Die zweite Woche oder der fünfte Hausbewohner

Hier vergeht kein Tag ohne neue Überraschungen. Jaja, einige Leserinnen oder Leser mögen denken „was die nur machen …“. Uns geht es nicht viel anders. Noch sind viele Kartons noch nicht ausgepackt, insbesondere mit den Bürokartons tue ich mich etwas schwer, denn da wartet jede Menge Aufräumarbeit auf mich und dabei gibt es doch viel dringendere Arbeit. Die Erwerbstätigkeit nimmt derzeit noch nicht viel Raum ein, so nutzen wir die Zeit für viele andere Dinge wie Gästebetreuung, Nachbarn kennen lernen, Bürokratie. Anfang der Woche war noch herrliches Spätsommerwetter, man kann noch wunderbar im See schwimmen, was ich ungefähr jeden zweiten Tag schaffe. Am Montagnachmittag schaffen wir endlich die versprochene Bootsfahrt. Wir bringen das Anglerboot zum Steg, montieren Dollen und Riemen und fahren nach Käselow und zur Insel. Weiter trauen wir uns noch nicht, uns fehlen noch zwei Schwimmwesten, doch auch die werden gleich bestellt.

Am Dienstag fahre ich nach Grevesmühlen mit dem Liegefahrrad. Das ist eigentlich ein optimales Fahrzeug für Überlandfahrten. Ich nehme einen Umweg über Gressow und kaufe noch unterwegs zwanzig Eier. Dort bekomme ich Brennholz angeboten, kann mich da aber nicht für den Straßenkauf entschließen. In Grevesmühlen wird das Auto auf das Kennzeichen WIS-TS 1 umgemeldet. WIS-TS sehen wir an einigen Fahrzeugen in der Nachbarschaft, wir sind also in guter Gesellschaft. Grevesmühlen ist ein nettes Städtchen mit viel Kopfsteinpflaster, welches sich auch im Tourismus versucht. Es gibt dort die bekannten Supermärkte, Autowerkstätten, einen Drogeriemarkt und vieles was ich noch nicht entdeckt habe. Die Überlandfahrten mit dem Liegerad sind bei etwa gleicher Entfernung wie von Lörrach ins Walzwerk doch vollkommen anders. Es gibt keine Ampeln und Bahnschranken, kaum Kreuzungen und andere Hindernisse zu überwinden. Der größte Teil der Strecke verläuft geradeaus und ich möchte bei 40 km/h eigentlich schneller fahren. Vermutlich wird der Stromverbrauch höher sein als auf der Hausstrecke zwischen Lörrach und Münchenstein. Das muss ich demnächst mal ausmessen. Gegenüber dem Auto habe ich hier natürlich keinen zeitlichen Vorteil. Immerhin habe ich Bewegung in frischer Luft, der Autoverkehr ist erträglich, selbst auf der Bundesstraße. Auf den Landstraßen begegne ich ganz selten Autos.

Am Mittwoch wieder etwas Support für Zephir. Außerdem beschäftigt uns unser Hausbewohner Nr. 5. Er bewohnt ein ganzes Stockwerk bzw. hat dieses wohl im Einverständnis mit dem Vorbesitzer in Beschlag genommen. Er ist nachtaktiv, macht sich vor allem morgens und abends durch Geräusche im Dach bzw. im Kinderzimmer hinter der Verkleidung bemerkbar. Das wäre vielleicht noch verkraftbar, jedoch wird der Dachboden dadurch quasi nicht nutzbar. Die Kacke liegt großzügig verteilt auf dem Dachboden und es ist ungewiss, was er durch seinen Spieltrieb mit dort abgestellten Gegenständen anstellen wird. Auch ist die Isoliertung an einigen Stellen bereits deutlich beschädigt. Wir hätten diesen lustigen Gesellen gerne los oder besser gesagt zumindest aus dem Haus. Die im Internet zu findende Information darüber wie ein solcher Bewohner loszuwerden ist, ist sehr vielfältig, aber auf der anderen Seite auch nicht so hilfreich. Es ist dort zu lesen „am besten ist es sich damit zu arrangieren“ bis „Rattengift“. Beides kommt für uns erstmal nicht in Frage. Dann gibt es Hinweise über „Kammerjäger“ (teuer) bis „Dach komplett sanieren“ (noch teurer). Die meisten Hinweise beziehen sich auf Tipps wie „vergrämen“ und „Hausmittel“. Das Dach ist zu kompliziert, um es mit erträglichem Aufwand marderdicht zu bekommen. Das Tier kommt schließlich durch kleinste Öffnungen oder macht sich selbst Löcher durch die es dann durch passt. Gomin erzählt, dass er selbst bei sich bereits auf dem Dachboden geschlafen hat um die Wege eines Marders zu erkunden. Wir hatten gehofft, dass unsere Geräusche ihn genug stören, sodass er sich ein anderes Revier sucht. Aber wir mussten feststellen, dass er sich wohl an uns gewöhnt hat. Nach zwei oder drei Tagen Marderruhe war er wieder da, er hatte sich an uns gewöhnt. Es mussten nun andere Mittel her. „Diesellappen aufhängen“ war auch so ein Tipp. Auch davon haben wir abgesehen.

