Für mich selbst unglaublich, wie viele überraschende Erlebnisse und Erfahrungen das neue Leben so mit sich bringt. Es sind nicht unbedingt die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich mir vor zehn Jahren so vorgestellt habe, als ich das Anwesen übernommen habe. Die ganze Geschichte ist eher nicht so von der Art, wie man sich das Leben gern vorstellt. Ich will dabei nicht in Alptraumszenarien verfallen. Ich sage dennoch: Freunde, wenn ihr eurem Leben einen neuen Kick geben wollt, dann seid bitte vorsichtig. So ein Kick kann dann auch leicht mal nach hinten los gehen. Wir schauen hier aber weiter nach vorne. Und das macht dann doch eher Mut und Freude.
Alleinerziehend zu sein ist und bleibt die bekloppteste Art des Lebens – zumindest nach meiner Erfahrung, Überzeugung und Weltanschauung. „Es braucht ein ganzes Dorf …“ sagte eine ehemalige Mitbewohnerin zu einem Journalisten, der uns in Lörrach besucht hat. Es gibt dann bei so einer Dorfzerstörung nur Verlierer. Den rein monetären Schaden für die Kinder beziffere ich jetzt mal auf mindestens 100.000 Euro. Das ist der rein monetäre Schaden. Der psychosoziale Schaden ist da noch nicht eingerechnet, denn dieser ist unbezifferbar. Auch diejenigen, die bei der Dorfzerstörung nach persönlichem Profit und Selbstverwirklichung streben, haben nur scheinbaren Nutzen. Es ist aber nicht der Tod und es ist auch kein Grund zur Verzweiflung. „Es ist schlimm, aber nicht schlimmer.“ – steht in einem meiner schlauen Bücher. Es ist einerseits ein gesellschaftlicher Trend. Der Trend der Verrücktheit geht tatsächlich nicht dahin, dass die Menschen aus vergangenen Fehlern lernen. Der Trend geht dahin, dass Fehlverhalten kultiviert wird und als ideale Lebensform gehypt und propagiert wird. Dem Händi sei Dank, gibt SM diesem Trend noch den Turbo. Man muss diesem Trend nicht folgen. Ausgeliefert ist man ihm dennoch. Das ist keine Verschwörungstheorie. Wer es nicht glaubt, folge einfach diesem Link.
Am Montag machen die Feriengäste aus der oberen Ferienwohnung einen Ausflug nach Wismar. Ich bringe dem Feriengast aus der unteren Ferienwohnung ein paar Stück Kuchen. Der Feriengast hat Geburtstag und es entspinnt sich ein sehr interessantes Gespräch. Interessante Feriengäste haben wir. Eine Journalistin und ein Lehrer.
Ich will euch ein Ereignis schildern, welches ich bemerkenswert finde. Bei uns wird die obere Toilette hauptsächlich von zwei fast 14jährigen Jungs benutzt. Sie ist sauber. Das schon mal vorneweg. Aber noch was anderes, was ich bemerkenswert finde. Es war dort eine neue Rolle mit Toilettenpapier, nicht angebraucht. Na und? Werdet ihr sagen. Na gut. Meistens findet man auf Toiletten eher leere Toilettenpapierrollen. Auch auf Toiletten, die maßgeblich von Erwachsenen benutzt werden. Es muss also bei uns jemand hingegangen sein und die leere gegen eine volle Rolle ausgetauscht haben, ohne dass er sie benutzt hat. Ich gebe zu, ganz so großartig ist das nicht. Aber immerhin sozial und vorausschauend. Eine Qualifikation, die ein ganzes Leben lang gebraucht wird. Ich habe mal in einer Firma gearbeitet, da hat sich der Chef ziemlich bitter beklagt, dass nur er die Toilettenpapierrollen austauschen muss.
Heute lief einer der zwei fast 14-jährigen mit einem Besen durchs Wohnzimmer. Nicht weil er das musste. Nicht weil jemand ihm das gesagt hätte. Gut, ich gebe zu: ich habe den Dreck absichtlich liegen lassen. Ich habe den Dreck schon zwei Tage beobachtet. Ich habe es quasi provoziert. Aber egal – es ist möglicherweise so, dass die Toleranzschwelle, ab der etwas als dreckig empfunden wird bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich ist. Muss jetzt die niedrigste Schwelle als Referenzschwelle gelten? Oder die höchste? Das spielt doch überhaupt keine Rolle. Wir müssen auch jenen Menschen, die eine höhere Toleranzschwelle haben die Möglichkeit geben proaktiv und freiwillig tätig zu werden und nur durch die freiwillige Tätigkeit ein Erfolgserlebnis zu verspüren. Nur so werden sie lernen mehr freiwillig zu tun. Nein, ich lobe den Jungen natürlich nicht dafür. Denn der Erfolg, dass es nun sauber ist, durch seine Aufmerksamkeit und seine Hand, das ist das, was das Hirn als Belohnung empfindet. Das verursacht ein Glücksgefühl. Das Lob dagegen nicht. Deswegen funktionieren zum Beispiel Schulnoten so schlecht als Lernmotivation. Aber das nur am Rande.
