Archiv für den Tag: 20. März 2020

Ein Beitrag zum allgemeinen Tagesgeschehen

Das Tagesweltthema geht auch an uns nicht ganz spurlos vorüber: auch wir sind vom Coronafieber betroffen. Die Kinder haben schulfrei, im Supermarkt ist das Toilettenpapier ausverkauft – kein einziges Blättchen mehr zu haben. Was ich erst in den Nachrichten gehört und gelesen habe und eher für einen lokalen Einzelfall gehalten habe, konnte ich dann mit eigenen Augen sehen. Es wird empfohlen kein Foto von leeren Regalen zu machen, weil dies wiederum andere Menschen zu Hamsterkäufen animieren könnte … Also gibt es auch kein Foto von leeren Regalen. Empfehlungen …

Nein, ich gebe keine Empfehlungen ab. Aber Erkenntnisse, Erlebnisse dürfen auch schonmal hier erscheinen.

Es ist allenthalben von Vereinsamung der Menschen die Rede. Davon, dass durch die Empfehlung soziale Kontakte zu vermeiden, Leerräume entstehen, die die Menschen nicht füllen können. Von Depressionen – und dies bereits nach drei Tagen. Ich weiß wovon die Rede ist. Bei mir ändert sich nicht viel. Die Chorprobe für die Kantorei fällt aus. Das ist verschmerzbar. Das Probenwochenende wurde abgesagt. Das ist verschmerzbar. Die wöchentliche Fahrt in die Musikschule fällt aus. Das ist verschmerzbar. Dennoch – ich weiß wovon die Rede ist, auch wenn ich mich da wiederhole. Und ich will hier gerne meine Erfahrungen teilen. Sprüche wie „freut euch doch, endlich habt ihr Zeit …“ – oder: „ihr müsst doch nur per Whatsapp Kontakt halten“ oder: „lest halt ein gutes Buch – geht euren Hobbies nach“ sind Ohrfeigen für die Betroffenen. Auch: „Du bist depressiv!“ hilft nicht wirklich weiter. Es ist durchaus so, dass Persönlichkeitsstrukturen unterschiedlich sind. Es muss nicht jeden treffen. Es ist aber durchaus so, dass wenn ein Mensch es gewohnt ist unter Menschen zu sein und diese menschlichen Kontakte schätzt und gerne lebt und pflegt, dies eine Umstellung ist, ähnlich wie wenn man einem Menschen das Essen entzieht oder ihn in die Kälte stellt. Er wird deswegen nicht gleich sterben. Es ist – dies nur nebenbei – seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte die Normalität, dass sich Menschen sozialisieren, in familialen Gruppen leben, sich austauschen, sich nahe sind, gemeinsam essen, arbeiten, leben. Darauf beruht die Entwicklung der gesamten Menschheit, die Zivilisation, die Erkenntnisse, die sozialen Fähigkeiten usw.