Um auch noch etwas anderes zu machen, habe ich dann mal die Alarmanlage abmontiert. Ein Relikt aus vergangenen Tagen. Wenn mir jemand das Teil zeigen würde, so würde ich sagen, dass es aus den siebziger Jahren ist. Nein, das war vermutlich im Baujahr des Hauses ein topmodernes Gerät und hat vermutlich mit Installation so viel gekostet wie ein gut ausgestatteter Kleinwagen zum Neupreis. Wer eine Alarmanlage braucht, darf sich gerne melden, das Gerät kann hier kostenlos abgeholt werden.

Am Donnerstag vormittags noch schnell ein paar Fotos vom Haus und von der Umgebung machen. Schließlich brauche ich Fotos von jeder Jahreszeit. Für Sommerbilder ist es schon zu spät, aber vor dem Herbst möchte ich noch ein paar Motive einfangen. Danach geht es wieder mit dem Liegerad nach Dorf Mecklenburg (ca. 13 Kilometer). Dort hole ich die Kinderausweise, gebe die Kindergartenanmeldung ab und melde das Gewerbe an. Am Nachmittag fahren wir nach Lübeck zum schwedischen Möbelhaus mit den chinesischen Produkten, kaufen dort die Matratzen für die Kinderbetten, die wir im Anschluss bei zwei verschiedenen Adressen in Lübeck abholen. Das Sightseeing beschränkt sich darauf die kürzesten Verkehrswege zu finden. Lübeck ist ziemlich groß – für unsere Verhältnisse.

Nachdem unsere weiteren Anstrengungen den Marder loszuwerden nicht wirklich erfolgreich waren, ist der Freitag fast komplett ausgefüllt mit der Beschäftigung mit dem Tier. Wir versuchen Expertenrat einzuholen. Ein Dachdecker kommt sogar vorbei und sieht sich das Dilemma an. Wir hatten uns bereits dazu entschlossen die „Marderleitern“ an der Außenseite des Hauses zu entfernen. Der Dachdecker bestärkte uns in dem Vorhaben und meinte, so lange der Zugang von außen so einfach ist, muss man auch keine Löcher im Dach verstopfen. Der Marder ist ein schlaues, verspieltes und vorsichtiges Tier. So wird er in dem verwinkelten Kaltdach auch wieder ein neues Loch finden. Also gingen wir mit Motorsäge, Astschere und Leiter ans Werk sämtlichen Bewuchs zu beseitigen, der dem Marder als Kletterhilfe dienen könnte. Dabei zeigten sich dann weitere künftige Baustellen am Haus. Das Holz an der Fassade bedarf an einigen Stellen dringender Pflege oder muss ersetzt werden. Die Fenster müssen dringend renoviert werden.

Etwas ernüchternd war dann auch die Diagnose des Fachmanns was den Zustand des übrigen Daches angeht. Es sind dort flexible Dachabdichtungen von Braas aus Kunststoff verbaut, die sich im Laufe der Zeit auflösen. Das könnte in den nächsten Jahren dann so weit sein. Na prima! So ein gebrauchtes Haus ist ja für einige Überraschungen gut. Naja, wir wollten es ja so. Es wird sich dann spätestens in einigen Jahren die Frage stellen, ob das alte Dach geflickt wird oder das Dach komplett neu gemacht und neu gedämmt wird. Der Dachdecker nannte uns auch einen ungefähren Preis. Den nennen wir jetzt aber hier lieber nicht.

Am Freitagabend hörten wir wieder den Marder – vermutlich hat er seinen Schlafplatz verlassen. Am Samstagmorgen stand ich ab Beginn der Dämmerung am Fenster. Es ist zu früh für Erfolgsmeldungen, jedenfalls konnten wir ihn heute (Samstag) Abend nicht hören.

Dafür war heutevormittag bei Nieselwetter Büroarbeit (privat und Verwaltung) angesagt, nachmittags wurden Kinderbetten aufgebaut.

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Die Badewiese am See.

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Für Panoramafreunde

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