Weshalb werden Atemübungen seit Jahrtausenden wirkungsvoll als Therapiemittel eingesetzt? Ich finde nur wenige Hinweise, muss also eigene Überlegungen anstellen. Nochmal hier zur Vollständigkeit: das ist ein persönliches Manuskript. Es ist nicht wissenschaftlich oder fachlich fundiert. Es kann also Fehler enthalten.
Die Raunacht erwähne ich auch explizit. Die Raunächte gelten unter spirituellen und esoterischen Menschen als besonders wertvoll für irgendwelche Erkenntnisse. Wirklich gesichert ist dies natürlich nicht. Interessant ist aber, dass sich auch spirituelle und esoterische Menschen vor den Raunächten mit allem möglichen Essenskram vollstopfen und ihren Geist mit Alkohol in Form bringen. Ich halte beide Methoden für eher kontraproduktiv um zu Erkenntnissen zu gelangen. – Aber auch dies … es ist wirklich nur meine Meinung, die ich mir nach langen Jahren der Selbstexperimente beigebracht habe.
Jetzt aber zu meinen Erkenntnissen über Atemübungen. Der Atem hat ja diese Doppelfunktion, so dass er sowohl unbewusst abläuft, was zum Beispiel im Schlaf oder auch meist am Tage so stattfindet. Aber man kann sich den Atem auch bewusst machen. Bewusstsein und Unterbewusstsein – das spielt doch immer wieder in der Psychologie eine Rolle. Das Unterbewusstsein hat an unserem Verhalten, unseren Entscheidungen je nach Quelle einen Anteil zwischen 90% und 98%. Man spricht ja auch von der Eisbergtheorie. Beim Eisberg ragen 10% aus dem Wasser. Im Unterbewusstsein schlummern alle unsere Traumata, die Persönlichkeitsstörungen und die Schemata. Der Einfachheit halber spreche ich auch von Prägung. Weiterhin werden im Unterbewusstsein alle diese Persönlichkeitseigenschaften mehr oder weniger durch Kompensation und Überkompensation verborgen und verdeckt. Das führt dann dazu, dass ein Mensch äußerlich als der freundlichste Mensch aller Zeiten erscheint. Im Unterbewusstsein verurteilt er seine liebe und treue Lebenspartnerin und unterstellt ihr übelste Sachen, bis die Partnerschaft unrettbar kaputt ist. Am Anfang nannte er sie noch Liebste. Irgendwann war der Hass so groß, dass er sie nicht mal mehr küssen wollte und nur noch seiner Karriere nachgehen wollte. Irgendwann wollte er sie nicht einmal mehr sehen. Der unbewusste Hass hat die einst schöne Beziehung einfach kaputt gemacht. Alles wohlgemerkt im Unterbewusstsein. Um nicht in sexistisches Schubladendenken zu verfallen, gibt es alle Beispiele natürlich auch in beliebigen Geschlechterkombinationen.
Ich wollte euch nur vorführen, wie stark das Unterbewusstsein wirkt. Und nein, wir können das Unterbewusstsein nicht direkt beeinflussen. Zum Glück! Aber wir können etwas anderes machen. Wir können es indirekt beeinflussen. Genau … verschiedene Therapiemethoden … Jetzt kommt eine kluge Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Achtsamkeitsübung an den Start. Die kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus, dass wir durch unsere Gedanken unsere Gefühle steuern können. Wenn wir denken „Spinne“, dann löst das in manchen Menschen das Gefühl von Angst aus. Wenn wir denken „Baby“, dann löst das in vielen Menschen keine Angst aus. Beides ist faszinierend. Beides ist erst einmal ungefährlich und es gibt keinen Grund für eine Angst. Wir müssen also „nur“ das Denken ändern und schon wird die Welt gut.
Und wie geht das jetzt mit dem Atem?
Wenn wir den Atem ganz bewusst verbinden mit guten Eigenschaften, dann geben wir dem Atem bewusst gute Eigenschaften. Nehmen wir einmal die Eigenschaft „nicht urteilen“ – siehe oben, der Mann, der seine treue Frau unbewusst verurteilt. Wir verbinden ganz bewusst den Atem mit der Eigenschaft „nicht urteilen“. Den Atem können wir bewusst kontrollieren. Einatmen … ausatmen … Wenn wir dies tun, also den Atem ganz bewusst mit einer bewussten Eigenschaft verknüpfen, dann transportiert der Atem, also die physische Tätigkeit des Atmens mit jedem Atemzug die positive Eigenschaft in unser Unterbewusstsein.
Ich gebe zu, die Theorie ist kühn. Und wir müssen wirklich damit arbeiten, damit es auch funktioniert. Ich gehe aber durchaus davon aus, dass die Menschen, die das mit dem Atmen seit Jahrtausenden praktizieren so etwas im Sinn haben.
Gestern lief im Kino (Jungmatrosen waren nicht da) … ein Interview mit Jon Kabat-Zinn.