Archiv für den Monat: Juli 2020

Noch eine Woche bis Schulanfang

Vor uns liegt die 20. Woche seit der Schulschließung. Das sind dann fast fünf Monate, in denen die Kinder viermal in die Schule gegangen sind. Daran werden sie sich sicher noch lange erinnern. Das sogenannte Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV textet weiterhin wirres Zeug wie dieses hier: „Aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir über Nacht unsere Schulen schließen und auf neue Lernformen umsteigen.“ (Quelle: Lehrernewsletter vom 19.6.20)- Wie bitte? Auf welche Lernformen bitte wurde hier umgestellt? Von „unbrauchbar“ auf „keine“ wird hier großartig gefeiert. Naja – Selbstbewußtsein muss man haben. Und zur Schau stellen. Wenn nur dieses an den Schulen gelehrt würde …

Leider ist unsere Gesellschaft seit langem nicht mehr so strukturiert, dass sich im Alltag sinnvolle Lernmöglichkeiten für Kinder ergeben. So hoffen wir dann doch, dass sie von der Schulöffnung irgendwie profitieren.

Feriengäste kommen und gehen. Das Wetter zeigt sich weiter unbeständig, was uns nicht vom gelegentlichen Bade im See abhält. Wir waren in Dönkendorf bei einer Geburtstagsfeier und ein heraufziehender Gewitterschauer beschert uns spontanen Besuch aus dem Schloss. Ich versuche in dem ganzen Trubel etwas zu arbeiten.

Wir überlegen, ob und wie wir unser gesamtes Gelände umgestallten können oder wollen. Es werden Eisenbahnen und zusätzliche Gebäude geplant, ein Brotbackofen und ein Kartoffelacker…

Und ich finde ein tolles Fundstück am See…

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Ob ein 5-Pfennig Stück aus westlicher Produktion dreißig Jahre im Freien so unbeschadet überstanden hätte? Vielleicht war doch nicht alles so schlecht. Früher.

Woche 2 mit Feriengästen

Nun muss ich doch mal die Wochenzählung aus dem Betreff verbannen – es wird langweilig. Das Thema bleibt. Daher zähle ich weiter. Es ist die Woche 18. Das Wetter ist weiterhin durchmischt. „Der Juli ist der regenreichste Monat“ – sagt Anne-Christin. Offenbar hat sie recht. Jene Experten, die uns einen sehr trockenen und heißen Sommer prognostiziert haben, haben bisher nicht so wirklich ins Schwarze getroffen. Immerhin machen wir diese Woche auch mal den Ofen an, um Wohlfühltemperaturen zu erreichen. 20°C im Haus fühlen sich im Sommer einfach nicht so wirklich warm an.

Am Montag waren wir an der Ostsee. Wir entscheiden uns für Hohenwieschendorf. Eigentlich wollten wir nach Zierow laufen. Die Kinder entscheiden anders. So bleiben wir einfach dort. Nico findet eine versteinerte Schiffsschraube. Oder sowas ähnliches. Danach fahren wir noch nach Wismar. Fischbrötchen essen und heftigen Regenguss einfangen.

Am Dienstag machen wir eine Ausfahrt nach Rostock in den Zoo. Die Attraktionen des Zoos werden von den Besuchern unterschiedlich gewertet. Die Kinder beschäftigen sich gern mit dem mitgeführten Wägelchen (kein Foto). Unser alter Fahrradanhänger wird zum Zoowägelchen umgebaut. Dies ermöglicht uns einen schnellen Eintritt in den Zoo. Im Zoo herrscht gefühlte Normalität. Die zahlreichen Banner und Schilder haben eher symbolischen Charakter.

Die Lage an der Coronafront ist nach wie vor durchwachsen. In Amerika steigen die Fallzahlen so stark an, dass Experten der Ansicht sind, dass eine weitere Ausbreitung nicht mehr kontrollierbar ist. Bei über 65.000 registrierten Neuinfektionen pro Tag ist es schlicht unmöglich, deren Kontakte nachzuverfolgen. Der Ausgang ist offen und in den Schreckensszenarien bedrohlich. Das Virus schert sich einen Dreck darum, was der amerikanische Präsident vorhersagt: es verschwindet nicht so einfach. Dies ist übrigens auch die Ansicht eines deutschen Experten, der es für möglich hält, dass kein Impfmittel gefunden wird und wir uns schlicht daran gewöhnen müssen mit dem Virus zu leben.

