Eine Tischplatte wird fertig

Es war ein sehr sonniger März. Wir hatten hier glaube ich überhaupt keinen Niederschlag in den ersten vier Märzwochen. Heute hat es wenige Tropfen geregnet.

Ich konnte dann tatsächlich zwei sonnige Tage nutzen, um die Platte zu verleimen, zu hobeln, zu schleifen und zu ölen.

Sieht auf dem Foto besser aus als in echt. Beim Verleimen habe ich gesehen, dass ich nicht ordentlich besäumt bzw. gefügt habe. Und ja, eine Lamelle ist extrem verschoben bei der Leimung, ein Wurmloch ist drin, bei der Fase habe ich etwas schnell gearbeitet und die Leimung hat mehr Lücken ergeben als erhofft … aber egal. Die zu tiefe Lamelle habe ich nicht ganz ausgehobelt. Ich hab die Stelle einfach etwas tiefer gehobelt und an einer kleinen Stelle sieht man noch die Spuren von der Motorsäge. Das Wurmloch ist zu sehen und die etwas weit abgehobelte Fase ist jetzt hinten. Nach einer Woche ist die Platte immer noch quasi gerade. Ich bin mal hoffnungsvoll, dass das so bleibt.

Wir nutzen dann noch die Gelegenheit, um auszurechnen um wieviel – ja was denn eigentlich? – die Platte größer ist als die alte. Wir rechnen das in Quadratmeter und im Verhältnis und in Prozent. Im Mathebuch wäre so eine Aufgabe totdoof. Das Ergebnis ist: sie ist um das 1,8 fache bzw. 0,56 qm größer als die alte Platte.

Es tut gut, in einer bekloppten Welt mit kleinen und großen Kriegen so etwas mit Kopf und Hand und Werkzeug und Material zu machen. Einfach so. Nicht fehlerfrei, sondern so gut es eben der Kopf und die Hand und das Werkzeug und das Material hergeben. Nicht nach Lehrbuch. Sondern einfach so machen. Die Platte wäre unverkäuflich, weil zu fehlerhaft. Es gibt die begnadeten Menschen, die die bekloppte Welt einfach ignorieren können und schulterzuckend dastehen können und sagen „ach, da kann man eh nichts machen!“. Ich würde auch gerne zu dieser Menschensorte gehören. Möglicherweise ist diese Charaktereigenschaft aber genetisch bedingt.

Heute habe ich zum zweitenmal schwer gefailt. Vor dem S+A Gespräch in der Schule habe ich den Kindern versprochen, dass es keine Vorhaltungen geben wird. Da lag ich sehr weit daneben. Dann hatte ich dem Kind versprochen, dass heute die Schulpsychologin kommt und mit lustigen Tests den Tag abwechslungsreicher macht. Allein: sie kam nicht. Es ist zum Kotzen. Jeden Tag ein Kind zu erleben, was aus der Schule kommt als wäre es geschlagen worden. Gestern haben wir dann Matheaufgaben zusammen gemacht, wie mit einem Kind, was kein richtiges Mathe kann. Einfach aus dem Grund, dass der bornierte Lehrer seinen Frieden hat. Da gibt man sich als Vater viele Jahre Mühe ein wertschätzendes und achtsames Miteinander zu leben. Und dann muss man mit ansehen, wie in der Schule genau diese Werte mit Füßen getreten werden. Die Aussichten? Beschissen. Wir werden die Schule nicht wechseln können. Es werden noch fast 1,5 Jahre sehr zähes Ringen gegen autoritäre Blockheads werden. Tag für Tag. Heute hat ein Freund von mir erzählt, dass er Glück hatte. Die Lehrerin des Sohnes wurde schwanger, offenbar auch eine Fehlbesetzung. Mit dem Ersatzlehrer geht es jetzt besser. Auch diese Aussicht ist uns verwehrt. Ob es dann in der neuen Schule wirklich besser wird? Niemand kann es wissen.

Ob das Leben so Spaß macht? Ich glaube wenn ich nicht gelegentlich so überflüssiges Zeug machen würde wie eine Tischplatte aus Brennholz, könntet ihr mich in der Anstalt besuchen.

Ich bemühe mich meine Arbeit ordentlich zu machen. Weniger weil sie so sinnvoll ist, sondern weil ich gute Arbeit schätze. In jedem Moment die Herausforderung zu spüren für eine Aufgabe eine kreative Umsetzung zu schaffen. Es ist sehr wenig 0815 Arbeit, die meisten Sachen brauchen ein bisschen Kreativität. Das hält die graue Matsche zwischen den Ohren auf Trab. Sonst würde ich es sicher nicht machen. Achja … und die Kundin, die will es mal wieder „anders“ … – sie hat sicher ein schönes Leben in ihrer hübschen Beschaulichkeit.

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