Eine Stunde Wartemelodie …

Vodafone. Ok. Hier könnte ich schon aufhören zu schreiben. Aber die Story ist dann doch irgendwie festhaltenswert. Zumindest für mich. Ist ja mein Tagebuch. Ich schrieb ja letzte Woche, dass unser Glasfaseranschluss betriebsbereit ist. Fast. Da ahntet ihr sicher schon, dass das nicht der letzte Abschnitt der Geschichte war. Diese Woche kommt dann am Mittwoch eine Nachricht per E-Mail „Wichtige Infos zu Ihrer Vertragskündigung, Wolfgang Bund“ – das war der Betreff. Wohl wissend, dass Spamfilter eventuell darauf trainiert sein können, beim eigenen Namen im Betreff die Mail im Spam einzusortieren. Dummerweise lese ich die Mail auch noch. Gut versteckt, enhält die E-Mail den Text „Er endet am 25.07.2023.“ – Ich denke ich lese nicht richtig! Wirklich. Vermutlich habt ihr das schon vergessen, aber ich bin seit ein paar Jahren nur noch in der Grundversorgung – genau aus diesem Grunde. Ich habe also keinen Zweijahresvertrag. Darüber habe ich öfters mit Vodafone telefoniert und es wurde mir jedesmal bestätigt: keine Sorge, sie können dann sofort wechseln. Zuletzt war dies im Juli 2021 der Fall. Da ging die SIM Karte im Router kaputt – ein Schelm, wer sich etwas dabei denkt … – und Vodafone hat sofort eine neue geschickt. Ja, ihr ahnt es: mit einem neuen Vertrag. Die Typen sind sowas von perfide, da fällt einem einfach nichts mehr ein. Hab ich natürlich widersprochen. Und die Bestätigungsmail aufbewahrt. In der Mail steht lapidar „Sie haben recht: Wir haben einen Fehler gemacht.“. So. Der Vertrag wird aber im System nicht geändert. Warum auch? Kunde ist ja doof.

Es ist mir klar, dass die Mitarbeiter (selbstredend auch Mitarbeiterinnen) am Telefon nur Vasallen des Konzerns sind. Mittlerweile weiß ich sogar, dass nicht einmal dies zutrifft. Denn die Dienste sind alle outgesourct. Da es für mich keine Möglichkeit gibt den Verantwortlichen die Meinung zu geigen (das haben sie sehr geschickt gemacht!), mussten dann doch zwei Mitarbeiter dran glauben. Der erste meinte, ich wäre komplett an der falschen Stelle. Ich sagte, dass mir das egal wäre. Denn ich habe die Telefonnummer gewählt, die in der E-Mail stand. Er solle sich bitteschön gefälligst darum kümmern und das aber hurtig. Ich war wirklich stinkig. Echt. Ich weiß, es ist unfair. Aber mal eine ehrliche Frage: ist das die Zukunft? Konzerne, die mit ihren Kunden machen können was sie wollen und keiner ist zuständig oder verantwortlich? Es sind die schlimmsten Methoden, die sich jemand ausdenken kann. Stundenlange Wartemelodie, idiotische Telefonauswahlmenüs, in denen es das aktuelle Anliegen garantiert nicht zur Auswahl gibt und dann landet man irgendwo und derjenige stellt sich doof. Außer … man will einen Vertrag abschließen – das geht ganz einfach – egal unter welcher Telefonnummer, einen kleinen Moment, ich verbinde …

Also. Nochmal anrufen und irgendwas anderes sagen, um irgendwoanders zu landen. Auch diesem Mitarbeiter habe ich erzählt worum es geht. Er meinte dann, dass ich innerhalb eines Tages eine Nachricht bekommen würde. Habe ich natürlich nicht. Vermutlich könnte ich bis zum Juli 2456 warten … Also zwei Tage später wieder angerufen und nochmals ausführlich dargelegt worum es bei dieser Kundennummer gerade geht. Ich bin dann bei einem Mitarbeiter aus Mecklenburg gelandet. Er hat mir auch erzählt wo er geboren ist und wo er wohnt. Er hat zumindest verstanden, dass jetzt irgendwas geschehen müsste. Insgesamt habe ich an dem Freitag eine Stunde Wartemelodie gehört. Das ist Folter. An dieser Stelle schläft der Gesetzgeber komplett. Kaum jemand ist in der Lage diesen Stress organisatorisch, zeitlich und nervlich durchzustehen – das wissen die Marketingstrategen bei Vodafone (andere Anbieter sind da nicht anders!) sehr genau. Die meisten Leute werden sagen „ist halt so!“. Und genau damit rechnen die Schweine. Ja, der Ausdruck ist zwar kräftig, aber passt hier durchaus. Der Mitarbeiter erzählte mir dann eben auch, dass er nicht Angestellter der Firma Vodafone ist sondern Angestellter bei einem Callcenter, welches wiederum einen Vertrag mit der Firma Vodafone hat. Er erzählte mir, dass nun die Rufnummernübernahme durch Vodafone gekündigt werden muss und anschließend muss die WEMAG die Rufnummernübernahme neu beantragen, dann wird sie mit einem neuen Termin genehmigt. Der ganze Vorgang wird 4-6 Wochen dauern. Immerhin hat sich der Mitarbeiter für das Verhalten von Vodafone entschuldigt.

So. Das also der Bericht. Ist doch etwas länger geworden.

Und jetzt meine Frage an euch: ist das die Zukunft? Oder: wollt ihr in so einer Zukunft leben? Oder: Was sind die Alternativen? Eine Alternative wäre zum Konsumverweigerer zu werden und den ganzen Mist abzuschaffen. Kein Telefon mehr, kein Internet mehr. Einfach abschaffen. Denn die Anbieter geben oder nehmen sich ja nichts. Sie sind alle aus dem gleichen Holz geschnitzt, hacken sich gegenseitig kein Auge aus und arbeiten nach den gleichen Methoden. Man könnte zum Reichsbürger werden. Ehrlich. Letzte Woche wurde ich schon zum Anarchist gelabelt weil ich viele Dinge in der Gesellschaft nicht in Ordnung finde.

Ansonsten … morgen – Montag – wird unser AS Gespräch stattfinden. AS heißt glaube ich Arbeit und Sozialverhalten. Wir sind die ersten Eltern, die einen Termin bekommen. Wir sind offenbar der problematischste Fall in der Klasse. Ich sag’s euch ganz ehrlich: lustig ist das alles nicht! Ganz ehrlich nicht. Es ist eine echte Nervenchallenge die da abgefahren wird. Mit den Nerven unserer Kinder und mit unseren Nerven. Mittlerweile wissen wir von weiteren Eltern, die mit der Situation nicht so wirklich zufrieden sind. Und mindestens ein Musterkind aus der Klasse sagt, es gehe nicht gern in die Schule. Am Samstag hatten wir dann noch ein Treffen mit der Elternratsvorsitzenden. Ich werde berichten.

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