Archiv für den Monat: Januar 2025

Frieden

Frieden finden. Frieden, mit sich selbst. Frieden mit der Welt. Es tut so gut. Die innere Ruhe spüren. Das fühlt sich gut an.

Versucht doch mal das Wort zu meditieren. Vielleicht klappt das ja auch bei euch. Wenn es nicht klappt, ist das nicht schlimm. Versucht es ein anderes mal wieder. Irgendwann klappt es.

Tag 256

Ich habe morgens schon Puls. Der eine Junge ist krank. Er hat Halsweh. Und will trotzdem in die Schule. Weil der Lehrer Lämpel ihn sonst bloßstellt. Vor der ganzen Klasse. Ich sage: No! Absolut No! Wer krank ist, bleibt zu Hause. So einfach ist das. Der Bruder sieht das genau so. Und der Lehrer Lämpel? Der hat überhaupt nichts zu melden. Und davon, dass er sich nicht benehmen kann, lassen wir uns nicht beeindrucken. – Auch nicht, wenn er Lalalala, Bremser oder sonstwie heißt. Und die Demütigungen? – Ja – das ist ein Problem. Es ist wirklich ein Problem. Denn ich kann die Aufgabe nicht lösen. Der Elternrat? Unbrauchbar. Die Schulleitung? Keine Hilfe. Einmal mehr fühle ich mich wie Sabrina: einsam. Schulwechsel? Schafft nur bedingt Abhilfe. Und neue Probleme. Aufstehen, protestieren? Wird nicht viel bringen. Wir sind allein. Wutöschingen – wäre eine Chance gewesen. Das war ungefähr so, wie wenn man mit dem Segelboot unterwegs ist und eine schöne Insel sieht. Kokospalmen, Strand, Sonne. Und dann entscheidet die Crew: diese Insel ist uns nicht schön genug. Und jetzt sind wir schon wieder weit weg davon. Eine andere Insel ist nicht in Sicht. Hm. Wer weiß. Wir fahren etwas durch Nebel. Vielleicht stranden wir ja irgendwo und erleiden Schiffbruch? Das kann auch schnell gehen. Wir wissen es nicht. Boris Herrmann hat gerade 8-Meter-Wellen hinter sich gebracht. Respekt! Er sagt: Ich will nur noch ankommen. Das könnte heute sein. Und ja … ankommen … das wäre schön … ich kann das verstehen.

Die Weltuntergangsuhr – ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt … – läuft weiter in Richtung Katastrophe. So titelt heute ntv. Die Uhr wurde 1947 erfunden. Die Forschenden geben unter anderem den Klimawandel als Katastrophengrund an. Hm. Dürften die Forschenden bitte mal etwas weiter fragen? Wer verursacht den Klimawandel? Und warum verursacht der den Klimawandel? So, wie die das betreiben, wird das natürlich immer weiter gehen. Denn ja, der Trump ist aus dem Klimaabkommen ausgetreten und aus der WHO. Aber warum ist der ausgetreten? Weil er bekloppt ist. Und warum hat der diese Macht? Weil ihn Bekloppte gewählt haben. Warum haben Bekloppte überhaupt Macht? Und was macht die Leute bekloppt? Wir müssen doch Fragen stellen. Und Antworten darauf finden. Wir müssen so eine Weltuntergangsuhr nicht anstarren wie das Kaninchen die Schlange. Denn wir sind keine Kaninchen. … Schön wär’s 😁 … Genau – und wir dürfen auch mal einen blöden Witz machen dürfen, auch wenn die Welt gerade untergeht. Aber bitte nicht weiterhin bekloppt sein und schulterzuckend sagen „der Trump war’s!“. Versteht ihr? Die Beklopptheit zwischen den Ohren muss aufhören. Sofort. Jetzt. Wir müssen die Weltuntergangsszenarien sehr nüchtern betrachten. Nein, nicht gleichgültig. Genau das nicht! Aber nüchtern. Nicht besoffen. Furchtlos. Ohne Angst.

Und was heißt das für mich? Für mich heißt das: Ja, es war bekloppt nach Tressow zu ziehen. Voll bekloppt. Meine ganz persönliche Weltuntergangsuhr ist sogar schon etwas weiter: sie zeigt schon 20 Sekunden nach 12. Die Katastrophe ist bereits eingetreten. Das ist einerseits entspannend, denn nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe. Andererseits ist es auch ganz schön blöd den ganzen Scherbenhaufen erst einmal zusammenzufegen und dann auf den Trümmern irgend etwas Neues daraus zu bauen.

Ich habe Treffen der Intensivlerngruppe. Wir sind offenbar eine der wenigen Gruppen, die sich wirklich regelmäßig trifft, die funktioniert, wo etwas passiert. Berichten die anderen, die auch gelegentlich Kontakt zu anderen Teilnehmern haben. ok … auch nicht schlecht.

