfen, ob die Überlegung und die Ausführung stimmen oder nicht. Verfräst ist verfräst. Punkt. Nur bei grundsätzlichen Fragen in der Welt, da gehen wir anders damit um. Da geht es um Meinungen und um Glauben. Freunde, das ist tragisch. Denn genau dort kann man auch den Dingen auf den Grund gehen und sagen: das ist richtig und das ist falsch. Nach heutigen Erkenntnissen. Nicht nach Erkenntnissen von vor fünfhundert oder mehr Jahren. Es ist doch faszinierend, dass wir unser einmal gelerntes Weltbild ergänzen und verändern können. Dass die Welt eben keine flache Scheibe ist und nicht von einem Gott in sieben Tagen zusammengebraten wurde. Ouuu Mann! Und jetzt lasst ein Like da und haut ein Abo rein!
Nachtrag. Oder Wort zum Sonntag. Just heute traf ich den Nachbarn morgens am See. Er war höchst entrüstet. Denn gestern waren Menschen am See mit deftigem Benehmen und Ausdrucksweise. Psychologen und erfahrene Pädagogen haben nun bereits ein Lächeln im Gesicht. Also der Nachbar, der für „mehr Druck“ auf Schülerinnen plädiert, ist höchst entrüstet, dass jene, die diesen Druck erfahren haben dann später, wenn sie schon etwas größer sind zu primitivem Verhalten neigen. Und ja, es gibt einen direkten Zusammenhang. Der präfrontale Kortex, das ist der Bereich des Hirns, der für das erwachsene Sozialverhalten zuständig ist, der bildet sich erst mit der Pubertät und danach aus. Wenn in diesem Alter keine Vorbilder und kein Lebensraum zum praktischen Ausleben eines kultivierten Sozialverhaltens zur Verfügung steht, dann ist dieses Sozialverhalten unterentwickelt. Es ist etwa so, wie wenn man ein Kind, das laufen lernen will, ans Bett fesselt. Es wird dann nicht richtig laufen lernen. Die kausalen Zusammenhänge sind bitter einfach. Ein Mensch, der kein Sozialverhalten auf Basis von Vorbildern und praktischer Erfahrung im entsprechenden Alter erlernt hat, wird keine gesunden sozialen Verbindungen eingehen können. „Stoooopp!!!“ – ruft hier der angehende Therapeut und Schmuckkästchenbauer. Ja … und wie ist es nun wirklich. Kann er? Kann sie? Kann er nicht? Kann sie nicht? Bleiben wir mal bei dem Kind, das ans Bett gefesselt wird wenn es laufen lernen will. Ja, es wird auch noch laufen lernen. Es wird aber in der einen oder anderen Form immer gehandicapt bleiben. So ist das auch mit dem Sozialverhalten. Wenn der Mensch tatsächlich ein gesundes Sozialverhalten erlernen will, so wird er das auch können. Hierzu stehen ihm auch vielfältige Therapieangebote als Hilfe und Unterstützung zur Verfügung. Er oder sie wird aber etwas dafür tun müssen.
Deswegen nochmal: passt auf die Affenbrotbäume auf. In euren Köpfen. Und in eurem Verhalten. Jeden Tag. Die Arbeit lohnt sich.
Und noch eine Frage: kann dem Nachbarn geholfen werden? Schwierig. Denn er lebt in seiner Glaubens- und Gedankenblase, die sich selbst bestätigt. Denn er glaubt, dass das primitive Verhalten durch mehr Druck doch hätte beseitigt werden müssen. Er glaubt das wirklich. Er kann sagen: „es beeinträchtigt mich zwar, aber mir ist die Entwicklung der Gesellschaft egal.“ Er denkt vielleicht gar nicht daran, dass er eventuell in zehn oder fünfzehn oder mehr Jahren einmal eine Pflege benötigen wird. Mich macht das eher etwas traurig. Weil doch die Lösung wirklich förmlich vor der Nase, genauer gesagt schräg über der Nase liegt.
Woche 15 – Samstag
31. August 2024
Besuch hat sich angekündigt. Aus Süddeutschland. Ich fange mal mit Kuchen backen an. Dann Kinderfrühstück. Immer lustige Tischgespräche. Heute – die Ferienwohnung gab den Ausschlag – über Klopapier vorne oder Klopapier hinten.
Dann etwas Dreck aus dem Haus räumen – Besuch ist immer ein guter Anlass. Dann ist der Besuch auch schon da …
Was für ein Fest! – Einfach schön.
Um 15 Uhr erster Fototermin. Leider ist das Licht zu hart. Es kommen keine brauchbaren Bilder dabei raus.
Ich mache noch ein wenig Schreinerarbeiten, dann geht schon Vorbereitungen für grillen los. Die größeren Kinder wollen draußen grillen und erklären sich bereit alles vorzubereiten. Das ist cool! Es gibt reichhaltig, es ist angenehm in der Sonne.
Dann nochmal Fototermin …
Huch … wäre ich vorher mal zum Friseur gegangen. Und noch was … findet das Gadget, was extra auf das Bild gemacht wurde. Ja, auch dieses Foto kann etwas betroffen und traurig machen. Wir lassen’s uns nicht anmerken.
An diesem Wochenende ist auch Stettemer Strooßefescht. Dieses Jahr mit durchgehender Polizeipräsenz. Das war vor 15 Jahren noch nicht der Fall.
Vor 10 Jahren …
Von dem Tag gibt es nur wenige Fotos. Wir waren einfach zu sehr mit allem beschäftigt …
Vor 11 Jahren, teilweise unveröffentlichte Bilder …