Sieben Jahre Tressow

Es treffen ein: die Wahlbenachrichtigungen. Wir dürfen Wählen. Wahl findet statt am 26. September. Wir freuen uns schon sehr darauf. Nicht so sehr bin ich erfreut darüber, dass alles, was auf dem Wahlzettel steht, eigentlich unwählbar ist. Ich hatte mir überlegt, dann doch SPD zu wählen. CDU geht ja nicht (gar nicht!). Grünpartei auch nicht (überhaupt nicht!). Doch dann lag dieser unsägliche Wahlprospekt im Briefkasten. „MANU“ – haben sich die Wahlstrategen ausgedacht. Vollkommen unterirdisch! Ich erlaube mir einen öffentlichen Brief an Manu …

Liebe Manu!

ich hatte mir wirklich überlegt SPD zu wählen. Warum auch nicht. Die schlimmste Partei ist es ja nicht, obwohl mich vieles an dem Programm nicht überzeugt. „Sozialdemokratisch“ steht da auf den Fahnen. Eigentlich eine gute Idee. Die Partei hat aber in der Vergangenheit gezeigt, dass sie der Wirtschaft näher steht als den Menschen (Hartz IV ist immer noch nicht abgeschafft oder reformiert!). Und jetzt … „MANU“ … Wie schwachsinnig ist das denn? Ich wähle doch nicht eine Partei, weil sie ein hübsch gephotoshoptes Bild der Kandidatin auf Papier drucken kann mit markigen Sprüchen dazu! Da steht etwas, dass Du Dich mutig für MV eingesetzt hast in der Pandemie. Es war aber feige und nicht mutig die Urlauber in diesem Frühsommer auszusperren. Eingesetzt hast Du Dich auch nicht für uns. Auf den Einnahmenausfällen hast Du uns sitzen lassen. Mutig? Eingesetzt? Wirklich nicht! Und so geht es gerade weiter. Was interessiert mich ein Roland Kaiser? Mag sein, dass ihr gut befreundet seid. Aber was hat das mit Politik zu tun? „Das Volk will keine Blender“ habe ich kürzlich gelesen. Da sehe ich mich dann schon als Volk. Dabei ist mir schon klar, dass heute Wählerstimmen vor allem durch markige Bilder, Sprüche und eine hohe Pressepräsenz gewonnen werden. Je mehr, desto besser. Ich hoffe mit meinem Verhalten aber doch, dass es mehr Menschen gibt, die doch lieber eine nachvollziehbare und überlegte Wahlentscheidung treffen und sich eben nicht durch „MANU“-Postwurfsendungen blenden lassen. Denn: ganz so toll steht MV dann doch wieder nicht da. Es klemmt, wo es klemmen kann. Der Zustand der Werften? Ein Desaster – und zwar nicht erst seit Corona. Das Desaster war geplant. Zustand der Wirtschaft? Welche Wirtschaft? Wo bleiben Programme, die es für Unternehmer interessant machen zu investieren, z.B. in neue Arbeitsplätze? Gesundheitsversorgung der Bevölkerung? Schlimm! Ärztemangel, Ärztemangel, Ärztemangel. Wer krank ist, darf sich glücklich schätzen nicht noch kränker gemacht zu werden. Der Zustand der Schulen? Lehrermangel! Auch dies: geplant. Und sogar mit Ankündigung. Die Lehrerverbände weisen seit Jahren darauf hin, dass in MV mehr Lehrer gebraucht werden. Das, liebe Manu, wäre eine echte Chance für MV: die Bildungslandschaft zu verbessern. Schulämter abzuschaffen und den Schulen mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Das würde Lehrerstellen in MV attraktiv machen. Das Bildungssystem hat einen enormen Einfluss auf die kommende Generation, es wäre eine echte Wette auf die Zukunft.

Es gäbe so vieles, was angepackt werden könnte durch eine Landesregierung. Schnelles Internet auf dem Land? Eine hohle Ankündigung! Wir warten seit zwei Jahren vergebens darauf. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Leider ist vieles, was von dieser Landesregierung beschlossen wird vor allem eines: gut gemeint. Das Gegenteil von gut. Immerhin … ich will weder Dir noch Deinen Wahlstrategen schlechte Absichten unterstellen. Ich schaue aber dann doch lieber weiter, ob ich nicht doch eine passendere Stelle auf dem Wahlzettel finde um ein Kreuz zu machen.

Vermutlich – so sagen es jedenfalls die Umfragen – wirst Du die Wahl gewinnen. Mit meiner Stimme oder ohne meine Stimme – darauf kommt es ja nicht an.

In diesem  Sinne … alles Gute und lieber Gruß aus Tressow,
Wolfgang

Und sonst? Dieser Tage sind wir sieben Jahre in Tressow.

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Hier: Blick auf den Tressower See am Morgen des 30. August.

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Auf alten Bildern sehen wir noch jünger aus.

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Fast einen Monat später: Einweihungsfest.

Es folgte: Dachdämmung mit Mardervergrämung.

2015: Heringsessen, Murmelbahnfest, Los-gehts-Treffen, neue Heizung mit Frank und Robert, Gartentisch, erster 12-Motive-Kalender, erster selbst gehackter Brennholzhaufen.

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31.8.2016: SOKO Wismar.

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usw.

2020: Corona tritt auf.

Heute: Regenwetter.

Die Inszidenzzahlen steigen weiter an. Besonders unter den 10 bis 16jährigen. Ämmm … kein Tag ohne Neuigkeiten. Aber man muss sich schon fragen: wie werden die Ereignisse in zehn Jahren im Rückblick gesehen? Es ist schon kurios. Die Testrate bei den 10 bis 16jährigen dürfte beinahe bei 100% liegen. Es ist da natürlich schon erstaunlich, dass da auch viele Infektionen gefunden werden. Schwere Krankheitsverläufe – so lässt uns zumindest die Presse wissen, betreffen maßgeblich ungeimpfte Persönlichkeiten. Und: ab Mittwoch bin ich offiziell doppelt geimpft. Und: es ist quasi der frühestmögliche Zeitpunkt, an dem ich offiziell doppelt geimpft sein konnte. Es war vorher gar nicht so einfach, einen Impftermin zu ergattern. Wenn man nicht gerade in einer Behörde angestellt war, über 80 war, eine Vorerkrankung nachweisen konnte oder sonstige Tricks angewandt hat. Leider habe ich vor einem Jahr keine Biontech Aktien gekauft. Die wären heute das dreifache wert.

 

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