Abends laufen wieder drei Folgen Die Paartherapie. Stellenweise ist es etwas ermüdend. Was machen die da eigentlich? Und vor allem warum? Wenn sie sich denn doch so gern haben, warum können sie nicht einfach in Frieden und Freuden, wohlwollend, in guter Kommunikation miteinander leben? Doch die Hirne wollen nicht. Oder können nicht. Oder beides. Ich sehe: manchmal gibt es keine Hindernisse. Keine Hürden. Auch keine Gräben. Es wäre einfach nur ein kleiner Schritt zu tun. Innerlich vielleicht etwas Abstand nehmend von den eigenen festgesetzten Glaubenssätzen. Schon wäre die Welt wieder etwas besser. Und noch eins: wenn die Welt millionenfach nur ein bisschen besser wäre … wäre das nicht eine kleine Revolution?

Und selbst? Wo sind jetzt meine Potentiale, meine Barrieren, meine Blockaden? Auch das ist einfach erklärt. Ich müsste mein Hirn so umprogrammieren, dass es sagt „Alleinerziehend … das ist einfach das Paradies. Das habe ich immer schon gesucht. So ist alles gut!“ – Und genau da sperrt sich meine innere Blockade. Ich gebe zu, ich bin ein kognitiver Mensch. Auch wenn genau so eine Idee meine derzeitigen Probleme vollkommen lösen würde, so ist das für mich schwierig. Denn es ist sowohl gegen meine Natur, also die innerste Menschennatur, die mir genetisch über eine lange Schöpfungsgeschichte und Evolution in die Wiege gelegt wurde, als auch gegen meine Überzeugung. Diese Lebensform hat wirklich der Teufel gesehen. Ich müsste, wie alle anderen Einsamen entsprechende Kompensationsstrategien wie Konsum, Ablenkung, Sucht, Selbsttäuschung usw. entwickeln und leben. Hä? Wie bekloppt ist das denn? Es ist aber so, dass mein Hirn rein organisch nicht anders kann. Ja, ich kann meditieren, ich kann verschiedene Tricks anwenden. Das tue ich ja auch. Das Problem, bzw. die schwierige Herausforderung das Leben wieder in eine gesunde Bahn zu lenken bleibt aber erhalten. Ich könnte das medikamentös lösen. Aber will ich das? Will ich wirklich krankmachend leben und dann Pillen einwerfen?

Tag 255

Im Kino laufen weitere drei Episoden aus „Die Paartherapie“. Wenn man selbst in diesem Bereich lernt und selbst Betroffener ist, dann schaut man sowas natürlich nochmal mit anderen Augen an. Die Serie wurde mir von einer Dozentin empfohlen. Lernstoff im Unterhaltungsformat – das lässt man sich natürlich nicht entgehen. Es ist aber harter Stoff. Als empfindsamer Mensch leidet man in einigen Szenen Schmerzen. Selbst der Therapeut kommt an seine Grenzen und sucht Hilfe bei einer Supervision. Und natürlich fragt man sich: wo würde ich stehen? Was würde ich für ein Bild abgeben? Natürlich erkenne ich auch eigene Muster. Gute und weniger gute. Aber noch eins: wir befinden uns am Anfang der Erkenntnis über psychologische Prozesse. Ungefähr in der Dampfmaschinenzeit. Oder etwas davor. Dass der Sebastian überhaupt in einer Paartherapie therapiert werden soll, ist schon harter Tobak. Zumal es Filmaufnahmen von realen Lebensszenen gibt – wie auch immer die aufgenommen wurden. Ich würde ihn als emotionslos bezeichnen. Was muss er kompensieren? Was muss er in seiner Kindheit erlebt haben? Ein paar Sachen werden angesprochen. Da wären erst einmal ein paar eigene Muster aufzuarbeiten. Oder zu akzeptieren. Aber sicher nicht auf die Sabrina zu projizieren. Das tut richtig weh. Ob es helfen würde, wenn in der Therapie Videoaufzeichnungen gemacht würden, die sie dann jeweils eigenständig nochmal anschauen und reflektieren dürfen? Also – stellenweise eine echte Zumutung. Aber auch ein Stück reales Leben. Es gibt viel zu tun.

Die Schüler werden heute netterweise gebracht. Danke an dieser Stelle. Es gibt angebratene Spätzle mit Zwiebelsauce. Danach Grießbrei mit Obstsalat. Die Crew ist sich einig: „Feinster Grießbrei ever …“ – Danke für das Lob! Coolste Crew ever.

