Ich mach dann hier mal den Wessi. Oder ein Tag mit Kuchen und Wienerle. Der Wochen- und Monatsrückblick

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Die Woche vier ist weiterhin durchmischt. Das Wetter ist regnerisch, da bleibt man lieber drin und arbeitet was. Der Garten bleibt liegen, ich geh nicht schwimmen. Heute wäre zwar Schwimmsonntag gewesen, aber keine Zeit. Wir sind nun schon zwei Wochen marderfrei. Zum Teil, denn der Marder ist immer noch Thema Nummer eins. Sowohl die Folgen seiner Zeit hier im Haus sind noch nicht geklärt, als auch die Kinder haben ihn immer noch gut in Erinnerung. Wir bekommen ein weiteres Angebot für die Behebung der Schäden, irgendwie befriedigen die Lösungen aber alle nicht wirklich. Ich recherchiere weiter und finde noch weitere Lösungsmöglichkeiten. Hier zeichnet sich sogar am Horizont ein ganz leichter Schimmer der Hoffnung ab. Da ist es aber noch zu früh darüber zu berichten.

Ich fange mal mit dem Monatsrückblick an. Wir sind jetzt vier Wochen hier. Rückblickend kann ich sagen, dass einige Befürchtungen nicht eingetroffen sind. So hat beispielsweise das Internet schnell funktioniert und auch die Sache mit dem Telefonanschluss hat wirklich gut funktioniert. Wir dachten, dass wir wohl bald unsere Kochstelle auf Gas umstellen werden. Das werden wir erstmal zurückstellen. Zum einen funktioniert der Herd (Ceran) ganz gut, auch sind wir mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Allerdings wurden wir von einigen anderen Dingen etwas ungünstig überrascht. Insbesondere die Funktionsfähigkeit der Ferienwohnungen und den allgemeinen Zustand des Hauses haben wir eindeutig falsch eingeschätzt. Nun sind wir etwas im Rückstand. Eigentlich sollten dringend die Fenster renoviert werden und im Garten warten dringende Arbeiten. Das Gras müsste auf jeden Fall nochmal gemäht werden, die Umgrabearbeiten gehen zu langsam voran, die Hecke könnte geschnitten werden und so fort. Die Kinder brauchen derzeit noch mehr Zeit und Zuwendung als wenn sie dann hier wirklich ihr Zuhause gefunden haben. Wir beschäftigen uns auch viel mit Alltagsbanalitäten und Organisation. Ein halber Tag ist allein schon dafür drauf gegangen, dass die Krankenkasse der Ansicht ist per Gesetz dazu verpflichtet zu sein 35% Beitrag einziehen zu müssen. Der Ausgang ist da noch nicht ganz klar. Natürlich schreibe ich eine Protestnote an das Gesundheitsministerium. Die kriegen ja Geld dafür, dass sie solche Protestnoten in Aktenordnern sammeln. Nun haben sie eine mehr. Nützen wird es nichts.

Termine mit Handwerkern und Recherchen nehmen ebenso viel Zeit in Anspruch, die dann für die konkreten Arbeiten fehlt. So stehen immer noch viel zu viel Kartons rum (vor allem bei mir). Die Werkstatt ist ein Chaos und das Büro noch viel mehr. Eigentlich dürfte ich gar keinen solchen Bericht schreiben, eigentlich müsste ich gegen das Chaos ankämpfen. Wir bräuchten grade mal ein paar fite Helferlein …

Die Vermietung der Ferienwohnungen läuft nicht so schlecht. Die Gäste sind zumeist zufrieden und akzeptieren die ein oder andere Unzulänglichkeit. Gerade sind wieder Monteure da, die Buchung war recht kurzfristig. Auch hier sind wir im Rückstand. Die Website müsste dringend den neuen Erkenntnissen angepasst werden, die Preisstrategie für die kommende Saison müsste geklärt werden und noch paar andere Sachen.

