Archiv für den Tag: 29. Dezember 2024

Bauprojekt Nr. 12

Es müsste nach meiner Zählung ungefähr das Bauprojekt Nr. 12 aus der Serie „was man aus einem Eichenstamm alles machen kann“ sein. Eines steht noch unfertig in der Werkstatt. Wer mag, darf sich dafür bewerben. Naja – nein … das lassen wir mal weg.

Jedes dieser Bauprojekte ist irgendwie anders. Dieses hier hätte man sicher anders designen können, zum Beispiel alle Topfdeckel in 3D nachkonstruieren können und dann das Ding ganz exakt für jeden Topfdeckel optimiert seinen Platz konstruieren können. Ist kein Deutsch, ist mir aber egal. Ich habe das nicht gemacht. Ich habe mir das irgendwie ausgedacht, dann in Affinity Designer ungefähr eine Skizze gescribbelt und dann los gebaut und dann wurde es irgendwie. Mit 3D Konstruktion hätte man vermutlich auf den gleichen Platz noch einen Deckel mehr untergebracht. Aber schrieb ich es schon? Es ist mir egal. Also nicht ganz egal. Ich habe mich ja extra genau für diese Vorgehensweise entschieden.

Die Konstruktion ist nicht eisenfrei. Die Haltestöcke sind geschraubt. Das habe ich von meinem Schreinermeister gelernt. Als ich die Wiege gebaut habe, gab es eine ähnliche Situation. Da musste auch ein schräger Klotz irgendwo dran. Herr Spöri hatte echt was drauf und meinte ganz trocken, nachdem er mich kurz angeschaut hat … „ich würd’s schrauben – das machen wir auch so, wenn man es nicht sieht“. Natürlich weiß Herr Spöri wie Holzverbindungen gehen und ich weiß es im Grunde auch. Er weiß es aber noch viel besser als ich und er kann sie sehr viel besser ausführen. Und ja, es gibt die Fanatiker, die sagen: das ist kein Handwerk. Die gibt es und deswegen hat Herr Spöri auch vorher geschaut, ob ich so einer bin. Nein, bin ich nicht und deswegen ist es auch geschraubt. Die Vorteile liegen auf der Hand: es geht einfach viel schneller, hält genau so gut und man kann sofort weiter arbeiten.

Ich habe von Herrn Spöri wirklich viel gelernt. Er war sozusagen mein Meister. Die andere Sache, die ich von ihm gelernt habe war: „Passense auf Ihre Finger auf.“

Es ist gut solche Meister zu haben.

Anmerkung … der vorherige Beitrag musste leider raus. Die Zensurbehörde hat zugeschlagen. Schade eigentlich. Ich hatte mir solche Mühe gegeben.

Tag 224 – 90. Geburtstag

Heute wäre mein Vater 90 geworden. Zur Feier des Tages gehe ich in die Werkstatt und bastel … zunächst ein Rätsel 🙂 – und später wird vielleicht etwas brauchbares daraus. Mein Vater war auch viel in der Werkstatt. Seine Werkstatt war viiiiel größer als meine. Seine Tischkreissäge nutze ich heute noch, allerdings hat sie dieses Jahr ein neues scharfes Sägeblatt bekommen. Damit komme ich mühelos durch das Eichenholz durch. Mein Vater war sehr sparsam. Sehr. Ich kann mich entsinnen, dass bei ihm die Säge auch schon mal im rauchenden Holz stecken geblieben ist … Mit dem neuen scharfen Sägeblatt schneidet die Säge das Eichenholz durch wie Butter. Es sind noch ein paar Sachen anders in meiner Werkstatt. In meiner Werkstatt geht es drunter und drüber. Es gibt keine Elektronikecke. Und es gibt viele alte Werkzeuge nicht – Handhobel, Bohrer im 0,1 mm Abstand, Metallbearbeitung, Drehbank und vieles mehr. Dafür habe ich eine Abricht-Dickenhobelmaschine, eine rudimentäre Absaugung, eine gute Oberfräse, einen elektrischen Handhobel. Ich muss zwar viel mit dem Platz jonglieren und umbauen, aber im Grunde kann ich in der Miniwerkstatt doch einiges machen. Mein Vater … Er hätte sich für mich eine glückliche Familie gewünscht – die er selbst nicht wirklich hatte. Dieses Leid haben wir als Kinder nicht bewusst wahr genommen. Er hat uns später davon erzählt. Hm. Frauen … Vielleicht wäre er gerne nicht so viel in der Werkstatt gewesen? Vielleicht war das einfach sein Rückzugsraum. Er wäre heute 90 geworden und ich bin dankbar, dass er nicht mehr erleben muss, wie ich mich zurück ins Leben kämpfe. Kämpfe.

Ich war heute im Dorf Kalender verteilen. „Willst du rein kommen?“ … habe ich angenommen und war wieder mehr als eine Stunde bei … (wird nicht verraten). Mit keinem Wort wurde ich auf meine ungewöhnliche Familiensituation angesprochen. Das fand ich beeindruckend. Ich habe viel über das Leben von Menschen erfahren, mit denen ich schon mehr als zehn Jahre in einem Dorf wohne. Und war erstaunt, dass meine Ausbildung nicht den Furz einer Überraschung ausgelöst hat. Im Gegenteil. Das Thema hat wieder neue Gespräche ausgelöst. „Ich komm‘ dann zu dir …“ war so ein Satz.