Zurück in den Zoo. Die Spielplätze, insbesondere die Wasserspielplätze üben eine magische Anziehungskraft auf die Kinder aus.

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Nachmittags, vor dem Darwineum, gibt es endlich die von einigen lang ersehnte Panettone-Pause.

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Blühwiese vor dem Darwineum.

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Am Mittwoch ist Kindergeburtstag. Mit feinsten Kuchen. Und Burger. Und Eiersalat.

Am Donnerstag fahre ich nochmal mit den Feriengästen nach Rostock. Shopping, Stadtbesichtigung und andere Attraktionen stehen auf dem Programm.

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Ich musste den größtmöglichen Abstand wählen, um die ganze Gebäudedimension aus Bild zu bekommen. Auch wenn es zu der Zeit, als das Gebäude errichtet wurde, noch keine Fotografie gab, verfolgten die Erbauer vermutlich mit der Gebäudedimension eine gewisse Absicht. Immerhin musste jeder einzelne Backstein von Hand geformt werden. Vermutlich wurden die Steine mit Pferdefurhwerken zur Baustelle gekarrt. Nix Autobahn, nix Betonpumpe, nix Kranauto …

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Die Abbildung der Menschen ist mit der Panoramafreiheit gedeckt.

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„Das 54 m hohe, siebengeschossige Kröpeliner Tor ist das stattlichste mittelalterliche Tor Rostocks. Es erreichte um 1400 seine heutige Größe…“ – so die Infotafel am Fuße des Turmes.

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Das Highlight des Tages war in jedem Falle die Besichtigung der Stephan Jantzen, einem Eisbrecher aus der Blütezeit der DDR. Der frühere Kapitän selbst übernahm einen Teil der dreistündigen Führung durch das Schiff. Wir haben viel gelernt. Unter anderem konnte der Eisbrecher 80 cm dickes Festeis und bis 2,60 m dickes Packeis brechen.

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Die Kommandobrücke des Eisbrechers.

Die Stephan Jantzen war dieselelektrisch mit drei Elektromotoren mit jeweils 1,8 Megawatt Leistung unterwegs. Die hinteren zwei Schiffsschrauben haben jeweils einen Durchmesser von 3,4 Meter.

Am Freitag haben die Feriengäste einen Ausflug ans Meer gemacht. Ich habe meine ersten Versuche gemacht Baguettes selber zu backen.

Am Samstag hilft mir Jonathan bei der Reinigung der Ferienwohnung. Ich bin selbst überrascht, dass wir so schnell fertig sind. Es wird auch wieder deutlich wärmer.

Woche 17 – Schlechtes Wetter für die Feriengäste

Am Samstag ging es los. Schnell mal Ferienwohnung parat machen, Kirschen ernten, Kuchen backen. Dann, irgendwann, so um 4 waren sie dann da. Lang erwartet. Endlich da.

Es gab Kaffee und Kuchen und ein herzliches Wiedersehen! Und gleich eine erste Überraschung … Anna hat eine Katze gefunden. Die musste fotografiert werden. Das hat Jonathan übernommen. Auch Interessenten gab es für das Tier. Zunächst wurde aber Expertenwissen gebraucht, um die Katze bis Montag am Leben zu erhalten.

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Der Tierarzt hat ihr dann mit Wärmelampe, Spezialnahrung und anderen Kniffen das Leben gerettet und dem Tier ein neues Zuhause verschafft.

Was geschieht, wenn man in Mecklenburg Äpfel klaut und dabei von den Apfelbesitzern mit ihren großen Hunden erwischt wird? Wir hatten Glück – so könnte man es nennen. Sie bringen uns Kisten mit frischem Gemüse und hier so einen Blumenstrauß. Manchmal denkt man an eine verkehrte Welt.

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Wenn der Haushalt größer wird, kann man auch mal mehr Weckle backen.