Ich hab am Samstag mal den Ölpeilstab abgelesen. Es fehlen ungefähr geschätzte 2,5 cm Öl, was gemäß Tabelle etwa 100 Liter ausmacht. Wofür gingen nun 100 Liter Öl durch den Schornstein? Da ist einmal Brauchwasser (Dusche, Warmwasser), die Zirkulation für die Ferienwohnungen sowie einen Tag heizen der kleinen Ferienwohnung. Auch wenn die Zahl nicht beängstigend ist, so ist es doch ganz ordentlich, dass im Sommer so viel Öl pro Monat verbraucht wird. Und vor allem unnötig, denn die Sonne scheint häufig. Wir beschließen mal nicht nachzutanken. Wir haben zwei Ladungen Holz gekauft und die Ferienwohnungen werden im Winter weniger belegt sein. Somit müssten wir theoretisch durch den Winter kommen. Achja … den Öltank sollte ich mal freischneiden und das Laub aus dem Tankschacht raussaugen.

Erkenntnisse über den Stromverbrauch haben wir auch schonmal. Bei unserer Ankunft zeigte der Stromzähler 20508,5 kW/h. So steht es im Übergabeprotokoll. Am 24. September um 9 Uhr zeigt der Stromzähler 20765,8 kW/h. Angenommen, wir haben in dieser Zeit ungefähr so viel Strom wie im Durchschnitt des Jahres verbraucht, kommen wir auf einen Jahresverbrauch von 3756 kW/h. Stellt sich wiedermal die Frage: ist es viel oder ist es wenig? Naja – relativ … Ein 4-Personenhaushalt wird gemäß Stromlieferant zwischen 1482 kWh (sehr niedriger Verbrauch) und 5982 kWh (sehr hoher Verbrauch) eingestuft. In Anbetracht der Tatsache, dass wir mit Strom kochen, dass wir noch Feriengäste hatten, dass wir die Motorsäge in Betrieb hatten und mit Computer arbeiten, ist es ein realistischer Verbrauch. Kosten derzeit: etwa 1100 Euro pro Jahr bei einem Ökostromanbieter. Apropos Stromanbieter. Huiiii – da gibt es mehr als man überhaupt in der Lage ist zu überblicken. Auch eine Methode den Verbraucher durcheinander zu bringen. Wir haben uns nun für einen kleinen Anbieter entschieden. Mal schauen wies so läuft.

Insgesamt hatten wir in unseren ersten vier Wochen noch sehr schönes Spätsommerwetter, sind hier gut vom Dorf aufgenommen worden, die Kinder gehen nicht ungern in den Kindergarten und irgendwie geht es auch voran.

So. Nun zum Wochenrückblick. Das mit dem Wetter steht ja schon in der Einleitung. Ich hatte wieder ein wenig Arbeit. Das tat schon auch gut mal wieder was für die Kunden zu tun. Dennoch sind hier noch ein paar Kapazitäten offen.

Unser Nachbarhaus wurde ja verkauft. Davon hörten wir. Es sollte jemand aus „Süddeutschland“ dort einziehen. Wir waren natürlich neugierig, haben aber bisher niemand gesehen. Ich bin dann am Donnerstag mal rüber, um eine Einladung für Samstag in den Briefkasten zu werfen. Dort traf ich dann Michael aus Nordrhein-Westfalen, der mir auch gleich die fortschreitenden Bauarbeiten zeigte, die er in Eigenleistung vollbringt. Wir müssen uns an neue geographische Verhältnisse gewöhnen. Süddeutschland, das ist hier alles südlich von Berlin. Achsoo ist das.

Am Freitag zünden wir erstmals testweise den Kaminofen an. Das hat natürlich nicht so geraucht wie auf dem Foto mit dem Kamin. Da hat die Bildbearbeitung noch etwas nachgeholfen. Auch bei den Flammen habe ich etwas nachgeholfen damit es schön brennt.