Die Welt bricht aus den Fugen

Es ist tatsächlich so etwas wie ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch, eine Naturkatastrophe … so etwas in der Richtung ist im Gange. Die ganze Welt! Bei einer Umfrage einer lokalen Zeitung halten über die Hälfte aller Teilnehmenden, nämlich 55% die Aussage vom F0tzǝnfritz „… einmal 33 reicht für Deutschland …“ für übertrieben. Die Aussagen desselben künftigen Kanzlers, die Grenzen dicht zu machen treiben Wähler aus der Mitte in seine Arme. Die Mehrheit der SPD Wähler unterstützt die verfassungswidrigen Pläne des angeblich christlichen Kanzlerkandidaten. D0nald wütet in Amerika. Es gibt nur noch wenige stabile Demokratien. Weiterhin sind die Einzelmenschen aller Richtungen verunsichert – oder psychisch krank – oder verängstigt. Sie laufen zwar zu zehntausenden zu Demos, ein vernünftiges Gespräch über Ursachen und den Umgang damit ist wirklich nur mit ganz wenigen Menschen zu führen. Meist herrscht in den Köpfen Lagerdenken. Der Krieg in der Ukraine tobt ungehindert weiter. Für Verrückte, wie E. Murks gibt es breiten Applaus. Diktaturen werden immer mächtiger. Dazwischen gibt es viel Lärm von Verwirrten. Die beispielsweise fordern sich wieder Gott zuzuwenden. Mehr zu beten. Vernunft? Offenbar ausgeschaltet.

Wir schreiben 80 Jahre Befreiung von Auschwitz durch die rote Armee. Unser Bubi Olaf behauptet nun, dass die Jugend zu wenig Wissen hätte über den Holocaust. Ja. Der ist Kanzler. Der darf jeden Blödsinn verbreiten. Leider. Blöd ist es trotzdem. Ob Frau Dr. WǝideI nicht über den Holocaust Bescheid weiß? Wissen, lieber Herr Scholz, ist vollkommen wertlos, wenn keine Ethik und keine Empathie damit verknüpft ist. Es ist nicht nur wertlos, es ist geradezu kontraproduktiv und schädlich. Wollen Sie den Herrn Höcke jetzt wieder in die Schulen rein stellen und Geschichtsunterricht geben lassen? Der hat das schließlich studiert … und nach meiner Beobachtung stehen noch viele Höckes in deutschen Klassenzimmern.

Ja. Ich bin frustriert. Ich bin frustriert über mein eigenes Leben, die gescheiterte Beziehung, die kaputte Familie und die kaputte Gesellschaft. Und über die Entwicklung der Welt. Und das psychosoziale Umfeld der mir anvertrauten Jugendlichen. Ich bin sogar zutiefst frustriert. Angst habe ich nicht. Die ganze Frustration ist derzeit meine ganze Antriebskraft. Auch wenn das viele Menschen für verschwörungstheoretischen Unsinn halten – die Entwicklung von Mikrokosmos und Makrokosmos laufen Hand in Hand.

Einerseits kann man sich ja echt freuen. Echt mal was los in der Welt. Demos. Wie in den 80er Jahren. Früher stand auf den Plakaten sowas wie „Make Love – not War“ – übrigens aus den 60er Jahren. Das war früher. Gestern auf einem Demoplakat gelesen: „Fritze Merz fischt frische Faschos – Frische Faschos fischt Fritze Merz“. Die Trägerin des Plakats lacht. Vorbei mit der Lethargie? Ich bin da etwas im Zweifel. Die Situation macht vielen Menschen einfach nur Angst. Und Angst ist ein schlechter Berater. Angst setzt im Hirn Angstmechanismen mit den entsprechenden Botenstoffen frei. Und das lässt nichts Gutes vermuten. Wir werden’s sehen.

Vor dem Haus steht ein Sattelzug. Ich gehe raus und frage den Fahrer, wo er denn mit seinem motorisierten Einkaufswägelchen hin will. Die Geschichte kennt ihr schon … Möglicherweise gibt es auch hier einen Zusammenhang mit schlecht funktionierenden Hirnen. Der Sattelzug wird schließlich nicht von Engeln hierher geleitet …

Nikolas Stihl, Aufsichtsratsvorsitzender des Motorsägenherstellers Stihl will möglichst nicht in Deutschland investieren sondern überlegt seine Kapazitäten in der Schweiz auszubauen. Die Begründung ist so interessant wie langweilig: weniger Bürokratie, weniger behördliche Hürden. Geringere Stücklohnkosten. Also: nicht China, nicht Ungarn, nicht Polen. Schweiz. Man darf sich das ruhig mal ganz in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen.