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Am Dienstag war gemischtes Wetter und man konnte auch mal ein bisschen mit den Schiffchen spielen. Samson hat ein paar sehr schöne Fotos gemacht.

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Abends gibt es Nudeln mit Sushi.

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Überhaupt, ist die Küche wieder etwas mehr gefordert. Ich weiß aber grade gar nicht mehr, was wir so alles gemacht haben. Am einen Tag gab es Crepes, am andern haben wir gegrillt.

Am Samstag war so eine Kinderidee „wir wollen ein Floß bauen!“. Naja. Kinderideen. Aber es sind ja Ferien. Warum also nicht ein Floß bauen? Vier Kanister à 20 Liter geben einen Auftrieb von 80 kg. Das sollte für zwei Kinder reichen.

Das Floß nahm dann seinen Pendelbetrieb zwischen Badestelle und Hafen auf. Die Rückfahrt wurde dann wegen schweren Wetters abgebrochen.

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Abends gibt es Fischburger aus Brasse und Rotfeder, Kartoffeln mit Kartoffelsalat und Spätzle. Lekker.

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Sonntags folgte eine Ausfahrt an die Ostsee nach Schwansee.

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Abends dann Pizza für alle.

 

Woche 15 und 16

Die Zählung dürfte bis weit über 100 gehen. Heute wissen wir noch nicht viel über dieses kleine Partikelchen, das viele Menschen sterben lässt, einige etwas bekloppt werden lässt und uns alle irgendwie bewegt. Was wir heute wissen … bislang sind über eine Million Menschen daran gestorben. Dass es seinen Ursprung im chinesischen Wuhan im Dezember hat gilt als ausgeschlossen. In italienischen Rückstellproben aus Klärwerken vom Oktober 2019 sind die Partikel schon nachweisbar. Frettchen infizieren sich und geben das Virus an ihre Artgenossen weiter. Es ist bis heute keine Schmierinfektion bekannt – dennoch desinfizieren einige Mitbürgerinnen was das Zeug hält. Und die Mehrwertsteuer wird gesenkt – was einen an der Menschheit doch etwas zweifeln lässt. Wer sich diesen Quatsch ausgedacht hat? Es ist vor allem ein rechter Aufwand für alle Geschäftstreibende. Nutzen tut es vor allem jenen, die ohnehin genug Kohle haben um darüber nachzudenken, ob sie denn jetzt den Lambo drei Prozent billiger kriegen. Das ist, gelinde gesagt, etwas irr. Aber … – ich hoffe ich muss kein Dementi schreiben – im gleichen Atemzug – das Museum Wismar hat die Eintrittspreise gesenkt. Genauer gesagt hat dies die Bürgerschaft beschlossen. Das gilt, wie einmal ein Politiker vor der Wende gesagt hat „sofort, unverzüglich“. Ihr kommt also jetzt für sage und schreibe 6 Euro ins Wismarer stadtgeschichtliche Museum. Gegenüber dem Eintrittspreis vom Juni spart ihr also 2 Euro! Der reduzierte Eintritt kostet nur noch vier Euro. Nichts wie hin! Nur zum Vergleich … das Lörracher Museum verlangt von jedem Erwachsenen 3 Euro, ermäßigt 1 Euro. In New York sind zahlreiche Museen kostenlos, z.B. das Queens Museum of Art, andere Museen bieten an bestimmten Wochentagen freien Eintritt. Wer hier wohl Trendsetter ist?

