Ein paar Bilder aus unserem neuen Leben

Wir sind, die meisten Freunde wissen es ja bereits, seit dem 18. Mai nur noch zu dritt.

Es hat sich seit längerem angedeutet. Wir Jungs haben alles versucht, den Bruch zu verhindern. Aber er war nicht mehr zu verhindern. Um in einem Fußballbild zu sprechen: der Ball lief einfach schneller ins Aus, als ein Fußballspieler hinterher rennen kann.

Die stille Reserviertheit ist ausgezogen. Geblieben ist ein empathischer, wohlwollender und lebendiger Umgang miteinander. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig, versuchen, uns gegenseitig zu verstehen in unseren Bedürfnissen und Wünschen. Das ist – in dem ganzen Irrsinn des äußeren Lebens – eine wohltuende Insel.

Nun ist es so und es ist gut so. Wie man auch an den Bildern sieht: wir machen das Beste daraus. Wir lassen es uns gut gehen. Wir rülpsen am Tisch, lassen den Klodeckel offen stehen weil es uns egal ist, wenn Staub in die Toilette fällt und legen die Füße auf den Tisch. Wir essen was uns glücklich macht und machen einen Fußballabend.

Nein. Es ist nicht das ideale Leben. Es ist genau das Leben, das ich nie führen wollte. Nach meiner Vorstellung erleben heranwachsende Menschen in jedem Alter mehrere andere nahestehende Bezugspersonen, die sich ihnen gegenüber und untereinander wohlwollend und empathisch verhalten. Alle interagieren und kommunizieren gleichwertig miteinander. Auch erwachsene Menschen erfahren ihren Lebenssinn am besten, wenn sie miteinander kommunizieren und interagieren. Indem sie ganz praktische gelebte Vorbilder für die Kinder sind. Indem sie sich wohlwollend und empathisch sich selbst gegen über und anderen Menschen verhalten. Das hat hier die letzten zehn Jahre schon nicht wirklich gut funktioniert. Insofern war es konsequent, diesen Zustand zu beenden. Ich kann hier nur dankbar sein für diese Entwicklung.

Aber so ist die Wirklichkeit. Sie stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen.

Die Wirklichkeit bietet mir immer wieder positive Überraschungen. Ich hatte mit mehr als drei Hand voll Menschen intensive Gespräche über die Veränderung in unserem Leben. Die meisten Gespräche gingen über mehr als eine Stunde. Ich erfahre dabei wirklich überraschend viel Verständnis und Unterstützung. Wenn man über den ersten Moment der Bestürtzung hinaus kommt, erzählen einem die Menschen bewegende Geschichten aus dem eigenen Leben. Sie erzählen von den eigenen Beobachtungen und Eindrücken der Situation hier. Und sie bieten aktive Hilfe und Unterstützung an. Ich kann hier, weil es ja in aller Öffentlichkeit steht, leider keine konkreten Sachen erzählen. Diese notiere ich weiter in meinem Tagebuch.

Aktuell bin ich damit beschäftigt, das Grundbuch zu bereinigen. Wie sagte schon der Notar in Neustadt vor 10,5 Jahren? „Klären Sie ihre Verhältnisse!“ – Er wusste, wovon er sprach. Noch ist offen, wie viel mich das Vertrauen kosten wird. Aber um es hier nochmal deutlich zu sagen: ich werde auch künftig anderen Menschen vertrauen. Es hätte ja auch gut gehen können. Oder eine andere Sicht: ich wollte 100% Vertrauen haben. Ich habe mir diese Gedanken also selber gemacht. Es ist ein gutes Beispiel, wie kognitives Verhalten im Positiven funktioniert. Und natürlich wusste ich, dass es auch schief gehen kann. Und es wird mich nicht umbringen, dass es schief gegangen ist. Ich schaue zuversichtlich nach vorne. Das machen die Jungs auch.

Wie sagt es Eva-Maria Zurhorst? „Liebe Dich selbst und freue dich auf die nächste Krise“. Und Krisen sucht man sich bekanntermaßen ja nicht aus. Und Hand auf’s Hirn: so schlecht ist das neue Leben jetzt auch wieder nicht.

Die letzten drei Bilder sind übrigens eine Tellerchallenge. Ihr dürft voten, welcher Teller der teuerste ist.

Weiter sind auf den Bildern zu sehen: der neue Draußentisch für die Feriengäste, Samsons Currysauce (sehr lecker!), Kartoffelchips selbst gemacht, Wiese mit Herrn Ramischs Sense gemäht, Erdbeeren aus Naschendorf (teuer und gut), Erdbeerquark, Leiterwagen, Gästetoilette gereinigt, Kirschen, Kirschkuchen – ach, schaut einfach selber. 😀

Ich befasse mich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren intensiv mit verschiedenen psychologischen Phänomenen von Menschen. Sowohl im echten Leben, also in den eigenen Erlebnissen mit mir und anderen Menschen. Als auch theoretisch und therapeutisch. Ich befasse mich damit, wie Traumata wirken. Ich bin erstaunt über die Parallelen von individuellem Verhalten zum Verhalten ganzer Völker. Diese Parallelen werden von Beobachtungen und Berichten von Experten immer wieder unterstützt und ergänzt. Mir ist dabei sehr wichtig zu erwähnen, dass ich mich dabei weder von spirituellen, religiösen noch esoterischen Ideen leiten lasse. Es geht mir um die ganz einfach empirisch erfahrbaren Zusammenhänge und Erklärungen.

Und sonst? Im Heimkino haben wir gerade Kästner-Woche. Zuletzt lief Der kleine Dienstag und Das fliegende Klassenzimmer. Warum Erich Kästner? Erich Kästner hat es mir einfach angetan. Mit Erich Kästner können wir sehen und erleben, wie sich ein Mensch entwickelt, mit einer empathischen Mutter aufwächst. Er war unbestechlich. Er hat sich das Leben auch nicht leicht gemacht. Er hat eine ethische Botschaft. Reicht das? Nein! Er hatte auch Humor. Er mochte Kinder sehr gern. In schwierigen Zeiten hat er immer wieder darauf hingewiesen, dass wir zum Scheitern verurteilt sind, wenn uns die Vernunft verlässt. Und nein, die Vernunft hat uns nicht verlassen 😉

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