Ich habe heute Post bekommen. Nicht wirklich Post, sondern eine Nachricht über einen Messengerdienst. Ein entfernter aber doch guter Freund schrieb mir. Aus Berlin. Er hat lange Zeit seine RSS Feeds nicht angeschaut. Jetzt ist er über diese neuen Nachrichten gestolpert. Und fragt, was es mit den Affenbrotbäumen auf sich hat. Ich bin ehrlich gesagt berührt. Es hilft mir wirklich, dass da jemand im entfernten Berlin sitzt, meine Texte liest und Anteil nimmt. Nein, kein Mitleid zeigt. Sondern Anteil nimmt. Danke! Er schreibt z.B. „… Grundbucheinträge werden Geschichte sein und Segeln wird die Zukunft!“
Abends wieder fein essen. Unbekümmert können wir darüber sprechen, dass Mecklenburg-Vorpommern das adipöseste Bundesland ist … und solche Sachen halt.
Danach wieder Kubb spielen – die anderen Feriengäste spielen auch mit. Nice.
Apropos. Ich schaue in letzter Zeit so Coachvideos an. Vieles davon ist wirklich furchtbar. Ein paar Sachen sind interessant. Tamara sinniert beispielsweise darüber, was ein Mann für Vorteile hat, wenn eine Frau bei ihm lebt … – sie richtet das Zuhause schön ein, sie kocht was feines, sie ist empathisch, erziehen die Kinder, kaufen ein, sind gute Nestbauer … – ääääh – lest auch gerne die Kommentare …
Ein anderes Video gibt Männern Tipps, was sie alles falsch machen können. Eine Auswahl? Ständige Verfügbarkeit, auf alles eingehen, alle ihre Wünsche erfüllen, ihr nicht widersprechen, sich unterordnen, einfühlsam sein, … – es waren zehn Punkte. Alle treffen auf mich zu. Noch Fragen?
Mir wird immer klarer, dass ich unsere etwas bekloppte Lebenssituation maßgeblich selber verursacht habe. Gutgläubigkeit ist nicht nur eine Qualität. Sie schlägt auch leicht in Naivität um. Über Naivität kann man aber verzweifeln oder lachen. Ersteres hilft nicht, zweiteres hilft. Vielleicht lerne ich ja daraus.
Mittwochmorgen beim Frühschwimmen gewesen und einen Freund getroffen, der uns auch seit einigen Jahren kennt. Der erzählte, dass sich seine Eltern auch getrennt hätten, da war er 9 Jahre alt. Später haben sie wieder geheiratet. Was will ich euch damit erzählen? Die Lebenswege sind verschlungen. Und nur wenn wir Themen haben, kommen wir auch miteinander ins Gespräch. Eine Lebenskrise ist ein Thema. Und es tut gut, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, die nicht in Mitleid versinken. Nach dem Frühschwimmen haben wir dann noch gemütlich einen Kaffee miteinander getrunken. Und gequatscht. Was will ich euch damit sagen? Freunde, ich bin nicht einsam. Im Gegenteil. Ich habe mehr sozialen Austausch als zuvor. Auch wegen der Krise. Auch durch die Krise. Die Krise als Chance.
Ich rufe beim Notar an, um zu hören, ob mein Auftrag angekommen ist den Vertrag aufzusetzen. Die Nachricht ist angekommen. Gut so.
Donnerstagmorgen gönne ich mir einmal mehr Frühschwimmen.
Männer putzen anders. Männer haben überhaupt etwas andere Aufgaben im Leben. Aktuell muss ich fünf verschiedene Datingapps bedienen, die Kommunikation mit mehreren Frauen auf unterschiedlichen Kanälen pflegen, Feriengäste betreuen, Buchungsanfragen bearbeiten, die Küche bespielen, idealerweise etwas Klavier spielen (gut fürs Hirn), diverse Kunden zufriedenstellen und einiges mehr. Whatsapp scheint der neueste geile Chize für Datingkommunikation zu sein. Also muss ich auch noch meinen Whatsappstatus bespielen. Zum Glück raten Datingexperten davon ab SM (Sadomaso oder Social Media) zu nutzen. SM wird von Frauen dominiert.
