Das Elterngespräch

Unsere neue Frau Bildungsministerin Simone Oldenburg von der Linkspartei forderte am 2. August 2018 auf ihrer Internetseite

… Statt der Kopfnoten muss es halbjährlich ein verpflichtendes Gespräch des Klassenleiters mit den Eltern im Beisein der Schülerinnen und Schüler geben …

Man darf nun gespannt sein, inwieweit die Coministerpräsidentin und Ministerin ihre damaligen Forderungen umsetzt … oder auch nicht.

Um ein paar weitere Ideen festzuhalten:

Freie Fahrt für Kinder und Jugendliche mit Bus und Bahn (20. Februar 2019)

Dramatischer Anstieg von Gewalt an Schulen – Bildungsministerin schaut weg (2019)

Volksinitiative für einen Bildungsaufstand gestartet (undatiert, vmtl. 2019)

Bildung in Not – Unterricht statt Ausfall (undatiert)

Lehrerbildungsgesetz – Vorstellung eines Gesetzesentwurfs (undatiert)

Bildungsaufstand: Mehr Lehrkräfte für mehr Unterricht statt Ausfall

https://www.bildungsaufstand.de/aktuell/

Mecklenburg-Vorpommern muss raus aus der Bildungsmisere!

Quelle: https://www.simone-oldenburg.de/

Unser erster Gesprächspartner war der Lehrer für Philosphie. Das Gespräch war wie erwartet entspannt, aber eben auch interessant. Der Philosophielehrer wusste immerhin was wir für Berufe bzw. Tätigkeiten ausüben und wo wir vorher gewohnt haben und dass er dorthin gerne in den Urlaub fährt.

Auf seine Wünsche nach Veränderung in der Bildungspolitik angesprochen machte er klar: wir brauchen mehr Personal! Bei Krankheit anderer Kollegen muss er einspringen und zusätzlich Stunden anhäufen. Das geht alles zu Lasten der Qualität. Den Deutschunterricht in der Klasse 5c wird er ziemlich sicher leider nicht übernehmen können. In vielen Punkten der Unterrichtsgestaltung und der Bildung waren wir mit ihm einig. So konnte er bestätigen, dass sich schwache Schüler von starken Schülern nicht motivieren lassen mehr zu tun, dass jeder Schüler eben individuell lernt und individuell interessiert ist – oder eben auch nicht. Auch er empfindet es als einen gravierenden Mangel, dass das 1-Stunden-Fach Philosophie durch kuriose Pausenregelungen auf 30 Minuten gekürzt ist und wünscht sich mindestens 45 Minuten Philosophieunterricht.

Die nächste Kollegin war dann die Englischlehrerin. Die machte einen bemühten Eindruck, aber doch eher konservativ gestrickt. Die Sinnlosigkeit von Hausaufgaben hat sie noch nicht erkannt, es ist aber in einem 15-minütigen Gespräch auch kaum möglich einzelne und komplexe Themen vertieft zu besprechen. Angesprochen darauf, dass es in der Schule keine elektrische Lernunterstützung gibt, verwies sie uns auf Learningapps.org und Quizlet. Beides sind ziemlich miese Plattformen. Über Quizlet schreibt sprachheld.de „Die Qualität der zur Verfügung gestellten Vokabellisten ist teilweise fragwürdig bis eher schlecht.“ Anton gäbe es nicht für die 5. Klasse. Und Notendruck findet sie auch gut. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bei entsprechender Anregung durchaus offen wäre ihre Lehrmethoden zu überdenken. Von der neuen Bildungsministerin erhofft sie sich ein Bildungskonzept, was den Namen verdient hat und „überhaupt ein Konzept“. Sie wünscht sich, dass Frau Oldenburg als Lehrerin mit Lehrern zusammen arbeitet und nicht abgehoben in ihrem Ministerium agiert.

Das letzte Date war beim Klassenlehrer. Erstmals durfte ich mein Impfzeugnis zeigen. Er ist Quereinsteiger und hatte somit auch den Wunsch an Frau Oldenburg, dass die Quereinsteiger weiter eine gute Chance im Bildungswesen bekommen. Da kann man ihm nur zustimmen. Ich erkenne nicht, dass ein schlechter Unterricht ein guter Unterricht wird, nur weil er mit Staatsexamen exerziert wird. Der Klassenlehrer findet sich durch die Vorgaben von Ministerium und Schulamt nicht beeinträchtigt. Er meint, er habe genug Gestaltungsspielraum. Zur Hausaufgabenfrage sagte er, dass er nicht einzelne Kinder bevorzugen könne und daher auf die Ablieferung bestehen muss. Er versprach aber auch, dass er nur so wenig Hausaufgaben auf gibt, dass diese auch während der Unterrichtszeit, in den Pausen oder im Bus erledigt werden könnten. Hm. Ist natürlich ein fauler Kompromiss. Denn wenn jeder Lehrer „nur“ 15 Minuten Hausaufgaben auf gibt, dann sind das eben auch 45 Minuten. Und was ich bislang an Qualität der Hausaufgaben gesehen habe, dann ist das auch eher als Beschäftigung anzusehen. Die Absetzungsversuche des Informatiklehrers in der Klasse will er in der Klassenleiterstunde besprechen.

Unsere letzten zwei Gesprächspartner sehen sich klar mehr als Lehrer denn als Lernbegleiter. Aber nun. Auch wir müssen uns in Bescheidenheit üben. Und … an den Missständen nicht verzweifeln, das Beste daraus machen.

Dennoch – es ist ärgerlich, dass man immer in so einer Mittelmäßigkeit leben muss. Egal wo man hinschaut, alles wird mehr halbherzig als mit Leidenschaft betrieben. Ich muss zugeben, es könnte schlimmer sein. Der Philosophielehrer meinte auch, dass es schlimmere Klassen gäbe als die 5c. Das alles ist ein schwacher Trost, wenn man sieht, dass es nicht viel bedarf, um aus einer mittelmäßigen Situation eine gute Situation zu machen.

Zuhause haben wir natürlich geschaut. In Anton gibt es durchaus Aufgaben für Englisch in der Klasse 5. Durch ein paar Krankheitstage nehmen wir uns auch die Zeit ein paar andere interessante Aufgaben zu machen, z.B. in Deutsch Klasse 10. Geht auch. Nebenbei beschäftigen wir uns in den Krankheitstagen mit dem Binärsystem, mit Kurvengleichungen, dem Bau eines Taschenrechners in Minecraft, Kochkünsten und immer wieder Philosophie. Auch hier: es fehlte nicht viel, dass wir tatsächlich Heimunterricht bestreiten könnten.

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