Wenn hier der Eindruck entsteht, dass es in meinem Leben nur Erfolge und Sonnenschein gibt, dann täuscht dieser Eindruck. Zu eurer Erheiterung gibt es hier ein paar Stilblüten aus dem Gruselkabinett …
Mit A. habe ich ein paar Nachrichten auf dem Datingportal ausgetauscht. Sie schreibt dann:
Du kannst mir gerne Mal deine Telefonnummer geben und wir telefonieren einfach Mal.
Dann bitte nur einmal telefonieren,kein WhatsApp
Die Sache mit „kein Whatsapp“ ist mir sehr sympathisch. Whatsapp ist die Kommunikationshölle – unabhängig von Meta und dem netten Herrn Z. Ich schreib ihr also meine Telefonnummer. Postwendend kommt zurück:
Nee…ich finde das sehr unhöflich und das spricht mich überhaupt nicht an.
Vor allem,bist du nicht Mal unter den Kriterien, die ich habe.
Ich habe dich zufällig angeschrieben,weil ich das Pseudonym ansprechend fand und Du auf meinem Profil warst.
Einfach nochmal hinterher telefonieren….sorry,dass ist definitiv nicht meins.
Viel Glück
U. schreibt eine Woche zuvor:
… Ich ruf morgen mal an. …
Wir hatten schon ein paarmal telefoniert und uns schon seit einiger Zeit geschrieben. Angerufen hat sie nicht. Auch nicht „sorry, ich habs vergessen …“. Gut, ich könnte anrufen oder eine lustige Nachricht schreiben. Aber mal Hand aufs Hirn: will ich das wirklich? Will ich wirklich Zeit und Kraft in eine Person investieren, die nicht einmal die einfache Kommunikation beherrscht? Einem anderen Menschen etwas versprechen und dann etwas anderes tun … Schwierig. Ich finde ja, dass eine gewisse Verbindlichkeit schon zur Grundausstattung gehört. Hat sie irgendjemand gezwungen zu schreiben „… ich ruf morgen mal an.“? Ich glaube nicht. Das ist einfach gedankenlos hingeschrieben. Im Hinterkopf war da schon „… vielleicht auch nicht …“. Warum schreibt sie dann nicht gleich „… ich ruf vielleicht morgen mal an. …“ Wäre zumindest ehrlich. Schade.
Ja, natürlich sehe ich auch: was muss mit diesen Menschen passiert sein, die einfach so denken „ich kann ja machen was ich will …“, die Versprechungen machen. Und ja, das ist tragisch und der Ausdruck des Verfalls der Gesellschaft.
Mit S., einem Tindermatch, war bereits Zeit und Ort für ein Treffen ausgemacht. Die Idee war lustig, wir wollten uns in einem Möbelhaus treffen. Ich hatte schon die Schuhe an. Da kam die Nachricht „ich hab‘ es mir anders überlegt.“
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin dankbar für jeden Kontakt, der sich in der frühen Phase als Flop entpuppt. Je später, desto mehr Schaden. Den späten Schaden habe ich ja schon. Und gestehe ehrlich: ich brauche so etwas nicht mehr. Also entweder richtig. Oder eben nicht. Das große Dilemma dabei ist, dass ich die Alleinleberei als sowas von sinnlos erachte – darüber kann ich nicht einfach so hinweg.
Dass die Aufgabe, die ich hier aufbekommen habe nicht einfach ist, das wusste ich von Anfang an. Ich habe nie geglaubt den 6er im Lotto zu ziehen. Ich habe keine fixen Vorstellungen wie „sie muss blonde Haare und dunkle Augen haben …“. Sowas gibt es oft. Ich lese oft etwas mit „starken Schultern“ und „er muss mich zum Lachen bringen …“. „Er muss Fußballfan sein …“ Wobei ich zugebe, dass ich auch aussortiere. Verschwörungstheoretikerinnen. Spirituell, esoterisch, abergläubisch und religiös. Das wird nichts mit mir. Sehr adipös und stark tätowiert passt auch nicht so zu mir. Extrem Karriere- und Konsumorientiert … ist jetzt auch nicht so meine Zukunft. Biovegan … könnte gehen, aber wohl doch eher schwierig. Also dies mal als einen Ruf an den Himmel. Normal ist schon außergewöhnlich genug. Heute habe ich tatsächlich überlegt mal aufzuräumen. Alle toten Kontakte zu löschen und sämtliche Profile zu löschen. Hm. Es ist wie im richtigen Leben … wie man’s nicht falsch macht ist es nicht richtig. Es ist aber ebenso ein Blick in den Abgrund der Gesellschaft. Ungefähr zwanzig Kontakte haben sich über diverse Kanäle schon ergeben. Es waren auch erfreuliche dabei – keine Frage. Die waren aber jeweils aussichtslos. Wegen zu großer Entfernung (Westdeutschland) oder aus anderen lebenstaktischen Erwägungen. Kann ich akzeptieren. Es ist aber auch einiges dabei, wo man kopfschüttelnd zurück bleibt und sagen muss: ja, so ist die Welt. Und nein, ich wundere mich über nichts mehr. Weder über eine blau-schwarze Deutschlandkarte nach der Deutschlandwahl, noch über den massiven Anstieg psychischer Auffälligkeiten und Erkrankungen, noch über das Auseinanderdriften der Welt. Eine Welt, in der die Mehrzahl der Individuen Selbstoptimierung als das höchste Ziel sieht, wird zwangsläufig zerbrechen. Ich versuch verzweifelt dagegen zu rudern. Manchmal bin ich müde. Eigentlich macht es keinen Sinn was ich mache. Nur: ich kann nicht anders.
