Jonathan backt den absolut feinsten Streuselkuchen von Tressow und ganz sicher von der ganzen Welt. Ich konnte nur ein Foto machen bevor er im Backofen verschwand. Als er aus dem Backofen kam, war er so schnell aufgegessen, dass ich kein Foto mehr machen konnte.
Frau Schwesig beschließt, dass Feriengäste ab Mitte Juni (ihr lest richtig!) nach Mecklenburg kommen dürfen. Die Inzidenzzahlen fallen kontinuierlich. Bayern und Schleswig Holstein sind geöffnet. Tourismus, so hat sich im letzten Sommer und an Ostern auf Mallorca gezeigt, ist kein Pandemietreiber. Insofern ist die Entscheidung für viele Menschen nicht so wirklich nachvollziehbar. Ich buche Feriengäste um, nehme eine Stornierung entgegen und erkundige mich mal bei einem Rechtsanwalt, ob an der Entscheidung vielleicht noch etwas zu drehen ist. Ich kürze das mal ab, die lange Antwort ist etwas zu ausführlich: nein, es ist nicht sinnvoll etwas dagegen zu unternehmen. Dennoch bekundet der Rechtsanwalt seine Sympathie dafür solche Entscheidungen nicht nur in Frage zu stellen sondern wenn es eine Möglichkeit gibt vernünftig zu handeln, dies auch zu tun. Ich schreibe eine Rechnung an die Frau Schwesig. Schließlich hat sie unseren Einnahmenausfall zu verantworten – weshalb soll sie dann nicht dafür bezahlen?
Auch an der Tischbaustelle geht es weiter. Es müssen ja nur noch Zapfenlöcher und Zapfen gemacht werden … Ich überlege mir ob eine Fräse eine gute Anschaffung wäre. Ungefähr 400 Euro würde so ein Ding kosten. Damit könnte ich … – Nein, lassen wir das. Ein bisschen Handarbeit kann ja auch nicht schaden, auch wenn Zapfenlöcher in Eichenbalken nicht der reine Spaß sind.
Ich erfinde eine Bohrschablone. Das Problem beim Bohren von Löchern nebeneinander ist ja immer, dass der Bohrer verläuft. Insbesondere bei Metallbohrern. Ich besitze keine Holzbohrer. Mit so einer Schablone kann man das Verlaufen des Bohrers zuverlässig verhindern. Außerdem muss man keine Löcher anzeichnen. Die Schablone mache ich mit einer Schablone. Genau. Ich bohre in so ein Parketthölzchen erstmal genau ein Loch. Dann spanne ich das Parketthölzchen auf ein zweites Parketthölzchen, bohre ein Loch, verschiebe das obere Hölzchen, bohre wieder ein Loch … usw. bis vier Löcher gebohrt sind. Das gibt die nächste Bohrschablone. Schließlich habe ich eine Bohrschablone mit zwölf Löchern. Wenn ich die dreimal verschiebe, …
… sieht das gebohrte Ergebnis schonmal so aus:
Mit einem Klötzchen zeichne ich das Zapfenloch an.
Uppps – schon fertig. Naja. Ich habe keine Gopro Kamera. Sonst könnte ich so ein hübsches Influencer YT Video drehen und wenn ich lang genug labern würde, könnte ich Werbung einblenden und Geld verdienen. Deswegen erinnern viele YT Videos leider auch an Privatfernsehen. Man kann da großzügig vorspulen ohne dass man was verpasst.
Ich brauche für so ein Loch etwa eine halbe Stunde.
Hier habe ich gerade zwei Füße auf Länge geschnitten. Immer wieder Zwingenkunst.
An dem Zapfen habe ich wohl etwas zu großzügig abgeschnitten. Macht nichts, wird eben wieder was dran geleimt. Apropos … die Zapfen säge ich maßgeblich auf der Kreissäge. Da alle Teile geringfügig andere Maße haben, muss ich jeden Zapfen einzeln anpassen. Das entfällt natürlich, wenn man die Teile mit Dicktenhobel auf identische Maße bringen kann und mit Fräsanschlägen exakte Löcher und Zapfen machen kann.