Frauen haben es da deutlich leichter. Sie können sich im realen Leben oder aus einer Datingapp den coolsten Typen rausfischen, können diesem Mann dann sagen, was er als nächstes zu tun hat (ohne Bitte!) und können sich einfach verwöhnen lassen. Wenn sie ihn dann so weit verbogen haben, dass er ihnen nicht mehr gefällt, kommt einfach der nächste. So zumindest die Klischees. Nein, ich will nicht alleine bleiben. Das ist insbesondere in Mecklenburg auf dem Land als Alleinerziehender eine echte Herausforderung. Mecklenburg hat eh einen Männerüberschuss von ca. 10% und es ist auch nicht die Elite der Frauen, die hier bleibt (dazu mehr am Freitag). Mecklenburg hat eine hohe Adipositätsrate, eine hohe Tatoorate und insgesamt eine hohe Frustrationsrate (z.B. sichtbar an Wahlergebnissen). Das macht die Sache noch spannender. Aber auch zeitaufwändiger. Schaun wir mal. Bleibt dran, ich werde berichten. Vielleicht nicht live, aber doch zwischen den Zeilen.
Und nein, ich will nicht zurück zu alten Zuständen. Das war nicht weniger aufwändig. Vor allem war es belastender. Die reine Hausarbeit (Waschmaschine befüllen und wieder entleeren, putzen, einkaufen, kochen, Kindertransport, Kinderbetreuung) ist gefühlt auch nicht mehr geworden. Da lässt sich einiges optimieren. Zum Beispiel größere Portionen kochen und einfrieren, Abläufe optimieren oder einfach auch mal was liegen lassen. Männerwirtschaft halt. Es stört aber auch niemanden. Besuch kommt immer noch gern. Die Kinder, die bald per Definition Jugendliche sind helfen mit. Und Kraft lässt sich auch aus suboptimalen Lebenssituationen schöpfen.
Freitag … Feriengäste reisen ab. Davor noch gemeinsames Frühstück. Dann was arbeiten – muss ja auch mal sein. Später kommen dann verschiedene Besuche. Ein Hamburger Arzt mit Frau und Kind. Sie trinken einen Kaffee und essen Kuchen. Später noch spontan und überraschend jemand, der in der Schweiz arbeitet und in Grevesmühlen aufgewachsen ist und dort sein Elternhaus hat. Es entspinnt sich ein interessantes und spannendes Gespräch. Über Mecklenburg, über Mentalitäten. So erfahre ich, dass die Seite von Rehab Basel mit Luya gemacht ist. Es gibt doch immer wieder lustige Zufälle. Man glaubt schon gar nicht mehr daran, dass es Zufälle sind. ok … es sind gemachte Zufälle. Später telefoniere ich noch mit einer Ärztin aus Wismar. … Also Leute … ich muss euch hier mal was erzählen. Einiges hat hier lediglich Notizcharakter. Ich kann vieles nicht in Ausführlichkeit aufschreiben, denn natürlich hat G00gle seine Augen überall. Ich will aber dennoch Notizen machen – auch für mich selbst. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass ihr nicht alles versteht. Das ist ok so. Teilweise ist es eine Art Geheimschrift für mich. Wenn ich es in ein paar Jahren wieder lese, dann werden die Erinnerungsbilder der Ereignisse wieder in mir geweckt. Vielleicht erzähle ich euch dann die ganze Geschichte. Vielleicht auch nicht.
Wir essen dann mal wieder zu dritt zu Abend. Das ist dann auch mal wieder schön nach dem ganzen Trubel der letzten Tage.
Samstag verabschieden sich wieder Feriengäste. Es geht irgendwie alles ziemlich schnell. Gerne hätte ich sie noch länger hier gehabt, gerne wären sie noch länger geblieben.
Die Drohne bekommt eine zweite Chance. Der Reparaturbetrieb hat sich besonnen und will nochmal einen erfolgreichen Reparaturversuch starten. Also packe ich das gute Stück nochmal ein. Kurioserweise kommt aber heute keine Post.
Am Abend machen wir auf Wunsch einer jungen Dame Pizza Hawaii und noch drei andere Sorten. Alle vier Pizzen sind wieder sehr fein und werden von den Gästen hoch gelobt. Ich bin der Ansicht, dass wenn man in einer schwierigen Lebenssituation steckt, dass dann zumindest das Essen gut sein muss.
So dreht sich nun die Welt wieder einmal weiter.
Auf dem vierten Bild seht ihr Melonensalat. Es ist interessant, was mir Feriengäste für neue Rezeptideen beibringen. Ich habe euch aber auch eine Rezeptidee – die dürft ihr gerne nachmachen. Zucchini auf dem Grill haben meist etwas ödes. Ich habs jetzt mal so versucht … Zucchini salzen. Zucchini grillen. Dann die gegrillten Zucchini in Olivenöl wenden.