Das nur so als kleinen Ausflug ins Gruselkabinett. Gerade kam ein sehr feiner Schokokuchen aus dem Backofen. Gleich die Crew von der Bushaltestelle abholen. Und dann gibt es noch warmen Schokokuchen. Ohne Dich1. Dein Platz bleibt frei.
Wenn ihr etwas Ermutigendes anhören wollt, hört diesen Podcast an … https://logbuch-netzpolitik.de/lnp516-man-darf-alles-auf-dem-dach-haben – ich muss ehrlich gestehen, ich hab noch selten so einen ermutigenden Podcast gehört. Ich muss aber auch gestehen, dass er mir gleichzeitig wenig Hoffnung macht. Denn selbst der Abgeordnete aus dem Innenausschuss ist so gut wie machtlos. Dass ein einzelner missgünstiger Polizist sich problemlos und ohne Konsequenzen zu fürchten über das Grundgesetz stellen kann, ist schon ernüchternd. Ein Trump könnte einen solchen Bus mühelos von der Straße holen. In DE sind wir nicht weit davon entfernt. Das zeigt schon die Tatsache, dass ein solcher Bus benötigt wird. Vielleicht auch dies: das letzte verzweifelte Aufbäumen gegen den Trend.
Bei dem schönen Wetter gibt es noch eine Fahrradwerkstatt. Der hintere Schaltzug war defekt und wird jetzt mal gewechselt. Jetzt habe ich wieder ein funktionierendes Fahrrad.
1) hier ist keine bestimmte Person gemeint – nur um Missverständnissen vorzubeugen.
Die andere Seite …
Die Crew hat im Musikunterricht gesagt bekommen, dass etwas vorgetragen werden muss. Es soll drei Minuten lang sein. Es kann ein Tanz sein, es kann gesungen werden oder instrumental vorgetragen werden. Die Aufregung ist groß. Wir erörtern die Problematik. Die Problematik des bloß Stellens. Die Problematik des „nicht gut genug“ Seins. Die Problematik der Beurteilung. Die Crew meint, es gäbe möglicherweise die Möglichkeit, dass auf Antrag nicht vor der Klasse vorgetragen werden muss. Und anschließend bin ich froh, dass ich keine Tipps geben muss. Die Handflöte steht zur Auswahl. Die Trompete wird ausgeschlossen. So wird hin und her diskutiert. Und jetzt? Das Haus ist schon voller Musik … das ist schon eine echte Freude – das kann ich euch sagen. Nein, es ist nicht alles „schön“ 😀. Das wusste schon Wilhelm Busch … „Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden.“, mit dem ich Humor und Initialen teile. Einen Teufel tue ich, auch nur einen Kommentar dazu zu machen. Jeder, aber wirklich jeder Kommentar hierzu wäre übergriffig. Egal was daraus wird, der Impuls ist hier angekommen. Danke! Auch ist die Crew in solchen Momenten wirklich Crew, das heißt, dass sie kooperiert. – Also Crew … wenn ihr das irgendwann mal lest … Danke … ihr seid die tollste Crew ever! Und ja, auch dies … schade liebe Kreismusikschule NWM, dass es euch nicht gelungen ist den Impuls der intrinsischen Motivation zu kultivieren. Das müsst ihr euch gefallen lassen.
Zur Belohnung einer anstrengenden Woche gab es heute zarte Putenschnitzel aus der Jungspfanne, gebratene Zucchinistreifen und frische Brötchen. Den Bananenquark wollte dann keiner mehr zum Nachtisch.