Und der Lehrer Lämpel – oder hieß der nicht Bremser? – vom örtlichen Gymnasium kennt wieder kein Pardon. Er spricht vor der ganzen Klasse über die Anzahl von Fehltagen eines einzelnen Schülers und behauptet, dass er ja durch die Fehltage unheimlich viel verpassen würde. Könnte bitte mal jemand diesem Typen das Brett vor dem Kopf wegnehmen, um irgend etwas schönes daraus zu bauen? Diese Lehrer haben sowas von überhaupt keiner Ahnung von ihrer eigentlichen Aufgabe. Das ist das Problem!

Ich lerne mal weiter für die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Immerhin habe ich die Zeichen der Zeit erkannt und werde Profiteur der gesellschaftlichen Zurückentwicklung 😀.

Tag 253

Gestern liefen im Kino vier Episoden von Die Paartherapie aus der ARD. Normalerweise würde ich sowas nicht anschauen. Es wurde uns aber von unserer Dozentin Yvonne empfohlen. Ich schätze sie sehr. Sie macht einen wirklich tollen Vortrag! Wir sind immer noch bei F52. Die Frage einer Teilnehmerin war, wann denn die Diagnose aus F52 angezeigt wäre und wann eher nicht – da verwies sie auf diese Serie. Ich bin immer etwas skeptisch bei so pseudoreality TV. Verhalten sich die Menschen dort wirklich authentisch? Ich hab da so meine Zweifel. Denn ich wüsste nicht, dass ich mich authentisch verhalten könnte, wenn ständig eine oder mehrere Fernsehkameras mitlaufen würden. Ob ihr selber rein schauen wollt, müsst ihr natürlich immer selber entscheiden. Hier werden gelegentlich noch weitere Episoden laufen. Was zumindest auffällt ist, dass sie eher im mittleren sozialen Niveau unterwegs sind. Die Wohnungen dort sind schon ganz schön durchgestyled und großzügig.

Einmal mehr wird mir klar: psychische Störungen sind keine Ausnahme. Psychische Störungen sind die Regel. Die Konsumgesellschaft ist befallen wie von einem Virus. Man muss von einer Pandemie, einer echten Seuche sprechen. Oder von einem gut kultivierten Virus. Er wird wirklich gut ernährt durch Wohlstand. Durch Tiktok, Insta & Co. hat der die besten Verbreitungsbedingungen. Und nein, ich bin nicht ausgeschlossen. Ich fühle mich dennoch als Exot. Denn ich würde doch gerne mehr zur Heilung unternehmen. Und zwar ganz dezidiert und ausgesprochen für mich selbst. Allein die Bedingungen sind suboptimal. Für eine Heilung braucht es tatsächlich Menschen. Andere Menschen meine ich. Menschenbegegnungen. Intime Beziehungen. Verbindlichkeit. Vertrauen. Wohlwollen. All diese Vokabeln halt. Bei der Lektüre der Blitzzeitung (lokales Anzeigenblatt) habe ich mal so vor mich hin räsoniert. Innerhalb eines Jahres gab es etwa hundert Anzeigen von jungen, attraktiven Männern, die nach einer Frau suchen. Dagegen gab es null Anzeigen von jungen Frauen, die nach einem Mann suchen. Mecklenburg als Alleinerziehender ist und bleibt eine fette Herausforderung.

Dann habe ich mich gestern ins grautrübe Wetter – es regnete gerade nicht – raus gezwungen. Naja, das stimmt jetzt nicht so ganz. Ich gehe eigentlich schon gerne raus. Da sah ich den Nachbarn. Schnell wieder zurück, einen der letzten Kalender holen, Hallo sagen, Kalender verschenken. Er schenkt mir Wildbratwürste. Freunde … wie geil ist diese Nachbarschaft.

Auf dem Rückweg kommt sogar noch etwas Sonne raus.

Bei allem … – es gibt auch erfreuliche Nachrichten. Sowohl unser Wasser- als auch unser Strombedarf ist gesunken. Und dies, obwohl wir jetzt nicht die großen Strom- und Wassersparer sind.

