Busstreik tut gut

Im Moment – ich glaube ich schrieb es bereits – ist Busstreik. Auch am Samstag. Erstaunlich ist, dass die Crew für die Schule arbeitet. Ganz freiwillig. Ganz ohne Druck. Ohne Aufforderung. Ich muss nichts sagen. Der eine spielt Klavier, der andere pflegt seinen Latein Vokabeltrainer. Wisst ihr eigentlich wie glücklich mich das macht? Wisst ihr, dass das mein Forschungsprojekt ist? Wo andere Kinder und Elternhäuser unter Busstreik leiden, ist es für uns das Beste was uns passieren kann. Man nennt sowas ein Paradox. Es ist paradox. Es kann eigentlich nicht sein. Aber es tut gut.

Heute frühstücken wir. Es ist Samstag. Gechillt – wie immer. Die Crew hilft. Einer spielt dabei Klavier. Der andere macht Tee. Brötchen kommen kurz in den Backofen. Die Sonne scheint. Es ist zwar kalt draußen – aber wir haben es ja warm. Wir bereden ein paar Sachen. Ich hatte eine Idee: die Crew soll ihr Wäschemanagement zu 100% selber übernehmen. Es ist zwar nicht das, was ich mir wünsche. Aber es ist das, was gerade passt. Sie lernen Verantwortung für ihr eigenes Zeug zu übernehmen. Sie bekommen mehr Selbstvertrauen – sie lernen etwas. Sie dürfen sich auch selber organisieren, wer die Waschmaschine bedient, wer die Wäsche aufhängt usw. Das Projekt ist nicht zeitkritisch. Sie können das machen wenn sie Zeit haben. Und wenn mich dann jemand fragt, ob die Jungs auch im Haushalt helfen, habe ich einen Bänger auf Lager und kann sagen: sie machen eigenständig ihre Wäsche. Und noch etwas: es gibt bei so etwas wirklich keine Diskussionen. Also nicht „wir haben keine Lust …“ oder so. Ich weiß, dass es klappt. Paradox.

Es gibt Popcorn. „Ich habe gerade Lust Popcorn zu machen“ – das feinste Popcorn der Welt. Jeder bekommt eine Schüssel. Dann kommt noch der Nachbar zum Kaffee trinken. Ganz spontan. Und bleibt über eine Stunde – bis er zum Mittagessen gerufen wird. Und dann machen wir unsere Fluggeräte bereit … bleibt dran.

Wie schön das Leben sein kann …

Ich gebe zu: es ist eine Momentaufnahme. Ich kann euch nicht versprechen, wie es uns in einem Jahr geht oder in zwei Jahren oder drei oder wie es der Crew in zehn oder zwanzig Jahren geht. So ein Pech. Aber wer kann das schon? Meine Forschungsergebnisse sagen mir aber: glückliche Kindheit und Jugend ist der beste Garant für ein glückliches Leben. Und dann sage ich es halt auch mal so: wir machen es eben so glücklich wie es geht – auch unter suboptimalen Umständen. Es gelten keine Ausreden. Auch das gehört zur Prägung dazu.

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