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Besonders gespannt waren wir natürlich auf den Samstag. Wir hatten unsere Nachbarn zum Tag der offenen Tür eingeladen. Eine Nachbarin war dann schon da und hat sich entschuldigt dass sie nicht kommen könnte. Eine weitere Frau aus der Straße hat spontan angeboten Kuchen zu backen. Nur wussten wir nicht wieviel Menschen wirklich kommen würden. Ich hatte etwa 22 Briefkästen gefunden und in jeden Briefkasten eine Karte reingesteckt. Wir haben dann vorgesorgt und selbst vier Kuchen gebacken und Renate hat auch noch zwei Kuchen gebracht. Am Samstagmorgen bin ich dann bei herrlichem Wetter mit dem Fahrrad nach Grevesmühlen gefahren, habe dort noch zehn Paar Wiener Würstchen eingekauft. Hätte ich wie gewohnt Wienerle verlangt, hätte ich vermutlich zur Antwort bekommen, dass sie so etwas nicht haben. Es gibt weitere lustige sprachliche Erkenntnisse. Ein Hackstock heißt hier Hauklotz. Dann hab ich noch schnell vom Satellitenbild die Straße abgemalt auf ein DIN A3 Papier und die Häuser als Kästchen dazugesetzt. Denn natürlich können wir uns unmöglich merken wer in welchem Häuschen wohnt. So konnten wir auch vermeiden dreimal nachzufragen wie jemand heißt. Dann noch schnell ein paar Wegräumarbeiten, die Sauerei einfach irgendwoanders hin stellen. Irgendwann am Vormittag kamen dann die ersten Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner und brachten Willkommensgeschenke. Es wurden Geschichten erzählt von früher. Viele erzählten wie sie nach Tressow kamen und die uns häufig gestellte Frage, weshalb wir denn hierher kamen wurde natürlich auch immer wieder beantwortet. Die Menschen hier haben sich wahrlich gefreut über die Einladung und haben dies gezeigt. Sie waren neugierig wie wir einander erstmals so kennen zu lernen. Wir wurden auch häufig gefragt, ob wir denn die Ferienwohnungen weiter betreiben werden, was wir natürlich tun. Dass Tressow im Winter öfter mal wegen Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten ist haben wir erfahren und der Stadtplan von Tressow See wurde auch ergänzt. Dann war es fast durchgehend ein kommen und gehen. Viele freuten sich einander zu sehen, einige haben sich auch noch gar nicht gesprochen. Die Idee, das ganze Dorf zur Begrüßung einzuladen wurde als „typisch Wessi“ bezeichnet. Wir bekommen alles was wir brauchen. Blumen, Wein, ausgezeichnetes selbst gebackenes Brot mit Nüssen und Rosinen, Salz, Bücher, gute Wünsche, Spielsachen und noch viel mehr. Immer wieder hören wir, dass die Mecklenburger sehr vorsichtig sind und man auch schnell mal in Ungnade fällt. Daran schließen sich dann meist ganz persönliche Lebensgeschichten. „Und sagt nie Mecklenburg“ (mit kurzem erstem e) “ – es heißt Mecklenburg“ (mit langem erstem e) – “ – das c ist ein Dehnungs-c.“ lernen wir von einer Nachbarin. Anne-Christin wird gleich in deren Garten eingeladen und kommt mit einem Arm voll Erdbeerpflanzen wieder.

Also – was soll man da noch sagen. So viel Freundlichkeit und Herzlichkeit wird uns hier entgegengebracht. Da bleibt wirklich nur ein ganz großes Dankeschön ans ganze Dorf.

Wir haben uns veschätzt. Nicht mit der Anzahl der Kuchen, sondern mit der Anzahl der Gäste. Am Vorabend haben wir gesagt, dass nicht mehr als zwanzig kommen werden. Es waren dann fast dreißig. – Ein wirklich tolles Dorf ist das!

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Heute (Sonntag) muss dann das Holz gestapelt werden. Bei mildem Frühherbstwetter machen wir dann noch eine Ausfahrt auf dem See. Davor treffen wir am See noch zwei ältere Menschen. Sie erzählen uns, dass sie vor zweiunddreißig Jahren zum letztenmal hier gewesen wären und dass da noch alles ganz anders ausgesehen hätte. Die Frau sagte, dass sie dafür zuständig war, dass die Kinder des im Schloss ansässigen Erziehungsheimes auch schwimmen lernen.

 

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