Ist das wirklich so, dass ich schon seit über einer Woche kein Tagebuch mehr geschrieben habe? Nein! Nicht wirklich. Ich schreibe auch noch ein Tagebuch, welches nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und sichtbar ist. Die Schreiberei ist wirklich etwas, wozu Philipp Ruland sagt: kommt in eure Kreativität. Philipp Ruland könnt ihr googeln. Er ist Psychotherapeut und Traumaexperte. Und rät Menschen, die eine Anpassungsstörung nach ICD-10 (F43) haben dazu kreativ zu bleiben. Ich versuch’s, auch wenn mir gleich die Augen zufallen. Ich schlafe zwar schon deutlich mehr und besser als noch vor einem halben Jahr, aber so ganz optimal ist das noch nicht.
Nächster Tag …
Es ist Sonntagmorgen. Die Sonne geht auf. Die Vögel singen nur noch vereinzelt. Es ist die vollkommene Ruhe – wunderschön. Fast. Es ist niemand da, dem ich einen Kaffee bringen könnte. Das ist bekloppt. Es ist doof. Wir Menschen sind dafür gemacht füreinander da zu sein, uns einander eine Freude zu machen. Es ist das, was unser Leben als empathische Wesen besonders auszeichnet. Der Traumatherapeut Philipp Ruland spricht es deutlich aus: bewahrt euch dieses Bedürfnis und diese Sehnsucht – auch in schwierigen Zeiten. Es gibt zu viele Menschen, die dieser modernen Weltsicht anhängen, dass jeder Mensch am besten alleine ist. Die nicht mehr willens oder in der Lage sind eine Beziehung zu führen. Führende Soziologen gehen aber davon aus, dass dieser Trend das Ende der friedlichen Gesellschaft anführt. Sie könnten Recht haben. Je mehr Alleinlebende wir haben, die ihre Einsamkeit durch Konsum stillen wollen, umso weniger werden wir die wirklichen Aufgaben lösen können.
Die Natur macht es uns vor. Seit ein paar Jahren breitet sich eine invasive Ameisenart in Deutschland aus. Sie ist organisiert in riesigen, mehrere Hektar großen Kolonien. Gegen diese intelligente Art der Ausbreitung ist kein Gegenmittel bekannt.
Auf Herrn Trump ist geschossen worden. In den USA. Der Herr befürwortet auch den Besitz von Schusswaffen für Jedermann.
Mir stellen sich im Alltag vermehrt unangenehme Fragen. Die Grundbuchbereinigung zieht sich dahin. Ich sitze an schönen Wochenenden an der Steuererklärung.
Es gibt aber doch auch mehr schöne Erlebnisse. Immerhin nahen die Sommerferien der Kinder. Noch eine Woche Schule. Wir wollen uns aber einfach noch ein paar Bilder anschauen. Eigentlich wollte ich zu meiner Erinnerungsstütze jeden Tag irgendein Bild machen. Das hat schonmal nicht so gut geklappt.
Am 5.7. ist das Kino wieder offen. Jonathan hat mir geholfen und hat Schnitzel paniert. Jetzt gibt es PauIaner Spezi mit Schnitzelweckle und Radieschen. Ein Männer Fußballabend. Spanien gewinnt. Deutschland ist raus.
Samstag reisen neue Feriengäste an. Für die Putzhelfer muss alles hergerichtet werden. Das Sommerfest am See wird wetterbedingt abgesagt. Ob zum offenen Elternaustausch jemand kommt, weiß ich nicht. Deswegen backe ich vorsichtshalber mal einen Kuchen.
Das Sonntagsfrühstück steht auf dem Tisch. Wir decken auch für den Papst. Oder für Dich. Man kann ja nie wissen.
Endlich … nach über 4 Monaten Projektzeit hängen wir den ersten Vorhang auf. Der weiße Stoff ist doch mehr durchscheinend als ich dachte. Es sieht aber sehr schön aus. Für den anderen Vorhang fehlen uns die Röllekes und die Häkchen. Keine Ahnung, wo die abgeblieben sind. Ich bestelle neue.
Wir bekommen überraschend Besuch aus der Schweiz. Mit so einem Camping VW. Ich mache Kartoffelsalat. Wir werfen den Grill an und leihen uns den neuen Tisch von der Ferienwohnung.
Weitere Campingbilder. Es wird auch Volleyball gespielt.
Die Campinggäste backen ein allerfeinstes Zopfbrot und kochen sehr fein Reis mit Gemüse und haben Sorge, dass sie uns zur Last fallen. Ich frage sie, wann es bei ihnen zuletzt vorgekommen ist, dass sie zuhause von anderen Menschen bekocht wurden. Für mich ist dies die eigentliche, die ursprüngliche Form von Leben und wohlwollendem Zusammensein zivilisierter Menschen, dass jeder den Eindruck hat mehr zu bekommen, als er selbst tut. Und warum, so frage ich mich wirklich, können nicht einfach alle Menschen so zusammen leben? Es gibt keinen anderen Grund als Fehlschaltungen im Hirn, ausgelöst durch Fehlprägungen und mehr oder weniger starke Traumata. Es ist eine der vielen Motivationen zur neuen beruflichen Orientierung. Es ist wirklich be-Ruf. Lauter kann es eigentlich nicht rufen.
Bevor die Campinggäste weiter ziehen, haben wir noch einen schönen Pizzaabend. Ich mache den Teig und bereite die Bleche vor und belege zwei Pizzen. Die Feriengäste belegen das dritte Blech. Mega!
Yeeeaaaah! Der Hasenstall ist wieder bewohnt. Manuela hat das Tier gefunden. Hier erkundet es gerade sein neues Zuhause.
Essen. Immer wieder Essen und Tellerchallenge. Die Jungs sind, was Essen angeht, mehr als tiefenentspannt. Ich versuche auf sanfte Weise so viel wie möglich Kalorien und Nährstoffe in sie rein zu kriegen. Dabei lasse ich mich auch an der Theke des Supermarktes inspirieren. Heute gibt es Hähnchenbrustcurry vom Freilandhähnchen an Kokosnussmilch-Currysauce. Es wäre für dich auch noch genug da gewesen.
Für Anfang der kommenden Woche hat sich ein Musiklehrer aus Stralsund zur Übernachtung angekündigt. Das ist sehr schön, denn wir werden dann alle Ruhe haben miteinander zu quatschen.
Eine wichtige Anmerkung muss ich noch machen. Wenn ich gelegentlich schreibe, dass Du hier eingeladen bist zum Essen oder für Dich gedeckt wird, dann musst du natürlich selbst entscheiden, ob Du Dich angesprochen fühlst oder nicht. Das „Dich“ ist hier ein Platzhalter für eine oder mehrere bekannte oder unbekannte Personen. Ich habe den Eindruck, stets auch missverständlich zu schreiben. Das mag an einem Trauma liegen … Oder an dem, was Antoine de Saint-Exupery schreibt: Sprache ist der Quell aller Missverständnisse.