Aber egal. Irgendwann liegen dann doch alle Teile auf einem Haufen. So könnten sie beispielsweise zu tausenden aus einem Chinacontainer kommen.
Und können zusammengesteckt werden.
Foto bei offener Tür. Und hier ein Tipp: berücksichtigt bei einer Planung eines Werkstückes die Größe eurer Werkstatt…
Hier werden schonmal die Schmalseiten des Gestells verleimt. Wenn ich Stück für Stück verleime, habe ich weniger Aufregung und das Ergebnis wird vielleicht etwas genauer.
Ein Blick zurück: die Platte hat sich doch recht deutlich verzogen. Eine neue Challenge wartet auf mich. Zwar nicht ganz unerwartet. Holz kann sich verziehen. Mein Holz kommt nicht aus einem Holzlabor sondern aus dem Wald. Ist nicht mit Öl getrocknet und lag vielleicht auch etwas zu kurz draußen.
Ich mache trotzdem mal mit dem Gestell weiter. Das obere Bild ist ein Rätsel. Was passiert als nächstes? Wozu dienen die Schraubzwingen und das zusätzliche Kantholz? Meine längsten Zwingen sind ein Meter lang, das Gestell hat aber eins zwanzig.
Hier die Auflösung: Ich hab das Gestell mit dem Spanngurt zusammen gezogen. Damit der mir nicht immer nach unten abhaut, habe ich ihn durch die vier Schraubzwingen durchgezogen. Das Kantholz soll den Druck gleichmäßig verteilen.
Hier das verleimte Gestell. Berücksichtigt bei der Planung eures nächsten Bauprojektes die Größe eurer Werkstatt. Hier habe ich bei geschlossener Tür fotografiert, deswegen auch die Perspektive mehr von oben.
Auch segeln lenkt vom Alltagswahn ab. Und zwar sehr gut. Segeln, das ist meditativ, das ist Natur, Bewegung, frische Luft. Wir segeln bei grauem Wetter von Hohenwieschendorf nach Timmendorf und zurück. Ich lerne viel über die Geschichte der Marina Hohenwieschendorf, über den dortigen Segelverein und komme einfach mal wieder raus. Den Kaffee beim Italiener in der Marina kann ich sehr empfehlen. Beim Friseur meines Vertrauens erkundige ich mich, wie ich zu einem Termin komme. Ich muss vor Ort einen Schnelltest machen. Den Test muss ich mitbringen. Hm. Ok.
Nächstes Kapitel … – die krumme Tischplatte.
Hier mal ein Versuch: kann die Tischplatte eventuell gerade gezogen werden?
Das Ergebnis ist … naja. Also nicht umsonst arbeitet der richtige Schreiner etwas anders, hobelt aus richtig trockenem Holz gerade Leisten raus, verleimt die dann und achtet dann darauf, dass sich das verleimte Teil nicht wieder verzieht.
Ich überlege mir, dass ich ganz einfach innen ins Gestell Leisten rein leime und die Platte dann mit vielen Schrauben festschraube. Aber es kommt anders.
Hier habe ich die Leisten vorbereitet. Mit einer Bohrschablone (nein, ich habe kein YT Video angeschaut) bohre ich im Zehnzentimeterabstand Löcher. Die zwei Löcher in der Schablone haben einen Abstand von zehn Zentimeter. In einem Loch steckt eine Schraube drin. So bohre ich von einem Loch zum nächsten. Geht super. Ohne messen. Ohne Sorge, dass der Bohrer verläuft.
Die Leisten werden dann in das Gestell geleimt.