Zum Mittagessen gibt es Reste. Schulbrot, Nudeln, Reis-Linsen-Bolognese, Bolognese-Pizza mit Schafskäse, Kartoffel-Sellerie-Möhrenbrei. Alles kommt weg. Ich bin begeistert. Abends koche ich eine neue Sauce. Zwiebelsauce. Hab ich noch nie gemacht. Und Spätzle. Und dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren … wir sollten mindestens einer mehr sein. Diese Kleinportionenkocherei und dieses alles immer alleine machen ist der wirklich bekloppteste Käse. Hatte ich nicht extra dafür mal eine gw21 gegründet, um genau das nicht zu haben? Ich sage den Jungs: wir sollten wieder einer mehr werden. Akustisch hören sie mich wohl. Sie hören aber aktiv weg. Ich frage nochmal nach. Nein, sie haben keine Idee, auf welchem Wege wir wieder einer mehr werden könnten. Ich akzeptiere die Gesprächsvermeidung. Ich finde, dass das für Jugendliche eine angemessene Reaktion ist. Ich merke noch was anderes: für sie scheint das vollkommen in Ordnung zu sein. Sie machen mir damit auch nochmal klar: so wie es vorher war, war es spürbar schlechter. Ich habe verstanden. So ein bisschen. Denn es ist ja schon auch schade, wenn Menschen so aufwachsen, dass sie erfahren und denken, dass eine Paarbeziehung immer mit Stress verbunden ist. Ehrlich gesagt ist es tragisch. Das Essen schmeckt uns dennoch. Einer der Jungmatrosen löst das Spiegel Rätsel mit dem Grundstück für die vier Schwestern Bettina, Heike, Carmen und Petra.

Justine Mettraux hat bei der Vendee Globe den respektablen 8. Platz ersegelt. Damit ist sie die schnellste nicht französische Teilnehmerin. Justine Mettraux wuchs mit ihren vier Geschwistern bei ihrem Vater auf. Es scheint nicht das schlechteste Umfeld für segelbegeisterte Mädchen gewesen zu sein. Möglicherweise hatte er aber auch eine Seglerin an seiner Seite – so weit habe ich das Umfeld nicht recherchiert.

Die Steuererklärung wird nicht fertig. Ich muss eine Fristverlängerung beantragen. Auch andere Sachen bringe ich nicht zu Ende. Dafür ist quasi absurd blödes Wetter 😀.

Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum. Den erzähle ich euch jetzt nicht – es war wirklich ein Albtraum. Ich mag Albträume eigentlich ganz gern. Im Traum ist da so richtig was los. Und wenn man aufwacht, dann merkt man ganz schnell: April April, das war alles nur Spaß. Die Erleichterung ist dann groß.

Ohne Titel

Gestern war ich früh einkaufen. Da ist der Laden meistens noch nicht so voll mit Menschen. Sachen sind aber meistens noch genug da. Das ist angenehm. An der Palette mit den aufgestapelten Kartoffelbeuteln ist eine Frau vor mir. Die sucht sich in aller Ruhe den hintersten Beutel aus. Ich sage freundlich zu ihr: „Ooh, den wollte ich mir gerade nehmen …“ – sie fand das nicht lustig. Mann muss sich seine Erlebnisse heute schon selber machen.

Die Jungs kommen mit kuriosen Geschichten nach Hause – wie jeden Tag. Eine davon: Die Lehrerin XY hält einen Vortrag, dass die Schüler bei ihr ja großzügigerweise auf die Toilette dürfen, wobei es ja eigentlich besser wäre, wenn sie nicht auf die Toilette dürften, denn das trainiere die Blase. So geht die Geschichte. Keine Pointe. Wie oberbekloppt dürfen heute Lehrerinnen bitte heute sein? Dürften bitte solche Nazireden einfach bei harter Strafe verboten werden? Zum einen ist es vollkommener Bullshit, was die Lehrerin da erzählt. Warum dürfen Lehrerinnen Bullshit erzählen? Warum? Und zum anderen hat die Lehrerin das nicht zu entscheiden. Und nein, aus doppeltem Bullshit wird nicht etwas Gutes, nur weil es doppelter Bullshit ist. Was die Lehrerin offenbar übersehen hat ist, dass Schüler Google benutzen können. Hölle nochmal. Kacks Schule. Und ja, es sind Nazireden. Nazis lieben Bullshit. Nazis lieben Lügen. Nazis lieben autoritäres oben-unten-Gehabe und Machtspielchen. Und ja, es muss erlaubt sein die Dinge auch mit Namen zu nennen.

Ich habe Hack gekauft. Das muss verarbeitet werden. 680 Gramm wollte ich haben und habe 680 Gramm bekommen. Toller Service! Tolle Verkäuferinnen! Danke! Hm. Was mache ich denn daraus? Es muss auf jeden Fall heute verarbeitet werden. Bolognese hatten wir letzte Woche. Also mache ich Frikadellen. Endlich kommt einmal die Jungspfanne an den Start. Meistens reicht mir die kleine Pfanne. Wir genießen sie in Weckle. Alle essen so viel, dass kein Platz mehr für Nachtisch ist. Es wären noch fünf Menschen mehr satt geworden. Wir genießen sie weiter. Das von der Mannschaft gewünschte Hela Gewürzketchup ist leer. Zeitgleich gibt es ein sehenswertes Video von Sebastian Lege über … Hela Gewürzketchup. Wusstet ihr, dass es für Ketchup eine Vorgabe für den Mindestgehalt an Tomaten gibt? Ja, wusstet ihr. Der gilt auch für Curryketchup. Der gilt nicht für Gewürzketchup. Echt schlau … Wir haben mal beschlossen, dass wir andere Ketchup Sorten testen. Dann entscheiden wir weiter.

