Woche 12 – Eine Ferienwoche

Ferien. Habe ich da eben Ferien geschrieben? Ja. Irgendwie schon.

Am Samstag kommen neue Feriengäste. Aus Nauheim. Sie waren auch schonmal da. Also besondere Feriengäste.

So einen Kaffee durfte ich schon lange nicht mehr machen. Also: schön.

Weiterhin bestimmend: Affenbrotbäume und Grundbuchbereinigung. Die Steuerberaterin ruft mich an. Extra Termin für extra Person kostet extra. OK. Kein Problem. Ich sage ihr, dass ich das auf meine Kappe nehme. Es ist alles irr. Ich will vor allem, dass es irgendwie weiter geht. Alles andere ist mir egal.

Ich bin nicht ins Kino nach Wismar eingeladen. Das ist auch besser so. Etwas eigenartig ist es dennoch.

Gerade eben war ein Dude hier. Ich nenne ihn mal so. Erst war er vor dem Haus, hat das Haus fotografiert. Dann bin ich raus zu ihm. Dann erzählte er, dass er so viel unterwegs wäre und so viel gesehen hätte und sich ein Urteil erlauben könne. Und dann fragte er, warum hier so wenig los wäre und warum die Menschen hier so lethargisch wären. Und im Westen wäre das doch ganz anders. So sprach er. Ich sprach nicht viel. Ich hörte zu. Ob ich Mecklenburger wäre, wollte er wissen. Er käme aus Schwerin. Und dass er so betroffen wäre, dass hier so wenig los wäre und die Voraussetzungen ja da wären. Ich hätte ihm gerne etwas von Affenbrotbäumen erzählt. Er hätte es vermutlich nicht verstanden. Aber er wirkte sehr betroffen über das, was er so im Kontrast zwischen Osten und Westen erlebte. Ich sage es euch wie es ist: es ist nicht so schön in einem Wald voller Affenbrotbäume zu stehen, wo die Affenbrotbäume quer durch die Hirne wachsen. Es tut weh. Ich lese ja gerade das Buch von Jeffrey E. Young, was ich euch allen sehr empfehle. Es ist sozusagen eine spektroskopische Durchleuchtung von Affenbrotbaumgewucher. Es ist spannend wie ein Krimi und dabei informativ wie ein Sachbuch. Wer das Buch haben möchte, gebe mir gerne Bescheid, ich lasse euch das dann zukommen. Es ist aber noch so viel mehr als die spektroskopische Durchleuchtung. Es gibt euch auch direkt Werkzeuge an die Hand, wie ihr mit den eigenen Affenbrotbäumen umgehen könnt.

Die Arbeit läuft zäh an diesem Montag. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mich die Last der Affenbrotbäume geradezu erdrücken will. Dann helfe ich mir mit erlernten Tricks, Klavierspiel und anderen Krücken. Und dann gibt es aber doch wieder gute Nachrichten. Die Steuerberaterin schreibt, dass das Gespräch nur kurz war und sie dafür keine extra Gebühr erhebt. Dann frage ich mich aber wieder: das ganze Prozedere zieht sich jetzt seit etwa zwei Monaten. Es gibt keine neuen Fakten. Was ist der Sinn hinter der Blockade? – Nicht fragen Wolfgang! Nimm es einfach so hin. Es ist zwar schlimm. Aber nicht schlimmer. Es ist aushaltbar. Nimm es gelassen. Weitere Details erspare ich euch jetzt. Dennoch die erfreuliche Nachricht: am Mittwoch kann ich endlich dem Notar den Auftrag erteilen den Vertrag aufzusetzen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was da für ein Klotz von mir abgefallen ist.

Am Dienstag fahren wir zur Frau Dr. Bremer und abends werden vier Blech Flammkuchen gebacken.

Am Mittwoch wird auf vier Flammen gekocht. Sehr fein. Reis mit Zickzacki, Brokkoli, gebratenen Gemüserollen und Fleischröllchen. Abends läuft dann noch Alles steht Kopf im Kino. Mit Popcorn.

Am Donnerstag geht es mit dem Segelboot zur Hansesail nach Warnemünde. Wir segeln die Strecke in knapp sieben Stunden. Rekord. Vor Kühlungsborn gibt es Spaghetti. Was man auf dem Bild nicht sieht: sie sind etwas natriumarm und kalt. Was man aber auch nicht sieht: das tut dem Genuss überhaupt keinen Abbruch. Es ist einfach phantastisch bei rauschendem Wasser, in bewegender Fahrt, wunderbarem Panorama, guter Gesellschaft und einer leichten Schaukelbewegung Spaghetti zu essen. Es ist ein seltenes Privileg und macht glücklich.

Am Freitag gibt es aufgebackene Weckle vom Vortag zum Frühstück.

Und die FPV Drohne bekommt eine allerletzte Chance mit einer anderen Brille. Doch auch hier im wahrsten Sinne des Wortes Fehlanzeige. In Kürze könnt ihr eine FPV Drohne günstig kaufen, die noch nie geflogen ist. Schade eigentlich. So philosophieren wir, dass wir langsam aber sicher Weltmeister darin werden die verschiedensten Tiefschläge zu überwinden. Wir lassen uns davon aber nicht unterkriegen. Ganz sicher nicht.

Nachmittags klingelt es an der Tür. Die Nachbarin lädt uns zu Kaffee und Kuchen ein. Die Kinder wollen nicht. Also gehe ich allein. Warum schreibe ich das alles? Wenn ihr so ein bisschen zwischen den Zeilen lesen könnt, dann werdet ihr feststellen, wie viel Lebenskraft in unserem Alltag steckt, wie viel Bewegung, wie viel Mut und gute Laune. Auch wenn wir auf unsere Situation angesprochen werden und die Menschen so tun, als müssten sie uns Mitleid spenden – das prallt komplett an uns ab. Es ist fast das Gegenteil der Fall, dass ich oft den Eindruck habe, dass ich noch die Mitmenschen trösten muss. Der Kuchen war übrigens sehr fein. Der Kaffee auch und wir haben uns fast drei Stunden gut unterhalten. Ihr sollt auch wissen: wir wohnen jetzt fast zehn Jahre hier, es war dann aber die erste Einladung. Schicksal, Zufall oder Fügung? Sucht euch was raus.

Feriengäste reisen morgen ab. Und buchen gleich wieder fürs nächste Jahr. So macht man das. So machen sie das schon seit acht Jahren. Ich freue mich. Und es ist ein Grund, weshalb ich das Anwesen hier mag. Trotz aller Schwierigkeiten.

Am Samstag ist Belegungswechsel. Und ich muss mal wieder in die Werkstatt. Das Feriengastkind hat ein Crepesschieberle verloren. Also wird eins gemacht. Aus Eichenholz. Das könnte man zwar kaufen. Man kann so oder so machen. Man braucht zwei Rundstäbe in unterschiedlichen Durchmessern. Die muss man halt irgendwie raus schneiden aus dem Baumstamm. Und dann rund machen. Und glatt. Geht doch …

Beim Abendessen sind wir nur zu fünft. Ratet mal, was es gibt …

Dabei wurde auch das Crepesschieberle erfolgreich getestet.

Dann kam noch der Dude.

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