Nachts überlege ich mir, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Oder ob es vielleicht eine bessere gibt. Wenn ich unter die Platte Querhölzer leime, dann sollte die Platte ja auch grade gerichtet sein. Ohne Schrauben. Das ist dann die Sonntagsarbeit. Leisten schneiden und hobeln. Es ist schon nicht schlecht genug Holz zu haben. Im Garten liegen noch genug Dielen. Ich muss zumindest nicht sparen. Hier seht ihr die Leimung. Ich hab nur 120 mm Zwingen – deswegen die Trickleiste über den zu verleimenden Leisten.
Pause – Leimtrocknung.
Wir wollen die Trocknungspause für etwas Fülltext nutzen. Schraubzwingen – sind so eine Sache. Man hat immer zu wenig. Und sie sind entweder zu groß oder zu klein. Anders ausgedrückt: man kann nie genug haben. Wobei … die Dinger sind ziemlich teuer, zumal wenn man gute nimmt. Daher – ein kurzer Erfahrungsbericht über Schraubzwingen. Ich habe zehn kleine Billigzwingen (die blauen). Ich habe sechs Baumarktzwingen, eine davon kaputt. Und ich habe sechs Bessey Zwingen, die Standardausführung. Der Qualitätsunterschied von den Billigteilen zu Made in Germany ist enorm! Also: wenn ihr Zwingen kauft, achtet auf Qualität. Wenn ihr aber wirklich mal für ein Bauprojekt viele Zwingen braucht, dann gehen auch mal Billigzwingen. Ich ärgere mich zwar hin und wieder über die Billigdinger. Sie laufen schlecht, haben nicht den Grip und die Präzission wie Bessey und gehen kaputt. Die Plastikkappen fallen immer wieder ab, was lästig ist. Eine weitere der Baumarktzwingen rutscht immer mal wieder aus der verpressten Verbindung. Die kleinen blauen Teile klemmen gerne und laufen schlecht. Wenn ihr also wirklich nur vier Zwingen braucht: kauft Bessey (oder was besseres). Bei der Größe gilt ähnliches. Kauft die Zwingen lieber etwas größer als ihr sie für das aktuelle Projekt braucht. Ich weiß, sie sind teurer. Aber ihr könnt auch mehr damit anfangen.
Pause ist zu Ende. Endspurt … mit Überraschung. Ohne Bilder.
Um 15 Uhr war es dann so weit, die Zwingen konnten ab. Ein Blick nach draußen, ein Blick in die Wetterprognose per Satellit – es gibt ein Wetterfenster. Also Platte nach draußen bringen. Zum zweitenmal grade hobeln – so halbwegs. Sonntags. Kanten besäumen. Schnell, das Wetterfenster war nur kurz. In der Werkstatt dann Kanten hobeln und fasen. Auch an die Ecke eine Fase. Uppps. Rumms. Einen Moment nicht aufgepasst. An der Ecke hat der Hobel natürlich keine Auflage. Der Hobel hat ein Loch in die Ecke gehobelt statt einer Fase. Deswegen hat der Tisch jetzt einen Namen. Er heißt Tisch mit unfreiwilligen 45 Grad Ecken. Naja. Egal. Dann alles schön schleifen. 60er, 80er, 120er, 150er. Reicht. Klar: ich könnte auch noch 180er und 240er. Mir reicht Körnung 150. Nochmal Probe mit dem Richtscheit. Hm. Hängt in der Mitte etwa zwei Millimeter durch. Also – das ist so. Natürlich ist Perfektionismus eine tolle Sache. Da würde man jetzt in der Mitte nochmal ne Geradeleiste unter die Platte kleben. Und dann nochmal alles exakt hobeln. Es ist nur so: wenn ich das ganze Bauprojekt nach diesen Maßstäben durchziehen würde, wäre der Tisch in zwei Jahren wahrscheinlich immer noch nicht fertig. Deswegen hängt der Tisch jetzt in der Mitte durch. Ist halt so.
Anprobe. Puuuh. Ganz schön stramm. Mit etwas wumms passt es dann.
Fehlt noch ölen …
Fertig.