Abends läuft „Die letzte Fahrt der Bismarck“ im Kino. Den Film habe ich mir ausgesucht. Warum habe ich mir so einen Film ausgesucht? Nun – ich wollte Nazisymbolik untergehen sehen. Im real Live. Für mich ist das, was im Großen und im Kleinen derzeit passiert sehr schwer erträglich. Der reichste Mann der Welt zeigt einen Hitlergruß und wird dafür gefeiert. Der Fotzenfritze Mǝrz schreibt auf seine Wahlplakate sowas wie „Für ein Land, auf das wir wieder stolz sein können.“ Ebendieser Futzi erzählt, dass er am ersten Tag seiner Kanzlerschaft die „Grenzen dicht“ machen würde. Die Republik applaudiert. Pure Nazirhetorik. Der Grünenkönig plädiert für eine Steigerung des Arbeitsvolumens ohne Rücksicht darauf, dass in den meisten Bereichen Überstunden angehäuft werden. So geht also die Bismarck, der Stolz von Hitlers Marine vor meinen Augen mit einem großen Feuerwerk in Schwarzweiß unter.

Großes Feuerwerk – das hatten wir hier doch auch. Silvester 2023 … ihr erinnert euch – und einmal mehr wird mir klar wie sinnlos Krieg ist. Wie sinn-los. Ohne Sinn. Wo Entscheidungen ohne Sinn, also sinn-los getroffen werden, ist die reine Zerstörungswut Mutter der Natur. Das gilt für sinn-losen Konsum, die Zerstörung von Familien, egal ob es eigene oder fremde sind, egal ob es Männer oder Frauen sind die das tun. Es gilt für Kriege, die auch mal freundlich mit Spezialoperation betitelt werden. Und nein, Entscheidungen sind nicht irreversibel. Es gibt in jedem Moment die Möglichkeit der Besinnung. Bei dieser Botschaft bin ich einmal mehr vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt. Das ist von dem Mann, der einen Elefant aus einem Hut zaubern konnte – es ist geklaut, denn ich kann es leider nicht. Wenn ich es könnte und damit nur eine Seele retten könnte, so würde ich es tun. Sofort!

Ich sehe das Problem. Die Hirnforscherin Maren Urner sagt klar, dass Gewalttäter nur so handeln können wie sie handeln. Im Moment des Tuns haben sie keine andere Möglichkeit, weil ihre Hirne ganz genau so aufgebaut sind wie sie aufgebaut sind – mit jeder einzelnen Neurone, mit jeder Synapse, mit allen Synapsen die nicht da sind usw. Aber die Hirnforschung sagt auch: ein Hirn kann sich ändern. Und das liegt auch in der Verantwortung des Hirnes selbst, also des Hirnträgers. In den meisten Fällen von Sinn-Losigkeit weiß das Hirn über diesen Zustand sehr genau Bescheid. Es fehlt aber die Bremse. Von Kirchenvertretern wird auch gerne die Moral ins Feld geführt. Die meine ich ganz dezidiert nicht. Ich meine damit die möglicherweise wenigen Spiegelneuronen, die noch zur Verfügung stehen.

Um dasjenige, was Maren Urner sagt zu untermauern, wird auch gerne in die Geschichte und in die Kindheit von Trumps und Putins und Co. geschaut. Das mag dem Verständnis helfen und ich glaube jetzt auch nicht, dass der Herr Trump auf den Hacken kehrt macht. Einfach so. Da bedürfte es schon anderer Mittel. Bei den kleinen alltäglichen und ebenso zerstörerischen Schweinereien wissen die meisten Menschen doch recht gut, dass es auch anders geht. Jüngst habe ich Claude Steiners lesenswertes Buch „Emotionale Kompetenz“ gelesen. Er beschreibt im Vorwort recht eindrücklich, wie er sein eigenes Leben sieht.

Und jetzt kann von mir aus die Zensuritis wieder zuschlagen.

Ich bin gerade ins Nachbardorf gefahren. Taxidienst für den guten Zweck. Dabei sehe ich immer mehr Wahlplakate mit Nazisprech. Und nein, die christlichen sind von den Nazis nicht zu unterscheiden. In der Farbe nur, wenn man genau hinguckt. In der Rhetorik nicht. Schämt euch!