Aber ein wirklich wichtiger Hinweis: haltet euch zurück mit schlauen Tipps und Ratschlägen. Es ist nicht gleich jemand depressiv, weil er oder sie sich plötzlichen veränderten, vollkommen unnatürlichen Lebensumständen stellen muss. Was dem einen hilft, kann für den anderen vollkommen sinnlos sein. Was aber wichtig ist: hört zu! Mit großen Ohren. Und einem offenen Herzen! Das hilft Betroffenen viel mehr als ein Gang zum Psychologen oder ein Ratgeberbuch. Weil es mir wichtig ist: Hört zu! Mit großen Ohren und einem offenen Herzen. Wendet euch nicht ab! Delegiert das Problem nicht irgendwoanders hin, schon gar nicht an eine anonyme Instanz. Wer betroffen ist, hört bitte auch zu. Findet heraus, was euch gut tut. Dem einen hilft Alkohol, dem anderen schadet Alkohol. Dem einen hilft fernsehen, dem anderen schadet fernsehen. Bei mir ist es so: Alkohol schadet – er macht benommen – auch wenn die Wirkung nachlässt. Ich brauche aber meine ganze Aufmerksamkeit. Fernsehen schadet. Es macht bekloppt. Ein gutes Buch hilft. Klavier spielen hilft (sofern es geht!). Raus gehen hilft (sofern es geht!). Am besten ist es, wenn man herausfindet, was man Kreatives tun kann. Auch dies: es ist sehr individuell. Einer schreibt einen Brief, einer malt ein Bild. Einer spielt Schach oder löst Sudoku Rätsel. Es ist quasi alles erlaubt. Wenn es euch hilft, sprecht mit einem Therapeuten. Wer jetzt einen guten Freund oder zwei oder drei gute Freunde hat, der hat das große Los gezogen. Gute Freunde sind in Krisen Gold wert. Sie geben keine Ratschläge. Sie hören zu. Sie verstehen! Dem einen hilft es zu beten, dem anderen hilft es nicht. Es ist auch erlaubt einen imaginären Gott zu verfluchen, zu beschimpfen, der einem so ein Schicksal aufbürdet. Probiert Yoga. Atem- und Meditationsübungen. Versteht ihr was ich meine? Nehmt euch selbst ernst. Ihr habt kein Problem. Ihr habt eine Aufgabe zu lösen. Eine Aufgabe mit euch selbst zu lösen, wie ihr mit einer schwierigen, krank machenden und unguten Situation umgeht. Auch wenn jemand dazu „Depression“ sagt. Der Begriff ist mittlerweile assoziiert mit einer Krankheit. Ein Stimmungswechsel ist aber keine Krankheit. Er gehört zum Leben dazu wie der Regen zum Wetter. Wer euch als krank abstempeln will, hat die Welt nicht verstanden. Wenn ihr im Zweifel seid, geht zu einem guten Psychologen und lasst es abklären. Eure Aufgabe ist es, eine Resilienz aufzubauen gegen missliche Umstände. Das ist nicht angenehm. Die Resilienz nicht aufzubauen ist aber noch viel unangenehmer. Indem ihr die Widerstandskräfte aufbaut, tut ihr etwas sinnvolles. Das ist genau dasjenige was wichtig ist: etwas zu tun, was voller Sinn ist. Auch wenn es irrsinnig ist sich an Einsamkeit zu gewöhnen. Natürlich ist es sinnvoller die Einsamkeit zu überwinden, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nur: ihr könnt das für den Moment nicht ändern. Also hilft es wirklich nur sich damit bestmöglich zu arrangieren. Meine guten Gedanken begleiten euch!

Und … die sonstige Erkenntnis? Wenn ich die Wissenschaft richtig interpretiere, hat irgendjemand, irgendwo auf der Welt etwas gegessen oder ist damit in Kontakt gekommen, was ihm nicht gut getan hat, was er weiter gegeben hat, was irgendwann den Namen Coronavirus bekommen hat, was sich nun weltweit verbreitet. Mittlerweile heißt das Ding Covid-19. Ist es nicht so, dass all das was wir tun eine Bedeutung hat? Wer kann schon wissen, dass dasjenige, was er tut oder nicht tut eine Pandemie auslöst? Ist es nicht so, dass es sinnvoll ist einmal zu fragen welchen Schaden oder Nutzen wir der Welt antun wenn wir uns in der einen oder der anderen Art und Weise verhalten? Nein, es ist unmöglich in jedem Moment alle Folgen unseres Tuns zu kennen. Dennoch – einmal inne halten und sich fragen: können wir unser Verhalten zum Wohl der Gemeinschaft ändern ohne dabei selbst Schaden zu nehmen? Das ist nicht der moralische Zeigefinger. Es ist eine einfache Frage. Haben wir tatsächlich nur die Aufgabe der Selbstverwirklichung in unserem Leben bekommen? Es wäre doch eine armselige Welt, die maßgeblich auf der Selbstverwirklichung der Individuen aufbaut. Weshalb hat der Mensch dann die Erkenntnis bekommen? Es ist eine tierische Lebensweise, keine menschliche. – Das mal als philosophischen Denkanstoß.

Keine Bilder?

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Ich schlage mich durch mit irgendwelchen Essensideen. Samson bestellt Nudelauflauf mit Brokkoli. Was für eine tolle Idee! – Es wird eine Eigenkreation. Chinakohl funktioniert gut als Salat. Der ist ein paar Tage lagerfähig und schmeckt auch den Kindern. Mal mit Möhren, mal mit Apfel, mal mit Orange.

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Das letzte Mandelhörnchen aus dem Cafe Glücklich in Wismar. Anne-Christin hat es mitgebracht.

Ein Bild kann ich nicht zeigen – eine Museumsmitarbeiterin in Heimarbeit.

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An diesem Platz haben am Tag zuvor noch Kinder gespielt. Jetzt ist der Platz verwaist.

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Ein weiterer Tradmans Trick die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen: Fußboden feucht wischen.