Die Ostseezeitung textet zu diesem Ereignis auf einer halben Seite. Der Text beginnt mit „Das Stadtgeschichtliche Museum ‚Schabbel‘ soll attraktiver werden. Dazu werden ab Juli die Eintrittspreise gesenkt.“. Den Zusammenhang zwischen „attraktiver werden“ und „Eintrittspreise gesenkt“ darf sich der geneigte Leser selber ausdenken. Der Artikel enthält aber noch weitere interessante Aspekte. So steht dort beispielsweise, dass der Deckungsbeitrag 12,5% beträgt – bei 14.427 Besuchern 2018 und 13.458 Besuchern 2019. Ausgerechnet hieße das ungefähr, dass das Museum einen Gesamtetat von etwa 807.912 Euro pro Jahr hat, ausgehend von einem durchschnittlichen Eintrittspreis von sieben Euro. Auf jede Eintrittskarte legt die Stadt Wismar bzw. der steuerzahlende Bürger Wismars nochmal knapp fünfzig Euro drauf. Ganz nebenbei – das ist kein ungewöhnlicher Betrag für öffentliche Kultureinrichtungen. Der Bürgermeister meint jetzt, dass es dem Stadtbudget nicht zuzumuten ist, die Eintrittspreise auf vier Euro zu senken, so der Zeitungsartikel. Das würde, ausgehend von sechs Euro Eintrittspreis den Eintritt für den Besucher immerhin nochmals um ein Drittel senken. Für die Stadt wären dies aber lediglich Mehrausgaben in Höhe von etwa 4% pro Eintrittskarte. In diesem Zusammenhang drängt sich folgende Frage auf: wie lange kann sich die Stadt Wismar eine Hochpreispolitik für ein Heimatmuseum leisten, mit dem sich die steuerzahlende Bevölkerung nicht identifizieren kann oder will – aus welchen Gründen auch immer. Man kann den Gedanken auch noch weiter spinnen. Was würde sich in der Stadt Wismar kulturell ändern, wenn das lästige Stadtmuseum einfach geschlossen würde, die 807.912 Euro dem steuerzahlenden Bürger nicht mehr weggenommen würden sondern der Bürger selbst Kultur machen würde. Institutionelle Kultur hat immer etwas von Verordnung. Dem Bürger wird das Museum verordnet. Mitspracherecht hat er nicht. Zahlen darf er wohl, auch wenn er/sie nicht hin geht. Nur: Kultur lässt sich nicht verordnen. Der Bürger sträubt sich und protestiert mit den Füßen. Das kann man ihm nicht übel nehmen. Jüngst entsprang der Druckerpresse ein Hochglanzmagazin mit dem Titel „SUPER Ostsee 2020“ mit allen möglichen Freizeitangeboten. Es gibt auch ein Verzeichnis nach Region. Das Heimatmuseum Wismar ist nicht darin zu finden. Der Redaktion kann man das nicht übel nehmen.

Ich schreibe etwas kompakt, denn die Zeit rennt.

Vergangenes Wochenende habe ich erstmals in einem Offizierscasino übernachtet – und das war aufregender als ihr denkt! Denn so ein Offizierscasino ist nicht irgendein Gebäude, zumal wenn es privat „bewirtschaftet“ wird. Allein das Wohnzimmer ist dort 160 Quadratmeter groß und etwa vier Meter hoch. Da staunt selbst der wohnraumverwöhnte Wessi was da alles geht.

Die ersten Kirschen sind reif und ich koche mal auf Verdacht etwas Kirschen-Zitronen Marmelade. 24 Gläser.

Und ja – ihr ahnt es schon. Ich war segeln. Sogar zweimal. Einmal mit der Nytro und einmal mit der WOW. Die Nytro ist eine schicke Fritz Dyas, die WOW habe ich euch ja schonmal vorgestellt. Es ist traumhaftes Wetter und ein gelungener Wiedereinstieg in den Wassersport.

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Dies Bild ist vom Dienstag. Frühangeln am Tressower See.

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Am Mittwochabend hat Anne-Christin etwas aus DOCH-Teig gemacht. Ratet mal, wieviele dieser DOCH-Teig-Gebäcke in einen fast 10-jährigen Jungen rein gehen?

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Frühschwimmen und Frühangeln am Donnerstag. Sommerlich warme Temperaturen haben das Wasser angenehm temperiert.

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Am Nachmittag ernte ich ein paar Kilo Kirschen vom großen Baum. Wirklich reif sind sie nicht, aber es werden schon viele faul.

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Dunkle Wolken vertreiben mich bald von meinem Arbeitsplatz mit grüner Aussicht. Kurz darauf regnet es wieder heftig.

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24 Gläser Kirsch-Zitronen-Marmelade sind fertig. Die Zitrone musste rein. Für den Geschmack. Und damit es geliert.