Ein neues Kochbuch

Es war mir so rausgerutscht. Es war ein Therapiegespräch. Die Frage der Therapeutin war, was denn im neuen Leben so fehlen würde. Ich meinte, dass der Speiseplan natürlich eintöniger geworden ist. Immerhin gibt es einen Koch weniger. Ich meinte dann, dass ich das ja mit einem neuen Kochbuch kompensieren könne. Sie nahm diese Bemerkung auf und gab sie in der abschließenden Zusammenfassung wieder. Und natürlich war ihr und mir klar, dass ein neues Kochbuch keine mir wertvolle Beziehung ersetzt. Mir war aber auch klar, dass ich von dieser mir so wertvollen Beziehung für immer Abschied und Abstand nehmen muss.

Das Kochbuch ist riesengroß. Es umfasst ungefähr eine Milliarde oder noch mehr Rezepte. Ich muss mich nur trauen … Auslöser war heute, dass ich wirklich keine Kochidee hatte, aber so ein paar Vorräte weg sollten. Das ist mir aufgefallen, als ich die Tiefkühltruhe abgetaut habe. Also stand heute Fisch auf dem Speiseplan. Ich habe über die Bildersuche ein nettes Rezept gefunden. Möhren, fein geschnitten, in Butter angebraten. Eine Zwiebel hab ich auch rein gemacht. Ich hatte nur noch drei Möhren. Die Zwiebel hatte ein Kommentator empfohlen. Dann eine Sauce aus Creme Fraiche und Senf, Salz und Pfeffer anrühren. Die Hälfte unter die Möhren mischen. Möhren, Fisch und den Rest der Creme in eine Form füllen. Da hab ich dann noch Tomaten oben drauf gepackt. Für die Farbe. Und rein in den Backofen. Dazu gab es Reis mit Linsen gemischt. Das war meine Erfindung. Es funktioniert auch. Allerdings färben die Linsen auch den Reis, es ist also nicht so ein richtige hell-dunkel, sondern ein hellbraun/dunkelbraun. Wieder einmal ein sehr feines Essen.

Und wir haben ein neues Küchengadget. Ich hab schon gefragt, ob wir ihm einen Namen geben sollen. Bild kommt irgendwann. Wir haben jetzt eine Wasserkochstation. Zwei Wasserkocher sind am Start. Ein Männerwasserkocher und ein Ladywasserkocher. Der Männerwasserkocher ist so ein Hightechgerät. Da kann man die Temperatur vorwählen. Und er hat eine Warmhaltefunktion. Und eine Anzeige, wie warm das Wasser gerade so ist. Der alte Wasserkocher steht trotzdem noch da. Als Backup sozusagen. Oder wenn man mal ganz schnell ganz viel kochendes Wasser braucht.

Beim Wasserkocherkauf war ich wieder erstaunt. Ich habe sicher zwei Stunden mit der Recherche verbracht. Eigentlich habe ich nur einen einfachen Wasserkocher gesucht, mit Warmhaltefunktion und Temperaturvorwahl. Beides ist für uns sehr praktisch, zum Beispiel wenn wir Eier kochen wollen im Wasserkocher. Ich habe keinen einzigen Wasserkocher gefunden, der ein besseres Ergebnis erzielt hat als 5% Ein-Stern-Bewertungen. Jetzt schauen wir mal, wie sich das Gerät bei uns im rauen Jungsalltag bewährt.

Brilliant Day

Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende. Ich habe zwar Rücken. Das tut nicht so gut. Aber das geht vorbei.

Wir haben ein lustiges Frühstück. Und wir gehen bei schönstem Sonnenschein Drohne fliegen. Ich bitte den Hundebesitzer auf seinen Hund aufzupassen, damit ich landen kann. Wir quatschen ein bisschen. Das Klavier spielt bei Sonnenschein auch schöner. Und weniger falsche Töne. Das ist der Beweis, dass Klaviere wetterfühlig sind. Und es ist erwiesen! Ich taue die Tiefkühltruhe ab und sortiere ein paar Sachen aus. Das ist dann auch eine Stunde Arbeit. Jetzt ist wieder etwas mehr Ordnung und Übersicht. In nächster Zeit soll es wieder mehr Sachen aus der Tiefkühltruhe geben – für noch mehr Übersicht. Ich rechne das Panorama zusammen. Naja … es könnte besser sein. Es ist wieder ein Souvenir. Und ich lerne für die HPP Ausbildung. Ich mache F0 Wiederholung. F0 ist etwas langweilig. Aber ich werde besser. Nur noch drei Fehler.

Achso genau – dann brauchen wir noch was zu Essen :-). Am Donnerstag habe ich Bolo vorbereitet. Da will ich noch Linsen dazu machen. Ich hatte Lauch eingefroren. Als ganze Stangen. Hausmannstipp: macht das nicht! Es ist erstaunlich. Auf dem Feld hält Lauch wirklich tiefe Temperaturen aus. In der Tiefkühltruhe wird er leider pampig. Aber egal. Es kommt ein halber Sellerie rein. Und Möhren. Und der Lauch. Und eine Zwiebel. Uppps. Der Topf ist fast voll. Dann kommt noch eine Dose Tomaten rein. Und die vorbereitete Bolo. Hm. Und wo bitteschön sollen jetzt die Linsen hin? Also – es gibt feine Bolo ohne Linsen. Dafür kommt der Rest der Blumenkohl-Currysauce vom Vortag rein. Und Fundstücke aus der Tiefkühltruhe. Es schmeckt uns allen. Aber auch die Matrosen sagen: hast du für die ganze Woche gekocht? ok – damit wir nicht eine Woche Bolo essen müssen, wird wohl doch wieder etwas eingefroren. Platz ist ja wieder in unserer Tiefkühltruhe 😉.

Schönes Wochenende …

Das Feuer im Ofen brennt und wärmt die Bude. Alle sind satt und zufrieden und gehen ihren Beschäftigungen nach. Es ist hier so gemütlich, dass es für noch mindestens einen Menschen reichen würde.

Draußen ist es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt neblig. Wer keinen Hund hat, bleibt eher zu Hause. Ich mache auch einen gemütlichen Tag. Morgens lese ich im Bett noch Sachen aus dem F5 Kapitel der Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren. Es ist für mich immer wieder interessant, wie ausgefeilt und scheinbar präzise die Formulierungen sind. Denn ganz so präzise sind sie dann auch wieder nicht. Im ICD-11 wird vieles anders sein. Ich bekomme ein liebe Nachricht von C. Vor dem Frühstück spiele ich etwas Klavier und räume schon mal den Vorratsschrank aus. Das muss offenbar mindestens so alle fünf Jahre gemacht werden. Ich organisiere die Vorräte etwas um. Dann machen wir zusammen das Frühstück. Einer kocht Tee, einer kocht Eier, einer backt die Brötchen auf. Die Jungmatrosen machen ein Eierexperiment. Einer darf das Ei des anderen versuchen zu zerdrücken. Es gelingt ihm. Das Ei ist glücklicherweise hart gekocht. Ich referiere etwas über jugendliche Gehirnentwicklung. Wir haben Spaß dabei. Die Zeit der Jugend ist knapp. So räume ich das Frühstück alleine weg.

Ich überlege, ob ich Kästen für die Vorräte baue. Ich müsste in den Baumarkt fahren, Material holen. Und ich könnte meine anderen Vorhaben nicht umsetzen. Ich lasse es und räume alles wieder ein – etwas ordentlicher.

Schließlich fange ich mit der Steuererklärung an, komme aber nicht sehr weit. Dann kommt einer und sagt „wir haben schon lange keinen Kuchen mehr gebacken“. Ja, so einfach ist die Welt. Man muss nur lang genug keinen Kuchen backen, dann kommt schon das Bedürfnis nach Kuchen auf. Mit Marmelade – war eine Idee. Das wäre aber aufwändiger geworden. Bisquitrolle zum Beispiel. Oder Linzertorte. Die hätte man nicht sofort essen können. Wir disponieren um, denn so wirklich aufwändig wollten wir dann auch wieder nicht backen. Es wird schnell ein Nusskuchen zusammen gerührt. Innerhalb von zwanzig Minuten ist der Kuchen im Ofen und die Küche aufgeräumt. Während der Kuchen im Ofen ist telefoniere ich mit U. Der Kuchen muss dann noch etwas abkühlen. Dann genießen wir saftigen, weichen, warmen Nusskuchen mit Zimt und Schokolade. Und ja, für dich wäre auch ein Stück da gewesen. Ob sich das Leben zu viert weniger fehlerhaft und verlogen anfühlen würde? Die Frage muss offen bleiben. Wir werden es so schnell nicht erfahren.

Abends gibt es Soßenreste und Blumenkohlreste von gestern. Ein Reisrest wird knusprig gebraten bis die Reiskörner in der Pfanne springen. Und es gibt Nudeln. Und Nachtischreste von gestern … immer noch sehr fein und schnell gekocht. Habe ich gestern 1,5 Stunden in der Küche gestanden, war ich heute in einer halben Stunde fertig.

Das Projekt „wir werden wieder vier“ scheint doch aufwändiger und langwieriger zu sein als erhofft und gewünscht. Vermutlich soll es einfach gut werden. Davon gehe ich jetzt einfach mal aus. Meine ganzen neuen Freundinnen sind vor allem eins: unentschlossen. Das dürfen sie alle sein. Denn: wer weiß schon was morgen ist?